4-jähriger hat ständig Angst

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

4-jähriger hat ständig Angst

Beitragvon 260604Niki » 04.10.2010, 21:43

Hallo Kathrin,
Ich habe heute mal eine Frage zu den Themen Angst haben, schlecht träumen und schlafen.
Unser älterer Sohn, Felix, 4 Jahre, hat seit ca 2 Monaten vermehrt sowohl tagsüber als auch nachts Angst.
Es äussert sich so, dass er z.B. nicht alleine in den 1. Stock rauf möchte, um etwas zu holen. Oder wenn ich schnell in ein anderes Stockwerk gehe, dann kommt er mit, weil er nicht alleine sein möchte. Als ich ihn gefragt habe, warum er Angst hat, oder vor was, da meinte er, dass er Angst vor Räubern hätte. Da bei uns (zum Glück noch) nicht eingebrochen wurde, wusste ich nicht, von wo er das hat. Er hat mir dann erklärt, dass in einem seiner Wimmel-Bilderbücher ein Räuber in ein Fenster klettert... ;-( wir haben das Buch schon mehrmals dann nochmals gemeinsam angeschaut, und ich hab ihm erklärt, dass er keine Angst haben braucht, und dass auch in dem Buch dann die Polizei kommt und den schnappt etc. aber er hat immer noch Angst. (mittlerweile haben wir das Buch in die Bibliothek zurück gebracht ;-)
Abends ist es auch leider so, dass mein Mann sich immer neben ihn legen muss, bis er eingeschlafen ist. Und nachts wacht er in den letzten Wochen oft auf, und weint dann. Früher ist er auch ab und zu nachts aufgewacht und ist zu uns ins Bett gekommen. Aber in letzter Zeit ruft er dann nach uns, und wenn wir in sein Zimmer kommen, und ihn beruhigen wollen, will er zu uns ins Bett kommen. Wir lassen ihn dann halt.
Wir wissen jetzt nicht, wie genau wir mit dem Thema Angst umgehen sollen. Da ich als Kind auch oft Angst vor dem dunklen Vorzimmer in der Wohnung meiner Eltern hatte, und immer extra das Licht eingeschalten habe, weiss ich, wie er sich fühlen muss, wenn er wirklich Angst hat. Ich glaube aber, dass er das mit dem Angst haben ein Stück weit als Druckmittel benützt. Wenn er sagt er hätte Angst, bekommt er alles was er will - so ungefähr.
Aber eben, ich kann nicht so recht abschätzen, wann er wirklich Angst hat, und wann er es nur spielt, da er sich immer sehr schnell hinein steigert und los brüllt und weint. Was kann in ihm "passieren", wenn wir ihn nicht ernst genug nehmen? Ich will ja nicht dass er sich dann noch mehr ängstigt, und noch zusätzlich quasi das "Angstzentrum" im Gehirn aktivieren....
so, und jetzt hoffe ich, dass Du ein Wundermittelchen dagegen hast :-)))
Vielen Dank schonmal für Deine Antwort und liebe Grüsse,
Niki
260604Niki
 
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Re: 4-jähriger hat ständig Angst

Beitragvon Kathrin Buholzer » 05.10.2010, 23:34

Hallo Kathrin,
Ich habe heute mal eine Frage zu den Themen Angst haben, schlecht träumen und schlafen.
Unser älterer Sohn, Felix, 4 Jahre, hat seit ca 2 Monaten vermehrt sowohl tagsüber als auch nachts Angst.

Ich kann dich vielleicht diesbezüglich etwas beruhgien. Es gibt fünf entwicklungsbedingte Angstformen. Eine taucht ab 3 Jahren auf, es ist das magisches Alter: Ab 3 Jahren haben Kinder oft Angst vor unbekannten Menschen, auch vor Tieren, bösen Menschen, Einbrechern, vor Gegenständen, Objekten (also auch Autos etc.) Sie fürchten sich aber auch vor den Figuren aus Filmen oder Büchern; vor Gespenstern, Geistern, Hexen. Oft werden sie von bösen Träumen und Phantasien verfolgt (auch im Schulalter noch Furcht vor dem Keller, dem Dachboden, daß jemand unter dem Bett oder im Schrank versteckt ist, vor Schatten).

Wichtig ist, dass du deinem Sohn viel Sicherheit und viel Lob gibst. Immer wenn er etwas gut macht, sich etwas traut, dann lobe und ermutige ihn. Wenn er vor etwas Angst hat, dann kannst du versuchen auf seine Angst einzugehen und ihm helfen diese Gefühle zu benennen: "Ich merke grad, dass du Angst hast vor dem Auto. Ich kann das gut verstehen, das ist ja auch viel grösser also du und macht einen riesigen Lärm"
Wenn du seinen Gefühlen einen Namen gibst, dann sind sie auch nicht mehr so unheimlich. Er wird so auch schon bald sagen können, was ihm denn Angst macht und warum.


