Tochter 4.Jährig wie lernt sie wieder Folgen?

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Tochter 4.Jährig wie lernt sie wieder Folgen?

Beitragvon Sim82 » 19.01.2010, 16:04

Hallo Kathrin,
Unsere Tochter ist bald 4Jährig,und ich weiss nicht wie ich sie zum "Folgen" kann überzeugen :wink:
Ich muss alles x mal erwähnen und es ist immer ein Kampf das sie aufräumt mit ihrer Schwester (bald 5 J.)oder am Tisch sitzt ohne Theater isst. :roll:
Sie zwängelet auch jeden Tag und sehr lange bis ich nachgebe..obwohl ich das ja eingentlich garnicht möchte..
oder sie sagt auch sehr oft blödes Mami wenn ich das nicht bekomme dann weine ich extra ganz lang und laut und wenn ich dann Nein sage kann sie bis zu 2h Theatern und alles machen wo sie genau weiss ich möchte das nicht!Soll ich sie wirklich weinen lassen oder gibt es einen anderen Weg?Macht es Sinn sie zu Strafen?und wenn ja was wäre eine angemessene Strafe?
Ich habe schon so viel versucht aber im Moment bin ich ein bisschen Ratlos hättest Du mir einen Tipp wie ich sie wieder zum Folgen annimieren kann?
Besten Dank
Liebe Grüsse Simone
Sim82
 
Beiträge: 1
Registriert: 19.01.2010, 15:38

Re: Tochter 4.Jährig wie lernt sie wieder Folgen?

Beitragvon Kathrin Buholzer » 23.01.2010, 22:40

Hallo Kathrin,

Hallo Simone
herzlich Willkommen hier bei uns auf dem Elternplaneten. Freu mich, dass du hier gelandet bist und mitschreibst. Hoffe du fühlst dich wohl hier. Wenn du Lust hast, kannst du du in der Rubrik "Bewohner des Elternplaneten stellen sich vor" kurz etwas über dich schreiben.


Unsere Tochter ist bald 4Jährig,und ich weiss nicht wie ich sie zum "Folgen" kann überzeugen

Achte dich einmal auf deine Anweisungen, die sind nämlich ganz wichtig:

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:

Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „Ich möchte, dass du jetzt deine Kleider anziehst und dann zum Essen kommst, …“ (auch hier, immer sagen, was es tun soll, was du von ihm möchtest). (Nicht einfach "Nein" sagen, sondern sagen, WAS es denn tun soll).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut, was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit ihrem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.)
Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihm dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leonie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihr vorher wie lange sie etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihr hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Eskalationsfallen:
Das Kind will etwas und wenn es das nicht bekommt, dann wird es lauter und fordernder, manchmal so lange und so laut, bis die Eltern dann nachgeben, um das Geschrei zu beenden. Die Kinder merken: "Aha, wenn ich etwas will, dann muss ich nur lästig sein, dann bekomme ich es.

Auch Eltern können in der "Eskalationsfalle" landen. Wenn sie von ihren Kindern etwas verlangen und die Kinder sich weigern. Die Eltern werden lauter, beginnen zu drohen: "Wenn du das jetzt nicht machst, dann..." "Jetzt, mach, sonst..." "Ich zähle jetzt bis drei..." Die Eltern lernen dabei, dass die Kinder nur auf sie hören, wenn sie drohen und schimpfen. Und die Kinder merken, dass sie erst auf die Eltern hören müssen, wenn diese laut werden und drohen, resp. auf 1,2,3 zählen...

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Ich kann dir dazu auch die beiden Videos, Erziehungsfallen 1 und 2 empfehlen:

http://www.youtube.com/watch?v=OtVDllE2Q3k

http://www.youtube.com/watch?v=oSgl_lCJ7TI


Ich muss alles x mal erwähnen und es ist immer ein Kampf das sie aufräumt mit ihrer Schwester (bald 5 J.)oder am Tisch sitzt ohne Theater isst.

Wenn ihr immer wieder Diskussionspunkte habt, Situationen in denen es Streit gibt, dann diskutiert zusammen und schreibt Regeln auf. Wenn ihr versch. Themen habt, schreibt sie auf unterschiedliche Blätter. z.B Essensregeln, Umgangsregeln, Schlafensregeln. Zu jedem Thema kannst du 3-4 Regeln aufschreiben. Konzentrier dich am Anfang nur auf wenige Sachen, nicht zu viele Regeln auf einmal einführen. Oft reicht das schon und es braucht gar keine Punktekarten. Wenn du ihn ständig an die Regeln erinnern musst, es ihm schwer fällt sich daran zu halten, dann kannst du es mal mit einer Punktekarte versuchen. Nimm dir aber nur etwas vor, das du ändern möchtest. Überleg dir, was das Wichtigste ist und dann mach eine Punktekarte nur für dieses Verhalten.
Alles zur Punktekarte findest du auch hier:
http://www.elternplanet.ch/sgubi/punktekarten.html

Auch zum Thema Regeln hab ich schon mal ein Video gemacht, du findest es hier:

http://www.youtube.com/watch?v=eGsW1g0aPXg


Sie zwängelet auch jeden Tag und sehr lange bis ich nachgebe..obwohl ich das ja eingentlich garnicht möchte..

In der Trotzphase, so ab 2 Jahren erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das Wort "Nein" erhält eine ganz wichtige Bedeutung. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihr genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihr her und versuch, sie nicht mit Anweisungen zu zutexten.
- Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden.
- Achte darauf, dass du ihr nicht alles abnimmst und ihr dann nur deine Hilfe anbietest, wenn sie nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."
- Plane immer gut voraus: Teile den Tag in kleine "Häppchen". Sag ihr, was du jetzt tust, was du von ihr erwartest. Ich sag dem immer "laut denken".
Sag ihr bevor ihr z.B bevor ihrweg geht, wo ihr hingeht, wie lange, was ihr dort tut. (Einfach nur etwas shoppen, etwas ganz bestimmtes kaufen, muss sie Kleider probieren...) Sprich mit ihr über Regeln, sag ihr was du von ihr erwartest, formuliere positiv. Bevor ihr dann ins Geschäft rein geht, sprich mit ihr nochmals über die Regeln und was ihr abgemacht habt. "Ich möchte, dass du in meiner Nähe bleibst, mich vorher fragst, wenn du etwas nehmen möchtest..."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihr eine Auswahl geben und sie kann dann selber entscheiden, was sie möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen sie sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst sie abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihr immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass sie sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

Auch wenns stressig und oft auch nervig ist. Lass dich davon nicht beeindrucken. Wenns dich ärgert, verlass einen Moment den Raum. Oft nützt es auch, wenn man einfach einen Schritt zurück steht, sein Kind aus den Augenwinkeln beobachtet und denkt: "Alles ok, ich habe ein ganz normales Kind." Lass dich nicht erpressen, schimpfe auch nicht mit ihr. Bleib ruhig und standhaft und wenn der Anfall vor bei ist, dann geh wieder zu ihr und sage: "Schön, dass du dich wieder beruhigt hast, jetzt kannst du mir zeigen, was du genau tun wolltest, ich helfe dir."

Ganz wichtig ist auch, dass du den Fokus aufs Positive legst. Tun deine Kinder Dinge, die dir gefallen, die du öfter von ihnen sehen möchtest, dann lobe und ermutige sie und sag ihnen genau, WAS dir gefallen hat. "Toll, dass du grad gemacht hast, was ich dir gesagt habe." Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst. "Endlich bist du grad gekommen und hast nicht wieder so laut geschrien..."


oder sie sagt auch sehr oft blödes Mami wenn ich das nicht bekomme dann weine ich extra ganz lang und laut und wenn ich dann Nein sage kann sie bis zu 2h Theatern und alles machen wo sie genau weiss ich möchte das nicht!Soll ich sie wirklich weinen lassen oder gibt es einen anderen Weg?Macht es Sinn sie zu Strafen?und wenn ja was wäre eine angemessene Strafe?

Wenn mal ein "blödes Mami" kommt würde ich das ignorieren. Je mehr du das thematisiert umso spannender wird das für sie. Wenn du merkst, dass sie sauer ist, dann kannst du auch sagen: "Ui, ich merke grad, dass dich das jetzt ganz fest ärgert. Kann ich dir irgendwie helfen?" Oder: "Ich kann gut verstehen, dass dich das jetzt grad etwas ärgert, was tun wir jetzt?". Oft hilft auch Ablenkung. Sie in eine Aufgabe miteinbeziehen, von etwas anderem sprechen, etwas erzählen, ihr etwas zu tun geben, Alternativen suchen. Wenn sie das nicht will, dann lass sie einfach am besten einen Moment in Ruhe. Manchmal ist es dann halt so, dass dann eine log. Konsequenz folgen muss. Wenn sie halt so lange weint, dann reicht es nicht mehr für eine Geschichte, oder zum rausgehen oder das z Nacht ist dann halt vorbei. Versuch wenn immer möglich etwas zu finden, das logisch ist und zur Situation passt.

Ich habe schon so viel versucht aber im Moment bin ich ein bisschen Ratlos hättest Du mir einen Tipp wie ich sie wieder zum Folgen annimieren kann?

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin


Besten Dank
Liebe Grüsse Simone
Kathrin Buholzer
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