Schlagen und Schimpfwörter bei 4 1/2-jährigem

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Schlagen und Schimpfwörter bei 4 1/2-jährigem

Beitragvon Felsenbirne » 18.05.2009, 21:47

Hallo Kathrin

Nachdem wir vor einiger Zeit einen Triple P Kurs bei dir besucht haben und ich bereits öfters die Themen im Forum angesehen und gelesen habe, bin ich nun selber registriert.

Unser 4 1/2-jähriger Junge macht uns im Moment Sorgen. Der eigentlich fröhliche und liebenswürdige kleine Bub hat sich in einen Rabauken verwandelt. Ich finde besonders schlimm, dass er andere Kinder schlägt und Schimpfwörter benützt wie z.B. "du blöde schiis..." oder "du huere..". Die Schimpfwörter benutzt er auch gegenüber uns und zudem missachtet er im Moment jedes noch so klare Nein. Will heissen, dass er z.B. davonrennt etc. Er eckt mit seinem Verhalten nicht nur bei uns an, sondern auch bei anderen Kindern und auch Erwachsenen (Nachbarn). Bei uns ist die soziale Kontrolle stark, da alle Mütter immer genaustens beobachten was geht. Das setzt mich zusätzlich unter Druck.

Unser Vorgehen ist folgendermassen: Ich unterteile den Tag in Stücke, so dass er eigentlich immer weiss, was kommt. Bevor er raus geht erinnere ich ihn an die Regel: "Freundlich im Umgang mit den Anderen (nicht schlagen, keine Schimpfwörter) und in normaler Lautstärke sprechen (er neigt zu dominantem Verhalten mit Schreien und Rumkommandieren). Das kann eine Zeitlang gut gehen, dafür wird er auch gelobt. Plötzlich geht es nicht mehr und irgendein Kind schreit weinend zu Mami wegen unserem Sohn. Ich spreche ihn auf das Fehlverhalten an, es gibt eine Konsequenz, entweder wird das Spielzeug weggeräumt, oder er kommt eine Weile nach Drinnen, oder er geht in die Auszeit (bei Schlagen). Danach entschuldigt er sich beim anderen Kind und er darf wieder rausgehen.

Ich erkläre ihm auch, dass es mir peinlich ist, wenn er sich so verhält, dass wir zuhause auch nicht so miteinander umgehen (wir schlagen nicht und benützen auch ((fast)) keine Schimpfwörter. Ab und zu wird aber meine Stimme laut und wenn ich an die Grenzen komme, neige ich zu Drohungen.

Wir können uns dieses auffällige Verhalten unseres Sohnes nicht recht erklären, erhält er doch eigentlich viel positive Aufmerksamkeit. Er hat eine kleine Schwester (2 1/2 Jahre), die ihn anhimmelt, aber zurzeit auch viel Energie braucht (Trotzalter). Ihm steht der Kindergarteneintritt bevor, der natürlich zuhause ein Thema ist.

Ich bin im Moment völlig ratlos, an der Grenze und es belastet die ganze Familie. Im Moment hat er so komisches Fieber und ich frage mich, ober er nicht über den Körper auf das "Anecken" reagiert anstatt dass er etwas lernt.

Auf dein Feedback bin ich gespannt!

Herzliche Grüsse
Felsenbirne
 
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Registriert: 18.05.2009, 21:10

Beitragvon Kathrin Buholzer » 19.05.2009, 09:18

Hallo Kathrin

Nachdem wir vor einiger Zeit einen Triple P Kurs bei dir besucht haben und ich bereits öfters die Themen im Forum angesehen und gelesen habe, bin ich nun selber registriert.

dann also herzlich willkommen hier im Forum!
Hat sich bei euch irgend etwas verändert? In der Familie im Umfeld? Kiga?
Achte dich einmal wann das passiert? In welchen Situationen? Geht es um Aufmerksamkeit? Ist ihm langweilig? Fühlt er sich unverstanden? Kann er sich anders nicht wehren?


Unser 4 1/2-jähriger Junge macht uns im Moment Sorgen. Der eigentlich fröhliche und liebenswürdige kleine Bub hat sich in einen Rabauken verwandelt. Ich finde besonders schlimm, dass er andere Kinder schlägt und Schimpfwörter benützt wie z.B. "du blöde schiis..." oder "du huere..".

Auch hier würde ich mich auch einmal achten, wann das passiert. Sagt er diese Wörter um dich zu provozieren, ist er einfach nur wütend und sauer, schimpft er, wenn er etwas nicht kann? usw. Wenn er dich einfach provozieren will, oder ihm einfach ein Wort eher so rausrutscht, dann würde ich nicht darauf eingehen. Je mehr du schimpfst und es ihm verbietest, je wichtiger und spannender wird es für ihn. Anders sieht es aus, wenn er dich mit mit Wörtern beschimpft, also z.B "du huere Schissmama, du Arschloch usw. Sag ihm, dass dich das traurig macht und verletzt. Frag ihn auch, ob er weiss, was die Wörter überhaupt bedeuten, wenn nicht erklär es ihm. Sag ihm auch, dass niemand wie Scheisse aussieht, oder wie ein Arschloch und dass du nicht gerne als solches bezeichnet werden möchtest. Ihr könnt z.B zusammen mal selber ein paar Wörter empfinden, oft muss man dabei dann auch wirklich lachen. Es gibt auch ein lustiges Buch dazu: Das kleine Schimpfwörter ABC, du findest es im Shop unter Wut und Trotz: http://www.elternplanet.ch/9.html

Die Schimpfwörter benutzt er auch gegenüber uns und zudem missachtet er im Moment jedes noch so klare Nein. Will heissen, dass er z.B. davonrennt etc. Er eckt mit seinem Verhalten nicht nur bei uns an, sondern auch bei anderen Kindern und auch Erwachsenen (Nachbarn). Bei uns ist die soziale Kontrolle stark, da alle Mütter immer genaustens beobachten was geht. Das setzt mich zusätzlich unter Druck.

Du kannst wieder mal mit ihm zusammen sitzen und mit ihm Regeln für den Umgang untereinander besprechen. Was braucht es damit sich alle wohl fühlen?
Achte dich wieder mal auf Anweisungen? Geh zu ihm hin, sprich ihn mit Namen an und sag ihm ruhig und klar, was du von ihm möchtest. Sag nicht einfach nur nein, sondern biete ihm wenn immer möglich eine Alternative an. "...Wenn du herumrennen willst, dann kannst du das draussen tun..."


Unser Vorgehen ist folgendermassen: Ich unterteile den Tag in Stücke, so dass er eigentlich immer weiss, was kommt. Bevor er raus geht erinnere ich ihn an die Regel: "Freundlich im Umgang mit den Anderen (nicht schlagen, keine Schimpfwörter) und in normaler Lautstärke sprechen (er neigt zu dominantem Verhalten mit Schreien und Rumkommandieren). Das kann eine Zeitlang gut gehen, dafür wird er auch gelobt. Plötzlich geht es nicht mehr und irgendein Kind schreit weinend zu Mami wegen unserem Sohn. Ich spreche ihn auf das Fehlverhalten an, es gibt eine Konsequenz, entweder wird das Spielzeug weggeräumt, oder er kommt eine Weile nach Drinnen, oder er geht in die Auszeit (bei Schlagen). Danach entschuldigt er sich beim anderen Kind und er darf wieder rausgehen.

Schau, dass du hier nicht allzu hohe Erwartungen hast. Es kommt immer wieder vor, dass Kinder sich in einer Gruppe nur über kurze Zeit einordnen können und es dann ab und zu zum Streit oder Konflikt kommt. Versuch wenn möglich, hier nicht einfach als "Polizist" in die Situation rein zu gehen, sondern als "Vermittler". "Du hast dich jetzt grad geärgert? Was könntest du denn sonst noch tun, wenn du dich ärgerst? Was passiert, wenn du die anderen Kinder haust? Was könntest du jetzt tun, wenn du einem Kind weh gemacht hast?"... Meistens ist er ja auch nicht alleine Schuld.
Nach einer gewissen Zeit ist es auch gut einen Ortswechsel oder Situationswechsel zu machen. z.B die beiden Kinder mal zu euch in den Garten zu holen, oder einen kurzen Moment mit zu machen, dann gibt es wieder etwas Ablenkung.
Ansonsten würde ich es auch so machen, wie du beschrieben hast.
Pass auf, dass du unbewusst nicht zu viel Druck machst und auch nicht zu fest Angst hast, dass etwas passiert. Er wird das sofort merken und sich auch entsprechend benehmen.


Ich erkläre ihm auch, dass es mir peinlich ist, wenn er sich so verhält, dass wir zuhause auch nicht so miteinander umgehen (wir schlagen nicht und benützen auch ((fast)) keine Schimpfwörter. Ab und zu wird aber meine Stimme laut und wenn ich an die Grenzen komme, neige ich zu Drohungen.

Das ist sicher ein wichtiger Punkt. Wie gehst du selber mit stressigen Situationen um? Wie reagierst du, wenn etwas nicht so läuft, wie du es dir vorstellst? Versuch wenn immer möglich, ihm ein gutes Vorbild zu sein.

Wir können uns dieses auffällige Verhalten unseres Sohnes nicht recht erklären, erhält er doch eigentlich viel positive Aufmerksamkeit. Er hat eine kleine Schwester (2 1/2 Jahre), die ihn anhimmelt, aber zurzeit auch viel Energie braucht (Trotzalter). Ihm steht der Kindergarteneintritt bevor, der natürlich zuhause ein Thema ist.

Das beantwortet meine Frage von oben schon ein wenig. Gerade wenn kleiner Geschwister älter werden, kann das oft dazu führen, dass ältere wieder ihren Platz in der Familie suchen müssen. Das hat oft auch damit zu tun, dass wir als Eltern unsere Erwartungen an die "Grossen" immer mehr hinaufschrauben. "Du bist doch jetzt schon gross, du solltest doch dies oder jenes nicht mehr tun..." Oft vergessen wir, dass die Grossen auch immer noch kleine Kinder sind, die durch unsere Unterstützung und Hilfe noch ganz viele Dinge lernen müssen. Auch der Kiga Eintritt ist für viele Kinder ein ganz einschneidendes Erlebnis. Es ist auch gut möglich, dass er schon ein bisschen aufgewühlt ist deswegen.
Wichtig ist sicher, viel positive Aufmerksamkeit. (also ihm dann vor allem ein Feedback geben, wenn etwas gut läuft). Lass ihn auch immer wieder viele Dinge selbständig tun. Biete ihm nur Hilfe an, aber erledige es nicht für ihn. Lass ihm Freiraum, auch mal Dinge alleine oder mit dir, nur mit deinem Mann oder seinem Götti zu unternehmen. Lass ihn Dinge tun, die ältere Geschwister schon tun dürfen. Evt. auch am Abend etwas später ins Bett bringen, so dass er noch etwas Zeit mit dir und deinem Mann alleine verbringen kann. Besprecht Regeln zusammen und schreibt sie auf. Achte dich auf deine Anweisungen und beobachte auch, wann und in welchen Situationen er so reagiert. (evt. mal einen Beobachtungsbogen machen). Nicht zu viel Gewicht auf diese Schimpfwörter legen und gönn dir auch mal wieder eine Pause, dann kannst du auch wieder gelassener in der Erziehung deiner Kinder sein.


Ich bin im Moment völlig ratlos, an der Grenze und es belastet die ganze Familie. Im Moment hat er so komisches Fieber und ich frage mich, ober er nicht über den Körper auf das "Anecken" reagiert anstatt dass er etwas lernt.

Hat er das Fieber denn schon lange? Gerade wenn Kinder nicht so zwäg sind, kann das oft auch Auswirkungen auf ihr Verhalten haben. Evt. klärst du das mal mit deinem Arzt ab.

Auf dein Feedback bin ich gespannt!

Herzliche Grüsse

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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