Es äussert sich so, dass er z.B. nicht alleine in den 1. Stock rauf möchte, um etwas zu holen. Oder wenn ich schnell in ein anderes Stockwerk gehe, dann kommt er mit, weil er nicht alleine sein möchte. Als ich ihn gefragt habe, warum er Angst hat, oder vor was, da meinte er, dass er Angst vor Räubern hätte. Da bei uns (zum Glück noch) nicht eingebrochen wurde, wusste ich nicht, von wo er das hat. Er hat mir dann erklärt, dass in einem seiner Wimmel-Bilderbücher ein Räuber in ein Fenster klettert... ;-( wir haben das Buch schon mehrmals dann nochmals gemeinsam angeschaut, und ich hab ihm erklärt, dass er keine Angst haben braucht, und dass auch in dem Buch dann die Polizei kommt und den schnappt etc. aber er hat immer noch Angst. (mittlerweile haben wir das Buch in die Bibliothek zurück gebracht
Abends ist es auch leider so, dass mein Mann sich immer neben ihn legen muss, bis er eingeschlafen ist. Und nachts wacht er in den letzten Wochen oft auf, und weint dann. Früher ist er auch ab und zu nachts aufgewacht und ist zu uns ins Bett gekommen. Aber in letzter Zeit ruft er dann nach uns, und wenn wir in sein Zimmer kommen, und ihn beruhigen wollen, will er zu uns ins Bett kommen. Wir lassen ihn dann halt.

Das mit dem "Dazu-legen oder sitzen" bis er eingeschlafen ist, ist halt so eine Sache. Mit der Zeit gewöhnt er sich so daran, dass ihr das dann immer tun müsst. Ich weiss, dazu gibt es viele unterschiedliche Meinungen. Seid euch einfach bewusst, dass ihr ihm dieses "Verhalten" so antrainiert und es dann wieder abzutrainieren ist recht schwierig.
Man muss aber selber für sich wissen, dass man das auch wirklich nicht möchte. Wenn man ein bisschen hin und her gerissen ist und denkt: "Eh, das macht doch jetzt nichts, mir spielt es keine Rolle, wenn ich jetzt da einen Moment zu ihm sitze", dann wirst du es auch nicht ändern können. Ihr müsst es wirklich von euch aus wollen.
Besprecht das mit ihm. Wie wollt ihr in Zukunft das Abendritual machen. Was tut ihr, wenn ihr bei ihm am Bett seid. Eine Geschichte erzählen, den Tag Revue passieren lassen, ein Lied singen, über den Kopf streichen, einen Gutenachtkuss geben und dann rausgehen.
Du kannst auch versuchen ihm das Schrittweise wieder abzugewöhnen. D.h nicht mehr zu ihm zu sitzen, sondern ihm nur kurz über den Kopf streichen, kurz die Hand halten. Dann in einem 2. Schritt, nur noch neben seinem Bett sitzen, ohne ihn zu berühren, dann nur noch bei der Türe stehen und ihn dann alleine lassen. Das ist eine sanftere Methode, wenn dir die andere (also dich einfach zu verabschieden und ihn dann alleine zu lassen) zu extrem erscheint.
Wichtig ist einfach, dass ihr ruhig aber standhaft bleibt. Wenn er aus dem Bett kommt, dann bringt ihn einfach immer wieder ins Bett zurück.
Wenn er noch nicht grad einschlafen kann, dann kannst du auch mal mit ihm anschauen, was er denn tun könnte, wenn er noch nicht grad schlafen kann. (Musikdose aufziehen, mit dem Kuscheltier noch etwas plaudern, evt. kann auch eine leise, beruhigende Einschlafmusik helfen)
Auch Bücher zum Thema können manchmal hilfreich sein.z.B Buddy Bär mag nicht einschlafen. Ideen findest du unter Erziehung mit Fantasie, im Shop unter Schlafen gehen.
Ein Zaubertrank kann manchmal auch hilfreich sein, damit man besser einschlafen kann. Wie das funktioniert siehst du hier: http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.html


Wir wissen jetzt nicht, wie genau wir mit dem Thema Angst umgehen sollen. Da ich als Kind auch oft Angst vor dem dunklen Vorzimmer in der Wohnung meiner Eltern hatte, und immer extra das Licht eingeschalten habe, weiss ich, wie er sich fühlen muss, wenn er wirklich Angst hat. Ich glaube aber, dass er das mit dem Angst haben ein Stück weit als Druckmittel benützt. Wenn er sagt er hätte Angst, bekommt er alles was er will - so ungefähr.

Pass auf, dass du diese Angst nicht zu einem allzu grossen Thema werden lässt. Ernst nehmen ja, aber nicht ständig darüber sprechen. Manchmal kann Ablenkung auch gut helfen. Also ein anderes Thema ansprechen, mit ihm etwas zeichnen, ein Spiel machen usw.
Vielleicht könnt ihr auch versuchen ein Ritual abzumachen. Ein Sprüchli gegen die Angst. Vielleicht eine kleine Geschichte erfinden. Ein Lied singen.
Auch Bücher können da oft ganz gut helfen. Ein paar Tipps findest du hier unter Angst und Mut:
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... inder.html
Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder ok?
liebe Grüsse
Kathrin


Aber eben, ich kann nicht so recht abschätzen, wann er wirklich Angst hat, und wann er es nur spielt, da er sich immer sehr schnell hinein steigert und los brüllt und weint. Was kann in ihm "passieren", wenn wir ihn nicht ernst genug nehmen? Ich will ja nicht dass er sich dann noch mehr ängstigt, und noch zusätzlich quasi das "Angstzentrum" im Gehirn aktivieren....
so, und jetzt hoffe ich, dass Du ein Wundermittelchen dagegen hast ))
Vielen Dank schonmal für Deine Antwort und liebe Grüsse,
Niki
Kathrin Buholzer
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