Brauche dringend Hilfe :cry:

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Brauche dringend Hilfe :cry:

Beitragvon aylin » 04.02.2008, 02:55

Hallo


Ich habe zwei Mädels die eine ist 5 Monate und die Grössere 2 einhalb.

Mein "Problem" ist die Grössere. Sie schreit immer rum alles was ich von ihr will sagt sie nein. Habe schon oft versucht ihr zu erklären das es mit schreien nicht geht, sie ist sehr ungeduldig in letzter zeit hat sie jergendwie das Gefühl mich hauen zu dürfen, was gar nicht geht. habe schon so viel ausprobiert und komme einfach nicht weiter. Wenn man sie Küssen will motzt sie, wenn sie ihre Milch will schreit sie als müsste ich fliegen um ihr die Flasche zu bringen.
Dem Baby gegenüber verhält sie sich super, habe sie von anfang in allem teilhaben lassen und sie darf mir auch helfen.

Ich weiss echt nicht wie ich mich verhalten soll wenn sie so am spinnen ist. Bitte um rat... Vielen Dank im Voraus
aylin
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 05.02.2008, 17:30

Hallo

Hallo aylin und herzlich willkommen hier im Forum. Es freut mich, dass du hier gelandet bist!


Ich habe zwei Mädels die eine ist 5 Monate und die Grössere 2 einhalb.

Mein "Problem" ist die Grössere. Sie schreit immer rum alles was ich von ihr will sagt sie nein. Habe schon oft versucht ihr zu erklären das es mit schreien nicht geht, sie ist sehr ungeduldig in letzter zeit hat sie jergendwie das Gefühl mich hauen zu dürfen, was gar nicht geht. habe schon so viel ausprobiert und komme einfach nicht weiter. Wenn man sie Küssen will motzt sie, wenn sie ihre Milch will schreit sie als müsste ich fliegen um ihr die Flasche zu bringen.

Ein kleines Baby ist eine grosse Veränderung auch für das grössere Geschwisterchen. Am Anfang ist alles noch neu aber jetzt ist wahrscheinlich nicht mehr alles ganz so aufregend. Im Gegenteil. Das Baby wird langsam mobiler und sie merkt wohl auch, dass es nicht immer so brav einfach im Wagen oder im Bettchen liegt. Bis jetzt wurde sie ihr nicht "gefährlich", aber wenn das Baby anfängt sich aufzurichten, zu robben oder zu gehen, dann wird es auch in "ihr" Reich eindringen und das macht ihr wahrscheinlich Angst und Sorgen, auch wenn sie das so nicht ausdrücken kann.
Wichtig ist, dass du versucht den Fokus aufs positive zu richten. Tut sie etwas, dass dir gefällt und das du mehr von ihr sehen möchtest dann schenk ihr Aufmerksamkeit und lobe sie. Sag ihr genau, WAS dir gefallen hat. "Du hast mich aber lieb gefragt, ob ich dir die Milch bringe". oder "Toll, dass du grad gekommen bist, als ich dich gerufen habe."
Ausserdem ist sie mit 2,5 Jahren natürlich auch in der Trotzphase. Der eigene Wille des Kindes erwacht und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Kind in erster Linie gegen seine Eltern wendet, sondern vielmehr, dass das Kind leidet, dass es seine Wünsche nicht selber erfüllen kann.
D.h., es ist in dieser Phase nicht mehr in der Lage die Situation zu überblicken oder zu kontrollieren und gerät darum völlig aus den Fugen.
Deine Tochter versucht jetzt immer mehr ihre eigenen Wege zu gehen und stösst dabei natürlich und immer wieder an"natürliche" Grenzen. Und sie merkt auch, dass du nicht alles so machst und sagst, wie sie das gerne möchte.
(Hier noch ein paar Erläuterungen aus dem familienhandbuch.de)
>>Diese ersten Erfahrungen mit dem eigenen Willen und den damit verbundenen aggressiven Gefühlen und Konfliktsituationen bzw. der Umgang damit, werden zu Grunderfahrungen, die das weitere Leben des Kindes er- oder entmutigend prägen werden. Die Kinder erlernen im Idealfall, dass:

... es ist gut, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erproben, und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen.
... Konfliktsituationen nichts wirklich Bedrohliches sind und zum Leben dazugehören und Lösungen gefunden werden können.
... Konfliktsituationen innere und äußere Spannungen erzeugen. Diese Spannungen sind aber auszuhalten und müssen nicht durch andere Tätigkeiten (z.B. Essen) abreagiert oder sogar verdrängt werden.
... es seine Gefühle äußern und zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern halten das aus, bewerten sie nicht, sondern helfen ihm dabei, sie zunehmend in Worte zu fassen und auszudrücken. "Auch wenn ich um mich schlage, schreie und tobe, werde ich von meinen Eltern gemocht."
... bewältigte Konflikte Ereignisse sind, auf die man gemeinsam zurückblicken kann und welche die Beziehung vertiefen.
... es macht Spaß, eigene Erfahrungen zu sammeln, auch wenn manchmal Schmerz und Enttäuschung mit dabei sind. Das Kind verzweifelt nicht, da es von seinen Eltern unterstützt wird, es immer wieder neu zu versuchen. >>

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihr hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich sie mit Namen an und sag ihr genau was sie tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun soll, was du von ihr möchtest). warte ca. 5 Sekunden und gib ihr Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte sie. Wenn sie tut, was du gesagt hast, dann lobe sie.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!). Wenn sie wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.

Wichtig ist auch, dass du mit ihr ein paar Regeln abmachst.
Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Evt. kann sie schon selber aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es allen wohl ist und man es schön miteinander hat..
Schreib es so auf, dass sie weiss WAS GENAU du von ihr erwartest, was sie tun soll. Also nicht: „I wott nid, dass du duesch houe“, sondern „I wott, dass du fiin, lieb, aständig bisch. Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihr genau erklärst was du von ihr möchtest.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Sie darf ruhig mithelfen, kleben, basteln, zeichnen. Gestalte sie so, dass sie es versteht und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag sie auch, was passiert, wenn man jemanden beisst oder schlägt, wie sie sich fühlen würde, wenn ihr jemanden weh tut.
Versuch auch evt. Alternativen mit ihr zu besprechen, „ i verstah, dass du mängisch wüetig bisch, was chönnt me denn mache?“.Hesch e Idee? We öpper nid das macht, wo du möchschts, was wär denn e gueti Idee, was chönntsch mache?“ Gib ihr erst Vorschläge, wenn sie selber keine weiss. Da musst du halt schauen, wie gut sie das schon kann. Sonst musst du ihr halt Vorschläge aufzählen.

Bei Regeln musst du auch mit ihr abmachen, was passiert, wenn sie sich nicht daran hält. Bei beissen, kratzen, schlagen usw. würde ich dir vorschlagen, den Stillen Stuhl oder die Auszeit anzuwenden.
Bei uns müssen die Kinder bei diesem Verhalten sofort in die Auszeit. D.h du gehst zu ihr, sagst was sie falsch gemacht hast, erinnerst sie an die Regel und sagst: „Lea, du hesch mi itze grad ghoue, mir hei abgmacht, dass mir fiin und lieb mitenand umgöh, drum muesch du itze für 1 oder 2 Min. id Uszyt.“ Du nimmst sie ganz ruhig und bestimmt, und bringst sie in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber sie muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihr und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch sie wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihr, dass sie ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihr aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, sie wird sonst lernen, dass sie erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst. Ich kann dir, wenn du möchtest noch ein paar Merkblätter zur Auszeit mailen.
Das mit dem Küssen würde ich einfach akzeptieren. Nicht immer mag man "abgeknutscht" werden. Es gibt ja noch andere Arten Zuneigung zu zeigen. Über den Kopf streicheln, die Hand auf die Schulter legen, zulächeln, zuzwinkern, kitzeln usw.

Was tust du denn normalerweise wenn sie ihre Milch will und schreit? Wahrscheinlich hat sie gelernt: Wenn ich laut genug schreie, dann kommt Mama und bringt mir die Milch. Ich würde auch hier mit ihr besprechen/abmachen, dass sie mit normaler Stimme fragen muss, wenn sie etwas möchte. Das kannst du evt. auch zu den Regeln dazunehmen. Wenn es nicht klappt, würde ich sie entweder ignorieren, d.h einfach nicht auf sie eingehen oder du kannst ihr auch sagen: "Hör zu, wir haben abgemacht, dass du mich mit normaler Stimme fragst, ich bringe dir die Milch erst, wenn du normal fragst." Auch hier positiv formulieren. Also nicht: "Du bekommst deine Milch nicht, wenn schreist" sondern: "Du bekommst deine Milch erst, wenn du mich anständig fragst." Die Frage ist auch, ob und wie lange du ihr die Flasche noch geben willst. Es wäre auch möglich, dass sie die Milch aus der Tasse/aus dem Glas trinkt.
Wenn das mit dem anständig Fragen gar nicht klappt, dann könntest du versuchen eine Punktekarte/Chläberliplan einzusetzen.
Hier ein paar wichtige Punkte dazu:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihr.
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn sie es geschafft hat, z.B im Bett zu bleiben oder ruhig am Tisch zu sitzen, oder mit deiner Hilfe aufzuräumen, oder anständig und mit normaler Stimme zu fragen usw. darf sie ein Kleberli aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen. Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also z.B nach dem ersten Mal anständig Fragen oder nach dem ersten aufräumen, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, keine schwarzen Wolken, "gränni Gesichter", nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, motivieren fürs nächste Mal.


Dem Baby gegenüber verhält sie sich super, habe sie von anfang in allem teilhaben lassen und sie darf mir auch helfen.
Lobe sie immer wieder dafür. Nicht nur einfach "Bravo" oder "Super" oder "Danke", sondern sag ihr genau, WAS sie gut gemacht hat und WAS dir gefallen hat.
Versuch auch immer wieder wertvolle Zeit mit ihr zu verbringen. D.h. wenn sie etwas von dir will, dich um Rat fragt, oder sie dir etwas zeigen will, dann geh kurz zu ihr (ein paar Sekunden bis eine halbe Min. reichen) und vertröste sie nicht auf später. Im Alltag passiert es immer wieder dass man sagt: "Ja, ich komme gleich, ich muss noch schnell... dies oder jenes machen." Also wenn du gerade nichts absolut wichtiges zu tun hast (dass nicht auch noch ein paar Min. später erledigt werden kann), dann unterbricht deine Sache kurz und schenk ihr Aufmerksamkeit. Probiere auch immer wieder bewusst Zeit mit ihr zu verbringen. z.B am Abend eine Viertelstd. wo du nur Zeit für sie hast, z.B erzählen, Büechli anschauen, schwatzen usw. Oder auch mal am Wochenende, wo du z.B mal alleine mit ihr einkaufen gehst, ohne das Baby.


Ich weiss echt nicht wie ich mich verhalten soll wenn sie so am spinnen ist. Bitte um rat... Vielen Dank im Voraus
Denk daran, dass Problemverhalten ist antrainiert und sie kann es mit deiner Hilfe wieder abtrainieren und neues Verhalten lernen. Du wirkst auch merken, dass du ganz viel dafür tun kannst, dass es besser wird. z.B wie du deine Anweisungen gibst, wie du mit Konsequenzen umgehst und dass du versuchst positiv zu formulieren.
Wichtig ist auch, dass du gut vorausplanst.
Vorankünden ist sehr wichtig. Probier deinen Tag in kleine Schritte aufzuteilen, so 3-4 Std. Schritte und sag deiner Tochter immer, was jetzt dann grad als nächstes passiert und WAS du von ihr erwartest. "Ich räume jetzt das Geschirr weg und du kannst in der Zeit noch etwas für dich spielen. Wenn ich fertig bin, gehen wir die Zähne putzen und wenn wir das schnell erledigt haben, können wir noch ein Buch zusammen anschauen. Dann machen wir beide Mittagspause." Versuch immer zu formulieren, was sie tun soll und nicht, was sie NICHT tun soll. Bereite sie immer darauf vor, was passiert, dann kann sie sich schon etwas darauf vorbereiten und wird nicht überrumpelt.
Am besten druckst du dir meinen Text aus und liest ihn in Ruhe durch. Es ist jetzt halt grad etwas viel auf einmal. Aber lass dich davon nicht beirren. Versuch das Schritt für Schritt so auszuprobieren. Frage nach, wenn du etwas nicht verstanden hast. Am besten schreibst du mir dann jeweils ein paar Beispiele, dann kann ich dir besser weiterhelfen.
Freue mich auf dein Feedback!
Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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