von Kathrin Buholzer » 25.04.2009, 00:03
Hoi Kathrin
ich weiss gar nicht, so ich anfangen soll.... puhh im Moment scheint alles Kopf zu stehen.
Hallo Felicia, dann ist es ja gut, dass du dich hier wieder mal blicken lässt... :-)
Also letzten Sommer haben wir zu unserem damals 3Jährigen Sohn noch ein Söhnchen bekommen. Es lief bis anhin wirklich gut, besser als gedacht, da wir schon eher mit Eifersuchtsszenen gerechnet hatten.
Bis jetzt war der Kleine keine grosse Gefahr für deinen älteren Jungen. Doch jetzt wo er mobiler und ein aktiver Teil der Familie wird, bricht er in sein Territorium ein und diese Eifersucht ist eine Folge davon.
Schau einmal genau hin und achte dich, wann und in welchen Situationen es passiert. Oft sind ja die Kleinen auch nicht immer ganz unschuldig, doch meistens werden dann die Grossen bestraft. "Jetzt lass sie doch mal, er ist ja noch klein, sei doch vernünftig, du bist schon gross und er ist noch so klein..." usw.
Gerade wenn Babys grösser werden, müseen ältere Geschwister vieles (auch gerade im Umgang mit ihnen) wieder neu lernen. Er wird sicher auch gemerkt haben, dass der Kleine jetzt, da er sich bewegt wieder etwas mehr Aufmerksamkeit kriegt als vielleicht eine Zeitlang vorher. Das kann gut sein, dass ihn das ärgert.
Ich habe es dir glaub ich schon in einem deiner letzten Postings geschrieben. Weil es so wichtig ist, hier nochmals:
Zeig deinem Sohn immer wieder (auch vor anderen) wie stolz du auf ihn bist. Lobe und ermutige ihn. Sag ihm wie stolz du auf sein Können, seine Hilfbereitschaft und Selbstständigkeit bist. Lass ihn auch immer wieder Sachen tun, die ältere Kinder schon tun dürfen. z.B am Abend länger aufbleiben, einmal alleine mit Mama oder Papa oder dem Götti etwas unternehmen. Dann hat er nicht das Gefühl, er sei immer im Nachteil. Wenn er sich nämlich genügend bestätigt fühlt, dass er der Grössere und Stärkere ist, dann hat er es weniger nötig, dies seinem kleinen Bruder gegenüber immer unter Beweis zu stellen.
Schau auch, dass er genügend "Rückzugsmöglichkeiten" hat. Es ist durchaus normal, dass er auch einmal etwas ohne das Dabeisein seines Bruders machen will. Schaff ihm eine Spielecke in seinem Zimmer. Du kannst auch jedem Kind seine eigene Spielkiste zusammenstellen. Dort packst du die Spielsachen rein, die nur für deinen Sohn bestimmt sind. Du kannst diese zusammen mit ihm raussuchen. Dann könnt ihr zum Beispiel noch eine Kiste machen, die für beide bestimmt ist. Alle Spielsachen in dieser Kiste dürfen dann beide brauchen.
Hab auch ein bisschen Verständnis: Kleine Brüder können ja manchmal auch ganz schön nerven... :-)
Versuch auch immer wieder Zeiten zu schaffen, wo du ausschliesslich Zeit für ihn hast. z.B am Mittag, wenn der Kleine schläft, oder zusammen mit ihm in einen Schwimmkurs gehen, ins turnen usw. Denk auch daran, dass er in seinem Alter noch nicht so gut gelernt hat Rücksicht zu nehmen. Zeig ihm wie das geht und hilf ihm dabei. Wie alle Kleinkinder, ist er ein kleiner Egoist, das ist normal, wenn auch nervig! :-)
Versuch vielleicht auch deine Ansprüche etwas runterzuschrauben. Was das Schlagen, Hauen, Treten angeht: Mach mit ihm klare Regeln ab. Formuliere diese positiv. Was erwartest du von ihm. Wie soll er mit dem kleinen Bruder umgehen. Besprich das mit ihm und frag ihn mal, was denn wichtig ist. Schreibt das dann zusammen auf ein Blatt und hängt es irgendwo gut sichtbar auf. Du kannst ihn auch mal fragen, was er denn tun könnte, wenn er sich grad über den Kleinen ärgert, oder wenn er mit ihm etwas spielen möchte, oder wenn er lieber grad mal einen Moment allein sein möchte. Versuch mit ihm ein paar Alternativen zu seinem jetzigen Verhalten zu finden. Du kannst z.B auch ein Codewort abmachen. Wenn du merkst, dass er brenzlig wird, dann sagst du ihm einfach das Codewort und er weiss dann, dass er sich zurückziehen oder ihn einfach in Ruhe lassen soll.
Mach mit ihm aber auch ganz klar ab, dass, wenn er ihn wirklich extra haut, ihm weh macht, verletzt, dass er einen Moment in die Auszeit muss. Du kannst ihn entweder von ihm wegnehmen und ihn dann etwas anderes, an einem anderen Ort spielen lassen, oder du wendest grad eine richtige Auszeit an. Hier ein paar wichtige Punkte dazu:
Bei der Auszeit gehst du folgendermassen vor. Du gehst zu ihm und sagst, was er falsch gemacht hat:„Luca, du bist jetzt dem Leon extra auf die Finger gestanden. Wir haben abgemacht, dass du sorgfältig und lieb mit ihm umgehst, deshalb musst du jetzt (zwischen 1-3 Minuten) in die Auszeit."
Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Wenn er vor Ablauf der Zeit wieder anfängt zu schreien oder zu toben, dann beginnt die Zeit wieder von vorne.
Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihm, dass sie ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch beide zu beruhigen.
Drohe nicht mit der Auszeit, deine Kinder werden sonst lernen, dass sie erst hören müssen, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden.
Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn di itze schnäll aziehsch, denn hei mer när no gnue Zyt fürs Büechli.“ Oder „Due di itze alege und wed agleit bisch denn chasch cho ässe.“ (Nicht: wed di itze nid aleisch, de chasch nid cho ässe).
Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst. Die Auszeit solltest du nur anwenden, wenn es wirklich um ein grosses Problemverhalten geht.
Wenn er rauskommt, dann bring ihn ruhig aber bestimmt wieder zurück. Sag ihm, dass er rauskommen kann wenn er die abgemachte Zeit ruhig war. Sei bereit die Türe einen Moment zu zumachen. "Luca, ich möchte dass du jetzt im Zimmer bleibst, ich kann die Türe offen lassen, wenn du aber jetzt immer wieder rauskommst, dann muss ich die Türe einen Moment zu machen."
Die Auszeit aber nur bei heftigem Problemverhalten anwenden, sonst lieber einfach ignorieren.
In deiner Situation musst du natürlich immer wieder mit ihm das richtige Verhalten üben. D.h ihn nicht einfach nur in die Auszeit schicken, sondern ihm immer wieder zeigen und ihn auch danach fragen, was er denn jetzt tun könnte, wie er denn jetzt dem kleinen Bruder das Spielzeug geben könnte und ihn dann auch immer motivieren und loben wenn's geklappt hat.
Der Grössere gab dem Kleinen jeweils Spielsachen und kümmerte sich um ihn.Nun, seit der Kleine kriecht sieht das Ganze etwas anders aus. So sind wir nun seit ca.3Wochen "geplagt" von Szenarien wie " Das darf er nicht" "das ist meins" usw. Ich wäre jedoch froh, wenn es bei verbalen Ausbrüchen bleiben würde.
Versuch hier ein bisschen Verständnis für seinen Ärger zu zeigen. Jetzt war er jahrelang Herrscher über seine Spielsachen und jetzt kommt da plötzlich so ein kleiner Kerl und macht ihm alles streitig. Du kannst ihm auch mal sagen: "Das ärger dich jetzt, gell dass der Leon auch immer deine Sachen haben möchte. Das kann ich gut verstehen. Die Kleinen wollen die Welt erforschen und greifen einfach alles was sie kriegen können. Das war bei dir, als du klein warst übrigens auch so." usw. (Vielleicht erzählst du ihm auch ab und zu, was er denn so gemacht hat und dass er dir auch immer Sachen "geklaut" hat. Manchmal ist es auch hilfreich, alte Babyfotos oder Videos zusammen anzuschauen, damit er auch sieht, wie er in diesem Alter war.
Du kannst ihm auch gut erlauben, dass er Spielzeuge haben darf, die nur ihm alleine gehören und die er auch nicht teilen möchte. Am besten verräumt ihr die grad in eine spezielle Kiste. Schau auch mit ihm zusammen an, was er denn tun könnte, wenn ihm der Kleine ein Spielzeug wegnimmt." Wenn dir der Leon ein Spielzeug klaut, was könntest du denn tun"? - "Dann hau ich ihn." - "Weiss er dann, wenn du ihn haust, dass er das Spielzeug jetzt nicht haben darf?" - "Nein, er fängt an zu weinen." - "Genau, was könntest du denn sonst noch tun?" - "Ihm ein anderes bringen." - "Das ist eine tolle Idee, probier das doch gleich mal." ... usw. Wenn er selber keine Idee hat, dann hilf ihm eine zu finden.
Der Grosse legt sich zum Kleinen und sobald dieser ihn (natürlich nicht extra) berührt, kratzt, zwickt oder je nachdem au probiert zu beissen. Kommt die Antwort promt per Kraft.
Er nimmt den Kleinen um den Hals in den Schwitzkasten, stüpft mit seinem Kopf auf den Kopf des Kleinen.Beisst oder stosst ihn.
Ich muss sagen, dass ich das Gefühl habe er weiss schon das dies nicht in Ordnung ist, denn er macht es nicht mit geballter Kraft.
Aber doch zum viel für einen 9Monatigen!
Mach doch mal den Vergleich. Wenn er auf den Kleinen liegt, dann ist das etwa so, wie wenn der grosse Nachbarsjunge auf ihn liegen würde (such einfach einen Vergleich der vom Gewicht her passt). Zeig ihm auch hier Alternativen auf. Was kann er tun, wenn er gezwickt wird. Vielleicht findet ihr hier ein lustiges Wort oder einen Begriff (vielleicht aus dem Tierreich), den er ihm dann sagen könnte und dann einfach weggeht.
Wenn er ihn so grob anfasst, würde ich ihn in die Auszeit schicken.
So sind /waren wir viel wie auf Nadeln immer am schauen was los ist usw. Natürlich haben wir anfangs viel geschimpft mit dem Grossen, ich habe auch schon sooooviel probiert mit Reden, oder Beispielen aus der Spielgruppe, aber die Nerven werden immer blanker,und ich habe das Gefühl es nützt rein gar nichts.
WIr haben auch bemerkt, es wird zum Teufelskreis, denn er wollte nun einfach auch auf diese Weise Aufmerksamkeit erlangen.
Wir (meine Mann und ich) haben besprochen, dass wir nun wirklich diese Taten kritisieren, bei denen der Kleine weint.
Ich würde es nicht nur kritisieren, sondern eine Konsequenz (z.B eine Auszeit) einsetzen. Er muss auch ganz deutlich merken, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist und auch gefährlich sein kann.
Bei all den anderen Aktionen, wollten wir den Kleinen einfach aus der "Gefahrenzone" nehmen und die ganze Tat ignorieren. So dass es nicht mehr so reizvoll ist...
Versuch doch auch mal in einer solchen Situation ihm etwas zu tun zu geben. Evt. etwas, das mit dem Kleinen in Zusammenhang steht, z.B ihm etwas holen, oder wenn du merkst, dass er ihn lieber grad einen Moment in Ruhe lassen soll, gib ihm eine Aufgabe vor. Etwas für sich machen, dir etwas helfen usw.
Das geht nun schon einige Zeit und anfangs hatte ich mich gut unter Kontrolle, aber in der letzten Woche weinte ich auch viel, weil ich nicht mehr weiter weiss.
Zudem ist er auch uns gegenüber extrem aggressiv, er schlägt und beisst wieder(was er zwar schon früher gemacht hat, es zum Glück aber verlebt hatte!) Er wirft mit Gegenständen nach mir.
Das macht mich ebenfalls traurig....
Auch das würde ich nicht einfach so kommentarlos tolerieren. Mach auch hier mit ihm Regeln ab. Welchen Umgang wünscht du dir zu Hause. Wie muss man sich verhalten, damit sich alle wohlfühlen. Schreibt das auf, ihr könnt ja noch Bilder dazu malen oder aufkleben, damit er es besser versteht. Wenn er das tut, dann sag ihm, was nicht in Ordnung war und schick ihn einen Moment in eine Auszeit.
Zusätzlich achte dich darauf, wann und in welchen Situationen das passiert, dann kannst du evt. schon früher darauf reagieren, bevor es so weit kommt. Schau auch einmal wie oft am Tag das denn passiert. Oft ist es so, dass es weniger häufig vorkommt, als wir es im Gefühl haben.
Wenn man nicht sofort versteht was er einem sagen wil, schreit und tobt er gleich oder haut.
-Wenn ich ihm das Pischi nicht so hinlege wie er es will, ist Krach angesagt.
Lass ihn sein Pischi selber holen und so hinlegen wie er es will. Er kann das gut alleine, das musst du nicht für ihn tun...
-Wenn wir auswärts bei Kindern sind ist er ganz normal und lieb, sobald wir daheim sind, kriecht er auf dem Boden herum immer da wo der Kleine durchkriechen möchte versperrt ihm den Weg.
Auch seine Sprache ist "babyg".
Die Sprache kannst du ignorieren. Sag ihm vorher, bevor ihr reinkommt, was jetzt dann passiert, was du von ihm möchtest und am besten gibst du ihm grad etwas zu tun. Oft sind Kinder etwas überfordert, wenn sie vom "Rambazamba Besuchsnachmittag" wieder in ihre gewohnte Umgebung kommen.
-Heute Abend wollte er seine Ovi auf meinem Schoss trinken, natürlich durfte er das, wir sassen am Tisch und erspielte herum. Ich bat ihn anständig zu trinken, wischte kurz die Schoggi auf, da schlug er mich auf den Arm.
Ich setzte ihn auf seinen Stuhl und sagte er solle jetzt dort seine Ovi trinken, denn jemanden der mir weh macht möchte ich nicht auf meinem Schoss. Er folgte nicht. Ich sagte ich zähle auf 3 dann wasche ich die Tasse ab. 1,2,3 die Tasse war weg und das Theater da.
Drohe ihm diese Konsequenz nicht an. Wenn er ausleert, dann lass ihn das selber putzen. Wenn er dich haut, dann stell ihn runter. Sag ihm warum und dass du die Ovi 1-2 Minuten wegstellst (kannst auch eine Uhr stellen) und wenn es klingelt, darf er es noch einmal versuchen. Wenn's dann wieder nicht klappt, stehe auf und nimm sie ihm ganz weg.
-Vorletzten Morgen rief er und ich holte ihn zu mir noch zum morgentlichen Kuscheln. Ich sollte mit ihm noch 2 Kuscheltiere von ihm mittragen, das tat ich auch.Bevor ich den Grossen in mein Bett legte warf ich die Tiere aufs Kissen.Legte unsern Sohnemann dazu und dann mich, gerade als ich uns zudecken wollte,stampfte und trammpelte er gegen mich.Begann zu schreien, ich hatte kein Ahnung warum. Morgens um 7 so ein Geschrei. Der Kleine war kurz darauf natürlich auch wach. Ich stellte den Grossen in sein Bett zurück und sagte dass ich es nicht akzeptiere dass er mich so behandelt.
Später hat er mir gesagt ich hätte seine Tiere hingeworfen und das hätten diese gar nicht gern.....
Du kannst ihm sagen, dass du das verstehen könntest, dass er dir das aber anständig sagen kann.
-Im Auto wenn der Kleine schläft, hat er auch scho extra an seinen Fingern rumgezogen bis er wach wurde....
Mach mit ihm vorher Regeln ab und sag ihm, was du von ihm erwartest und warum. (Wenn er den Kleinen weckt, dann fängt dieser an zu weinen, du musst dich dann um ihn kümmern und hast keine Zeit mehr für ihn. Du würdest gerne in der Zeit, in der er schläft mit ihm plaudern oder ein Spiel machen, (Ich seh etwas, das du nicht siehst...)
Das sind nur einige Beispiele!
Ist das noch normal? Ich zweifle wirklich daran und das macht mich so traurig und ich studiere ob ich etwas verpasst oder falsch gemacht habe.
Ich verstehe schon es ist bis jetzt sein "Revier" gesesen, aber wie soll ich es anstellen ihn ein bisschen verständnissvoller zu stimmen??
Ich zweifle auch an mir, denn ich habe ihm auch schon aufs Füdli geschlagen und fühlte mich danach so schlecht oder wenn ich meine Stimme nicht mehr im Griff habe, ich merke selber das dies nichts nützt. Habe sowieso das Gefühl im Moment komme ich gar nich an ihn ran. Manchmal gibt er mir einfach keine Antwort.
Lass dich nicht provozieren. Wenn du merkst, dass du dich so fest ärgerst, dann nimm dir selber kurz eine Auszeit. Sag ihm warum und geh dann kurz raus. Atme tief durch, geh schnell zum Briefkasten, aufs WC, ins Schlafzimmer, trink einen Kaffee.
Lass dich nicht auf das "kindliche Niveau" runter, wenn er so trotzt, dann versuch auch mal einfach einen Schritt zurück zu stehen, schau deinen Sohn aus den Augenwinkeln an und denk dir dabei einfach: "Mein Kind hat einen Trotzanfall, es ist ganz normal..." ;-)
Nicht der Trotzanfall ist das Problem, sondern wie du damit umgehst.
Ganz so dramatisch wie du das schilderst seh ich das nicht. Das Verhalten deines Sohnes ist normal. Du hast in vielen Situationen gut reagiert, pass einfach auf, dass du deinem Sohn nicht zuviel abnimmst. Lass ihn viele Dinge selbstständig tun, wenn er es noch nicht so gut kann, dann gib ihm Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm die Lösung. Versuch zusammen mit ihr eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn. Wenn die Kinder noch kleiner sind brauchen sie noch etwas mehr Hilfestellungen.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.
Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Das heisst auch, dass er Dinge selber holen kann, sein Pischi selber hinlegen und anziehen Wenn er z.B etwas ausleert, was ja nicht schlimm ist, schimpfe nicht mit ihm, sondern zeig ihm einfach ganz ruhig, wo der Lappen ist und sag ihm, dass er es aufputzen soll.
Zeig ihm wo die Becher sind und wie er selber Wasser einschenken kann. Hilf ihm nur dort, wo es nötig ist. Wenn du ihm ein Glas hinstellst und er möchte eine Tasse, dann lass ihn selber eine holen.
uiui das ist wirklich ein Roman, aber ich bin froh dass es dieses Forum mit Dir gibt!
Liebe Grüsse
Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Fragen oder Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin