Tochter 2.5 Jahre bringt mich zum verzweifeln...

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Tochter 2.5 Jahre bringt mich zum verzweifeln...

Beitragvon Emily » 16.07.2009, 11:07

Hallo Kathrin

Ich bin auch einmal wieder hier.....da ich mit den Nerven ziemlich am Ende bin.

Ich habe eine Tochter (jan. 07) und einen Sohn (Feb 09).

Meine Tochter hat zurzeit ein Phase, da könnte ich schreien. Sie isst nicht richtig....sie macht was sie will und vorallem hört sie überhaupt nicht, wenn man ihr etwas sagt.

Ich stehe jeden Morgen um 7.00 Uhr auf und bereite die Schoppen für meinen Sohn und meine Tochter zu, damit wenn sie um ca. 08.00 Uhr aufstehen auch gleich trinken können. Der Start glückt eigentlich noch jedesmal. Dann fängt es an. Ich habe es so arrangiert, das ich am morgen mehr oder weniger den Haushalt schmeisse, damit ich am Nachmittag Zeit habe für Unternehmungen oder Spielzeit mit der Tochter. Leider klappt das im Moment gar nicht. Ich weiss als ich ein Kind war konnte ich mich immer super alleinie beschäftigen....und wir hatten wirklich nicht viele Spielsachen, meine Tochter schafft das absolut nicht. Sie hängt mir von morgens bis abends an den Beinen und will partout nichts für sich machen. Mein Mann und ich haben angefangen, dass sie mind. 1h am Tag in ihrem Zimmer sein "muss" und für sich etwas machen muss....aber alle 5 Minuten kommt sie raus und fragt ob sie wieder rauskommen könnte. Das macht mich echt fertig....so lieb ich meine Tochter auch habe denke ich doch das es wichtig ist das sie auch alleine etwas machen kann, oder sehe ich das falsch?? Da sie mir dann schon denn ganzen morgen hinterher trapt, habe ich dann am Nachmittag wirklich keine grosse Lust mehr mit ihr zu spielen.

Ausserdem, wenn wir ihr etwas sagen macht sie es ganz sicher nicht. Und sagt ganz klar "ig wott nid".

Sie ist jetzt ausserdem daran Trocken zu werden, das Gagi macht sie jetzt auch schon aufs Wc....bis gestern....plötzlich gehts wieder in die Windeln. Was ist da los?? Ich versuche wirklich sie nicht anzuschreien, aber manchmal klappt das nicht.

Wir haben vor kurzem an einem Samstag einen Ausflug gemacht. Meine Tochter hat dann leider nie geschlafen im Auto und wurde gegen Abend bei der Heimfahrt etwas stinkig und hat wirklich ca. 1h im Auto nur rumgeschrien....ich ging schier die Wände hoch. Als wir dann zu Hause waren gings ums Abendessen....wir haben den ganzen Tag nicht sehr viel gegessen und am Abend eine Pizza gemacht...doch die kleine hat das Teller genommen und es quer über den Tisch geworfen und fing wieder mit dem schreien an. Ich bin ganz ehrlich ich kam so in ein "delirium" das ich sie am liebten Schlagen wollte...(hoffe ich werde nicht verurteilt deswegen), ich konnte mich dann beherrschen, doch die kleine wollte nicht mehr aufhören mit schreien, da habe ich sie gepackt und sie mitsamt den Kleidern unter die Dusche gestellt. Sie war wohl so geschockt das sie danach kein Wort mehr von sich gegeben hat, wir legten sie ins Bett, sie bekam ihren Abendshoppen und kurzerhand war sie auch schon eingeschlafen. Ich weiss die dusche war sicher nicht das richtige Mittel, doch ich wusste einfach nicht mehr weiter.

Auch mit dem Essen ist das so eine Sache. Schon seit sie ein Baby war hat sie nie wirklich viel gegessen. Bei jedem Arztbesuch habe ich fast ein schlechtes gewissen, da sie die unterste Kurve gerade mal so schafft. Aber sie isst einfach nicht richtig. Im Moment sind Teigwaren der Renner, Gemüse von dem will sie gar nichts wissen. Es kam soweit das wir sie wirklich "zwingen" und festhalten mussten, damit sie ein klein wenig gegessen hat. Mittlerweile isst sie zwar ein bisschen, aber viel ist es noch immer nicht.

Du wirst dich sicher fragen ob das ganze "Theater" mit der Geburt vom Sohnemann begonnen hat?? Leider nicht, es ist sicher nicht besser geworden, aber es war schon vorher so. Sie geht eigentlich ganz süss mit dem kleinen um. Sie darf auch immer wieder zu ihm ins Laufgitter zum spielen, klar manchmal ist sie etwas grob, aber nicht weil sie ihn nicht mögen würde, sondern weil sie das feingefühl noch nicht so im griff hat. Wenn man es ihr dann sagt sie solle etwas ruhiger und "feiner" mit ihm umgehen setzt sie das auch sofort um. Auch ich versuche nicht mehr Zeit mit dem kleinen zu verbringen als ich es mit ihr tue. Zum glück ist er pflegeleicht und ich kann ihn sehr gut im Laufgitter liegen lassen und er spielt dann mit seinen Spielsachen.

Also...was mache ich falsch?? Was kann ich tun?? Ich bin sicher nicht die Mutter, die sehr gerne hinsitzt und mit der tochter Spielt..... da bin ich ganz ehrlich und zwar nicht weil ich es nicht will sondern weil ich es nicht kann, nie konnte. Aber ich blödele mit der kleinen rum....sie darf mir auch immer helfen beim putzen (da will sie immer dabei sein) wenn ich den kleinen ausziehe darf sie auch mithelfen, ich versuche sie halt so zu beschäftigen, da ich denke, die Kinder merken das wenn man nicht gerne "Kinderspiele" macht.

Vielen Dank für deinen Rat.....
Emily
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Re: Tochter 2.5 Jahre bringt mich zum verzweifeln...

Beitragvon Kathrin Buholzer » 16.07.2009, 12:26

Hallo Kathrin

Ich bin auch einmal wieder hier.....da ich mit den Nerven ziemlich am Ende bin.

Hallo Emily! Schön, dass du wieder hier bist... Dann schauen wir mal.

Ich habe eine Tochter (jan. 07) und einen Sohn (Feb 09).

Meine Tochter hat zurzeit ein Phase, da könnte ich schreien. Sie isst nicht richtig....sie macht was sie will und vorallem hört sie überhaupt nicht, wenn man ihr etwas sagt.

Ich stehe jeden Morgen um 7.00 Uhr auf und bereite die Schoppen für meinen Sohn und meine Tochter zu, damit wenn sie um ca. 08.00 Uhr aufstehen auch gleich trinken können. Der Start glückt eigentlich noch jedesmal. Dann fängt es an. Ich habe es so arrangiert, das ich am morgen mehr oder weniger den Haushalt schmeisse, damit ich am Nachmittag Zeit habe für Unternehmungen oder Spielzeit mit der Tochter. Leider klappt das im Moment gar nicht. Ich weiss als ich ein Kind war konnte ich mich immer super alleinie beschäftigen....und wir hatten wirklich nicht viele Spielsachen, meine Tochter schafft das absolut nicht. Sie hängt mir von morgens bis abends an den Beinen und will partout nichts für sich machen.

Versuch deine Tochter so oft es geht in deine Arbeiten mit einzubeziehen. Lass sie dir helfen beim Putzen, gib ihr einen feuchten Lappen, (du kannst ihr auch etwas Wasser in so eine Spritzflasche, z.b eines leeren Fensterreinigers füllen), lass sie die Türen abwischen, abstauben, Gemüse schneiden usw. Lass sie in deiner Nähe sein, und so dass sie etwas zu tun hat. Lobe und ermutige sie, auch wenn es dir vielleicht "putztechnisch" nicht so viel hilft. Nimm dir auch nicht zu viel vor. Du kannst z.B einen Moment etwas erledigen und ihr dann sagen: "Ich flitze jetzt schnell mit dem Staubsauger durch die Wohnung und hänge die Wäsche auf und du kannst in der Zeit, dies oder das machen. Danach können wir zusammen ein Spiel spielen." Schaffe immer wieder kleine "Inseln" wo du dann etwas kurz mit ihr alleine machst. Gib ihr viele interessante Dinge zu tun. Ein paar Beispiele findest du übrigens hier: http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... spass.html

Mein Mann und ich haben angefangen, dass sie mind. 1h am Tag in ihrem Zimmer sein "muss" und für sich etwas machen muss....aber alle 5 Minuten kommt sie raus und fragt ob sie wieder rauskommen könnte.

Gerade wenn sie etwas Mühe hat alleine zu spielen. Ist eine Std. am Anfang sicherlich zu lang. Setz ein leichtes Ziel. z.B 10 Minuten, oder 20. Gib ihr auch hier Anregungen, was kann sie spielen? Hilf ihr am Anfang ins Spiel zu finden, gib ihr Kassetten, Malfarben, vielleicht auch einen kleinen Auftrag was sie in der Zeit tun könnte. Zeig ihr auf einer Uhr, wann die Zeit um ist. Vielleicht hast du eine Eieruhr, oder einen Wecker. Lobe und ermutige sie wenn es klappt und steigere dann die Dauer. Besprich das vorher in Ruhe mit ihr, macht die Regeln ab, sag ihr auch, was du in der Zeit tust. Formuliere positiv. "Im Zimmer bleiben bis der Wecker klingelt" und nicht: "Nicht aus dem Zimmer kommen." Du kannst auch eine Belohnung abmachen, für den Fall dass es klappt. Möglich ist auch eine Punktekarte zu machen. Wie das geht, siehst du hier: http://www.elternplanet.ch/sgubi/punktekarten.html
Die Vorlage ist sicherlich zu gross und es hat zu viele Felder. Du kannst sie auch halbieren. Oder du machst selber einen Plan und nimmst nur die sgubis zum draufkleben. Setz ein leichtes Ziel. Also schon nach dem ersten Mal, wenn es geklappt hat eine kleine Belohnung.


Das macht mich echt fertig....so lieb ich meine Tochter auch habe denke ich doch das es wichtig ist das sie auch alleine etwas machen kann, oder sehe ich das falsch?? Da sie mir dann schon denn ganzen morgen hinterher trapt, habe ich dann am Nachmittag wirklich keine grosse Lust mehr mit ihr zu spielen.

Kann ich gut verstehen. Trotzdem: Je mehr du sie dann ablenst oder zurückweist umso mehr, will sie bei dir sein und mit dir spielen. Wichtig ist, dass du sie anleitest und interessante Beschäftigungen anbietest. Du musst dann auch nicht den ganzen Nachmittag mit ihr spielen. Schau lieber, dass du dir während des Tages immer wieder einen Moment Zeit für sie nimmst. Das kann zwischen ein paar Sekunden bis ein paar Minuten sein. Also wenn sie dich etwas fragen, dir etwas zeigen will, schenk ihr dann einen Moment Aufmerksamketi und vertröste sie dann nicht immer auf später. Je mehr du das tust, je mehr wird sie immer wieder kommen und nach dir verlangen. Auch wenn es im Alltag immer wieder mühsam ist und vielleicht am Anfang auch ungewohnt, den Putzlappen mal kurz wegzulegen oder den Staubsauger abzustellen, es lohnt sich.

Ausserdem, wenn wir ihr etwas sagen macht sie es ganz sicher nicht. Und sagt ganz klar "ig wott nid".

auch das ist normal. Sie ist in der Trotzphase und dabei ihren eigenen Willen zu entwickeln, auch zu merken, dass sie nicht mehr alles so machen möchte, wie du willst. Ich kopier dir hier nochmals das Wichtigste zu dieser Trotzphase rein:

In der Trotzphase, so ab 2 Jahren erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.

(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihr genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihr her und versuch, sie nicht mit Anweisungen zu zutexten.
- Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden.
- Achte darauf, dass du ihr nicht alles abnimmst und ihr dann nur deine Hilfe anbietest, wenn sie nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."

- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihr eine Auswahl geben und sie kann dann selber entscheiden, was sie möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.

- In Situationen in denen sie sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst sie abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihr immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass sie sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.

Auch wenns stressig und oft auch nervig ist. Lass dich davon nicht beeindrucken. Wenns dich ärgert, verlass einen Moment den Raum. Oft nützt es auch, wenn man einfach einen Schritt zurück steht, sein Kind aus den Augenwinkeln beobachtet und denkt: "Alles ok, ich habe ein ganz normales Kind." :-) Lass dich nicht erpressen, schimpfe auch nicht mit ihr. Bleib ruhig und standhaft und wenn der Anfall vor bei ist, dann geh wieder zu ihr und sage: "Schön, dass du dich wieder beruhigt hast, jetzt kannst du mir zeigen, was du genau tun wolltest, ich helfe dir."

Achte dich auch wieder einmal auf deine Anweisungen. Wenn Kinder Anweisungen nicht befolgen hat das oft damit zu tun, wie wir als Eltern die Anweisungen geben. Oft stellen wir sie als Frage: "Kommst du jetzt bitte?" "Hörst du jetzt auf?" "Möchtest du jetzt nicht mal alleine etwas spielen?". Lies doch nochmal in Ruhe das Wichtigste zu den Anweisungen durch und achte dich in den nächsten Tagen mal wieder etwas verstärkt darauf. Ich kopier dir hier den Text aus meinem letzten Posting an dich nochmals rein:

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:

Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „Ich möchte, dass du jetzt deine Kleider anziehst und dann zum Essen kommst, …“ (auch hier, immer sagen, was es tun soll, was du von ihr möchtest). (Nicht einfach "Nein" sagen, sondern sagen, WAS sie denn tun soll).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihr Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte sie. Wenn sie tut, was du gesagt hast, dann lobe sie.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn sie wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit ihrem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.)
Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Leonie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihr vorher wie lange sie etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihr hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.


Sie ist jetzt ausserdem daran Trocken zu werden, das Gagi macht sie jetzt auch schon aufs Wc....bis gestern....plötzlich gehts wieder in die Windeln. Was ist da los?? Ich versuche wirklich sie nicht anzuschreien, aber manchmal klappt das nicht.

Wir haben vor kurzem an einem Samstag einen Ausflug gemacht. Meine Tochter hat dann leider nie geschlafen im Auto und wurde gegen Abend bei der Heimfahrt etwas stinkig und hat wirklich ca. 1h im Auto nur rumgeschrien....ich ging schier die Wände hoch.

Wichtig ist immer, dass du gut vorausplanst. Sag ihr, wie lange ihr jetzt unterwegs seid und gib ihr auch im Auto etwas zu tun. Nimm genügend Sachen mit, wenn nötig, setz dich zu ihr hinten ins Auto und erzähl ihr ein Buch. Oder nimm ein feines grosses Tuch mit, welches du über den Kindersitz und über die Kopfstütze des Fahrers oder Beifahrers legen kann, so dass sie wie ein kleines Häuschen hat. Wenn sie dann schreit, sag ihr dass sie damit aufhören soll, das sich der Papa beim Fahren nicht konzentrieren kann. Wenn sie nicht aufhört, dann haltet einen Moment an. Lass sie entweder einen Moment mit dir aussteigen. Setzt euch auf eine Bank und warte bis sie sich wieder beruhigt hat.

Als wir dann zu Hause waren gings ums Abendessen....wir haben den ganzen Tag nicht sehr viel gegessen und am Abend eine Pizza gemacht...doch die kleine hat das Teller genommen und es quer über den Tisch geworfen und fing wieder mit dem schreien an.

Bei unserer Tochter war es so, (heute immer noch, aber nicht mehr so schlimm), dass wenn sie Hunger hatte, sie sich in ihrem Wesen extrem verändert hat. Sie wurde total aggressiv, hat nur noch herumgeschrien, war einfach nicht mehr sich selber. Als wir das gemerkt haben, gaben wir ihr immer beim ersten Anzeichen, ein Traubenzucker oder sonst etwas kleines zu essen, damit der Blutzuckerspiegel wieder normalisiert wird und seither, haben diese Attacken aufgehört.
Denk auch daran, dass ein erlebnisreicher Tag mit viel Autofahren, vielen Eindrücken, Kinder oft überfordern können. Sie können dann oft nicht abschalten und sind dann ganz aus dem Häuschen. Versuch sie wieder etwas runter zu holen. Lass sie z.B beim Pizza machen helfen, schau mit ihr ein Buch an, mach ihr auf dem Boden rasch ein kuscheliges Bett, damit sie sich etwas ausruhen kann usw.


Ich bin ganz ehrlich ich kam so in ein "delirium" das ich sie am liebten Schlagen wollte...(hoffe ich werde nicht verurteilt deswegen), ich konnte mich dann beherrschen, doch die kleine wollte nicht mehr aufhören mit schreien, da habe ich sie gepackt und sie mitsamt den Kleidern unter die Dusche gestellt. Sie war wohl so geschockt das sie danach kein Wort mehr von sich gegeben hat, wir legten sie ins Bett, sie bekam ihren Abendshoppen und kurzerhand war sie auch schon eingeschlafen. Ich weiss die dusche war sicher nicht das richtige Mittel, doch ich wusste einfach nicht mehr weiter.

Gerade wenn ein solch aufregender und für Kinder oft auch anstrengender Tag zu Ende geht, ist es wichtig, die Kinder wieder in ihre gewohnte Umgebung zu "überführen." D.h schnell erklären, was jetzt passiert, was man vom Kind erwartet und wenn es schreit und sich nicht mehr beruhigen kann, lieber sagen: "Das war jetzt grad etwas viel für dich, du musst sehr müde sein. Das war ein toller, aber auch anstrengender Tag. Weisst du noch am Nachmittag was wir alles gemacht haben?" Manchmal kann man dann mit dem Kind den Tag noch rasch etwas Revue passieren lassen, es damit auch etwas ablenken. Wenn du merkst, dass sie so müde ist, dann ist es oft besser, sie dann halt einfach ins Bett zu bringen. Nicht als Strafe, sondern mehr als "Erlösung". "Schau mal, du bist so müde, ich mach dir jetzt einen Schoppen und dann darfst du den noch auf deinem Bett trinken. ich komme dann noch rasch zu dir um dir Gute Nacht zu sagen und dann kannst du schlafen."
Wenn schon eine unruhige oder gar aufgeladene Stimmung herrscht, dann versuch ruhig und gelassen zu bleiben und auch ein gewisses Verständnis für dein kleines Mädchen aufzubringen. Dass eine kalte Dusche da nichts bringt, dein Kind nur demütigt und ihm Angst macht, brauch ich da ja gar nicht zu erwähnen...


Auch mit dem Essen ist das so eine Sache. Schon seit sie ein Baby war hat sie nie wirklich viel gegessen. Bei jedem Arztbesuch habe ich fast ein schlechtes gewissen, da sie die unterste Kurve gerade mal so schafft. Aber sie isst einfach nicht richtig. Im Moment sind Teigwaren der Renner, Gemüse von dem will sie gar nichts wissen. Es kam soweit das wir sie wirklich "zwingen" und festhalten mussten, damit sie ein klein wenig gegessen hat. Mittlerweile isst sie zwar ein bisschen, aber viel ist es noch immer nicht.

Es kommt immer wieder vor, dass die Kinder unterscheidlich Appetit haben. Manchmal verschlingen sie Unmengen von Fleisch, manchmal nur Teigwaren und manchmal auch nur ein bestimmtes Gemüse. Beim Essen ist wichtig, dass du deinem Kind immer wieder die Sachen anbietest. Es braucht ca. 10-15 Mal bis ein Kind etwas neues auch akzeptiert. Du kannst mit deinem Kind auch ein paar Abmachungen treffen. z.B dass es von allem ein kleines Stück probieren muss und dass sie z.B von den Teigwaren erst wieder etwas nachgeschöpft bekommt, wenn sie das Gemüse gegessen hat. Beim Essen hilft es oft auch spielerisch damit umzugehen. Gemüse z.B kannst du so anrichten, dass es auch dem Teller wie ein Gesicht aussieht.(Ein Clown, ein Pirat), oder wie ein Tier.
Du kannst ihr z.B auch eine Geschichte erzählen, das Brot ist z.B das Schiff, der Käse ist die Mannschaft z.B eure Familie die ins Schiff steigt. Wenn z.B ein Stück übrig bleibt, dass imitiere ich manchmal mit meiner Stimme das Stückchen Käse und sage: "Hilfe, jetzt hast du alle meine Kollegen gegessen und ich muss ganz alleine hier draussen bleiben. Das ist aber gemein, ich will auch zu den andern in den Bauch, Hiiilllfeeee!!!" usw.
Oder: "Hey du, Rüebli wann kommst du endlich runter?" - "Ich möchte ja gerne, aber die Julia lässt mich einfach immer Teller, mir ist schon soooo kalt. Julia, bitte ich möchte jetzt mal wieder an die Wärme, der Bauch und ich haben noch etwas zu besprechen." usw... Einfach eine lustige Geschichte drausmachen. Nicht immer, aber so ab und zu kann das auch mal eine lustige Hilfe sein. Wichtig ist, dass es einfach nur das zu Essen gibt was auf dem Tisch steht. Isst sie halt nur Reis, dann gibt es aber nachher auch nix anderes. Sag ihr das auch. "Wir essen jetzt, es gibt erst wieder zum zNacht etwas." Also keine Extrawürste kochen. Sonst wird sie mit der Zeit merken, dass sie sich nur weigern muss am Tisch zu essen und Mama kocht dann das, worauf sie Lust hat. Sie wird nicht verhungern, wenn sie nur Reis oder Teigwaren isst, oder auch halt mal nix.
Lass sie auch immer wieder mithelfen, Gemüse und Früchte schneiden, in der Vorbereitung helfen.
Versuche nicht zu drohen. Also nicht: "Wenn du jetzt nicht isst, dann..." Zwing sie auch nicht dazu, also mit Mund aufhalten oder ähnlichem.
Pass auf, dass du nicht zuviel Gewicht auf dieses Thema legen. Je mehr ihr das thematisiert, umso mehr Widerstand gibt es. Versucht es etwas lockerer anzugehen. Achtet euch auch mal wie viele Anweisungen ihr während dem Essen gebt. Beschränkt euch aufs Nötigste. Den Fokus nicht zu stark darauf setzen, was sie jetzt essen soll oder wieder nicht isst. Sprecht über lustiges, über euren Tag usw. Dann verliert das Ganze auch etwas an Druck und Stress.

