von Kathrin Buholzer » 21.07.2009, 23:09
Hallo Kathrin,
erst einmal ein dickes Lob für Deine Seite, schön dass es so etwas gibt!!
Danke fürs Lob und schön, dass du hier gelandet bist und bei uns mitschreibst!
Also,dann fange ich einmal mit meinem Problem an:
Mein kleiner Sohn ist 24 Monate jung ,also Mitten in der Dickkopf-Trotzphase.
Er macht mir momentan sehr mit seiner Aggressivität das Leben schwer.
Zuerst ein paar allgemeine Hinweise:
In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.
(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:
... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>
Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihm genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihm her und versuch ihn nicht mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihm nicht alles abnimmst und ihm ann deine Hilfe anbietest, wenn er nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."
- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihm eine Auswahl geben und er kann selber entscheiden, was er möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.
- In Situationen in denen er sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst ihn abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass er sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.
Sobald er Grenzen gesetzt bekommt reagiert er mit Werfen von allen Gegenständen,welche sich in seiner Reichweite befinden.
Achte dich einmal, dass du ihm nicht einfach Grenzen setzt, im Moment, sondern plane immer gut voraus und sag ihm frühzeitig, was Sache ist, was passiert und was du von ihm erwartest. Kinder fühlen sich oft von unseren Anweisungen überrumpelt wenn sie aus heiterem Himmel kommen. "Wir schauen jetzt noch ein Buch zusammen an, dann gehen wir Zähneputzen und danach zusammen rauf ins Zimmer." Versuch den Tag in kleine "Häppchen" zu teilen, damit er weiss was als nächstes kommt. Wenn er mit Dingen wirft, dann hat das damit zu tun, dass er sich ganz furchtbar ärgert, was man ja sicherlich meistens gut nachvollziehen kann. Du kannst ihm sagen, dass dass du verstehst, dass er sich grad ärgert, dass er aber aufhören soll mit Sachen zu werfen und was er stattdessen tun soll. Du kannst ihm auch eine Alternative anbieten, damit er seinen Frust und Ärger loswerden kann. Wenn er nicht damit aufhört, dann nimm ihm die Gegenstände einen Moment weg. Sag ihm immer warum du es tust, und gib sie ihm dann nach einer kurzen Weile wieder. "Du wirfst immer noch mit den Klötzen herum, deshalb nehme ich sie dir jetzt für 5 Minuten weg." Versuch ruhig und gelassen zu bleiben.
Zum Teil wirft er sie auch gegen mich oder meinen Mann,er schlägt uns hin und wieder auch ins Gesicht.
Wenn er das tut, dann nimm ihn und stell ihn auf den Boden, sag ihm dass er damit aufhören soll und dass er euch damit weh tut. Geh dann einen Moment weg von ihm und wenn er schreit und tobt dann ignoriere ihn. Wenn er nicht aufhört und es in einen heftigen Wutanfall ausartet, dann ist es auch möglich, ihn in die Auszeit zu schicken. D.h du gehst zu ihm, sagst was er falsch gemacht hast, erinnerst ihn an die Regel und sagst: „Luca, du hast mich jetzt grad gehauen, wir haben abgemacht, dass wir anständig und lieb miteinander umgehen. Deshalb musst du jetzt 1 oder 2 Min. in die Auszeit.“ Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du warst jetzt schön still, du darfst wieder rauskommen.“
Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst.
Besprich die Auszeit am besten in einer ruhigen Minute mit ihm, damit er weiss, was dann passiert und wann er in die Auszeit muss. Achte dich darauf, dass du ihn nicht für jedes Fehlverhalten in die Auszeit schickst. Nur als letzte Möglichkeit, wenn du merkst, dass er nicht mehr aus dem Wutanfall herausfindet und auch du kurz vor dem Explodieren bist.
Es ist mir auch total unangenehm, wenn wir zu Besuch sind, und er dort seine "Anfälle " bekommt es geht schon mal etwas dabei zu Bruch.
Gerade auch wenn ihr weg geht ist es ganz wichtig, dass du mit ihm vorher genau besprichst was abläuft. Sag ihm wo ihr hingeht, wie lange und was ihr dort macht. Sprich mit ihm vorher über Regeln. Sag ihm, was du von ihm erwartest oder du kannst ihn auch danach fragen. "Weisst du was wichtig ist, wenn wir im Laden sind?". Formuliere positiv, also sag ihm, was du von ihm möchtest. "Ich möchte, dass du in meiner Nähe bleibst, bitte warte dort vorne beim Bänkli auf mich." Überlege dir auch interessante Beschäftigungen für ihn. Wenn Kinder sich daneben benehmen, dann hat es oft damit zu tun, dass sie sich einfach langweilen. Nimm etwas zum Spielen mit (Tiere, Schlümpfe, Bücher, etwas zum Zeichnen, Spielzeugautos usw). Lass ihn mithelfen, Äpfel in den Plastiksack legen, die Milch aus dem Regal holen, gib ihm einen kleinen Einkaufswagen, lass ihn Produkte suchen, sprich mit ihm über Formen, Farben und lobe ihn wenn es klappt. Zusätzlich kannst du auch noch eine Belohnung abmachen, wenn es gut gelaufen ist. z.B ein Sirup trinken gehen, auf den Spielplatz, zu Hause ein Buch anschauen usw. (Muss aber nicht unbedingt sein). Bevor ihr dann ins Geschäft rein geht, erinnere ihn nochmals an die Regeln. "Weisst du noch was wir abgemacht haben?" Wenn er sich daran hält, dann lobe und ermutige ihn, schon während des Einkaufs. Wenn er sich nicht daran hält, dann sag ihm, was dich stört und was du von ihm möchtest. "Leon, du rennst hier im Laden herum. Wir haben abgemacht, dass wir im Laden nur gehen." Wenn es nicht klappt, dann lass eine log. Konsequenz folgen. Lass ihn z.B einen Moment bei dir in der Umkleidekabine sitzen, geh mit ihm einen Moment nach draussen, setz ihn in den Einkaufswagen, setz ihn einen Moment ins Auto oder brich auch mal den Einkauf ab, wenn es gar nicht mehr geht. Oft reicht aber schon, wenn man die Kinder ablenkt. "Komm wir brauchen noch Unterwäsche. Wir gehen jetzt beide ganz ruhig dort zum Gestell und du darfst dir dann ein Paar aussuchen."
Das funktioniert auch gut, wenn ihr zu Besuch geht.
Das Wort NEIN löst erst recht extreme Wurfanfälle aus.
Versuch nicht einfach nur "nein" zu sagen, sondern sag ihm lieber, was er denn tun darf/soll. Also nicht: "Du darfst nicht herumrennen", sondern: "Du darfst bis dort zu Bänkli rennen und dort wartest du auf mich." Versuche positiv zu formulieren. Sag ihm, was er tun soll, was du von ihm erwartest und nicht, was er nicht tun soll.
Geduld ist auch ein Fremdwort für ihn,wenn etwas nicht klappt wird geplärrt und rumgeworfen.
Das ist ein normales Verhalten in diesem Alter. Schau, dass du ihm dann nicht immer gleich alles abnimmst, ihm dann grad die Schuhe anziehst oder mit der Jacke hilfst. Biete ihm Hilfestellungen an, oder frage ihn auch immer wieder: "Ja, was könntest du denn jetzt tun?".
Zum Teil wirft er auch völlig grundlos Sachen durch die Gegend,und findet das auch noch lustig.
Das passiert oft nicht grundlos. Achte dich auch hier einmal, in welchen Situationen und wann das passiert. Ist ihm Langweilig? Sucht er Aufmerksamkeit? Möchte er mit dir in Kontakt treten? usw.
Wir haben es schon mit allen Mitteln versucht einzudämmen,leider erfolglos.
Im ruhigem Ton,mit Auszeit im Laufgitter und mit lautem Ton Alles für die Katz! Wir erklären ihm auch ,dass er das nicht tun soll und versuchen ihn abzulenken.
Ich weiss nicht mehr was ich gegen diese Wutausbrüche unternehmen soll!!
Ich hoffe Du hast eine Lösung für uns parat.
Danke und liebe Grüsse
JJ.S.
Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. MIt Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin