Probleme mit klaren Anweisungen/konsequent sein

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Probleme mit klaren Anweisungen/konsequent sein

Beitragvon Monika » 02.10.2007, 11:07

Liebe Kathrin
Ich bin gerade erst auf dieses Forum gestossen und finde es toll, dass man da kompetente Antworten auf Erziehungsfragen bekommt!
Ich habe 2 Kinder, 3 und fast 6 Jahre alt. Wir haben nicht wirklich grosse Erziehungsprobleme mit den Kindern - sie sind beide vom Temperament her eher ruhig und nicht extrem mit Trotzen etc. Aber ich merke, dass ich trotzdem immer mehr überfordert bin. Ich bin selber vom Typ her sehr anpasserisch und kann schlecht nein sagen etc. Es fällt mir schwer, klare Anweisungen zu geben und konsequent zu sein und auch mal Konsequenzen folgen zu lassen. So merke ich immer mehr, dass besonders die Tochter Aline (fast 6) das natürlich auch langsam ausnützt und immer weniger macht, was ich sage, bzw. sie hört gar nicht richtig hin und reagiert erst, wenn überhaupt, wenn ich die Sachen sicher 5 mal gesagt habe. Das ist so nervenaufreibend, dass ich des öfteren Dinge, die wir abgemacht haben, wie z.B. ihren Teller wegräumen, wieder selber mache... Wir haben im Januar dieses Jahres mal Familienregeln aufgestellt und auf ein Plakat gemalt (Teller wegräumen, Hände waschen vor dem Essen und am Abend aufräumen) Eine Zeitlang ging es relativ gut und ich dachte, besonders die ersten 2 Dinge gehen mit der Zeit von selber und ich muss es nicht bei jeder Mahlzeit x-mal sagen. Und jetzt, nach 8 Monaten, ist es immer noch so, d.h. bei Aline klappt das Teller-Abräumen manchmal schon, aber oft muss ich es ihr wieder sagen. Der Kleine, Pascal, macht da im Moment auch gar nicht gut mit. Das ist nach so langer Zeit soo zermürbend, und gibt mir definitiv mehr Arbeit als alles schnell selber zu machen...
Im Juni haben wir noch gezügelt und von daher erst recht alles ein wenig schleifen gelassen. Nun merke ich einfach, dass ich und mein Mann wieder mehr "dahinter" müssen, also wohl wiedermal die Regeln klar definieren etc.

Mein grösstes Problem ist für mich manchmal meine eigene Persönlichkeit, wie ich oben geschrieben habe: es braucht mich immer soo viel Energie, mal ein klares Nein zu sagen und durchzuziehen. Und ebenfalls bin ich sehr konfliktvermeidend: lieber immer wieder mal etwas durchlassen, als ein Geschrei provozieren. Es kostet mich sooviel Nerven, und die habe ich allzu oft nicht...
So habe ich so langsam das Gefühl, besonders bei Aline, die Erziehung entgleitet mir langsam etwas und ich habe Angst davor, wie das wird, wenn sie noch einige Jahre älter wird, in die Pubertät kommt etc. Deshalb muss ich unbedingt wieder etwas unternehmen. Kannst du mir ev. auch Kurse empfehlen, gibt es z.B. Forsetzungskurse Triple P?(wir haben einen Triple P vor 2 Jahren besucht) Ist Gordentraining noch empfehlenswert? Übrigens, wir wohnen in Langenthal.

Nochmals 2 konkrete Situationen im Erziehungsalltag:

-Teller abräumen nach dem Essen: wie schon gesagt, bei Aline geht das so einigermassen, aber bei Pascal (3,5) fast gar nicht. Ist es in diesem Alter eh noch etwas zu früh, so etwas durchzuziehen? Das gleiche ist bei ihm mit dem An- und Ausziehen: er könnte eigentlich einiges davon schon selber, will aber meistens nicht. Er lässt sich am liebsten alles vom Mami machen...

-aufräumen allgemein: das ist bei beiden recht schwierig. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, das vor dem Nachtessen zu machen-übrigens, nach dem Essen schauen sie das Sandmännli im TV, bzw. dürfen eine halbe Stunde fernsehen. Das wäre ja eine gute Reihenfolge-das Fernsehen sozusagen als Belohnung. Aber allzuoft sind wir mit dem Nachtessen so spät, dass es fast nicht mehr reicht zum Aufräumen. Da wäre wohl etwas mehr Disziplin nötig und ein klarer Plan, wann wir was genau machen...

Sorry, ist etwas lang geworden.... Ich freue mich, wenn du mir ein paar Tipps geben kannst.

Vielen Dank schon jetzt,
liebe Grüsse
Monika
Monika
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 03.10.2007, 00:12

Liebe Kathrin
Ich bin gerade erst auf dieses Forum gestossen und finde es toll, dass man da kompetente Antworten auf Erziehungsfragen bekommt!
Danke fürs Lob und es freut mich, dass du hier dabei bist. (Wie bist du denn draufgestossen?)

Ich habe 2 Kinder, 3 und fast 6 Jahre alt. Wir haben nicht wirklich grosse Erziehungsprobleme mit den Kindern - sie sind beide vom Temperament her eher ruhig und nicht extrem mit Trotzen etc. Aber ich merke, dass ich trotzdem immer mehr überfordert bin. Ich bin selber vom Typ her sehr anpasserisch und kann schlecht nein sagen etc. Es fällt mir schwer, klare Anweisungen zu geben und konsequent zu sein und auch mal Konsequenzen folgen zu lassen. So merke ich immer mehr, dass besonders die Tochter Aline (fast 6) das natürlich auch langsam ausnützt und immer weniger macht, was ich sage, bzw. sie hört gar nicht richtig hin und reagiert erst, wenn überhaupt, wenn ich die Sachen sicher 5 mal gesagt habe.

Da du ja Triple P kennst, wird dir das was ich dir hier schreibe sicherlich bekannt vorkommen. Aber wieder einmal eine kleine Auffrischung kann ja auch nicht schaden, oder? :-)Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihm möchtest). warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte ihn. Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn. Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal. Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib sie ihm dann wieder.
Wenn es keine Konsequenz gibt, dann setze ihn für eine bis 2 Minuten auf den stillen Stuhl. Er muss dann kurz auf einen Stuhl, Treppe, Boden sitzen, sich beruhigen, kurz nachdenken und du holst ihn dann wieder. (Wie bei der Auszeit). Wenn er nicht still ist, dann bring ihn in die Auszeit. Sag ihmwarum: „du bisch nid still gsi, drum muesch itze e moment id uszyt/timeout ids zimmer.

Die Auszeit ist die letzte Möglichkeit und steht am Ende einer langen Kette von Erziehungsfertigkeiten (Fam. Regeln, direktes ansprechen, klare ruhige Anweisungen, Log. Konsequenzen, Stiller Stuhl und Auszeit. Die Auszeit funktioniert nur, wenn du vor allem auch die anderen Erziehungsstrategien (beschreibend loben, Aufmerksamkeit schenken, Zuneigung zeiten bei positivem Verhalten, beiläufiges lernen usw.) regelmässig anwendest.


Das ist so nervenaufreibend, dass ich des öfteren Dinge, die wir abgemacht haben, wie z.B. ihren Teller wegräumen, wieder selber mache...
Das ist ja das Problem. Deine Kinder wissen, dass es irgendwo noch ein "Hintertürchen" gibt. Wenn sie sich nicht an die Abmachungen halte, dann kommt Mama und erledigt alles, sehr praktisch. ;-)
Wir haben im Januar dieses Jahres mal Familienregeln aufgestellt und auf ein Plakat gemalt (Teller wegräumen, Hände waschen vor dem Essen und am Abend aufräumen)
Das ist tip top. Denk dran, dass nicht du allein die Regeln aufstellst, sondern dass die Kinder mithelfen. Frag sie danach, was wichtig ist. Was sie alles tun müssen. Die Regeln werden viel eher eingehalten, wenn die Kinder mitgeholfen haben.

Eine Zeitlang ging es relativ gut und ich dachte, besonders die ersten 2 Dinge gehen mit der Zeit von selber und ich muss es nicht bei jeder Mahlzeit x-mal sagen.
Du kannst sie ja am Anfang kurz auf die Regeln hinweisen. Frag sie danach, was ihr abgemacht habt.

Und jetzt, nach 8 Monaten, ist es immer noch so, d.h. bei Aline klappt das Teller-Abräumen manchmal schon, aber oft muss ich es ihr wieder sagen.
Lobe sie, wenn es klappt. Motivieren kannst du sie evt. mit einer Punktekarte. Wenn du nicht mehr genau weisst wie, dann kann ich dir gerne noch ein paar Tipps geben.

Der Kleine, Pascal, macht da im Moment auch gar nicht gut mit. Das ist nach so langer Zeit soo zermürbend, und gibt mir definitiv mehr Arbeit als alles schnell selber zu machen...
Im Juni haben wir noch gezügelt und von daher erst recht alles ein wenig schleifen gelassen. Nun merke ich einfach, dass ich und mein Mann wieder mehr "dahinter" müssen, also wohl wiedermal die Regeln klar definieren etc.
Genau und eben mit ihnen zusammen.

Mein grösstes Problem ist für mich manchmal meine eigene Persönlichkeit, wie ich oben geschrieben habe: es braucht mich immer soo viel Energie, mal ein klares Nein zu sagen und durchzuziehen. Und ebenfalls bin ich sehr konfliktvermeidend: lieber immer wieder mal etwas durchlassen, als ein Geschrei provozieren. Es kostet mich sooviel Nerven, und die habe ich allzu oft nicht...
Versuch wieder vermehrt den Fokus aufs positive zu richten.

So habe ich so langsam das Gefühl, besonders bei Aline, die Erziehung entgleitet mir langsam etwas und ich habe Angst davor, wie das wird, wenn sie noch einige Jahre älter wird, in die Pubertät kommt etc. Deshalb muss ich unbedingt wieder etwas unternehmen.
Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis und jetzt mach etwas draus. Du hast den Kurs ja gemacht und kennst die Strategien. Überlege welche Strategien du einsetzen kannst und versuche Schritt für Schritt wieder die Kontrolle zurück zu bekommen.
Kannst du mir ev. auch Kurse empfehlen, gibt es z.B. Forsetzungskurse Triple P?(wir haben einen Triple P vor 2 Jahren besucht) Ist Gordentraining noch empfehlenswert? Übrigens, wir wohnen in Langenthal.
Ich kenne Gordon zu wenig. Aber ich denke, dass du mit Triple P schon gut fährst. Wichtig ist nur, dass du es jetzt auch umsetzt. Ich mache nächsten April/Mai 08 einen Erfahrungsaustausch. Eigentlich ist es für die Teilnehmer von meinen Kursen, aber wenn du Lust hast, kannst du dich gerne auch anmelden. Wir werden an einem Abend Erfahrungen austauschen, die wichtigsten Punkte nochmals auffrischen. Die Details findest du unter Triple P Erfahrungsaustausch.

Nochmals 2 konkrete Situationen im Erziehungsalltag:

-Teller abräumen nach dem Essen: wie schon gesagt, bei Aline geht das so einigermassen, aber bei Pascal (3,5) fast gar nicht. Ist es in diesem Alter eh noch etwas zu früh, so etwas durchzuziehen? Das gleiche ist bei ihm mit dem An- und Ausziehen: er könnte eigentlich einiges davon schon selber, will aber meistens nicht. Er lässt sich am liebsten alles vom Mami machen...
Nein, er kann das mit 3,5 Jahren sehr gut selber. Und wenn Mami ihn immer anzieht, warum sollte er es denn selber tun? Versuch doch mal einen Aktivitätenplan zu machen. Als Belohung könnte auch hier eine Punktekarte hilfreich sein.

-aufräumen allgemein: das ist bei beiden recht schwierig. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, das vor dem Nachtessen zu machen-übrigens, nach dem Essen schauen sie das Sandmännli im TV, bzw. dürfen eine halbe Stunde fernsehen. Das wäre ja eine gute Reihenfolge-das Fernsehen sozusagen als Belohnung. Aber allzuoft sind wir mit dem Nachtessen so spät, dass es fast nicht mehr reicht zum Aufräumen. Da wäre wohl etwas mehr Disziplin nötig und ein klarer Plan, wann wir was genau machen...
Genau, da muss ich ja gar nichts mehr dazu sagen. :-)

Sorry, ist etwas lang geworden.... Ich freue mich, wenn du mir ein paar Tipps geben kannst.
Bin gespannt, ob du mit meinen Antworten etwas anfangen kannst. Melde dich einfach wieder und gib mir Feedback, wie es geklappt hat, ok?

Vielen Dank schon jetzt,
Gern geschehen!
liebe Grüsse
Monika
Grüessli
Kathrin
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Beitragvon Monika » 03.10.2007, 22:23

liebe Kathrin
Vielen Dank für die schnelle Antwort! Ich werde versuchen, deine Tipps umzusetzen und dir dann Bescheid geben.

Liebe Grüsse
Monika
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