Trauer bei Kindern

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Trauer bei Kindern

Beitragvon Stephanie » 23.04.2008, 11:18

Hallo, habe Anfang des Jahres meinen Mann plötzlich verloren.
Meine Jungs sind 4 und 6 Jahre alt. Suche Leidgenossen
LG Stephanie
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ich weis wie das ist...

Beitragvon Sonja » 25.04.2008, 00:09

Liebe Stephanie

Es gibt einfach kein Rezept wie Kinder trauern. Jeder Mensch muss das auf seine Weise machen. Der einzige Trost (wenn es den einer ist) das es für die Kinder mit der Zeit schon etwas besser wird.

Bei uns sind inzwischen 22 Monate vergangen. Beim Jüngsten Lars zum Unfallzeitpunkt auch 4 1/2 merke ich dass die Erinnerungen an Papi etwas verblassen.

Das Mädchen Jessica(damals 6 1/2 litt sehr stark, denn sie war das "Papikind". Es ging soweit, dass sie sagte, sie wünsche ich wäre tot und der Papi noch am leben. Inzwischen geht es aber auch ihr besser dank klassischer Homöophatie. Auch mit Kinesiologie haben wir versucht die Blockade des Schocks zu lösen, aber das hat nicht so viel gebracht. Dazu kamen dann die schulischen Probleme...

Pascal der Aelteste wollte nicht darüber reden. Aber ihm geht es heute recht gut.

Mein Typ aus meinen Erfahrungen: wenn ein Kind weinen will, dann lass es weinen. Den trösten kannst du es sowiso nicht, denn Papa kommt ja nicht zurück. Wenn es reden will, dann rede über den Papi (wenn du es selber aushalten kannst... :cry: ich weiss es tut unheimlich weh) aber es hilft auf lange Sicht. Wenn das Kind aber das ganze ignoriert (wie mein Aeltester) dann musst du abwarten. vielleicht braucht es später Hilfe, aber vielleicht auch nicht (wie bei Pascal..waren heute bei der Psychiaterin..zum abklären..sie meint aber es sei ok in der Situation und wir brauchen nichts zu unternehmen)

Höre auf deine Gefühle, und du wirst es richtig machen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, und wenn du Lust hast, melde dich bei mir.
Sonja
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Beitragvon Stephanie » 25.04.2008, 13:36

Hallo Sonja, danke für deine Antwort. Ich gehe bei meinen Zwergen sehr offen mit dem Thema um. Beide haben sich ein Bild und Rahmen für ihr Zimmer ausgesucht. Ich gehe auch jederzeit mit ihnen auf den Friedhof. Der Kleine will gar nicht. Er erwähnt auch nur manchmal seinen Papa, obwohl er ein Papakind war. Bei dem großen ist das schon anders. Ich rede oft über meinen Mann und wie stolz er auf ihn wäre und dass er vom Himmel aus zuschaut. Das geht ganz gut. Ich wäre beruhigter wenn er ab und zu mal weinen würde. Er verarbeitet manchmal im Schlaf. Er kommt auch dann zu mir ins Bett. Er redet aber bei Fremden über seinen Papa.
Ich habe mehr Probleme mit dem Alltag. Ich bin dann oft ungerecht, schimpfe, schreie. Der Große ist auch etwas anstrengender weil er eine Wahrnehmungsstörung hat und auch Logopädie braucht. Das macht viel Arbeit, die mir manchmal über den Kopf wächst. Gott sei Dank habe ich wunderbare Freunde und Schwiegereltern.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 25.04.2008, 15:07

Hallo Stephanie

wenn du "Erziehungstechnischen" Rat brauchst, dann kann ich dir gerne ein paar Tipps geben. Am besten beschreibst du mir die Situationen ein wenig, mit Beispielen kann ich immer besser helfen.
liebe Grüsse

Kathrin
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Beitragvon Stephanie » 25.04.2008, 20:06

