Hallo
Meine Tochter ist bald 5 Jahre alt und geht seit August in den freiwilligen Kindergarten. Nun ist uns aufgefallen, dass sie immer die letzte ist, die aus dem Kindergarten herauskommt. Auch zu Hause ist sie immer extrem langsam mit Anziehen, wenn es aber gerade jetzt darum geht den Adventskalender zu öffnen, ist sie eine richtige Rakete. Eigentlich geht es bei allem was sie nicht gerade machen will sehr langsam voran und man muss sie mehrmals ermahnen vorwärts zu machen, alles andere um sie herum scheint viel interessanter zu sein.
War das denn immer schon so? In welchen Situationen ist das denn so? Wie reagierst du denn, wenn sie etwas machen muss und sie trödelt?
Im Allgemeinen ist es wichtig, dass du gut vorausplanst. Sag ihr immer früh genug, was jetzt passiert und was du von ihr erwartest. Formuliere positiv!
Achte dich auch einmal auf deine Anweisungen.
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „Ich möchte, dass du jetzt deine Kleider anziehst und dann zum Essen kommst, …“ (auch hier, immer sagen, was es tun soll, was du von ihm möchtest). (Nicht einfach "Nein" sagen, sondern sagen, WAS es denn tun soll).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut, was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit ihrem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.)
Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihm dann wieder.
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Leonie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihr vorher wie lange sie etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihr hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Eskalationsfallen:
Das Kind will etwas und wenn es das nicht bekommt, dann wird es lauter und fordernder, manchmal so lange und so laut, bis die Eltern dann nachgeben, um das Geschrei zu beenden. Die Kinder merken: "Aha, wenn ich etwas will, dann muss ich nur lästig sein, dann bekomme ich es.
Auch Eltern können in der "Eskalationsfalle" landen. Wenn sie von ihren Kindern etwas verlangen und die Kinder sich weigern. Die Eltern werden lauter, beginnen zu drohen: "Wenn du das jetzt nicht machst, dann..." "Jetzt, mach, sonst..." "Ich zähle jetzt bis drei..." Die Eltern lernen dabei, dass die Kinder nur auf sie hören, wenn sie drohen und schimpfen. Und die Kinder merken, dass sie erst auf die Eltern hören müssen, wenn diese laut werden und drohen, resp. auf 1,2,3 zählen...
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.Wir haben schon mit einem Kleber-System angefangen, wenn sie etwas gut und auch noch zügig macht, erhält sie in einem Heft einen Kleber, wenn sie 6 hat, darf sie sich aus einer Liste etwas aussuchen (z.B. in den Zoo gehen oder ins Hallenbad).
Was heisst denn das genau? Zügig machen? Mit dieser wagen Anweisung, können Kinder nicht viel anfangen. Bei Punktekarten musst du aufpassen, dass du nur ein Vehalten auswählst. Also nicht einfach generell fürs Vorwärts machen, sondern z.B: Wenn sie sich am morgen in der abgemachten Zeit angezogen hat. Du kannst z.B eine Uhr stellen, dann weiss sie genau wie lange sie Zeit hat. Wenn sie am morgen nicht vorwärts macht, dann schau dir mal das Video Clip 10 - "Jetzt mach mal vorwärts!.." - Tipps zum Aufstehen an, du findest es hier: http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.html
Auch zu den Punktekarten gibt es ein Video. (Clip 4) Dort findest du vielleicht auch noch ein paar Anhaltspunkte: http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.htmlWir haben auch schon vom Kindergarten die Aufforderung erhalten ihr mehr Strukturen aufzuzeigen, was wir aber schon lange machen (sie darf z.B. nicht einfach beim Essen vom Tisch und das akzeptiert sie auch und bleibt immer sitzen).
Wenn es Dinge bei euch in der Familie gibt, die dich ärgern, Sachen die nicht funktionieren, wo es immer Streit gibt, dann besprecht zusammen Regeln. Sag ihr, was dich stört und schaut, was wichtig ist. Wie könnt ihr das lösen, besprecht das zusammen. Lass deine Tochter auch mithelfen und schreibt dann Regeln auf. Positiv formulieren! Ihr könnt auch Bilder dazu aufkleben oder etwas dazu zeichnen. Ein Video dazu findest du hier: Clip 19 - "Jetzt sag ich's nicht nochmal!"
http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... basar.htmlLangsam wissen wir nicht mehr weiter und sie bringt einem manchmal fast zur Weissglut. Wir möchten sie eigentlich auch nicht damit bestrafen, dass wir ihr androhen Spielzeug zu entfernen, wenn wenn sie nicht endlich vorwärts macht, aber oftmals ist es fast der einzige Schritt, damit sie weiter macht.
Manchmal muss man auch etwas seinen Ablauf überdenken. Manchmal reicht es auch, den Ablauf etwas zu ändern, damit es besser klappt.
Schreib mir doch mal ein paar konkrete Situationen auf, dann kann ich dir noch ein paar konkretere Tipps geben.Was kann man machen, um sie anzuspornen nicht mehr so zu trödeln?
Gerade in Trödelsituationen ist es wichtig, dass man viel Fantasie und Humor hat. In vielen Situationen kann man die Kinder ablenken, ein Rollenspiel daraus machen, sie zu den Tätigkeiten auch auf eine lustige Art anzuregen. Manchmal kann man einen Zauberspruch sagen, den Turboknopf drücken, "Ich glaube der Anzieh-Knopf hat sich heute nicht von selber angeschaltet. Wir müssen beim Roboter den Knopf von Hand einschalten. Grrrschmpf, piiiieeeppp. Ich glaube, da ist etwas nicht ganz in Ordnung. Schrauben wir da mal hinten am Rücken die Batterie wieder richtig rein. So, jetzt sollte es klappen. Ich muss mal schnell auf der Gebrauchsanweisung lesen, wie das funktionert. Also auf die Nase drücken heisst, der Roboter läuft los, wenn man am Ohrläppchen zupft, bleibt er stehen, wenn man ihn oben am Kopf berührt, dann sagt er: Ich bin bereit." Wenn der Roboter das Kommando gegeben hat, dann kann es losgehen. Anziehen, essen, Zähneputzen... alles geht jetzt viel schneller.
Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich wieder mit Fragen, Feedback und mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin