Schreien wie am Spiess

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Schreien wie am Spiess

Beitragvon Benito » 09.07.2009, 23:27

Hallo

Ich hab mich grad neu bei euch registriert und hoffe, dass ihr mir helfen könnt...
Unser 4 1/2 jähriger Sohn hat seit einiger Zeit eine Phase die mich echt zur Verzweiflung bringt und auch wütend macht:

Er heult oft wegen Kleinigkeiten los und ist dann lange nicht mehr zu trösten. Zudem weint er in einer Lautstärke, bei der die Wände wackeln!
z.B. heute abend:
Er soll noch kurz auf's WC und die Zähne putzen, damit er anschliessend zu Bett gehen kann. Als wir im Bad stehen und ich ihm sage, er soll aufs WC, schreit und weint er schon los, er wolle nicht. Ich versuche es zuerst mit gutem Zureden, Erklären, Alternativen (zuerst Zähne putzen, dann WC), dann mit Druck. Nichts geht. Schliesslich setze ich ihn aufs WC. Mittlerweile schreit und weint er so laut, dass er mit Sicherheit draussen auf der Strasse gehört wird. Nach langem Geschrei und Warten gebe ich auf und sage ihm, dann soll er halt vom WC kommen. Dann heult er gleich wieder von vorne los, weil er jetzt nicht mehr vom WC runter kommen will...

Ich hoffe, dass sie mir einen Rat geben können.
Liebe Grüsse
Benito
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Registriert: 09.07.2009, 22:47

Re: Schreien wie am Spiess

Beitragvon Kathrin Buholzer » 10.07.2009, 10:11

Hallo

Ich hab mich grad neu bei euch registriert und hoffe, dass ihr mir helfen könnt...

Hallo Benito!Schön, dass du hier bei uns gelandet bist, herzlich willkommen auf dem Elternplaneten!

Unser 4 1/2 jähriger Sohn hat seit einiger Zeit eine Phase die mich echt zur Verzweiflung bringt und auch wütend macht:

Er heult oft wegen Kleinigkeiten los und ist dann lange nicht mehr zu trösten. Zudem weint er in einer Lautstärke, bei der die Wände wackeln!

Kleinkinder wirken immer "willensstark", da sie noch annehmen, dass sie alleine auf der Welt leben und tun und lassen können was sie gerne möchten. Sie haben noch gar nicht gelernt, dass es äussere Umstände und andere Menschen gibt, die sie in ihrem "Tun" einschränken.
Sie müssen lernen mit Begrenzungen umzugehen und auch lernen, wie sie mit dem Frust und der Enttäuschung umgehen. Das ist ein Prozess, der für die Kinder nicht einfach und die Eltern anstrengend ist. Er ist 4 und da ist eine solche Reaktion durchaus normal. Jetzt ist nur die Frage, wie du damit umgehen sollst.
Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht so aussieht, hat es oft einen bestimmten Grund. Achte einmal genau, wann und in welchen Situationen er das macht. Ist es ihm langweilig, sucht er Aufmerksamkeit, möchte er, dass du dich mit ihm beschäftigst, möchte er dir etwas sagen, ist er wütend, kann er etwas nicht, was er gerne möchte? Oder hat er einfach nur Spass an seiner lauten Stimme?
Es ist wichtig zu wissen, warum er das tut: Wenn er seine Stimme entdeckt und am Ausprobieren ist, wie laut sie denn ist, dann versuch das zu ignorieren. Je mehr du darauf eingehst, auf ihn einredest oder auch schimpfst umso interessanter wird es für ihn. Er wird schnell merken: „Wenn ich schreie, dann kommt die Mama zu mir und schenkt mir Aufmerksamkeit.“
Wenn er wütend ist, etwas nicht schafft oder wenn du das Gefühl haben, dass er sich mit diesem Kreischen mitteilen und etwas ausdrücken will, dann geh zu ihm. Sag ihm, dass du ihm helfen kannst, wenn er mit normaler Stimme spricht. Du kannst seine Frage oder sein Problem auch in deine eigenen Worte fassen und diese dann normal laut aussprechen.
Biete ihm Hilfe an und zeig ihm, wie er das Problem anders als mit Kreischen lösen kann. Auch Ablenkung kann eine gute Möglichkeit sein. Wenn er ohne ersichtlichen Grund kreischt, dann warte einen Moment. Wenn er dann einen Moment ruhig ist, geh zu ihm und gib ihm etwas zu tun. Sprich mit ihm, lassen ihn dir etwas helfen, sing mit ihm ein Lied oder macht ein Spiel zusammen.
Wenn du ihn auf das Kreischen hinweisen möchtest, dann achte darauf, dass du positiv formulierst: „Ich möchte dass du mit normaler Stimme sprichst“ und nicht: „Du sollst nicht kreischen.
Sag ihm, warum es dich stört und dass er zu Beispiel in seinem Zimmer kreischen darf, wenn er die Türe zumacht. Du kannst auch einmal versuchen mit ihm andere Stimmen nachzuahmen. „Wie spricht ein Räuber, eine Hexe, der Nikolaus oder ein Flugbegleiter?“ Ihr könnt auch mal zusammen Tierstimmen in verschiedenen Lautstärken ausprobieren. Zum Beispiel von einem Tiger, einem Elefanten oder auch ein paar leise Stimmen von einer Katze, einer Schlange oder einer Maus. Links dazu zum Anhören findest du unter K in der Rubrik „Erziehung mit Fantasie.“

Grundsätzlich ist es immer wichtig ihm vorher genau zu sagen, was passiert und was du von ihm erwartest, damit er von deinen Plänen nicht überrumpelt wird. Teile den Tag in "kleine Häppchen" und künde immer gut an, was als nächstes kommt und was du von ihm möchtest. "Wenn du das Pischi angezogen hast, dann komm grad ins Bad. Ich helfe dir dann beim Zähneputzen und danach schauen wir zusammen noch das Büechli an." Lobe und ermutige ihn immer, wenn es geklappt hat. (Habt ihr am Abend ein Ritual, welches immer gleich ist?)

Nimm ihm auch nicht zu viel ab. Lass ihn viele Dinge selbstständig erledigen. Wenn er es noch nicht schafft, dann zeig ihm wie, gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn. Wenn er grad nicht so mag, dann kannst du ihm eine Alternative anbieten: "Willst du die Zahnpasta auf die Zahnbürste tun, oder soll ich?"
Gerade am Abend, wenn die Kinder müde sind, quengelig, ist es oft hilfreich mit einem kleinen Trick, mit viel Fantasie und Humor an die Sache ranzugehen. Wenn er nicht Zähneputzen will, dann kannst du z.B mit einer hohen, lauten Stimme die "Zahntüfeli" nachmachen: "Juhuu, der Jonas will nicht Zähneputzen, das ist aber toll, dann können wir die ganze Nacht in seinem Mund bleiben und an seinen Zähnen knabbern, das ist aber super!" Oder du machst die Zahnbürste nach: "Oje, jetzt habe ich mich so gefreut, dass ich die Zähne vom Jonas putzen darf, jetzt habe ich ja gar nichts zu tun, ojeoje, was soll ich denn jetzt bloss tun..." Das musst du nicht jedes Mal machen, aber manchmal kann eine lustige Geschichte, ein Rollenspiel, eine solche Situation entschärfen. Ein paar Tipps dazu findest du übrigens in der Rubrik "Erziehung mit Fantasie" von A-Z.

z.B. heute abend:

Er soll noch kurz auf's WC und die Zähne putzen, damit er anschliessend zu Bett gehen kann. Als wir im Bad stehen und ich ihm sage, er soll aufs WC, schreit und weint er schon los, er wolle nicht. Ich versuche es zuerst mit gutem Zureden, Erklären, Alternativen (zuerst Zähne putzen, dann WC), dann mit Druck. Nichts geht. Schliesslich setze ich ihn aufs WC. Mittlerweile schreit und weint er so laut, dass er mit Sicherheit draussen auf der Strasse gehört wird. Nach langem Geschrei und Warten gebe ich auf und sage ihm, dann soll er halt vom WC kommen. Dann heult er gleich wieder von vorne los, weil er jetzt nicht mehr vom WC runter kommen will...

Läuft das am Abend immer so ab? War er speziell müde? Habt ihr ein Ritual? Kommt nach dem Zähne putzen noch etwas auf das er sich freuen kann. Weil Zähne putzen macht ja grundsätzlich nicht sehr viel Spass und wenn es das Letzte vor dem ins Bett gehen ist, dann fehlt halt wie der Motivationspunkt. Wenn du z.B nach dem Zähneputzen noch ein Buch mit ihm anschaust, oder ein Spiel machst, dann ist er eher motiviert auch vorwärts zu machen. Gib mir doch da noch ein paar Details mehr dazu.

Ich hoffe, dass sie mir einen Rat geben können.
Liebe Grüsse
Benito

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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