Bücher können auch immer sehr hilfreich sein. Ein paar Tipps findest du im Shop unter Ernährung: http://www.elternplanet.ch/erziehung-mi ... inder.html
Evt. vorher Essens/Tischregeln absprechen, dann könnt ihr während dem Essen von etwas anderem Plaudern.


Du wirst dich sicher fragen ob das ganze "Theater" mit der Geburt vom Sohnemann begonnen hat?? Leider nicht, es ist sicher nicht besser geworden, aber es war schon vorher so. Sie geht eigentlich ganz süss mit dem kleinen um. Sie darf auch immer wieder zu ihm ins Laufgitter zum spielen, klar manchmal ist sie etwas grob, aber nicht weil sie ihn nicht mögen würde, sondern weil sie das feingefühl noch nicht so im griff hat. Wenn man es ihr dann sagt sie solle etwas ruhiger und "feiner" mit ihm umgehen setzt sie das auch sofort um. Auch ich versuche nicht mehr Zeit mit dem kleinen zu verbringen als ich es mit ihr tue. Zum glück ist er pflegeleicht und ich kann ihn sehr gut im Laufgitter liegen lassen und er spielt dann mit seinen Spielsachen.

Was mir auffällt, dass du sehr stark auf das fokussiert bist, was sie nicht gut macht. (Ist natürlich, wenn man Hilfe sucht auch ein Stück weit verständlich, weil man ja die Dinge aufzählen will, die nicht so gut laufen). Versuch aber trotzdem den Fokus vermehrt aufs Positive zu setzen. Was kann sie denn gut? Was magst du an ihr? Was gefällt dir? Versuch immer wieder mehrmals am Tag sie zu loben und sag ihr genau, WAS dir gefallen hat. Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst: "Endlich hast du mal grad getan, was ich dir gesagt habe." Gerade auch, wenn sie mit dem Kleinen so gut umgeht, hier kannst du auch ansetzen. zeig ihr wie stolz du auf sie bist, lass sie immer wieder helfen und ermutige sie. Wenn Kinder sich daneben benehmen hat das oft damit zu tun, dass wir sie nicht genügend beachten wenn sie sich gut verhalten.
Schau, dass du viele, kleine und positive Momente schaffen kannst. Wenn nämlich der "Tank" oder das "Glas" mit den positiven Erlebnissen voll ist, dann macht dir auch mal ein schlechter Tag, ein Geschreit oder ein Trotzanfall (der ja in diesem Alter durchaus normal ist) etwas weniger aus.
Auch muss man immer wieder seine Erwartungen überdenken. Hat man vielleicht an sich oder auch an seine Kinder, die ja noch sehr klein sind, vielleicht etwas gar hohe?


Also...was mache ich falsch?? Was kann ich tun?? Ich bin sicher nicht die Mutter, die sehr gerne hinsitzt und mit der tochter Spielt..... da bin ich ganz ehrlich und zwar nicht weil ich es nicht will sondern weil ich es nicht kann, nie konnte. Aber ich blödele mit der kleinen rum....sie darf mir auch immer helfen beim putzen (da will sie immer dabei sein) wenn ich den kleinen ausziehe darf sie auch mithelfen, ich versuche sie halt so zu beschäftigen, da ich denke, die Kinder merken das wenn man nicht gerne "Kinderspiele" macht.

Was meinst du denn mit "Kinderspiele"?... Lies dich doch mal in der Rubrik Erziehung mit Fantasie etwas durch. Vielleicht findest du dort noch die eine oder andere Anregung.

Vielen Dank für deinen Rat.....
Emily

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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