Sohn hat Mühe mit Folgen

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Sohn hat Mühe mit Folgen

Beitragvon mom » 26.08.2009, 20:53

Hallo

Unser Sohn (5 1/2 Jahre) ist jetzt diese Woche in den Kindergarten gekommen. Er ist ein sehr wilder Junge (kann nicht normal laufen muss immer springen). Von Klein an hat er auch Mühe mit Folgen. Ein, zwei Beispiele, welche ich ihm schon manchmal erklärt habe, aber es nützt einfach Nichts. Z. B. hat er sich heute wieder auf den kleinen Buggie gesetzt und wollte so ein Strässchen herunterfahren (nicht sehr steil aber trotzdem gefährlich - kann ja nicht bremsen). Das hat er schon andere Male mit dem grossen Wagen gemacht und ich muss ihn dann immer stoppen. Ich erkläre ihm, dass dies sehr gefährlich ist aber das kommt bei ihm nicht an. Ein anderes Beispiel ist das Vorausrennen oder Wegspringen auf dem Nachhauseweg oder in einem Laden. Laufen wir nach Hause macht er immer noch Runden ums Haus oder zum Nachbarhaus, wo die Kinder draussen spielen. Wenn ich es früh und ganz klar sage klappt es manchmal, dass er mit mir hoch kommt, vergesse ich es, springt er zu den Kindern. Ich muss ihn auch in den Kindergarten begleiten, er ist noch nicht so weit alleine zu gehen. Es sind einfach einige Sachen, die ich schon X-Mal erklärt haben, die aber nicht nützen.

Kannst du mir einen Tip geben, evtl. Kleberlisten für gutes Verhalten?

Lieben Dank und Gruss
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Re: Sohn hat Mühe mit Folgen

Beitragvon Kathrin Buholzer » 26.08.2009, 22:13

Hallo

Hallo mom! Herzlich willkommen hier auf dem Elternplaneten. Schön, dass du hier gelandet bist und hier mitschreibst. Ich hoffe, du fühlst dich bei uns wohl. Wenn du magst, kannst du in der Rubrik "Die Bewohner stellen sich vor" kurz ein paar Sätze über dich schreiben.

Unser Sohn (5 1/2 Jahre) ist jetzt diese Woche in den Kindergarten gekommen. Er ist ein sehr wilder Junge (kann nicht normal laufen muss immer springen). Von Klein an hat er auch Mühe mit Folgen. Ein, zwei Beispiele, welche ich ihm schon manchmal erklärt habe, aber es nützt einfach Nichts. Z. B. hat er sich heute wieder auf den kleinen Buggie gesetzt und wollte so ein Strässchen herunterfahren (nicht sehr steil aber trotzdem gefährlich - kann ja nicht bremsen).

Am besten erklärst du es ihm nicht einfach, sondern zeigst es ihm einmal. Setz eine Puppe oder sein Plüschtier in den Buggy und lass ihn mal in vollem Tempo den Weg runtersausen. Sag ihm nicht nur, dass es geführlich ist, sondern frag ihn selber mal danach. "Was denkst du, warum kann das gefährlich sein? Was könnte passieren? Mit was darfst du das Strässchen runterfahren, was musst du dabei beachten, was anziehen?" Kinder können oft gefährliche Situationen noch nicht so recht einschätzen. Es nützt oft viel mehr, wenn wir es ihnen vormachen oder sie nach dem "Warum nicht" und wie könnte man es anders machen, selber fragen. Wenn sie selber die Antwort geben oder eine Lösung finden, dann klappt es oft auch viel besser.
Schau auch, ob du mit ihm eine Alternative aushandeln kannst. Evt. kann er ja mit etwas anderem runterfahren, das weniger gefährlich ist.
Wichtig ist, jetzt nicht nur für diese Situation, dass du mit ihm Regeln abmachst. Also wenn ihr immer wieder Situationen habt, in denen etwas nicht gut klappt, wo du immer wieder schimpfen und ermahnen musst, dann setz dich mal mit ihm zusammen und besprecht das. Frag ihn nach dem richtigen Verhalten und dann schreibt ein paar Regeln dazu auf ein Blatt. Am besten zeichnet ihr noch etwas dazu, oder klebt Bilder ein, damit er genau weiss um was es geht. Formuliere positiv. Schreib auf, was er darf und was du von ihm erwartest. "z.B auf dem Strässchen darf ich nur mit dem Bobbycar fahren, ich muss meinen Helm anziehen... " usw.


Das hat er schon andere Male mit dem grossen Wagen gemacht und ich muss ihn dann immer stoppen. Ich erkläre ihm, dass dies sehr gefährlich ist aber das kommt bei ihm nicht an. Ein anderes Beispiel ist das Vorausrennen oder Wegspringen auf dem Nachhauseweg oder in einem Laden. Laufen wir nach Hause macht er immer noch Runden ums Haus oder zum Nachbarhaus, wo die Kinder draussen spielen. Wenn ich es früh und ganz klar sage klappt es manchmal, dass er mit mir hoch kommt, vergesse ich es, springt er zu den Kindern.

Vorausplanen ist eine ganz wichtige und nützliche Sache. Sag ihm immer, BEVOR ihr irgendwo hingeht, was genau passiert. Wo geht ihr hin, mit was, wie lange, was tut ihr dort. Sag ihm auch wie es abläuft wenn ihr nach Hause geht. Kündige ihm das immer früh genug an, damit er von deinen Plänen nicht überrascht wird. Bevor ihr dann zu Hause ankommt, geh zu ihm runter, sprich ihn mit Namen an und erinnere ihn nochmals an die Regeln: "Weisst du noch was wir abgemacht haben? Was ist wichtig, wenn wir nach Hause kommen?" Wenn er es nicht weiss, dann sag es ihm noch einmal. Sag ihm genau, was du von ihm möchtest. Überleg dir auch einmal, warum er dann nicht mehr ums Haus rennen darf? Ist es gefährlich, kann er nicht alleine draussen sein.. Vielleicht findest du einen Kompromiss. Er darf noch 4 Runden machen und dann geht ihr zusammen hoch.
Unterwegs ist es wichtig, dass du ihm klare Anweisungen gibst. "Wir machen uns jetzt auf den Heimweg. Du darfst dort bis zum Bänkli selber rennen und dort wartest du auf mich." Lobe und ermutige ihn wenn es klappt. Wenn er sich nicht daran hält, muss er halt die nächsten paar Minuten dir die Hand geben. Gib ihm dann aber nochmals eine Chance es "zu üben."


Ich muss ihn auch in den Kindergarten begleiten, er ist noch nicht so weit alleine zu gehen. Es sind einfach einige Sachen, die ich schon X-Mal erklärt haben, die aber nicht nützen.

Wenn er es noch nicht alleine schafft, dann schau, dass du den Weg in kleine Schritte unterteilst. Begleite ihn z.B bis kurz vor dem Kindergarten und lass ihn dann die letzten Meter alleine gehen. Besprich mit ihm, was wichtig ist und was du von ihm möchtest. Lobe und ermutige ihn, wenn es klappt. Wenn er es gut kann, dann mach es etwas "schwieriger", trau ihm etwas mehr zu, lass ihn z.B den halben Weg alleine machen usw.

Ich schreibe dir hier mal noch ein paar wichtige Punkte zu den Anweisungen auf:


Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:

Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „Ich möchte, dass du jetzt deine Kleider anziehst und dann zum Essen kommst, …“ (auch hier, immer sagen, was es tun soll, was du von ihr möchtest). (Nicht einfach "Nein" sagen, sondern sagen, WAS sie denn tun soll).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihr Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte sie. Wenn sie tut, was du gesagt hast, dann lobe sie.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn sie wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit ihrem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.)
Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Marco!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihr vorher wie lange sie etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihr hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Schau auch, dass du den Fokus vorallem aufs Positive legst. Tut er etwas, dass dir gefällt, das gut ist, dann lobe und ermutige ihn und sag ihm GENAU, was dir gefallen hat. Wenn Kinder sich daneben benehmen, dann hat das oft damit zu tun, dass wir sie nicht genügend beachten, wenn sie sich gut verhalten. Das heisst, wir geben Kinder oft dann ein Feedback, wenn etwas nicht klappt, wenn sie nicht gehorchen oder "Seich" machen.

Wenn er etwas nicht kann, dann versuch es ihm nicht einfach abzunehmen, sondern leite ihn an. Unterteile die Aufgabe in kleine Schritte und zeig ihm wie er sie lösen kann. Lass ihn auch selber Ideen haben, wie könnte er es schaffen? Was muss er tun? Was passiert wenn er es so oder so macht? Was ist wichtig dabei... usw? Handle nach dem Motto: Hilf mir, es selbst zu tun. Unterstütze ihn, aber erledige es nicht für ihn.


Kannst du mir einen Tip geben, evtl. Kleberlisten für gutes Verhalten?

Überleg dir einmal: Welches Verhalten wünschst du dir denn von ihm? Was heisst gutes Verhalten, das ist sehr ungenau und ein Kind kann damit nicht sehr viel anfangen. Welche Erwartungen hast du denn an ihn? Was sollte sich ändern und was musst du bei dir ändern, damit es besser wird. Das sind wichtige Fragen, die man sich am Anfang stellen sollte. Es ist auch wichtig einmal zu beobachten, wann es passiert. In welchen Situationen ist es schwierig. Was passierte vorher? Was wolltest du von ihm? Wie hast du ihm die Anweisung gegeben? usw.

Lieben Dank und Gruss

Schau mal was du damit anfangen kannst. Am besten schreibst du mir noch ein paar Beispiele/Situationen mehr auf, dann kann ich dir noch etwas konkretere Tipps geben, ok?

mom

Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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