von Kathrin Buholzer » 30.03.2009, 00:55
Hallo Laura Sophie! Schön, dass du hier auf dem Elternplaneten gelandet bist, herzlich willkommen hier bei uns!
Also, meine Kleine ist nun 19 Monate alt und hat seit 4 Monate immer wieder Anfälle wo sie schrecklich agressiv ist. Zuerst aber mal unsere Geschichte:
Ich hatte eine sehr einfache SS dafür eine sehr schwere Geburt. Die Kleine hatte die Hand am Kopf und den Ellbogen raus gestämmt. Nach 14 Stunden kam sie dann aber auf normalem Weg auf die Welt, die einzige Hilfe die wir brauchten war, dass die Hebamme aufs Bett stieg und mit voller Kraft von der Bauchdecke aus die Kleine nach unten drückte! Ich trug davon eine innere Verletzung die 2 Tage nach der Geburt operativ behandelt werden musste. Ich konnte mich 5 Tage kaum um die Kleine kümmern, GG war jedoch immer da und half.
Die Kleine entwickelte sich dann sehr gut und wir hatten kaum Probleme, ausser dem Sichelfüsschen welches wir mit Physiotherapie wieder hin bekamen. Gestillt wurde die Kleine nur bis 2 Monaten, danach mussten wir aufhören denn sie hatte einfach zu wenig und ich konnte die Milch nicht mehr ankurbeln.
Ich und mein GG sind beide Studenten, wobei GG die ersten 1.5 Jahre vom Leben unserer Maus fast nur am Wochenende zu Hause war weil er Zeitmilitär Dienst machte. Seit dem neuen Jahr ist er jedoch wieder zu Hause (zur Zeit jedoch 4 Wochen im WK). Seit dem neuen Jahr hat die Kleine auch immer wieder diese Anfälle. Sie beginnt plötzlich aus dem nichts, oder wenn ihr was nicht passt, an zu schreien wie gestört (richtig trotzen) und wenn man sich ihr nähert schlägt sie zu und zwar ziemlich heftig, oder kratzt. Sie kratzt auch sich selber bis es blutet!
In der Trotzphase, so ab 2 Jahren (manchmal auch schon etwas früher) erwacht der eigene Wille des Kindes und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchten.
(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:
... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>
Verhindern kannst du solche Trotzanfälle nicht. Es gibt allerdings ein paar Sachen die du tun kannst, damit es vielleicht nicht gar so häufig vorkommt.
- Lass ihr genügend Freiraum, renn nicht ständig hinter ihr her und versuch sie nicht mit Anweisungen zu zutexten. Normalerweise geben wir immer viel zu viele Anweisungen. Stell Regeln auf, aber nicht zu viele und sei konsequent, wenn diese nicht beachtet werden. Achte darauf, dass du ihr nicht alles abnimmst und ihr dann deine Hilfe anbietest, wenn sie nicht weiterkommt. Ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun."
- Oft ist es auch möglich in gewissen Dingen zu verhandeln. D.h du kannst ihr eine Auswahl geben und sie kann selber entscheiden, was sie möchte. ("Soll ich dir die Hand geben, oder willst du alleine raufgehen?" " Möchtest du die blaue oder die grüne Hose anziehen." usw. Einen Kompromiss eingehen, verhandeln, aber nur dort wo es auch wirklich Sinn macht.
- In Situationen in denen sie sich ärgert, nützt es oft auch, wenn du versuchst sie abzulenken. Manchmal merkst du auch schon vorher, dass es bald zu einem Trotzanfall kommt, dann kannst du mit dem Ablenkungsmanöver schon etwas früher anfangen.
Vorausplanen. Sag ihm immer früh genug, was als nächstes passiert, so dass sie sich schon frühzeitig darauf einstellen kann.
Versuche dem Wutanfall möglichst wenig Beachtung zu schenken.
Ein Beispiel: Letzten Montag erwachte sie um 2 Uhr und wollte nicht mehr einschlafen. Ich nahm sie dann zu mir ins Bett. In meinem Bett schläft sie jedoch immer verkehrt rum, für mich kein Problem. Plötzlich, wir waren gerade am einschlafen, fängt sie an zu schreien, meist schreit sie dann "nein nein nein", und schlug einfach mit den Fäusten auf meine Beine ein. Ich versuchte sie zu beruhigen, dies machte es aber nur schlimmer, anfassen ging gar nicht, sprechen noch weniger, weglaufen bzw. mich etwas von ihren Schlägen entfernen führte dazu dass sie sich selber schlug. Von dieser Nacht trage ich noch heute zwei riesige schwarze Flecken an den Beinen.
Wenn Kinder manchmal völlig ausser sich sind, kann es sich auch um einen Nachtschreck handeln. So wie du es beschreibst, könnte das zutreffen. Symptome:
Der Pavor nocturnus tritt typischerweise ein bis drei Stunden nach dem Einschlafen auf. (Ein Angstzustand in den frühen Morgenstunden ist kein Pavor.) Pavor nocturnus beginnt mit Wimmern oder Keuchen, zumeist aber mit einem durchdringenden Panikschrei.
Das Kind hat die Augen weit offen, reagiert aber nicht oder nicht adäquat auf das Erscheinen der Eltern. Das Gesicht und seine Haltung drücken Angst, Wut oder Verwirrung aus. Pupillenerweiterung, schneller Puls, schnelle Atmung, Schweißausbrüche und Gänsehaut sind zu beobachten. Es gelingt den Eltern nicht, das Kind zu wecken. Nach dem Ereignis ist das Kind oft minutenlang verwirrt, kaum zu beruhigen, desorientiert und zeigt stereotype motorische Bewegungsabläufe für die Dauer von ein bis zehn Minuten. Wenn die Eltern versuchen, das Kind zu beruhigen, indem sie es in den Arm nehmen, erregt sich das Kind zusätzlich, stößt die Eltern weg und schlägt um sich.
Das Aufwachen geschieht dann abrupt. Atmung und Puls normalisieren sich schlagartig. Das Kind ist zufrieden, müde und schläft rasch ein. Nach dieser Episode kann sich der Kind nicht an das Vorgefallene erinnern. Es hat auch in den folgenden Tagen keine Erinnerung. Die meisten Episoden dauern fünf bis 15 Minuten. Selten dauert eine Episode mehr als eine Viertelstunde - eine sehr, sehr lange Zeit für die Eltern.
Auch wenn es einem fast ein wenig Angst macht, ist das nichts Schlimmes und kann immer wieder auftreten. Also keine Sorge!
Die beste Reaktion ist jetzt selbst ruhig zu bleiben, vielleicht ein gedämpftes Licht einzuschalten und zu warten bis die Attacke von selbst abklingt. Versuch nicht dein Kind zu wecken, leg es wieder ins Bett, wenn es auf erste Beruhigungsversuche nicht reagiert. Meist klingt der Nachtschreck dann ganz von selbst nach etwa zehn Minuten ab.
Wenn du das Gefühl hast, dass es sich nicht um einen Nachtschreck handelt, dann würde ich das mal mit dem Arzt besprechen. Evt. fehlt ihm sonst etwas.
Das ganze kann aber auch tagdurch geschehen, z.B. beim Wickeln vor 2 Tagen. Ich wollte ihr das Pijama ausziehen, da flippte sie völlig aus und begann zu kratzen und schlagen. Ich entfernte mich dann etwas und versuchte auf 10 zu zählen. In dieser Zeit zerkratzte sie ihren Bauch bis er blutete. Ich nahm sie dann vom Wickeltisch runter und legte sie auf die Matratze am Boden und liess sie austoben während ich meiner Mutter anrief. Über das Telefon schaffte sie dann die Kleine zu beruhigen in dem sie einfach nur fragte "Wo ist mein Schatz? Was hat mein Schatz denn?" Schon war ruhe und ich konnte sie wickeln, anziehen etc. und den Rest des Tages war sie super friedlich.
Denk daran: Immer früh genug vorausplanen. Sag ihr was als nächstes passiert und überrasche sie nicht mit deinen Plänen. Sag ihr, dass sie sich jetzt ausziehen soll. Lass sie ganz viele Dinge selber erledigen. Evt. kannst du ihr Hilfe anbieten, wenn sie es selber noch nicht ganz schafft. Zeig ihr wie sie die Hose ausziehen kann. Wenn du schon merkst, dass es evt. brenzlig wird, dann nimm z.B die Strumpfhose oder den Pullover und schlüpf mit der Hand rein und sprich mit einer andern Stimme: "Hey, jetzt will ich aber wirklich langsam an den Bauch von Melanie. Langsam wirds mir Langweilig hier am Boden zu liegen...usw. (Es ist nicht immer nötig, ein Spiel/Theäterli daraus zu machen, aber manchmal kann es die Situation etwas entschärfen).
Du kannst sie auch motivieren indem du sagst: "Wenn du dich jetzt schnell anziehst, dann haben wir noch genug Zeit zum rausgehen und spielen." Nicht sagen: "Wenn du dich jetzt nicht anziehst, dann können wir nicht rausgehen." Wenn sie schreit und tobt, dann lass sie einfach einen Moment und geh dann wieder zu ihr wenn sie sich beruhigt hat.
Denk auch daran, dass sie mit ihren 19 Monaten kein Baby mehr ist. Viele Kinder empfinden es als sehr unangenehm, wenn sie wie ein hilfloses Tier auf den Rücken liegen müssen. Lass sie so viele Dinge selber erledigen. Du kannst ja z.B versuchen, dass du ihr die Windel im Stehen anziehen kannt. Evt. kann sie auch selber die Windel zu machen. am besten lässt du sie auch regelmässig aufs Häfi gehen, dann brauchst du die Windeln schon bald nicht mehr.. :-)
Nach solchen Anfällen die zwischen 15 und 45 Minuten dauern können, kommt sie meist ganz kuschelig, tröstet mich, entschuldigt sich und ist dann ganz zufrieden als ob nie was gewesen wäre.
In solchen Situationen, während einem Anfall weiss ich einfach nicht wie reagieren, schimpfen, ruhe bewahren, laut werden, ignorieren... alles habe ich versucht und nichts half! Wenn GG zu Hause ist geht es irgendwie, meist kommt er wenn ich nicht mehr kann und ich verzieh mich ins Zimmer. Aber wenn er nicht da ist führt es seit ein paar Tagen einfach zu einem Nervenzusammenbruch meinerseits weil ich einfach nicht weiss was ich tun soll.
Wichtig ist, dass du dich einmal achtest, in welchen Situationen das denn passiert. Was geht einem solchen Anfall voraus? Hast du ihr eine Anweisung gegeben? Wurde sie fon deinen Anweisungen überrascht?
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:
Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „Ich möchte, dass du jetzt deine Kleider anziehst und dann zum Essen kommst, …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun soll, was du von ihr möchtest). (Nicht einfach "Nein" sagen, sondern sagen, WAS sie denn tun soll).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihr Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte sie. Wenn sie tut, was du gesagt hast, dann lobe sie.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn sie wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.)
Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Wenn sie wirklich schlägt oder Sachen rumschmeisst, dann ist es wichtig, dass du Stellung beziehst und sie nicht mit deiner Aufmerksamkeit belohnst. Sag ihr dass sie damit aufhören soll und was sie stattdessen tun soll. Warte ein paar Sekunden und wenn sie nicht aufhört, dann würde ich entweder einen Moment den Raum verlassen oder sie einen Moment in die "Auszeit" schicken. Das kann ein Trip Trap sein z.B oder so ab zwei Jahren dann auch das Zimmer. (Am besten nicht das Kinderzimmer. Der Raum sollte uninteressant sein, als z.B das Schlafzimmer). Du musst selber entscheiden, ob du sie schon in ein Zimmer bringen willst oder nicht. Ich würde sie in einer solchen Situation nicht auf den Schoss nehmen. Du schenkst ihr so (unbewusst) Aufmerksamkeit für ein Verhalten, das du ja gar nicht möchtest. Du kannst sie dann wieder auf den Schoss nehmen, wenn sie sich beruhigt hat.
Ganz wichtig ist, dass du gut vorausplanst. D.h dass du deiner Tochter immer sagst, was als nächstes passiert. Auch wenn sie noch recht klein sind.
Versuch den Tag in kleinen Schritten zu erklären. Also am morgen z.B "So, ich räume jetzt die Küche auf, du kannst in der Zeit etwas ruhig für dich spielen. Wenn ich fertig bin, komme ich zu dir und dann können wir zusammen etwas machen." Erklär ihr immer was als nächstes passiert und was DU von ihr erwartest, was sie tun soll. Versuch sie wenn immer möglich im Haushalt mit einzubeziehen. Sie kann dir ganz gut bei gewissen Dingen helfen. z.B Möbel abstauben, die Türrahmen abwischen, staubsaugen. Auch wenn du das Gefühl hast, dass es dir rein "putztechnisch" nicht allzuviel bringt, ist es für sie sehr wichtig. Sie hat so a). etwas zu tun und b). das Gefühl, dass sie gebraucht wird und etwas tun kann.
Dann weiter ist sehr wichtig, dass du für sie interessante Beschäftigungen suchst.
Überleg dir einmal, was sie bei euch zu Hause tun kann. Mit welchen Sachen, Gegenständen, Materialien könnte sie spielen. Gib ihr z.B Tücher, Kartonschachteln, Wäschekorb, Stühle, Zeichnungspapier...
Du kannst ihr auch eine "Krimskrams-Kiste" machen. Einfach eine Schachtel mit wertlosem Material wie Schnur, Korkzapfen, Silberpapierchen, Knöpfe usw... Schmeiss dort immer wieder etwas rein. Mit dieser Kiste kann sie sich dann beschäftigen, basteln, zeichnen, kleben usw.
Übrigens macht sie das nur bei mir in dieser Art, GG gegenüber schlägt sie auch, aber nicht so heftig und beruhigt sich schneller wieder. Bei den Grosseltern, Tante etc. macht sie das nie. Jedoch habe ich des öfteren beobachtet wie sie auch auf Kinder los gehen kann, zwar ohne Geschrei, aber mit dem "nein nein nein" dass sie auch bei uns immer ruft. Sobald ihr ein Kind zu nahe kommt geschieht dies, z.B. wenn sie die Rutschbahn hoch geht und ihr ein Kind folgt, oder auch wenn sie etwas will was ein anderes Kind hat.
Kinder merken sehr schnell, dass sie ihre Körperteile auch als "Waffe" einsetzen können. Sie tun das, weil sie nicht wissen, wie sie anders reagieren sollen. Wichtig ist auch hier, dass du zu ihr hingehst und ihr bevor ihr zur Rutschbahn geht, sagst, was du von ihr möchtest. Wenn sie ein Kind schubst, dann geh zu ihr, erklär ihr was sie falsch gemacht hat und was sie stattdessen tun soll. Wenn sie es wieder tut, dann nimm sie einen Moment von der Rutschbahn weg und sag ihr warum du es tust. Wenn sie einfach nur "nein, nein" schreit musst du halt etwas abwägen. Kommt sie selber mit der Situation klar. Musst du hier eingreifen? Wenn ihr Haneln keine Konsequenzen hat, dann wird sie es nicht lernen. Wichtig ist aber dabei auch, dass du nicht einfach nur Konsequenzen folgen lässt, sondern ihr auch zeigst, wie sie es denn besser machen kann. Lobe und ermutige sie, wenn es klappt.
Das ist anstrengend und braucht viel Kraft und Energie...
Seit März ist sie in einer Kinderkrippe, die Leiterinnen dort haben mich auch schon darauf angesprochen, scheinbar hat es sich aber in den letzten Tagen gebessert... genau in den Tagen in denen es zu Hause schlimmer wurde :/
Ich wüsste einfach nur gern wie ich damit umgehen kann, was der Grund für diese Aggression ist und was ich tun kann damit dies aufhört. Sie war so ein friedliches Baby, ich erkenn sie gar nicht wieder in den Momenten!
Ist in letzter Zeit sonst etwas vorgefallen. Eine Veränderung (auch wenn es nur eine kleine ist)?
Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihr nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihr grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihr eine Lösung zu finden. Frag ihr, was sie tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie sie das jetzt anpacken könnte. Gib ihr Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für sie.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.
Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.
Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.
Versuch sie mit kleinen Dingen zu unterstützen.
Sag ihr immer genau, was du von ihr erwartest. Wenn du merkst, dass sie es noch nicht alleine schafft, dann frag sie, was sie als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Hose ausziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Die Hose runterziehen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihr das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige sie.
Liebe Grüsse LSMami (Laura Sophia)
Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin