Geschwistereifersucht.... nochmals....

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Geschwistereifersucht.... nochmals....

Beitragvon Mamivon2 » 23.07.2008, 14:34

Hallo Kathrin
Ich bin ganz neu hier.Ich habe mich bereits im Thema "Geschwistereifersucht" etwas eingelesen. Ich finde die "Lösungsvorschläge" eigentlich immer logisch und supergut..... Aber wenn ich dann zu Hause in der Praxis bin, dann misslingt mir meist alles. Zur Zeit bin ich an DEM Punkt angelangt, wo ich sagen muss: "das ist doch nicht mehr normal!".
Ich möchte hier aber noch ein paar konkrete Beispiele von mir und meinen Kindern (bald 3 und etwas über 1 J) schildern.
Noch kurz zu mir, das mir ein sehr wesentlicher PUnkt scheint: Ich bin selber mit Schlägen und sehr autoritär erzogen worden. Über Liebe oder Sexualität wurde nicht gesprochen. Es wurde sich höchstens lächerlich gemacht darüber (zB wenn im TV eine Mutte ihrem Kind sagte, dass sie es lieb hat, dann wurde das immer ins Lächerliche gezogen). Ich habe eine ältere und eine jüngere Schwester. Meine jüngere ist stark übergewichtig (ca 150kg), meine ältere Schwester ist wie ein Jojo, zZ wegen ihrer Scheidung fast magersüchtig und ich hatte nach meiner Kanti eine Bulemie, welche aber von meinen Eltern ebenfalls nicht erkannt wurde, oder besser gesagt, verdrängt wurde ("sie spinnt halt...").
Ich habe meine erste grosse Liebe geheiratet und wir sind immer noch glücklich zusammen.
Mache zZ einen Gordon-Kurs.
So, genug zu mir:
Jetzt zu meinen Kids: Der grössere (M) und die jüngere (L).
M ist wahnsinnig eifersüchtig. Es hat sich zwar schon etwas gebessert. Inzwischen können die beiden auch mal 5 Min im Sandkasten (jeder für sich) spielen, ohne dass die kleine eins über die Rübe kriegt....
Bsp1: Morgens: Mein Grosser hat den Kidsleep-Wecker und hält sich sehr gut auch daran. Zum Morgenbisi muss ich ihn zwar vorher begleiten, aber dann geht er wieder ins Bett. Wenn der Wecker abgeht, darf er zu mir ins Bett und wir kuscheln zusammen. Noch bevor L aufwacht, sagt er schon, dass hier für L keinen Platz sei. Wenn ich ihm sage, dass mich das traurig macht, dann sagt er: "doch doch, für L ist auch Platz".
Wenn ich dann L hole und beide ihren Schoppen trinken, dann bestimmt er, wo sie liegen darf/ soll. Er ist der Chef. Er stört sie oft beim trinken und sie beginnt zu weinen. Ich reagiere nicht grad toll und sage ihm, er solle aufhören, sie müsse auch trinken. Das ganze schaukelt sich manchmal so hoch, dass er dann für gar nichts mehr empfänglich ist und nur noch in einem höchst hochfrequente Ton rumschreit (v.a. wenn SIE auch schon weint).
Ich stelle ihn dann ins Zimmer und er meint dann oft "Nöööö!" und geht wieder raus. Schlussendlich klappt es schon, aber es braucht sehr sehr viel Nerven und Zeit meinerseits.

Bsp2: Ich bin grad die Betten am machen, ER bestimmt wieder, dass L nicht in sein Zimmer darf, sperrt die Türe ab oder versperrt ihr immer den Weg mit den Worten: "Nein, L. Hier ist abgesperrt! Heir darfst Du nicht durch!" Meist schupft er sie zurück und das Geschrei (von beiden, siehe oben beschreiben) geht von vorne los.
Miteinbeziehen kann ich ihn meist nicht, da er so darauf erpicht ist, was SIE grad macht, dass er somit immer am aufpassen ist.

Bsp3: Sie spielt mit etwas, das ER natürlich unbedingt auch haben will. Er gibt ihr meist etwas anderes. Wenn sie zufrieden ist, dann belasse ich es auch . Was aber, wenn sie IHR Spielzeug behalten will? Meist nimmt er ihr dann auch wieder das neue weg, weil ER ja auch damit spielen will

Am meisten nützt immer, wenn ich dann L wegnehme und sage, dass er so alleine spielen muss. Was er aber nicht will. Er mag seine kleine Schwester schon, aber sie stört ihn halt auch.

Ich erwische mich immer bei all den Situationen, wie ich ausraste, M anschreie, Drohungen äussere, ihn beschimpfe, am liebsten xxxx würde (wie meine Eltern damals mit mir). Ich bin dann auf 180 und komme fast gar nicht mehr runter. Und das schon am morgen früh.

Ich glaube, ich mache mal einen Stop. Sonst überlade ich noch den Server.
Bin auf Deinen Beitrag gespannt. Vielen Dank schon im Voraus.
Mamivon2
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 23.07.2008, 21:09

Hallo Kathrin
Ich bin ganz neu hier.

Hallo und herzlich willkommen, schön dass du hier dabei bist, ich hoffe du fühlst dich wohl!
Du wirst sicher im Gordon Kurs viele hilfreiche Tipps erhalten. Ich gebe dir hier ein paar von meinen noch dazu. Du kannst dann von selber entscheiden und ausprobieren, mit welchen du am besten weiterkommst, welche sich bei euch am besten einsetzen lassen. Es gibt ja nicht die einzig richtige Methode und es ist von Vorteil, wenn man eine Auswahl hat.


Ich habe mich bereits im Thema "Geschwistereifersucht" etwas eingelesen. Ich finde die "Lösungsvorschläge" eigentlich immer logisch und supergut..... Aber wenn ich dann zu Hause in der Praxis bin, dann misslingt mir meist alles. Zur Zeit bin ich an DEM Punkt angelangt, wo ich sagen muss: "das ist doch nicht mehr normal!".

Das verstehe ich gut. Aber ich kann dir sagen: Es IST normal. Bis jetzt war deine Tochter keine grosse Gefahr für deinen Jungen. Doch jetzt wo sie mobiler und ein aktiver Teil der Familie wird, bricht sie in sein Territorium ein und diese Eifersucht ist eine Folge davon.
Schau einmal genau hin und achte dich, wann und in welchen Situationen es passiert. Oft sind ja die Kleinen auch nicht immer ganz unschuldig, doch meistens werden dann die Grossen bestraft. "Jetzt lass sie doch mal, sie ist ja noch klein, sei doch vernünftig, du bist schon gross und sie ist noch so klein..." usw. Um was geht es denn bei diesen Streitereien genau? Ist es einfach seine Art sich auszudrücken, weil er vielleicht nicht weiss, wie er es anders machen könnte. Ist es ein Machtspiel, ein buhlen um Aufmerksamkeit?
Zeig deinem Sohn immer wieder (auch vor anderen) wie stolz du auf ihn bist. Lobe und ermutige ihn. Sag ihm wie stolz du auf sein Können, seine Hilfbereitschaft und Selbstständigkeit bist. Lass ihn auch immer wieder Sachen tun, die ältere Kinder schon tun dürfen. z.B am Abend länger aufbleiben, einmal alleine mit Mama oder Papa oder dem Götii etwas unternehmen. Dann hat er nicht das Gefühl, er sei immer im Nachteil. Wenn er sich nämlich genügend bestätigt fühlt, dass er der Grössere und Stärkere ist, dann hat er es weniger nötig, dies seiner kleinen Schwester gegenüber immer unter Beweis zu stellen.
Schau auch, dass er genügend "Rückzugsmöglichkeiten" hat. Es ist durchaus normal, dass er auch einmal etwas ohne das Dabeisein seiner Schwester machen will. Schaff ihm eine Spielecke in seinem Zimmer. Du kannst auch jedem Kind seine eigene Spielkiste zusammenstellen. Dort packst du die Spielsachen rein, die nur für deinen Sohn bestimmt sind. Du kannst diese zusammen mit ihm raussuchen. Dann könnt ihr zum Beispiel noch eine Kiste machen, die für beide bestimmt ist. Alle Spielsachen in dieser Kiste dürfen dann beide brauchen.
Hab auch ein bisschen Verständnis: Kleine Schwestern können ja manchmal auch ganz schön nerven. :-)
Versuch auch immer wieder Zeiten zu schaffen, wo du ausschliesslich Zeit für ihn hast. z.B am Mittag, wenn die Kleine schläft, oder zusammen mit ihm in einen Schwimmkurs gehen, ins turnen usw. Denk auch daran, dass er mit seinen 3 Jahren noch nicht so gut gelernt hat Rücksicht zu nehmen. Zeig ihm wie das geht und hilf ihm dabei. Wie alle Kleinkinder, ist er ein kleiner Egoist, das ist normal, wenn auch nervig! :-)
Versuch auch deine Ansprüche etwas runterzuschrauben. Oft haben wir das Gefühl, dass Geschwister doch immer gut auskommen sollten, dass sie ein Herz und eine Seele sein müssten.


Ich möchte hier aber noch ein paar konkrete Beispiele von mir und meinen Kindern (bald 3 und etwas über 1 J) schildern.
Noch kurz zu mir, das mir ein sehr wesentlicher PUnkt scheint: Ich bin selber mit Schlägen und sehr autoritär erzogen worden. Über Liebe oder Sexualität wurde nicht gesprochen. Es wurde sich höchstens lächerlich gemacht darüber (zB wenn im TV eine Mutte ihrem Kind sagte, dass sie es lieb hat, dann wurde das immer ins Lächerliche gezogen). Ich habe eine ältere und eine jüngere Schwester. Meine jüngere ist stark übergewichtig (ca 150kg), meine ältere Schwester ist wie ein Jojo, zZ wegen ihrer Scheidung fast magersüchtig und ich hatte nach meiner Kanti eine Bulemie, welche aber von meinen Eltern ebenfalls nicht erkannt wurde, oder besser gesagt, verdrängt wurde ("sie spinnt halt...").
Ich habe meine erste grosse Liebe geheiratet und wir sind immer noch glücklich zusammen.
Mache zZ einen Gordon-Kurs.
So, genug zu mir:
Jetzt zu meinen Kids: Der grössere (M) und die jüngere (L).
M ist wahnsinnig eifersüchtig. Es hat sich zwar schon etwas gebessert. Inzwischen können die beiden auch mal 5 Min im Sandkasten (jeder für sich) spielen, ohne dass die kleine eins über die Rübe kriegt....

Versuch immer wieder in solchen Situationen ihn dann zu loben und ihm zu sagen, was dir genau gefallen hat. "Ich find's toll, dass du so schön mit deiner Schwester gespielt hast." pass auf, dass du nicht ins Negative fällst. "Toll, dass du deine Schwester heute mal in Ruhe gelassen hast."

Bsp1: Morgens: Mein Grosser hat den Kidsleep-Wecker und hält sich sehr gut auch daran. Zum Morgenbisi muss ich ihn zwar vorher begleiten, aber dann geht er wieder ins Bett. Wenn der Wecker abgeht, darf er zu mir ins Bett und wir kuscheln zusammen. Noch bevor L aufwacht, sagt er schon, dass hier für L keinen Platz sei. Wenn ich ihm sage, dass mich das traurig macht, dann sagt er: "doch doch, für L ist auch Platz".

Schau, dass er hier wirklich einen Moment mit dir alleine hat, ohne dass seine Schwester dabei ist. Wenn sie dann wach ist, dann kannst du z.B schauen, dass er sich dann schon anziehen darf, oder dass du mit ihm im Bett noch ein Büechli anschaust.

Wenn ich dann L hole und beide ihren Schoppen trinken, dann bestimmt er, wo sie liegen darf/ soll. Er ist der Chef. Er stört sie oft beim trinken und sie beginnt zu weinen. Ich reagiere nicht grad toll und sage ihm, er solle aufhören, sie müsse auch trinken.

Am besten besprichst du das einmal in Ruhe mit ihm. Macht zusammen ab, wie ihr das regeln wollt. Wer wo liegt, wie er sich im Bett verhalten soll. Du kannst ihm (wie oben schon geschrieben) ja während sie trinkt mit etwas anderem beschäftigen. Wahrscheinlich ist es ihm nur Langweilig. Sag ihm auch immer was er tun soll und was du von ihm erwartest. Also nicht: "Ich will nicht dass du die Kleine beim Trinken störst." sondern: "Ich möchte, dass du die Kleine beim Trinken in Ruhe lässt."

Das ganze schaukelt sich manchmal so hoch, dass er dann für gar nichts mehr empfänglich ist und nur noch in einem höchst hochfrequente Ton rumschreit (v.a. wenn SIE auch schon weint).
Ich stelle ihn dann ins Zimmer und er meint dann oft "Nöööö!" und geht wieder raus. Schlussendlich klappt es schon, aber es braucht sehr sehr viel Nerven und Zeit meinerseits.

Bsp2: Ich bin grad die Betten am machen, ER bestimmt wieder, dass L nicht in sein Zimmer darf, sperrt die Türe ab oder versperrt ihr immer den Weg mit den Worten: "Nein, L. Hier ist abgesperrt! Heir darfst Du nicht durch!" Meist schupft er sie zurück und das Geschrei (von beiden, siehe oben beschreiben) geht von vorne los.
Miteinbeziehen kann ich ihn meist nicht, da er so darauf erpicht ist, was SIE grad macht, dass er somit immer am aufpassen ist.

.Hier würde ich nachfragen: "Du bist grad etwas wichtiges am Machen? Du möchtest grad einen Moment für dich sein? Du möchtest jetzt grad, dass deine Schwester nicht in dein Zimmer kommt." Akzeptiere das und lass ihn dann im Ruhe. Ihr könnt z.B zusammen ein Schild basteln, dass er an die Türe kleben oder hängen kann. z.B ein "Lachigesicht" oder ein "Grännigesicht." eine Hand, die den Daumen hoch hält und eine Hand die"Stop" sagt. usw.

Bsp3: Sie spielt mit etwas, das ER natürlich unbedingt auch haben will. Er gibt ihr meist etwas anderes. Wenn sie zufrieden ist, dann belasse ich es auch . Was aber, wenn sie IHR Spielzeug behalten will? Meist nimmt er ihr dann auch wieder das neue weg, weil ER ja auch damit spielen will

.Besprich das mit ihm. Frage ihn nach Alternativen. "Was könntest du tun, wenn du jetzt unbedingt das Spielzeug haben möchtest? Was passiert, wenn du es einfach aus der Hand reisst?"
Versuch auch ihn abzulenken. Lass ihn dir in einem solchen Moment z.B etwas helfen, gib ihm etwas anderes zu spielen, oder lass ihn z.B den Ort wechseln.


Am meisten nützt immer, wenn ich dann L wegnehme und sage, dass er so alleine spielen muss. Was er aber nicht will. Er mag seine kleine Schwester schon, aber sie stört ihn halt auch.

Dann frag ihn mal, was er denn genau möchte, wie ihr das jetzt lösen könntet.
Er steckt da auch in einem Dilemma und kommt das selber nicht raus.


Ich erwische mich immer bei all den Situationen, wie ich ausraste, M anschreie, Drohungen äussere, ihn beschimpfe, am liebsten xxxx würde (wie meine Eltern damals mit mir). Ich bin dann auf 180 und komme fast gar nicht mehr runter. Und das schon am morgen früh.

Versuch den Fokus mehrs aufs Positive zu setzen. Wenn er etwas Gutes tut, dann lobe ihn.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen.
Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren! (Nicht immer nur "Nein" sagen)

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Pass auf mit Drohungen. Obwohl es meistens nützt, lernen die Kinder dabei, dass sie erst hören müssen, wenn du laut wirst, schreist oder auf 3 zählst.
Anstatt: "Wenn du jetzt nicht kommst, dann gibt es keine Geschichte", könntest du sagen: "Wenn du jetzt schnell bist, dann haben wir noch genügend Zeit, das Buch zu schauen." (Bei Gordon wirst du es noch etwas anders lernen)


Ich glaube, ich mache mal einen Stop. Sonst überlade ich noch den Server.
Bin auf Deinen Beitrag gespannt. Vielen Dank schon im Voraus.Schau mal was du mit diesen Tipps und Anregungen anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Feedback oder noch mehr Fragen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon Mamivon2 » 24.07.2008, 14:39

Hoi Kathrin.
Danke viiiielmals für die konkreten Tips.
Ich werde versuchen, diese auch anzuwenden. Wenn es auch nicht so einfach werden wird am Anfang.

Ich werde Dir später davon berichten.

Darf ich aber noch eine Frage stellen, die sehr wichtig ist:

Folgende Situation (weswegen wir häufig ins Dilemma kommen):
L weint (egal warum, evt auch nur umgefallen oder evt auch von ihm geschupst oder so) und er beginnt wie wild herumzuschreien, so dass sie noch mehr schreit (Angst). Er hält sich oft die Ohren zu dabei. Nicht immer. Er schreit dann in einem hochfrequenten Ton, der mich fast zum Wahnsinn treibt. Dann kann ich nicht mehr ruhig bleiben. Dies ist fast immer, wenn SIE weint oder schreit.

Hast Du dafür einen Tip? Es ist fast unerträglich. Dann würde ich am liebsten auch meine Ohren verschliessen und einfach auf Durchzug schalten.

Danke.
Mamivon2
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 24.07.2008, 23:53

Hoi Kathrin.
Danke viiiielmals für die konkreten Tips.
Ich werde versuchen, diese auch anzuwenden. Wenn es auch nicht so einfach werden wird am Anfang.

Ich werde Dir später davon berichten.

Darf ich aber noch eine Frage stellen, die sehr wichtig ist:

Folgende Situation (weswegen wir häufig ins Dilemma kommen):
L weint (egal warum, evt auch nur umgefallen oder evt auch von ihm geschupst oder so) und er beginnt wie wild herumzuschreien, so dass sie noch mehr schreit (Angst). Er hält sich oft die Ohren zu dabei. Nicht immer. Er schreit dann in einem hochfrequenten Ton, der mich fast zum Wahnsinn treibt. Dann kann ich nicht mehr ruhig bleiben. Dies ist fast immer, wenn SIE weint oder schreit.

Hast Du dafür einen Tip? Es ist fast unerträglich. Dann würde ich am liebsten auch meine Ohren verschliessen und einfach auf Durchzug schalten.

Danke.

Wahrscheinlich geht es deinem Sohn ähnlich. Er kann vielleicht dieses weinen der Schwester auch nicht richtig einordnen. Vielleicht hat er Angst, dass ihr etwas fehlt, vielleicht nervt es ihn auch einfach nur. Sprich doch mal mit ihm, sag ihm: "Gell, das macht einem grad ein wenig Angst, wenn sie so weint? Was denkst du, warum weint sie, was macht sie so traurig? Was könnten wir tun, damit es ihr wieder besser geht." Evt. kannt du ihn auch etwas ablenken. "Schau, Linda hat sich grad weh getan, hol mir doch schnell die Pflaster im Badezimmer."Vielleicht stresst es ihn in einem solchen Moment auch, dass sie dann grad die volle Aufmerksamkeit von dir erhält. Mit seinem Schreien, möchte er vielleicht ein Stück Aufmerksamkeit zurück bekommen. Sprich mal in einem ruhigen Moment mit ihm, oder vielleicht nimmst du ihn grad mal in der betreffenden Situation zur Seite. Schau mal mit ihm, was sein Problem ist. Nimm seinen Ärger, seine Angst und seine Gefühle ernst und versuch deine etwas zurück zu nehmen. Wenn es dich zu sehr nervt, dann lass ihn einen Moment allein, geh aus dem Zimmer.
Schau mal, ob du mit diesen Tipps etwas anfangen kannt und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon Mamivon2 » 30.07.2008, 13:59

Hoi Kathrin

Ich habe jetzt einige von Deinen Ratschlägen angewendet: Wir haben nun statt einer grossen Kiste mit Spielsachen, drei kleinere Kisten. Die eine mit Babykram für die Kleine, eine Kiste mit Spielsachen für beide (habe ich mit dem Grossen so besprochen) und eine mit Spielsachen nur für ihn. Er durfte selber entscheiden, welche NUR für ihn und welche für beide waren. Die nur für ihn haben alle einen organgen Punktkleber erhalten. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie euphorisch er das angegangen ist. Sogar sein Triptrap und sein Autositz (welche die Kleine ja nie nehmen könnte....) wurden markiert. Ich habe gestaunt, wie viele Sachen er NICHT markieren wollte, also dass SIE auch damit spielen dürfe. Wir haben das jetzt diesen Mittag gemacht. Wir werden sehen, ob es auch eingehalten wird....
Das mit dem "Absperren" ist eben leider nicht nur für sein Zimmer so (dort verstehe ich es ja noch). Sondern leider überall. Er bleibt mitten im Raum stehen und lässt die Kleine nicht mehr durch (egal welche Richtung) und zwängt sie in eine Ecke. Ich habe da noch Mühe, damit umzugehen. Ich bin dadurch ziemlich genervt.
Das mit dem Schreien (wenn sie weint), ist auch schwierig. Er kann mir keine Antwort geben, auf die Frage, warum er denn so schreie. Er meint nur:" Ja i han Öhrli weh...." Aber sein Geschrei ist 1000mal lauter als ihr weinen.....????....
Was er mir in letzter Zeit öfters gesagt hat, dass er will, dass L. auf der Autobahn schlafe.... ich erklärte ihm, dass sie so überfahren werde und das gefährlich sei. Er meinte dann, er wolle, dass sie überfahren werde. Wenn ich ihm dann sage, dass ich sehr traurig über seine Aussage sei, dann sagt er natürlich wieder, dass er das nicht wolle. Was geht da in so einem 3-Jährigen Köpfli so vor?....
Das Buch "das kompetente Kind" (wie empfohlen) bin ich natürlich grad am lesen... und da heisst es, man solle das Kind nicht zu oft "loben", da es sonst nur aufgrund seiner Leistung als "gut, annehmbar, brav" eingestuft wird und nicht wegen seiner Person. Ich finde das noch schwierig einzustufen. Und ich habe noch grosse Mühe, hier das richtige Mass zu finden. Mein Grosser fragt mich oft nach dem Einkaufen oder Spielplatz oder wo auch immer: "Bisch a brava gsii?" (also er meint sich damit). Heisst das nun, dass ich seine "Bemühungen" nicht erkannt habe? Hmmm....
Im Buch "das kompetente Kind" gibt es viele Parallelen zu meinem Alltag. Eben so, wie man es ja nicht machen sollte. Habe auch Parallelen zu meiner Erziehung und dessen Auswirkungen gefunden. Wirklich erstaunlich. Ich finde es ein sehr gutes Buch. Bin noch mittendrin.

Wollte Dich nur informieren, wie es bei uns grad läuft. Also zur Zeit eher besser als schlechter.
Mamivon2
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 30.07.2008, 17:48

Hoi Kathrin

Ich habe jetzt einige von Deinen Ratschlägen angewendet: Wir haben nun statt einer grossen Kiste mit Spielsachen, drei kleinere Kisten. Die eine mit Babykram für die Kleine, eine Kiste mit Spielsachen für beide (habe ich mit dem Grossen so besprochen) und eine mit Spielsachen nur für ihn. Er durfte selber entscheiden, welche NUR für ihn und welche für beide waren. Die nur für ihn haben alle einen organgen Punktkleber erhalten. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie euphorisch er das angegangen ist. Sogar sein Triptrap und sein Autositz (welche die Kleine ja nie nehmen könnte....) wurden markiert. Ich habe gestaunt, wie viele Sachen er NICHT markieren wollte, also dass SIE auch damit spielen dürfe. Wir haben das jetzt diesen Mittag gemacht. Wir werden sehen, ob es auch eingehalten wird....

Bin auch gespannt.

Das mit dem "Absperren" ist eben leider nicht nur für sein Zimmer so (dort verstehe ich es ja noch). Sondern leider überall. Er bleibt mitten im Raum stehen und lässt die Kleine nicht mehr durch (egal welche Richtung) und zwängt sie in eine Ecke. Ich habe da noch Mühe, damit umzugehen. Ich bin dadurch ziemlich genervt.

Versuch das eher locker anzugehen. Du kannst ja z.B im Namen von der Kleinen ihm ein Billett in die Hand drücken, damit sie durch darf. Wenn er das macht, dann probier ihn auf etwas anderes zu lenken. Dass er dir z.B etwas helfen kann. Du kannst z.B auch sagen: "Hey, Herr Absperrpolizist, ich brauche dringend deine Hilfe. Du musst mir schnell noch dies oder jenes helfen. du kannst ihm z.B auch ein paar Stühle geben, dann kann er sich selber ein Haus bauen, "absperren" und dort darf er dann drin wohnen. usw.

Das mit dem Schreien (wenn sie weint), ist auch schwierig. Er kann mir keine Antwort geben, auf die Frage, warum er denn so schreie. Er meint nur:" Ja i han Öhrli weh...." Aber sein Geschrei ist 1000mal lauter als ihr weinen.....????....

Vielleicht fragst du ihn nicht danach sondern sagst eher: "Gäll das tut einem grad in den Ohren weh, wenn sie so weint." oder "das ist grad etwas unangenehm, wenn sie so weint. Was könnten wir wohl tun, damit sie aufhört und wieder zufrieden ist, hast du eine Idee."

Was er mir in letzter Zeit öfters gesagt hat, dass er will, dass L. auf der Autobahn schlafe.... ich erklärte ihm, dass sie so überfahren werde und das gefährlich sei. Er meinte dann, er wolle, dass sie überfahren werde. Wenn ich ihm dann sage, dass ich sehr traurig über seine Aussage sei, dann sagt er natürlich wieder, dass er das nicht wolle. Was geht da in so einem 3-Jährigen Köpfli so vor?....

Auch wenn das grad so auf den ersten Blick etwas krass tönt, meint er es nicht so. Er kann noch nicht abschätzen, was diese Worte bedeuten. Vielleicht ärgert er sich in dem Moment grad über sie, vielleicht sucht er auch noch Aufmerksamkeit und möchte sie einen Moment los haben. Du kannst ihm schon sagen dass es dich traurig macht. Nimm ihn aber lieber in den Arm, sag ihm dass du ihn fest lieb hast, dass du stolz auf ihn bist, dass er ein toller Junge ist. Sag ihm auch, dass du verstehst, dass er manchmal lieber alleine sein möchte. Du kannst z.B auch mit ihm etwas vereinbaren, oder ihn daran erinnern, wann ihr "eure" Zeit habt und etwas zusammen machen könnt. Vielleicht kannst du ihn auch mal aufzählen lassen, welche Nachteile aber auch welche Vorteile es hat, ein Geschwisterchen zu haben. (Es gibt dazu noch ein herziges Buch: "Pauli bekommt ein Geschwisterchen". Du findest es unter Büchertipps Kinder).

Das Buch "das kompetente Kind" (wie empfohlen) bin ich natürlich grad am lesen... und da heisst es, man solle das Kind nicht zu oft "loben", da es sonst nur aufgrund seiner Leistung als "gut, annehmbar, brav" eingestuft wird und nicht wegen seiner Person. Ich finde das noch schwierig einzustufen. Und ich habe noch grosse Mühe, hier das richtige Mass zu finden. Mein Grosser fragt mich oft nach dem Einkaufen oder Spielplatz oder wo auch immer: "Bisch a brava gsii?" (also er meint sich damit). Heisst das nun, dass ich seine "Bemühungen" nicht erkannt habe? Hmmm....

Du hast Recht. Je mehr Ratgeber man liest umso verworrener wird das Ganze. Ich kenne das Buch, finde es auch gut und gerade das Thema "loben" wird ja überall wieder ein bisschen anders dargestellt. Die einen sagen, gar nicht loben, die andern ein wenig, andere wieder viel. Lass dich davon nicht verwirren, am Schluss bist du es, die entscheidet, welche Wert und Fähigkeiten du deinen Kindern mit auf den Weg geben willst. Du entscheidest auch wie du das erreichen willst. Ich kann dir von meiner Seite ein paar Tipps und Anregungen geben, ein paar nimmst du aus Büchern oder von anderen Mamis. Du musst dann auch selber ausprobieren, mit welchen du am besten klar kommst. Ich bin auch der Meinung, dass man ein Kind nicht nur loben soll. Sonst hat das Lob gar keine Wirkung mehr. Lobe auch nicht die Dinge, die er alle schon längstens kann. Lobe, wenn etwas ausnahmsweise mal klappt, dann vielleicht auch etwas überschwänglicher. Du kannst aber auch ab und zu am Tag ein Lob verteilen, wenn er z.B grad schnell gekommen ist, wenn du gerufen hast, schön am Tisch gesessen ist, oder ruhig gespielt hat. überleg mal, wie es bei dir ist: Auch du erhälst gerne mal ein positives Feedback, wenn du z.B jemandem die Kinder gehütet hast "Toll, dass du mir die Kinder kurz abgenommen hast, ich war wahnsinnig froh." oder wenn dein Mann dein Essen lobt. "Danke, das schmeckt toll." oder wenn du einen schönen Nachmittag mit einer Freundin verbracht hast. "Hey, das war toll heute Nachmittag mit dir ein wenig zu plaudern." Auch wir Erwachsenen brauchen eine Anerkennung für unser Bemühen für unsere Arbeit. Das stellt uns auf und genau so ist es auch bei den Kindern. Kinder können sich angewöhnen sich schlecht zu benehmen, vorallem auch dann, wenn wir ihnen nie ein Feedbackgeben, wenn sie sich gut verhalten.
Aber wie gesagt, entscheide das für dich selber, wie du das mit dem Lob handhaben willst und schau wie deine Kinder darauf reagieren. Das liegt in deiner Kompetenz, da eine gute Mischung zu finden.


Im Buch "das kompetente Kind" gibt es viele Parallelen zu meinem Alltag. Eben so, wie man es ja nicht machen sollte. Habe auch Parallelen zu meiner Erziehung und dessen Auswirkungen gefunden. Wirklich erstaunlich. Ich finde es ein sehr gutes Buch. Bin noch mittendrin.

Wollte Dich nur informieren, wie es bei uns grad läuft. Also zur Zeit eher besser als schlechter.

Das freut mich und ich habe ehrlich auch nicht daran gezweifelt, dass es besser wird. Ich persönlich würde jetzt diese Verbesserungen loben und ihm positive Aufmerksamkeit schenken.
Schau mal, wie es weiter läuft und melde dich einfach wieder.
liebe Grüsse
Kathrin
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