Gspänli - "schlechter Einfluss"

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Gspänli - "schlechter Einfluss"

Beitragvon Hera » 06.05.2008, 14:45

Liebe Kathrin
Sohnemann (4 Jahre) spielt oft und gern mit einem Nachbarsjunge. Dieser ist gleich alt und wird mit unserem Sohn in Kiga und Schule gehen. Leider ist es so, dass mein Mann und ich überhaupt nicht einverstanden sind mit dem Erziehungsstil dieser Eltern und auch mit diesem Kind überhaupt nicht zurecht kommen. Wenn ich könnte, würde ich einfach ausweichen, es geht mich ja nichts an, aber wir sind eben sehr direkt betroffen. Der andere Junge - nennen wir ihn S. - kennt überhaupt keine Grenzen. Er ist in meinen Augen wirklich verhaltensauffällig. Er ist sehr frech, gehorcht überhaupt nicht, ist sehr grob, haut drein, benutzt Schimpf- und Fluchwörter etc. Beispiel: Er sagt zu seiner Mutter (Chilenin) regelmässig "du Blöde" oder "du Doofe". Daraufhin lacht sie und sagt "ja, ja, ich blöd, du blöder S.". Unser Sohn teilt inzwischen diese Worte auch allen aus, denn es ist ja witzig. Wir versuchen ihm natürlich zu erklären, dass wir das nicht wollen, dass es respektlos ist, dass es verletzend ist, dass bei uns andere Regeln gelten etc.: Es nützt bisher überhaupt nichts. S. ist den ganzen Tag praktisch unbeaufsichtigt, den ganzen Tag läuft der Fernseher, unter anderem zum Beispiel auch Filme wie Spiderman. Manchmal wenn unser Sohn allein draussen ist, geht er mit S. rein, schaut dort tv und isst Schoggi um halb zwölf. Wiederholtes verbieten und erklären hat bisher nichts genützt. Ein weiteres Problem: S. spricht immer noch eine Art "Babysprache" (lispeln, l statt r) und sehr laut. Unser Sohn immitiert ihn und spricht auch so, was uns total auf die Palme bringt. Auch hier: Alles reden hat bisher nichts genützt.

Wir sind ratlos. Die zwei werden zusammen in den Kiga und in die Schule gehen, der Kontakt wird also eher noch mehr werden. Gespräche mti den Eltern halten wir für völlig aussichtslos, denn die Denkweisen sind einfach zu unterschiedlich. Wenn S. schlägt lachen seine Eltern und sagen "e richtige Bueb halt"...

Ich bin sehr gespannt auf deine Tips zu diesem Thema, denn wir wissen wirklich nicht mehr weiter.
Danke und Gruss
Hera
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 06.05.2008, 17:01

Liebe Kathrin
Sohnemann (4 Jahre) spielt oft und gern mit einem Nachbarsjunge. Dieser ist gleich alt und wird mit unserem Sohn in Kiga und Schule gehen. Leider ist es so, dass mein Mann und ich überhaupt nicht einverstanden sind mit dem Erziehungsstil dieser Eltern und auch mit diesem Kind überhaupt nicht zurecht kommen. Wenn ich könnte, würde ich einfach ausweichen, es geht mich ja nichts an, aber wir sind eben sehr direkt betroffen.

Das ist wirklich ein schwieriges Thema. Ihr könnt nicht die Erziehung dieses Jungen übernehmen, aber ihr könnt trotzdem dafür schauen, dass die Grenzen, die ihr EUREM Sohn gesetzt habt, nicht bei eurer Haustüre aufhören.
Je nachdem was für eine Beziehung du zu der Mutter hast, kannst du das Thema gut mal ansprechen. Sag ihr, was dir auffällt, sag ihr welche Gedanken du dir machst und beobachte mal wie sie darauf reagiert. Versuch sie nicht in eine Ecke zu drängen und werte nicht. Also z.B "Mir ist aufgefallen, dass dich dein Sohn oft beschimpft." oder "Ich habe oft schon beobachtet, dass dein Sohn einfach dreinschlägt." Vielleicht kann sie ja das Vertrauen zu dir fassen und du kannst ihr vielleicht auch ein paar Tipps und Hinweise geben, was sie verändern kann oder wo sie Hilfe holen kann.


Der andere Junge - nennen wir ihn S. - kennt überhaupt keine Grenzen. Er ist in meinen Augen wirklich verhaltensauffällig. Er ist sehr frech, gehorcht überhaupt nicht, ist sehr grob, haut drein, benutzt Schimpf- und Fluchwörter etc. Beispiel: Er sagt zu seiner Mutter (Chilenin) regelmässig "du Blöde" oder "du Doofe". Daraufhin lacht sie und sagt "ja, ja, ich blöd, du blöder S.". Unser Sohn teilt inzwischen diese Worte auch allen aus, denn es ist ja witzig. Wir versuchen ihm natürlich zu erklären, dass wir das nicht wollen, dass es respektlos ist, dass es verletzend ist, dass bei uns andere Regeln gelten etc.: Es nützt bisher überhaupt nichts.

Hier könntest du es mit Ich-Botschaften versuchen, also nicht erklären, predigen, moralisieren sondern: "Wenn du mich beschimpfst, dann ärgert mich das, weil ich mit dir auch anständig spreche." oder "Wenn du mir solche Worte austeilst, dann verletzt mich das und macht mich traurig."
Ihr könnt auch mal mit ihm zusammensitzen und ein paar Problemverhalten des Jungen zur Sprache bringen. Diskutiert mal darüber, was ihr daran nicht gut findet und fragt euren Sohn auch mal danach. Manchmal ist es hilfreich, wenn man eine solche Situation grad nachspielt und ihn dann fragt, wie das auf ihn gewirkt hat. Fragt ihn dann auch grad, wie er das jetzt besser gemacht hätte. Versucht ihn zu stärken, dass er in Situationen auch mal einen Rückzieher machen kann, also nicht auf den "Seich" miteinsteigen soll. Auch das könnt ihr mal zusammen im Rollenspiel üben. Versucht zusammen Alternativen zu finden, wie euer Sohn reagieren könnte, wenn er wieder in eine solche Situation gerät. Es ist für ein Kind wahnsinnig schwierig, den Verlockungen des "Blödsinn-Machens" zu widerstehen, wenn er nicht weiss, WAS er denn sonst tun könnte./color]

S. ist den ganzen Tag praktisch unbeaufsichtigt, den ganzen Tag läuft der Fernseher, unter anderem zum Beispiel auch Filme wie Spiderman. Manchmal wenn unser Sohn allein draussen ist, geht er mit S. rein, schaut dort tv und isst Schoggi um halb zwölf. Wiederholtes verbieten und erklären hat bisher nichts genützt.


[color=darkred]Hier könntet ihr z.B mit ihm eine Regel abmachen, dass wenn er irgendwo reingehen will, dass er euch vorher fragen muss. D.h aber auch, dass du das dann auch kontrollieren musst. Findest du ihn dann nicht und er ist irgendwo drinnen, ohne dich vorher gefragt zu haben, dann musst du ihn holen und er muss einen Moment reinkommen.
(Was macht denn die Mutter des Jungen, ist die denn gar nicht zu Hause?)


Ein weiteres Problem: S. spricht immer noch eine Art "Babysprache" (lispeln, l statt r) und sehr laut. Unser Sohn immitiert ihn und spricht auch so, was uns total auf die Palme bringt. Auch hier: Alles reden hat bisher nichts genützt.

[Hier würde ich sagen: "Wenn du so sprichst wie ein Baby, dann ärgert mich das, weil ich dich dann gar nicht verstehen kann." oder "Ich merke, wie du immer wieder die Sprache von S. imitierst. ist dir dabei etwas aufgefallen?" - "Ja, der spricht so lustig." - "Ja das hört sich wirklich lustig an. Was denkst du, warum spricht er so?" - "Weil er nicht anders kann." - "Genau. Und was denkst du, passiert wenn du auch so anfängst zu sprechen? - "Weiss nicht." - "Dann wird er denken, dass es ok ist so zu sprechen und wird sich gar keine Mühe geben es zu lernen. Was könntest du also stattdessen tun? - "Ihm sagen, wie es richtig heisst und normal mit ihm sprechen." - "Das ist eine tolle Idee, versuchs doch mal. Es ist nämlich ganz toll, wie du das schon gut kannst. Weisst du und mich ärgert es nämlich auch, wenn ich weiss, dass du es schon so gut kannst und du dann so in einer Babysprache sprichst."
Wenn er es weiterhin tut, dann würde ich ihn einfach ignorieren und ihm sagen, dass du erst wieder zuhörst, wenn er normal spricht.


Wir sind ratlos. Die zwei werden zusammen in den Kiga und in die Schule gehen, der Kontakt wird also eher noch mehr werden. Gespräche mti den Eltern halten wir für völlig aussichtslos, denn die Denkweisen sind einfach zu unterschiedlich. Wenn S. schlägt lachen seine Eltern und sagen "e richtige Bueb halt"...

Das kann manchmal täuschen. Vielleicht ist die Mutter froh, wenn mal jemand dieses Thema anspricht und ihr evt. auch ein paar Alternativen aufzeigen kann.
Wenn du das Gefühl hast, dass das Kind vernachlässigt wird, dann melde dich bitte mal beim Sozialdienst eurer Gemeinde.


Ich bin sehr gespannt auf deine Tips zu diesem Thema, denn wir wissen wirklich nicht mehr weiter.
Danke und Gruss

Schau mal, ob du mit diesen Antworten etwas anfangen kannst und melde dich einfach wieder.
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon Hera » 06.05.2008, 18:48

Vielen Dank Kathrin. Im Grunde sehe ich mich durch deine Ratschläge in meinem Handeln bestätigt. Vieles mache ich schon so, wie du beschrieben hast. Zum Beispiel dass er nirgends rein darf ohne zu fragen und wenn er es dann doch tut, hole ich ihn und er muss eine halbe Stunde heim kommen, bevor er wieder raus darf. Auch dass ich nciht höre, wenn er "Babysprache" spricht, versuche ich umzusetzen, das nervt mich einfach immer so furchtbar, dass ich mich oft provozieren lasse. Frustrierend ist, dass ich zwar das Gefühl habe, es richtig zu machen, es bisher aber trotzdem nichts genützt hat.
Noch zu den Verhältnissen in dieser Familie. Von Vernachlässigung kann man schon nicht sprechen, das ginge zu weit. Aber sie ist halt meistens im Keller oder im Obergeschoss, während die Kinder im Wohnzimmer sind. Auch auf den Spielplatz raus kommt sie nie, die Kinder sind immer allein draussen. Von daher rede ich auch selten mit ihr. Dann ist da noch die grosse Sprachbarriere. Ich kann kein Spanisch, sie schlecht deutsch. Der Vater von S. ist ein Jugendfreund meines Mannes, aber da fruchten Gesprächsversuche überhaupt nichts. Es sind halt eben Jungs. Na ja, ich werde es weiter versuchen... :?
Danke und Gruss
Hera
 
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