von Kathrin Buholzer » 25.05.2008, 16:38
hallo,ich weiss nicht mehr weiter.
Hallo Ivana06! Schön dass du hier dabei bist, herzlich willkommen im Elternplanet Forum!
Mein Junge ist 6 1/2 Jahre alt ,hat ADHS und geht noch bis zu den Sommerferien in den Kindergarten und nachher kommt er in die Einführungsklasse.Im Kindergarten läuft es sehr gut mit ihm.Momentan ist es so dass er zuhause oder bei den grosseltern sehr frech ist,nicht hört wenn man etwas sagt,sehr viele böse wörter sagt und viel Schimpfwörter,was ich nicht so toll finde.Und ich frage mich einfach warum er so ist.
Beobachte einmal und versuch herauszufinden, in welchen Situationen das passiert. Geht es um Aufmerksamkeit? Ist ihm Langweilig? Auf welche Anweisungen gibt er freche Antworten?
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Je älter er wird und je mehr er mit anderen Kindern in Kontakt kommt, je mehr hört er auch andere Reaktionen z.B von Kindern, welche freche Antworten geben. Das ist zu einem gewissen Grad normal. Wenn es "harmlose" Wörter sind wie "du gemeine, blöde, dumme Mama", dann würde ich das ignorieren. Je mehr du darauf eingehst, je interessanter wird es für ihn.
Anders sieht es allerdings aus, wenn er euch wirklich wüst beschimpft, euch also mit Worten "schlägt" und wirklich ganz heftige Schimpfwörter braucht. Das müsst und solltet ihr nicht tolerieren.
Ich würde das als erstes Mal in einer ruhigen Minute mit ihm zusammen das mal besprechen. Sagt ihm z.B: "Schau mal, es gibt immer wieder Situationen in denen man so richtig wütend ist. Kommt dir grad eine in den Sinn?" - "Ja, wenn ich etwas tun muss, dass ich gar nicht gerne mache." - "Was denn zum Beispiel?" - "Aufräumen". - "Und was tust du dann?" - "Dann werde ich wütend und schreie und schimpfe." - "Dann bist du echt sauer auf uns?" - "Ja, dann könnte ich alles kurz und klein schlagen." - "Was denkst du, wie ist das für den Papa, wenn du ihm dann solche Schimpfwörter an den Kopf wirfst?" - "Weiss nicht." - "Weisst du, wenn du mich so beschimpfst, dann macht mich das traurig. Wenn ich mal wütend bin, dann beschimpfe ich dich auch nicht. Was könntest du denn sonst noch machen?" - "Vielleicht, sagen, dass ich wütend bin." - "Genau und wenn du dich etwas beruhigen musst, dann könntest du z.B dich einen Moment zurückziehen.".... usw.
Verstehst du was ich meine? Versucht zusammen ein angemessenes Alternativverhalten zu finden. Wütend sein ist ok! Es ist aber nicht ok, jemandem weh zu tun oder zu verletzen.
Wichtig ist, dass du ihm nicht einfach gleich die fix fertige Lösung vorgibst, sondern mit ihm zusammen nach einer Lösung suchst.
Schreibt es dann zusammen auf. z.B "Die Wutregel". Schreibt auf, was er in dieser Situation genau tun soll. (Positiv formulieren!) Schreibt, zeichnet, klebt und hängt das Blatt irgendwo gut sichtbar auf.
Ihr könnt z.B auch noch ein paar Schimpf und Fluchwörter selber erfinden. "Du grüne Algenspaghetti, du violette Quatschtomate" usw.
Versuch auch mal zu beobachten, wann er das sagt. Evt. hat es auch damit zu tun, dass er von eurer Anweisung so überrascht wurde, dass er sich gar nicht darauf "vorbereiten" konnte und eigentlich etwas anderes im Sinn hatte. Versuch immer deinen Kindern zu sagen, was als nächstes passiert und was du von ihnen erwartest. "Ihr dürft jetzt noch den Film zu Ende schauen, dann möchte ich dass ihr grad sofort und ohne murren den Fernseher abschaltet, die Hände wascht und zum Essen kommt." oder "Ihr könnt jetzt noch bis um halb 3 spielen. Wenn ich dann zu euch hoch komme, dann möchte ich, dass ihr grad kommt, wir müssen noch schnell einkaufen gehen."
Wenn er dann wirklich mal einen Wutanfall hat, euch wüst beschimpft und auch nicht damit aufhören kann/will, dann würde ich ihn einen Moment in die Auszeit schicken.
Ich würde es mal mit diesen Sachen versuchen, wenns dann trotzdem auf eine Auszeit hinausläuft, dann kann ich dir das dann noch genau erklären.
Wir probieren ruhig zu bleiben,ruhig mit ihm zu reden.und ich frage ihn dann auch warum er so frech ist zu uns,oder warum er immer so schlimme böse Wörter und Schimpfwörter sagt.Er sagt dann immer einfach.
Das ist zwar gut gemeint, bringt aber meistens nix, da die Kinder nicht sagen können oder wollen, warum sie sich so verhalten. Wichtig ist viel mehr ihm aufzuzeigen, wie er sein Verhalten ändern und wie er mit Wut, Ärger und Frust umgehen kann.
Ich habe einfach keine Kraft mehr,und werde dann auch sehr schnell laut.Er hat noch zwei kleinere Geschwister.Mit der 3 1/2 jährigen kann er es nicht so gut.Er haut sie viel,oder sie streiten sehr viel miteinander.
Wichtig ist auch hier einmal genau hinzuschauen, WANN es passiert. Ist es Eifersucht? Gehen sich die Kinder auf Grund ihrer unterschiedlichen Art auf die Nerven? Ist es ein Machtkampf zwischen den beiden, um zu sehen für wen die Eltern Partei ergreifen?
Oftmals ist es auch so, dass das scheinbar "schwächere" Kind sein Geschwisterchen mit tausend kleinen Sticheleien gerade zu herausfordert. So dass die Eltern dann Partei für das "schwächere" ergreifen. Die Rollen sind so schnell verteilt. Das eine Kind ist das "Liebe" das andere das "Böse".
Streiten ist etwas, was die Kinder lernen müssen.
Für die Situation selber, ist es wichtig, dass du nicht als „Polizist“ in die Situation rein gehst, sondern als „Vermittler“. Wenn sie sich streiten und du zu ihnen gehst, dann versuche nicht gleich selber die Situation zu klären. Also nicht: „ was isch itze hie scho wider los, Luca was hesch ume gmacht? Muesch immer mit de andere stritte, itze gib ihne sofort die Sache zrügg/la ihn i Rueh usw.“ Versuch als erstes mal zuzuhören. Was genau ist passiert, versuch nicht zu bewerten und Partei für jemanden zu ergreifen. Hör zu und mach dir ein Bild. Wenn nötig fass das Gehörte zusammen: „Also hani das richtig verstande, Annina du bisch verruckt worde, wüll dr Nico dir ds Spilzüg het wäggnoh?"
Versuch auch hier nicht gleich selber die Lösung zu geben. Probier deine Kinder zu einer Lösung zu bewegen. „Also, Lukas, was chönntisch de mache, we der d Leanne ds Spilzüg wägnimmt. Hesch no e anderi Idee, als houe? Was gits itze für ne Möglichkeit? Wie chönnte mir das Problem itze löse?“ Lass sie einfach so viel selber zur Lösung beitragen, wie sie in ihrem Altern schon können.
Kinder haben meistens selber sehr gute Ideen Probleme zu lösen, man muss sie nur lassen. Wichtig ist, dass du ihnen nur soviel Hilfe wie nötig gibst, so dass sie das Problem eigentlich selber lösen können. Wenn es dann nicht klappt, oder sie sich nicht einigen können, dann kannst du immer noch einschreiten od. eine Lösung vorschlagen. „Luget, wenn dir öich nid chöit einige, wär itze mit dem Outo spilt, de nimenis itze für ne Moment wäg. 10 Minute gibenis euch de wider und de chöit der de nomal versueche das z löse.“ Es ist nicht deine Aufgabe abzuwägen und den Schiedsrichter zu spielen, du sollst nur Hilfestellungen geben und die Kinder müssen es dann selber versuchen. Das ist für dich einfacher, denn sonst stehst du immer zwischendrin, du bist immer für irgendjemanden „die Böse“ du kannst es nicht allen recht machen. Deshalb ist es für dich auch viel entspannter, wenn deine Kinder nach Lösungen suchen. Sie werden mit der Zeit auch merken, dass sie dich auch nicht immer rufen müssen, denn du ergreifst ja „keine Partei“ mehr für jemanden.
Ich weiss, das ist sehr schwierig am Anfang, vor allem wenn man es sich gewohnt ist, immer gleich einzuschreiten und Tipps zu geben oder zu befehlen, wies jetzt läuft. Es braucht Fingerspitzengefühl um sich auch mal zurückzuhalten und den „Ball“ an die Kinder zurückzugeben. Es wird sicher auch nicht gleich beim ersten Mal klappen, aber probier es einfach immer wieder. Du kannst mir ja ein Feedback geben wie es geklappt hat.
Mit der 1 1/2 jährigen kann er sehr gut.Was auch noch ist dass er sehr viel Angst hat.Also er läuft zum Beispiel auch nicht alleine in den Kindergarten.Ich muss ihn immer bringen und holen.er getraut sich auch nicht alleine nach darussen da wo wir wohnen ,wir wohnen im fünften Stock in einem grossen Block.
Es gibt immer wieder Situationen (auch bei uns Erwachsenen) in denen wir unsicher sind und Angst haben. Wir wissen, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist und dass wir diese Angst manchmal aushalten müssen. Genauso ist es bei unserern Kindern auch. Wenn Kinder Angst haben, sollten wir versuchen ruhig zu bleiben.
Versuch dort, wo du es deinem Sohn zumuten kannst, die Angst/"das Hindernis" mit deiner Hilfe zu überwinden, unterstütze ihn dabei. D.h ihn bei der Hand zu nehmen, ihn zu begleiten, ihm Hilfe und Unterstützung anzubieten. Schritt für Schritt.
Versuch auch zu zuhören, was ihm Angst macht. Versuche diese Angst nicht einfach "wegzureden" oder ihn zu beruhigen. Nimm sie ernst und versuch mit ihm zusammen eine Lösung zu finden, wie er diese überwinden kann. Evt. hat er selber eine Idee, wie du ihm am Anfang etwas unterstützen kannst.
Wenn du ihm jede Hürde aus dem Weg räumst, dann nimmst du ihr die Chance auf eigenen Beinen zu stehen. Kinder können nur Verantwortung üben, wenn wir sie ihnen nicht ständig abnehmen.
Es gibt dazu einen guten Satz: Es gibt eine Hilfe, die keine Hilfe ist!
Beim Kindergartenweg kannst du z.B mit ihm abmachen, dass du z.B bis zum Kindergartentor mit ihm kommst. Besprich dann genau, wie das dort abläuft, wie ihr euch verabschiedet und dass er dann selber reingehen muss. Probiere auch hier kleine Schritte aus.
Du kannst z.B ein Abschiedsritual mit ihm abmachen.
(Ihr könnt das dann auch mal zusammen zu Hause üben). Z.B ein Sprüchli sagen, ein spez. Abschiedsgruss, ein Kuss usw. du kannst ihm auch einen Gegenstand auf den Weg geben. z.B eine Muschel, ein Tüechli, ein kleines Kuscheltierchen oder einen Stein.
Wenn ihr wollt, könnt ihr zusammen einen kleinen Stein suchen und diesen gemeinsam verzieren (mit Glitzerfarben, anmalen, mit Glitzersteinen verzieren). Wenn ihr euch verabschiedet, dann könnt ihr die Steine austauschen. Er hat dann etwas von dir und du hast etwas von ihm.
Um ihn noch etwas zu motivieren, könntest du eine Punktekarte mit ihm machen.
Positiv formulieren, was möchtes du von ihm. Du kannst etwas witziges basteln, dass er gern hat. Z.B ein Piratenschiff, einen Zoo, eine Rennbahn usw. B. Piratenschiff kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, bei der Rennbahn auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen. Jedes Mal wenn er es geschafft hat, darf er am morgen ein Kleberli aufkleben. Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B einen Bagger, Plüschtier, muss aber nicht sein. Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem 1. Mal sich beim Tor verabschieden, oder nach dem 1. Mal, wenn er ruhig und ohne Theater reingeht, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung. Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.
Ich hoffe du kannst mir weiter helfen,weil ich weiss echt nicht mehr weiter.Bin froh dass du mir diese Seite gesagt hast.herzlichen dank nochmals
Ist sehr gern geschehen! Ganz viele versch. Tipps. Am besten druckst du dir alles einmal aus und liest es in Ruhe durch. Frage nach wenn du etwas nicht verstanden hast. Melde dich mit Feedback und du kannst mir gerne noch ein paar konkrete Beispiele aufschreiben, dann kann ich dir noch etwas besser helfen.
Liebe Grüsse
Kathrin