Hallo Kathrin, es gibt einige Sachen. Mein großer 6 jahre, hat eine auditive Wahrnehmungsstörung. Dabei muss man halt die Regeln immer wiederholen bzw. darauf hinweisen. Das haben wir zwar soweit im Griff und ich weiß auch woauf es ankommt, aber zur Zeit fehlt mir halt die Kraft. Vor allem morgens, Simon ist ein Frühaufsteher und macht mir dann den Kleinen wach. Dann geht der Tanz los. Aber anstatt sie machen zu lassen gehe ich gleich dazwischen und schimpfe, das macht alles natürlich nochmal so schlimm und die Situation schaukelt sich hoch. Ich drohe dann oft mit Konsequenzen, die ich sowie nicht einhalten kann. z.B. dass sie Fernsehverbot oder Kindergartenverbot haben. Ist zwar logisch aber meistens rede ich schon schneller als ich denken kann. Ich weiß auch was ich falsch mache aber ich kann nicht aus meiner Haut.
Oder mittags nach dem Kindergarten. Ich löschere den Großen gleich immer wie es war, da ich weiß wie oft er Blödsinn macht und auch mal geschimpft bekommt. Er ist halt auf GRund seiner Wahrnehmungsstörung anstrengend. Dann eskaliert es auch schon mal. Mittlerweile blockt er auch schon.
Dann die ewige Zankereien zwischen den Beiden.
Abends beim Zubettgehen klappt es solange ganz gut wie die beiden mitmachen. Es ist alles eingespielt und wir halten uns auch an unsere Rituale, aber wenn einer mal etwas querschießt, weil er nicht direkt einschlafen kann, habe ich keine Geduld mehr und schimpfe und schreie auch mal.
Hinterher tut es mir immer furchtbar leid, ich entschuldige mich dann auch und halte meine beiden lieb.
Ich bin eine absolute Oberglucke und versuche immer nur das beste, aber ich glaube ich setze die Ansprüche etwas hoch.
Mir gehen auch die ganzen Ratschläge und Sprüche wegen dem großen auf die Nerven, von wegen ob er denn nicht hören kann.
Natürlich kann er nicht wirklich, er kann es halt nicht so umsetzen und ist oft unkonzentriert und unruhig, da er mit Lärm nicht umgehen kann. Alleine kommt man mit im Super hin.
Ich bin zur Zeit überfordert, da ich für alles allein verantwortlich bin, trotz Hilfe von den Schwiegereltern, und alles allein entscheiden muss.
So dass war jetzt unendlich viel.
LG Stephanie
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 25.04.2008, 23:21

Hallo Kathrin, es gibt einige Sachen.
Mein großer 6 jahre, hat eine auditive Wahrnehmungsstörung. Dabei muss man halt die Regeln immer wiederholen bzw. darauf hinweisen.

Hallo Stefanie.
Es ist wichtig, die Regeln nicht nur zu wiederholen und darauf hinzuweisen, sondern zusammen mit deinem Sohn zuerst einmal aufzuschreiben.
Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet oder wie du das mit dem Aufstehen sein soll.
Also nicht: „I wott nid, dass du am morge der Chlin duesch wecke.“, sondern „I wott, dass du am morge we du wach bisch liisli duesch ufstah und der Chlin duesch la witerschlafe. Schau drauf, dass du ihm genau erklärst was du von ihm möchtest.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Gestalte sie so, dass sie alle verstehen und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag ihn auch, warum du nicht möchtest, dass er ihn nicht wecken darf. Versucht Alternativen zu überlegen. Was könnte er tun, wenn er wach ist? Evt. kannst du ihm eine Uhr ins Zimmer hängen, du kannst ihm sagen, wann er aufstehen darf und was er dann tun darf. Evt. kannst du ihm ja eine Kiste machen mit Spielsachen, die er einfach am Morgen brauchen darf. Evt. hat er ja auch selber ein paar Vorschläge oder Ideen. Gib ihm erst Vorschläge, wenn er selber keine weiss.
Um ihn dann etwas zu unterstützen, könntest du eine Punktekarte einsetzen. Hier ein paar Punkte dazu:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft hat, z.B so lange im Zimmer zu bleiben, wie ihr abgemacht habt, ruhig spielt, dann darf er ein Kleberli aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem ersten Mal, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, keine schwarzen Wolken, "weinende, wütende Gesichter", nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.


Das haben wir zwar soweit im Griff und ich weiß auch woauf es ankommt, aber zur Zeit fehlt mir halt die Kraft. Vor allem morgens, Simon ist ein Frühaufsteher und macht mir dann den Kleinen wach. Dann geht der Tanz los. Aber anstatt sie machen zu lassen gehe ich gleich dazwischen und schimpfe, das macht alles natürlich nochmal so schlimm und die Situation schaukelt sich hoch. Ich drohe dann oft mit Konsequenzen, die ich sowie nicht einhalten kann. z.B. dass sie Fernsehverbot oder Kindergartenverbot haben. Ist zwar logisch aber meistens rede ich schon schneller als ich denken kann. Ich weiß auch was ich falsch mache aber ich kann nicht aus meiner Haut.

Versuch darauf zu achten, dass du nicht zuviele Anweisungen gibtst. Überleg dir vorher genau, was du von deinen Kindern möchtest und was genau sie tun sollen. Versuch es positiv zu formulieren. Also nicht: "Hört auf mit dem Blödsinn!" sondern: "Ich möchte, dass ihr die Sachen hinstellt, oder ich will dass ihr einander in Ruhe lasst" usw. Wenn du dich mal ein wenig darauf achtest, geben wir immer viel zuviele Anweisungen. D.h wir reden den ganzen Tag, sagen den Kindern immer wieder dies und jenes und sagen auch immer wieder was sie nicht tun sollen. Je mehr Anweisungen du gibst, je mehr Möglichkeiten gibt es für deine Kinder nicht zu gehorchen. Wenn du Anweisungen gibst geh folgendermassen vor:

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.


Oder mittags nach dem Kindergarten. Ich löschere den Großen gleich immer wie es war, da ich weiß wie oft er Blödsinn macht und auch mal geschimpft bekommt.

Versuch den Fokus aufs Positive zu richten. Tut er etwas, dass du gut findest und dass du mehr von ihm sehen möchtest, etwas das dir gefällt, dann lobe ihm.
Sag ihm genau, was dir gefallen hat. "Ich finds toll, dass du jetzt grad gekommen bin, als ich dich gerufen habe. Schön, dass du so ruhig gespielt hast, während ich telefoniert habe usw."
Achtung: Nicht ins negative fallen. Also nicht: "Schön, dass du endlich mal das getan, hast was ich dir gesagt habe."
Versuch nicht immer nur "Du-Botschaften" zu geben. Erzähl doch von dir, sag wie du dich fühlst, was du denkst, worauf du dich freust. "Schön, dass du wieder da bist. Ich habe mich auf dich gefreut. Ich fänds toll, ich würde mich freuen, wenn du mir erzählen würdest, was du heute alles erlebt hast. Oder: Wenn du magst, kannst du mir erzählen, was ihr heute so gemacht habt."
Es geht ja nicht darum nur zu hören, WAS alles falsch gelaufen ist, oder welchen Blödsinn er gemacht hat.


Er ist halt auf GRund seiner Wahrnehmungsstörung anstrengend. Dann eskaliert es auch schon mal. Mittlerweile blockt er auch schon.

Dann die ewige Zankereien zwischen den Beiden.
Abends beim Zubettgehen klappt es solange ganz gut wie die beiden mitmachen. Es ist alles eingespielt und wir halten uns auch an unsere Rituale, aber wenn einer mal etwas querschießt, weil er nicht direkt einschlafen kann, habe ich keine Geduld mehr und schimpfe und schreie auch mal.

Wie sieht denn das Abendritual bei euch aus? Was passiert denn, wenn einer etwas querschiesst? Was tust du, wenn einer nicht gleich einschlafen kann?

Hinterher tut es mir immer furchtbar leid, ich entschuldige mich dann auch und halte meine beiden lieb.
Ich bin eine absolute Oberglucke und versuche immer nur das beste, aber ich glaube ich setze die Ansprüche etwas hoch.

color=darkred]Es ist lobenswert alles perfekt machen zu wollen, aber das führt nur zu Konflikten und Problemen. Versuch nicht nur an deine Kinder sondern auch an dich realistische Erwartungen zu haben. Das Streben nach Perfektion kann schnell zu Überforderung und Frustration führen. Nicht immer kannst und musst du deinen Kindern ein super Unterhaltungsprogramm bieten. Du musst auch nicht für alles die Verantwortung übernehmen, was sie tun.[/color]

Mir gehen auch die ganzen Ratschläge und Sprüche wegen dem großen auf die Nerven, von wegen ob er denn nicht hören kann.

Was meinst du mit Ratschlägen und Sprüchen und von wegen, obe er nicht hören kann?


Natürlich kann er nicht wirklich, er kann es halt nicht so umsetzen und ist oft unkonzentriert und unruhig, da er mit Lärm nicht umgehen kann. Alleine kommt man mit im Super hin.
Ich bin zur Zeit überfordert, da ich für alles allein verantwortlich bin, trotz Hilfe von den Schwiegereltern, und alles allein entscheiden muss.
So dass war jetzt unendlich viel.
LG Stephanie

Wichtig finde ich in deiner Situation dass du:

- klar und ruhig in deiner Kommunikation gibst (gilt auch bei Anweisungen)

- versuch deinem Tagesablauf eine Struktur zu geben, am besten in dem du diese visualisierst, d.h aufschreibst. Mach einen Plan, zusammen mit ihm, was wann am Tag etwa passiert. Zeichnet, bastelt, klebt...

- Richte den Fokus aufs Positive. Wenn er etwas tut, dass er mehr tun sollte, etwas das dir gefällt, dann lobe ihn und sag ihm genau, WAS dir gefallen hat. Schenke ihm vorallem Aufmerksamkeit, wenn er sich gut verhält. Versuch ihm immer wieder Erfolgserlebnisse zu verschaffen.
So kannst du auch sein Selbstvertrauen stärken und eine positive Beziehung zwischen euch aufbauen.

- Du kannst auch versuchen, Zeiten zu schaffen, wo du alleine etwas mit ihm zusammen machst. Evt. auch grad am Abend. Den jüngeren, eine Viertelstunde (eine halbe Std.) früher ins Bett bringen und dann ganz bewusst Zeit mit ihm alleine zu verbringen.

- Pläne und Punktekarten können helfen, neues Verhalten einzuüben und können ihm eine Motivation verschaffen, neues Verhalten zu lernen.

Wenn du magst, kannst du dich ja Mal bei Sonja melden. Evt. kann sie dir ja ein wenig Unterstützung geben, da sie selber in einer ähnlichen Situation ist. Vielleicht kannst du dich ja auch etwas mit ihr austauschen und dir auch noch ein paar wertvolle Tipps geben. Ich habe noch einen guten Artikel zum Thema "Trauer" gefunden. Ich mail ihn dir.

Melde dich einfach wieder, bei Fragen, mit Beispielen und mit Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon Stephanie » 26.04.2008, 10:46

Hallo Kathrin, danke für deine schnelle und ausführliche Antwort und den Trauerartikel.
Das meiste was Du schreibst ist klar, das mit den Aufklebern machen wir schon, bei uns gibt es Sterne und bei fünf Sternen eine Belohnung. Regeln aufgeschrieben haben wir auch schon.
Es ist schlimm, eigentlich weiß ich worauf es ankommt aber die Kraft fehlt mir, ich bin ein etwas ungeduldiger Mensch. Ich verfalle immer wieder in den alten Trott.
Ich habe oft das Gefühl, dass die meisten Leute gerade das negative an Simon sehen und lasse mich dann beeinflussen. Ich kann dann nicht abschalten und grübele dann darüber.
Ich hoffe, dass wir in unserer Mutter-Kind-Kur etwas zur Ruhe kommen.

Noch mals ganz herzlichen Dank. LG Stephanie
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Beitragvon Stephanie » 26.04.2008, 11:01

Hallo Kathrin, würde mir gerne deine Antwort ausdrucken. Da Du sie aber in rot geschrieben hast, klappt es nicht. Besteht dir Möglichkeit, sie mir in Schwarz zu mailen.
Mit sonja stehe ich privat in Kontakt, dass ist echt gut.
Vielen Dank nochmal. Stephanie
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 26.04.2008, 11:36

Hallo Stefanie!

Merkwürdig, dass es mit roter Schrift nicht geht. Ja nu! Hier noch die Version in schwarz!

Grüessli
Kathrin


Hallo Kathrin, es gibt einige Sachen.
Mein großer 6 jahre, hat eine auditive Wahrnehmungsstörung. Dabei muss man halt die Regeln immer wiederholen bzw. darauf hinweisen.

>>>>Hallo Stefanie.
Es ist wichtig, die Regeln nicht nur zu wiederholen und darauf hinzuweisen, sondern zusammen mit deinem Sohn zuerst einmal aufzuschreiben.
Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet oder wie du das mit dem Aufstehen sein soll.
Also nicht: „I wott nid, dass du am morge der Chlin duesch wecke.“, sondern „I wott, dass du am morge we du wach bisch liisli duesch ufstah und der Chlin duesch la witerschlafe. Schau drauf, dass du ihm genau erklärst was du von ihm möchtest.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Gestalte sie so, dass sie alle verstehen und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag ihn auch, warum du nicht möchtest, dass er ihn nicht wecken darf. Versucht Alternativen zu überlegen. Was könnte er tun, wenn er wach ist? Evt. kannst du ihm eine Uhr ins Zimmer hängen, du kannst ihm sagen, wann er aufstehen darf und was er dann tun darf. Evt. kannst du ihm ja eine Kiste machen mit Spielsachen, die er einfach am Morgen brauchen darf. Evt. hat er ja auch selber ein paar Vorschläge oder Ideen. Gib ihm erst Vorschläge, wenn er selber keine weiss.
Um ihn dann etwas zu unterstützen, könntest du eine Punktekarte einsetzen. Hier ein paar Punkte dazu:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft hat, z.B so lange im Zimmer zu bleiben, wie ihr abgemacht habt, ruhig spielt, dann darf er ein Kleberli aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem ersten Mal, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, keine schwarzen Wolken, "weinende, wütende Gesichter", nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.>>>>>

Das haben wir zwar soweit im Griff und ich weiß auch woauf es ankommt, aber zur Zeit fehlt mir halt die Kraft. Vor allem morgens, Simon ist ein Frühaufsteher und macht mir dann den Kleinen wach. Dann geht der Tanz los. Aber anstatt sie machen zu lassen gehe ich gleich dazwischen und schimpfe, das macht alles natürlich nochmal so schlimm und die Situation schaukelt sich hoch. Ich drohe dann oft mit Konsequenzen, die ich sowie nicht einhalten kann. z.B. dass sie Fernsehverbot oder Kindergartenverbot haben. Ist zwar logisch aber meistens rede ich schon schneller als ich denken kann. Ich weiß auch was ich falsch mache aber ich kann nicht aus meiner Haut.

>>>>Versuch darauf zu achten, dass du nicht zuviele Anweisungen gibtst. Überleg dir vorher genau, was du von deinen Kindern möchtest und was genau sie tun sollen. Versuch es positiv zu formulieren. Also nicht: "Hört auf mit dem Blödsinn!" sondern: "Ich möchte, dass ihr die Sachen hinstellt, oder ich will dass ihr einander in Ruhe lasst" usw. Wenn du dich mal ein wenig darauf achtest, geben wir immer viel zuviele Anweisungen. D.h wir reden den ganzen Tag, sagen den Kindern immer wieder dies und jenes und sagen auch immer wieder was sie nicht tun sollen. Je mehr Anweisungen du gibst, je mehr Möglichkeiten gibt es für deine Kinder nicht zu gehorchen. Wenn du Anweisungen gibst geh folgendermassen vor:

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.>>>>>

Oder mittags nach dem Kindergarten. Ich löschere den Großen gleich immer wie es war, da ich weiß wie oft er Blödsinn macht und auch mal geschimpft bekommt.

>>>>>Versuch den Fokus aufs Positive zu richten. Tut er etwas, dass du gut findest und dass du mehr von ihm sehen möchtest, etwas das dir gefällt, dann lobe ihm.
Sag ihm genau, was dir gefallen hat. "Ich finds toll, dass du jetzt grad gekommen bin, als ich dich gerufen habe. Schön, dass du so ruhig gespielt hast, während ich telefoniert habe usw."
Achtung: Nicht ins negative fallen. Also nicht: "Schön, dass du endlich mal das getan, hast was ich dir gesagt habe."
Versuch nicht immer nur "Du-Botschaften" zu geben. Erzähl doch von dir, sag wie du dich fühlst, was du denkst, worauf du dich freust. "Schön, dass du wieder da bist. Ich habe mich auf dich gefreut. Ich fänds toll, ich würde mich freuen, wenn du mir erzählen würdest, was du heute alles erlebt hast. Oder: Wenn du magst, kannst du mir erzählen, was ihr heute so gemacht habt."
Es geht ja nicht darum nur zu hören, WAS alles falsch gelaufen ist, oder welchen Blödsinn er gemacht hat.>>>>>

Er ist halt auf GRund seiner Wahrnehmungsstörung anstrengend. Dann eskaliert es auch schon mal. Mittlerweile blockt er auch schon.

Dann die ewige Zankereien zwischen den Beiden.
Abends beim Zubettgehen klappt es solange ganz gut wie die beiden mitmachen. Es ist alles eingespielt und wir halten uns auch an unsere Rituale, aber wenn einer mal etwas querschießt, weil er nicht direkt einschlafen kann, habe ich keine Geduld mehr und schimpfe und schreie auch mal.

>>>>>Wie sieht denn das Abendritual bei euch aus? Was passiert denn, wenn einer etwas querschiesst? Was tust du, wenn einer nicht gleich einschlafen kann?>>>>>

Hinterher tut es mir immer furchtbar leid, ich entschuldige mich dann auch und halte meine beiden lieb.
Ich bin eine absolute Oberglucke und versuche immer nur das beste, aber ich glaube ich setze die Ansprüche etwas hoch.

>>>>Es ist lobenswert alles perfekt machen zu wollen, aber das führt nur zu Konflikten und Problemen. Versuch nicht nur an deine Kinder sondern auch an dich realistische Erwartungen zu haben. Das Streben nach Perfektion kann schnell zu Überforderung und Frustration führen. Nicht immer kannst und musst du deinen Kindern ein super Unterhaltungsprogramm bieten. Du musst auch nicht für alles die Verantwortung übernehmen, was sie tun.>>>>>

Mir gehen auch die ganzen Ratschläge und Sprüche wegen dem großen auf die Nerven, von wegen ob er denn nicht hören kann.

>>>>>Was meinst du mit Ratschlägen und Sprüchen und von wegen, obe er nicht hören kann?>>>>>


Natürlich kann er nicht wirklich, er kann es halt nicht so umsetzen und ist oft unkonzentriert und unruhig, da er mit Lärm nicht umgehen kann. Alleine kommt man mit im Super hin.
Ich bin zur Zeit überfordert, da ich für alles allein verantwortlich bin, trotz Hilfe von den Schwiegereltern, und alles allein entscheiden muss.
So dass war jetzt unendlich viel.
LG Stephanie

>>>>Wichtig finde ich in deiner Situation dass du:

- klar und ruhig in deiner Kommunikation gibst (gilt auch bei Anweisungen)

- versuch deinem Tagesablauf eine Struktur zu geben, am besten in dem du diese visualisierst, d.h aufschreibst. Mach einen Plan, zusammen mit ihm, was wann am Tag etwa passiert. Zeichnet, bastelt, klebt...

- Richte den Fokus aufs Positive. Wenn er etwas tut, dass er mehr tun sollte, etwas das dir gefällt, dann lobe ihn und sag ihm genau, WAS dir gefallen hat. Schenke ihm vorallem Aufmerksamkeit, wenn er sich gut verhält. Versuch ihm immer wieder Erfolgserlebnisse zu verschaffen.
So kannst du auch sein Selbstvertrauen stärken und eine positive Beziehung zwischen euch aufbauen.

- Du kannst auch versuchen, Zeiten zu schaffen, wo du alleine etwas mit ihm zusammen machst. Evt. auch grad am Abend. Den jüngeren, eine Viertelstunde (eine halbe Std.) früher ins Bett bringen und dann ganz bewusst Zeit mit ihm alleine zu verbringen.

- Pläne und Punktekarten können helfen, neues Verhalten einzuüben und können ihm eine Motivation verschaffen, neues Verhalten zu lernen.

Wenn du magst, kannst du dich ja Mal bei Sonja melden. Evt. kann sie dir ja ein wenig Unterstützung geben, da sie selber in einer ähnlichen Situation ist. Vielleicht kannst du dich ja auch etwas mit ihr austauschen und dir auch noch ein paar wertvolle Tipps geben. Ich habe noch einen guten Artikel zum Thema "Trauer" gefunden. Ich mail ihn dir.

Melde dich einfach wieder, bei Fragen, mit Beispielen und mit Feedback, ok?
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Beitragvon Stephanie » 26.04.2008, 18:47

hallo Kathrin, mit meiner Farbpatrone stimmt etwas nicht, deshalb. Vielen Dank für die direkte Mail, super nett.
Der Tag heute lief übrigens recht gut, habe versucht ruhig zu bleiben. Waren auch den ganzen Tag draussen. Der Große hilft dabei schön bei der Gartenarbeit. Er hat dafür heute einen Stern verdient. Liebe Grüße Stephanie
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 26.04.2008, 22:14

Das ist doch schon Mal ein guter Anfang. Versuch ihm viel positive Aufmerksamkeit zu schenken. Lobe ihn und sag ihm genau WAS dir gefallen hat.
Bei den Kleberli aufpassen, dass du nicht ein zu schwieriges Ziel setzt am Anfang. Also z.B nicht: Den ganzen Tag brav sein. Sondern ganz spezifische Ziele setzen. z.B wenn er sein Ämtli gemacht hat, sich schnell und ohne zu murren sein Pischi angezogen hat usw.
Nimm dir nicht zu viel auf einmal vor und melde dich einfach wieder mit Feedback oder Fragen.

liebe Grüsse
Kathrin
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