von Kathrin Buholzer » 12.04.2009, 23:09
Hallo
Hallo Nettermensch! Schön, dass du hier gelandet bist, herzlich willkommen auf dem Elternplaneten. Ich hoffe du fühlst dich hier wohl!
Im Moment haben wir eine ziemlich, für mich, anstrengende Situation zuhause. Unser Kleiner, 2.5 Jahre, findet bei allem was sein Papi mit ihm machen möchte, dass es das Mami besser macht.
Wie sieht das denn bei euch so aus? Wie oft sieht dein Mann deinen Sohn denn? Wann geht er am Morgen, wann kommt er nach Hause? Wie läuft das normalerweise bei euch? Habt ihr die Erziehung aufgeteilt? Macht jeder grad das, was grad anfällt? Gibt es bestimmte Dinge die nur du, resp. die nur dein Mann mit ihm macht? Hat sich in letzter Zeit etwas bei euch geändert? Schwangerschaft? Eine neue Arbeitsstelle? Andere Betreuungspersonen usw?
Mein Mann darf nichts mehr machen ausser mit ihm spielen oder im Garten werken.
War das früher anders? Hat er alles was du machst auch gemacht?
Er kann ihn weder wickeln, anziehen, duschen, baden, Pischamändelen usw.
Zuerst mal ganz allgmemein: Lass ihn ganz viele Dinge selber tun, dann braucht er dich auch nicht mehr so fest. Wenn du merkst, dass er Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.
Versuch ihn mit kleinen Dingen zu unterstützen. Selber anziehen, waschen, Jacke anziehen, aufs WC gehen, Dinge wegräumen...
Sag ihm immer genau, was du von ihm erwartest. Wenn du merkst, dass er es noch nicht alleine schafft, dann frag ih , was er als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihm das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige ihn. Dein Mann kann das auch mit ihm machen. Er wird sich viel weniger wehren, wenn er die Dinge selber machen darf. Kinder in diesem Alter sind sehr wissbegierig und wollen viel lernen und selber tun. Nehmt ihm nicht zu viel ab. Kinder können oft mehr als wir ihnen zutrauen. Versucht immer wieder im Alltag eurem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.
Er wehrt sich in solchen Situationen dann mit Händen und Füssen, tritt auf den Papi ein und weint die ganze Zeit nach dem Mami.
Mein Mann hat inzwischen resigniert und lässt die "Arbeit" einfach sein, sodass ich eigentlich nie zur Ruhe komme. Früher war es so, dass wenn mein GG abends nach Hause kam, ich Zeit für mich hatte, aber zurzeit kann ich nicht einmal alleine aufs WC, weil ständig nach mir gerufen wird und dann auch gesucht wird bis gefunden.
Wichtig ist, dass ihr immer gut vorausplant. Sagt ihm immer was als nächstes passiert und was ihr von ihm möchtet. Ich sage dem immer "Laut denken". Lass ihn wissen, was du jetzt dann grad tust, damit er von der Situation nicht überrascht wird. Du kannst ihm auch sagen. mit wem er jetzt dann dies oder jenes machen muss. Damit er sich wieder etwas an den Papi gewöhnen kann, würde ich jetzt am Anfang z.B einen Teil des "zu Bett geh Rituals" von dir, den anderen Teil von deinem Mann ausführen lassen. z.B sagst du ihm, dass er das Pischi anziehen soll und hilfst ihm nur dort wo es auch nötig ist. Du kannst auch mit ihm Zähne putzen und dein Mann dann z.B mit ihm die Geschichte erzählen. Sag ihm vorher, den Ablauf, damit er weiss was auf ihn zukommt. Wenn er weint oder nicht mit dem Papa das Buch anschauen will, dann sag ihm einfach, dass es ok ist, dass er aber dann einfach ohne Geschichte ins Bett geht. Bleib standhaft und haltet euch an den Ablauf. Wenn das dann klappt, dass dein Mann wieder einzelne Teile im Ablauf übernimmt, dann achtet auch darauf, dass ihr mit dem "ins Bett bringen" abwechselt. Wenn immer möglich soll auch dein Mann ihn ins Bett bringen, auch wenn du zu Hause bist. Dann wird das zur Selbstverständlichkeit und nicht zur Ausnahme. Lass ihn dann wirklich von A-Z alles mit dem Papa machen. Du kannst dann am Schluss noch Gute Nacht sagen.
Wie ich oben schon geschrieben habe, gilt es sicherlich herauszufinden warum das so ist, was sich verändert hat. Ihr werdet wahrscheinlich auch merken, dass ihr nicht ganz unschuldig seid daran. ;-) Wahrscheinlich ist es schleichend gekommen und ihr habt euch so an die Situation angepasst, oder wie du schreibst auch etwas resigniert.
Mach ihmklar, dass du jetzt schnell auf die Toilette gehst und zwar alleine. Gib ihm eine Beschäftigung und schliesse halt notfalls auch mal die Türe. Zögere nicht, sondern sei klar in deinen Anweisungen und bleib standhaft, wenn er rebelliert, dann ignoriere das. Er wird wohl gemerkt haben, dass er dich mit seinem Schreien provozieren kann, dass du vielleicht auch zögerst.
Wieviel Mittelpunkt du ihm zugestehst, das kannst du selber bestimmen. Es ist wichtig und schön, dass du ihm viel Zuwendung gibst, dass du für ihn da bist, dass du ihn lieb hast, aber lass dich nicht zu sehr von ihm "einspannen". Wenn du ihm alles abnimmst, dich quasi für ihn "aufopferst" dann tust du dir und ihm keinen Gefallen. Pass auf, dass dein Kind nicht zu einem "kleinen Tyrannen" heranwächst... Verstehst du was ich meine. Du bist die Mutter, du versuchst das Beste für dein Kind zu tun, aber pass auf, dass auch für dich (und auch für deinen Mann) noch etwas übrigbleibt. :-)
Was die Situation zusätzlich erschwert ist, dass sobald was nicht so ist wie's sein soll, oder was passiert (z.B. Kopf angeschlagen, blöd hingefallen und es tut weh usw.) wird gleich wieder nach Mami geschrien. Dann kommt immer der Satz: Mami träge und dazu wird geweint, was das Zeugs hält. Dieser Spruch hört dann auch nciht auf, bis ich ihn entweder ablenken kann oder ihn dann halt wirklich aufhebe. Aber sogar wenn ich ihn dann trage sagt er immer noch "Mami träge".
Versuch hier immer gleich zu reagieren. Vielleicht hast du ein "Trostversli" oder ein "Lied". Wenn du ihn nicht rumtragen willst, dann geh zu ihm runter, nimm ihn in den Arm, tröste ihn: "Oje, das tut weh, gell man grad so blöd hinfällt, das kann ich gut verstehen." Wenn's mal ganz schlimm ist, dann kannst du auch eine kleine Schachtel mit "Trosttabletten" "Heile Säge Pillen" oder "Gesundmach Medizin" parat halten. Das können Gummibärchen, Rosinen, Nüsse, trockene Apfelschnitze usw. sein.
Letztens hat unser Kleiner dann auch noch gemeint er habe sein Mami, sein Grosi und seinen Opa gern (sind meine Eltern), den Papi und das Grossmami (seine Mutter) habe er aber nicht gerne.
Lass dich davon nicht zu fest beeindrucken. Solche Aussagen würde ich einfach "überhören" ignorieren. Je mehr du darauf eingehst umso interessanter wird es für ihn. Es ist auch ok, wenn Kinder sagen, dass sie manchmal die Mama lieber haben und manchmal den Papa. Das wird sicherlich auch wieder einmal der Fall sein.
Du kannst deinem Mann auch vorschlagen, dass er versuchen soll das Ganze etwas mit Humor zu nehmen: Also nicht gekränkt und eingeschnappt sein. Wenn meine Kinder z.B im Bus nur neben dem Papa und nicht neben mir sitzen wollen, dann sag ich manchmal: "Und neben mir will wieder gar niemand sitzen?.... Huhuhuuuuu, schluchz. Ich bin ganz alleine hier auf meinem Sitz? Ja nu, dann setz ich mich halt da neben meine Jacke, dann bin ich nicht so alleine. Oder: ja nu, dann setz ich mich hier neben Herrn Neuenschwander. (ich tu dann so, als ob jemand neben mir sitzen würde). "Guten Tag Herr Neuenschwander, sind sie auch hier im Bus? Ja, ich bin ganz alleine. Meine Kinder und mein Mann sind gar nicht da. Ich hab sie nirgends gesehen".... usw. Oder: "Wenn niemand mit mir Zähne putzen will und ich hier ganz alleine bin, dann schlaf ich halt ein bisschen. Vielleicht weckt mich ja der Florian, wenn er fertig ist mit Zähne putzen.." Macht das mit einem Augenzwinkern, so dass es ein Spass ist und nehmt es nicht zu ernst. Es ist dann für ihn auch nicht mehr so spannend "gegen" deinen Mann zu sein, wenn er da mitspielt. Verstehst du was ich meine? Das solltet ihr natürlich nicht die ganze Zeit machen, aber so ab und zu auf jeden Fall.
Lass deinen Mann immer wieder mal etwas alleine mit eurem Sohn unternehmen. Er wird dann vielleicht auch nicht immer das Gefühl haben, dass er so offensichtlich zeigen muss dass er jetzt grad lieber mit der Mama sein möchten. (Weil ja in dem Fall nur er dabei ist).
Du kannst diese "kinderlose Zeit" dann auch mal geniessen.
Das zerrt ganz schön an meinen Nerven und vorallem an meinen Kräften und an meiner Energie.
Ist das nur ein Phase, kann ich da was dagegen tun? Bin wirklich am Ende mit meinem Latein.
Gruss Nettermensch
Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Mit Fragen, Feedback und Antworten auf meine paar Fragen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin