Viele Probleme...

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Viele Probleme...

Beitragvon strubi » 20.10.2008, 17:44

Hallo Kathrin

Nochmals vielen Dank für Deinen Link und schon im Voraus für Deine Hilfe!

Hab den Text teilweise etwas verändert und ergänzt. Mein Sohn ist 3 Jahre alt...

Problem 1:
Er ist den ganzen Tag mit "nichts" tun beschäftigt. Sprich er spielt nichts, jedenfalls nicht so wie Kinder halt spielen oder man es denkt sie würden spielen. Ich kann gar nicht genau beschreiben, was er eigentlich den ganzen Tag macht, er ist einfach immer da wo ich bin, egal was ich grad tue er ist da. Liegt irgendwo z.B auf dem Boden und "dreht Däumchen" oder räumt irgend eine Schublade oder was weiss ich aus. Oder das andere Extrem er rennt durch die Wohnung wie von einer Hummel gestochen und hört kaum noch auf (er hat im übrigen eine Hüpfburg wo er sich drinnen austoben könnte)
Leider klappt eben auch gemeinsamen spielen nicht wirklich, er macht so 5 Minuten mit und dannach muss ich alleine spielen und er sieht zu. Das ist ja nicht wirklich dass was ich möchte. Nicht mal Büechli ansehen klappt. Manchmal aber wirklich sehr selten so ca. 1 mal in der Woche schaut er sich für wenige Minuten ein Büechli an. Mit ihm zusammen fast unmöglich (er reisst mir das Buch dann aus den Händen und wirft es weg), manchmal erwische ich aber einen guten Moment und es klappt. Was noch am besten geht ist, ihn im Haushalt "einspannen" kochen liebt er und dass macht er eigentlich täglich mit, bei anderen Sachen gehts ein paar Minuten gut dann ist auch schon wieder Ende.

Problem 2:
Besuche, auf besuch gehen oder mit anderen spazieren gehen ist meistens unheimlich schwierig. Am Anfang noch kein Problem, aber nach so 15-30 Minuten dreht er voll auf. Es ist so unheimlich schwierig die Situationen zu beschreiben, da braucht es nur Kleinigkeiten. Das schlimmste ist dann eben, dass sobald er einmal auf 100 ist er nicht mehr "runter" kommt. Und wenn schon reicht ein falsches Wort und das ganze Spiel geht von vorne los. Ich habe ihn immer als sehr sozial erlebt er geht auf fremde Manschen zu, als würde er sie kennen und dennoch ist mir einfach aufgefallen, dass er an Tagen wo andere Menschen um ihn rum sind, er einfach ganz extrem reagiert (es fällt mir deshalb so auf, da ich eine Zeit lang oft zu Hause war oder alleine unterwegs war und da war er das liebste Kind!) Aber ich kann mich ja nicht zu Hause verschanzen mit ihm?! Ich habe jetzt auch etwas Angst vor Montag, da darf er das erste mal in die Spielgruppe (als ich ihn angemeldet habe, dachte ich mir dass es ihm sicher Spass machen wird, mittlerweilen bin ich mir nicht mehr so sicher) :arrow: Mittlerweilen waren wir ja da. Die Gruppenleiterin die seit 10 jahren Spielgruppe gibt und davor 18 Jahre lang Mukiturnen, meinte, sie habe bis jetzt einmal ein solch "wildes" Kind gehabt, aber es wäre irgendwie gegangen, also darf ich ihn wieder bringen *freu*

Problem 3:
Ich habe sehr grosse Rückenprobleme und muss Ende Oktober auch noch eine grosse Bauchoperation machen lassen (hab also auch da jetzt schon Probleme). Mein Sohn wiegt 17,5 Kilo und hat wirklich enorme Kraft (sogar mein Mann hat manchmal fast Probleme ihm "Herr zu werden" wenn er völlig durchdreht). Oft kommen in Foren der Tipp die Kinder für eine Auszeit ins Zimmer zu stellen, für mich unmöglich, ich mag ihn nicht bis in sein Zimmer tragen, wenn er sich so enorm dagegen wehrt. Und das tut er, schlägt um sich, versteift sich völlig ect. Vorgestern brauchte ich eine geschlagene halbe Stunde, bis ich ihn im Autositz hatte. Er hatte eigentlich einen Coiffeurtermin, aber der Salon war dann zu (er wollte jetzt einfach in dieses Haus rein). Er tickte komplett aus. Alles gute Zureden half nichts, auch nicht dass wir morgen wieder kommen. Er turnte im ganzen Auto rum, natürlich weiss er dass ich nicht die Kraft habe um ihn "gewaltsam" in den Sitz zu setzten und er nutzt das dann schamlos aus. Wie schaff ich es dass er runter fährt.

Ich komm wirklich kaum noch zur Ruhe, die einzige freie Zeit die ich habe ist zwischen 20-und 22 Uhr (dann muss ich ins Bett da er um 6 schon wieder hellwach ist)

Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass er noch nicht sehr gut spricht, also ich verstehe oftmals nicht was er möchte, was natürlich auch zu Unstimmigkeiten führt

Unser Sohn war übrigens schon immer so, klar als Säugling nicht, aber ein Wirbel war er auch da schon, es ist also auch nicht erst seit meine Tochter da ist. Ich habe vor einem Jahr mal meinen Kia darauf angesprochen (hab ihm gesagt, dass ich in der Kinderkrippe 10 gleichaltrige super im Griff hatte, aber ihn alleine kaum bändigen kann) und er meinte dann einfach er sei halt ein extremes Energiebündel

Ich liebe meinen Sohn über alles (und zeige und sage ihm dass auch), aber ich hab echt bald keine Kraft mehr, jetzt da ich zwei Kinder habe sowieso. Hab ich komplett versagt in der Erziehung?

Vielen lieben Dank für Deine Antwort!

LG strubi
strubi
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 21.10.2008, 00:02

Hallo Kathrin

Nochmals vielen Dank für Deinen Link und schon im Voraus für Deine Hilfe!

Hallo Strubi! Schön, dass du hier auf dem Elternplanet gelandet bist. Herzlich willkommen!

Hab den Text teilweise etwas verändert und ergänzt. Mein Sohn ist 3 Jahre alt...

Problem 1:
Er ist den ganzen Tag mit "nichts" tun beschäftigt. Sprich er spielt nichts, jedenfalls nicht so wie Kinder halt spielen oder man es denkt sie würden spielen.

Wie stellst du dir denn das genau vor? Was erwartest du denn von deinem Sohn? Weiss er denn auch, was du von ihm möchtest?

Versuch auch viele interessante Beschäftigungen zu suchen. Überleg dir einmal, was er bei euch zu Hause tun kann. Mit welchen Sachen, Gegenständen, Materialien könnte er spielen. Dinge, mit denen er selber etwas "schaffen" kann. Die seine Fantasie anregen und mit denen er selber immer wieder neue Spielvarianten erfinden kann.
Gib deinem Sohn z.B Tücher, alte Kleider (z.B verkleiderlen), Kartonschachteln, Wäschekorb, Stühle, Zeichnungspapier... Du kannst ihm auch eine "Krimskrams-Kiste" machen. Einfach eine Schachtel mit wertlosem Material wie Schnur, Korkzapfen, Silberpapierchen, Knöpfe usw... Schmeiss dort immer wieder etwas rein. Mit dieser Kiste kann er sich dann beschäftigen, basteln, zeichnen, kleben usw.
Wenn du im Haushalt zu tun hast, dann lass ihn mithelfen, gib ihm Aufgaben, damit er etwas zu tun hat. Auch wenn es dir vielleicht nicht allzu viel hilft, lass iihn z.B die Türen abwaschen, die Fussleisten putzen, abstauen usw. Du weisst dann was er tut, er hat etwas zu tun, macht keinen Unsinn und kann bei dir sein.
Hier findest du noch mehr Beispiele: http://www.elternplanet.ch/50.html


Ich kann gar nicht genau beschreiben, was er eigentlich den ganzen Tag macht, er ist einfach immer da wo ich bin, egal was ich grad tue er ist da. Liegt irgendwo z.B auf dem Boden und "dreht Däumchen" oder räumt irgend eine Schublade oder was weiss ich aus.

Deinem Sohn ist wohl ganz einfach Langweilig. Fordere ihn heraus, gib ihm eine Aufgabe, zeig ihm, wie er dir helfen kann.
Unbedingt wichtig: Lass ihn in eine Spielgruppe gehen, damit er in Kontakt mit andern hat und auch etwas zu tun.


Oder das andere Extrem er rennt durch die Wohnung wie von einer Hummel gestochen und hört kaum noch auf (er hat im übrigen eine Hüpfburg wo er sich drinnen austoben könnte)

Gib ihm ruhige, klare Anweisungen. Sag ihm, was du von ihm erwartest. Wenn er so einen Bewegungsdrang hat, dann lass ihn viel nach draussen, auch wenn du halt dabei deine Arbeit unterbrechen musst. Wenn ihn die Hüpfburg nicht interessiert, dann versuch doch aus der Burg mal ein Piratenschiff zu machen, oder dreh die Burg mal um und es gibt dann ein Haus daraus.

Leider klappt eben auch gemeinsamen spielen nicht wirklich, er macht so 5 Minuten mit und dannach muss ich alleine spielen und er sieht zu.

Reg ihn lieber zu Spielen an. Was macht er denn gerne? Welche Stärken hat er? Gib ihm nicht unbedingt Spiele vor, sondern lass ihn selber entdecken, gib ihm Anregungen und und zieh dich dann zurück.

Das ist ja nicht wirklich dass was ich möchte. Nicht mal Büechli ansehen klappt. Manchmal aber wirklich sehr selten so ca. 1 mal in der Woche schaut er sich für wenige Minuten ein Büechli an. Mit ihm zusammen fast unmöglich (er reisst mir das Buch dann aus den Händen und wirft es weg), manchmal erwische ich aber einen guten Moment und es klappt.

ich denke, dass du für deinen Sohn eine andere Form von Spiel suchen musst. Wenn er keine Büechli schauen will, dann kann er ja z.B mit den Büechli eine lange Reihe legen, oder alle aufeinander legen. Biete ihm Varianten an und vielleicht musst du dich auch von der einen oder anderen Vorstellung die du hast verabschieden. Wahrscheinlich hast du auch recht hohe Erwartungen.

Was noch am besten geht ist, ihn im Haushalt "einspannen" kochen liebt er und dass macht er eigentlich täglich mit, bei anderen Sachen gehts ein paar Minuten gut dann ist auch schon wieder Ende.

Du musst dich auch nicht ständig mit ihm beschäftigen. Hilf ihm selbstständig zu werden. Hier ein paar allgemeine Anregungen dazu:

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm grad die Lösung. Versuch zusammen mit ihm eine Lösung zu finden. Frag ihn, was er tun wollte und was nicht geklappt hat und überlegt euch, wie er das jetzt anpacken könnte. Gib ihm Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.

Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Doch wenn wir es tun, dann werden die Kinder auch weniger am eigenen "Rockzipfel" hängen.

Lass dein Kind die Dinge die es selbst tun kann auch selber tun. Beobachte dein Kind und wenn du merkst, dass es Hilfe braucht, dann sei ihm eine Stütze, zieh dich aber dann auch wieder zurück.

Versuch sie mit kleinen Dingen zu unterstützen. Selber anziehen, waschen, Jacke anziehen, Brot streichen, Dinge wegräumen...
Sag ihm immer genau, was du von ihm erwartest. Wenn du merkst, dass er es noch nicht alleine schafft, dann frag ihn, was er als erstes tun muss: "z.B wenn du deine Schuhe anziehen willst, was musst du zuerst machen?" - "Den Verschluss aufmachen." - "Genau, und dann...?" Geh mit ihm das schön Schritt für Schritt durch, lobe und ermutige ihn.


Problem 2:
Besuche, auf besuch gehen oder mit anderen spazieren gehen ist meistens unheimlich schwierig. Am Anfang noch kein Problem, aber nach so 15-30 Minuten dreht er voll auf. Es ist so unheimlich schwierig die Situationen zu beschreiben, da braucht es nur Kleinigkeiten. Das schlimmste ist dann eben, dass sobald er einmal auf 100 ist er nicht mehr "runter" kommt. Und wenn schon reicht ein falsches Wort und das ganze Spiel geht von vorne los.

Wichtig ist im Allgemeinen, dass du immer gut vorausplanst und ihm immer vorher genau sagst, was passiert und was du von ihm erwartest. Teile den Tag in kleine Häppchen und kündige ihm immer an, was jetzt denn kommt, so wird er nicht von deinen Ankündigungen überrascht.
Wenn du irgendwo hingehst, kannst du folgendermassen vorgehen:


1. Gute Vorbereitung
Sag ihm genau wo ihr hingeht, was passiert, wie lange, wer kommt mit usw.

2. Regeln festlegen
Besprich mit ihm die Regeln. Sag ihm was du genau von ihm erwartest. Positiv formulieren "Beim Reinkommen die Schuhe ausziehen. In der Wohnung nur gehen. Nur bis dorthing gehen, wo wir abgemacht haben".. usw. Evt. kannst du ihn ja selber danach fragen, wie er sich verhalten soll. "Was denkst du, was ist wichtig, wenn wir spazieren gehen?"

3. Belohnungen abmachen
Besprecht zusammen, was passiert, wenn er sich gut an die Abmachungen hält. z.B zusammen etwas trinken gehen, auf den Spielplatz, ein Dessert nach dem Mittagessen, ein Büechli schauen usw.

4. Konsequenzen einsetzen
Sag ihm auch, was passiert wenns nicht klappt. Also es gibt keine Belohnung.

5. Nachbesprechen
Sag ihm was gut war, lobe ihn dafür und sage ihm auch , was er evt. das nächste Mal noch besser machen könnte.[/color]

Ich habe ihn immer als sehr sozial erlebt er geht auf fremde Manschen zu, als würde er sie kennen und dennoch ist mir einfach aufgefallen, dass er an Tagen wo andere Menschen um ihn rum sind, er einfach ganz extrem reagiert (es fällt mir deshalb so auf, da ich eine Zeit lang oft zu Hause war oder alleine unterwegs war und da war er das liebste Kind!)

Das ist bei vielen Kindern normal. Wenn er so aufgedreht ist, dann lass ihn etwas ruhiges machen. Schau auch, dass er immer wieder genug Rückzugsmöglichkeiten hat und sag auch mal einen Besuch ab, wenn du das Gefühl hast dass es für ihn zu viel ist.

Aber ich kann mich ja nicht zu Hause verschanzen mit ihm?! Ich habe jetzt auch etwas Angst vor Montag, da darf er das erste mal in die Spielgruppe (als ich ihn angemeldet habe, dachte ich mir dass es ihm sicher Spass machen wird, mittlerweilen bin ich mir nicht mehr so sicher)

Sei hier nicht gleich so pessimistisch. Hab Vertrauen in ihn, dass er es schafft.
Macht zusammen ein Abschiedsritual ab. (Ihr könnt das dann auch mal zusammen zu Hause üben). Z.B ein Sprüchli sagen, ein spez. Abschiedsgruss, ein Kuss, nochmals zum Fenster reinschauen und winken usw. du kannst ihm auch einen Gegenstand auf den Weg geben. z.B eine Muschel, ein Tüechli, ein kleines Kuscheltierchen oder einen Stein.
Wenn ihr wollt, könnt ihr zusammen einen kleinen Stein suchen und diesen gemeinsam verzieren (mit Glitzerfarben, anmalen, mit Glitzersteinen verzieren). Wenn ihr euch verabschiedet, dann könnt ihr die Steine austauschen. Er hat dann etwas von dir und du hast etwas von ihm.
Allgemein zum "Abschied sagen" ist es wichtig, dass ihr einen gemeinsamen Schluss findet. Also nicht immer wieder: "Also Schätzli ich geh dann jetzt, ist gut, wenn ich jetzt gehe. Also dann machs gut, Mami kommt ja dann wieder, gell? Also dann häbs schön, bis nachher usw." Macht euch beide den Abschied nicht zu schwer, in dem ihr ihn unnötig in die Länge zieht. Auch wenns dir schwer fällt, versuch dich fröhlich zu verabschieden. Gib ihm auch das Gefühl, dass er jetzt etwas hat, was die Mama nicht hat und Sachen kennenlernen darf, die er dann der Mama am Mittag beibringen kann. Ein Lied, ein Versli, ein Spiel usw. Du kannst ihm auch vorher Tipps und Anregungen geben, wie und wo er sich beschäftigen kann. Er kann dir z.B ein bestimmtes Bild malen, oder dieses dann einer bestimmten Person schenken. Das gibt ihm dann auch wieder eine Bestätigung und ein Lob. Du kannst ihm auch sagen, dass er jetzt schon "Gross" ist und grad wie der Papa oder du auch, zur "Arbeit" gehen darf.
Du kannst ihm auch sagen, dass ihr es euch dann wieder gemütlich machen könnt, wenn er wieder zu Hause ist.
Wenn er vielleicht eine Freundin oder einen Freund in der Spielgruppe hat, dann nützt es oft auch, wenn diese oder dieser ihn durch die Tür begleitet.

Auch wenn er am Anfang ein bisschen weint, lass dich davon nicht verunsichern.
Wenn du einen Moment da bleiben willst, dann tu das, bleib aber nicht zu lange. Ich würde das "Da bleiben" Schritt für Schritt abbauen. z.B am Anfang bis nach dem ersten Liedli im Kreis sitzen, dann nur noch von weitem zu schauen, dann sie nur noch in den Kreis begleiten und am Schluss dann nach dem Finken anziehen gehen.



Mittlerweilen waren wir ja da. Die Gruppenleiterin die seit 10 jahren Spielgruppe gibt und davor 18 Jahre lang Mukiturnen, meinte, sie habe bis jetzt einmal ein solch "wildes" Kind gehabt, aber es wäre irgendwie gegangen, also darf ich ihn wieder bringen *freu*

Pass auf, dass du deinen Sohn nicht als Person kritisierst, sondern nur sein Verhalten.
Und denk auch daran: Kinder können sich auch angewöhnen sich schlecht zu benehmen, wenn wir sie nicht genügend beachten, wenn sie sich gut benehmen. Setz den Fokus aufs Positive. Lobe und ermutige ihn immer wieder. Sag ihm, was dir genau gefällt und pass auf, dass du nicht ins Negative fällst: "Endlich mal hast du getan, was ich dir gesagt habe."


Problem 3:
Ich habe sehr grosse Rückenprobleme und muss Ende Oktober auch noch eine grosse Bauchoperation machen lassen (hab also auch da jetzt schon Probleme). Mein Sohn wiegt 17,5 Kilo und hat wirklich enorme Kraft (sogar mein Mann hat manchmal fast Probleme ihm "Herr zu werden" wenn er völlig durchdreht). Oft kommen in Foren der Tipp die Kinder für eine Auszeit ins Zimmer zu stellen, für mich unmöglich, ich mag ihn nicht bis in sein Zimmer tragen, wenn er sich so enorm dagegen wehrt.

Ich denke auch hier wirst du mit Vorausplanen viel erreichen können. Wenn er eine Krise hat und einfach rumschreit und tobt, dann lass ihn einfach einen Moment. Wenn er schlägt, haut beisst oder Sachen schmeisst, dann kannst du ihn in eine Auszeit bringen.
Du nimmst ihn damit einen Moment aus der Situation raus, er kann sich beruhigen und wieder etwas zu sich selber finden.
D.h du gehst zu ihm, sagst was er falsch gemacht hat, erinnerst ihn an die Regel und nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit dich zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst.
Denk daran: Die Auszeit sollte wirklich an letzter Stelle stehen und du solltest sie so wenig wie möglich brauchen. Nur in ganz schwierigen Situationen wie heftige Wutanfälle, jemandem absichtlich Schmerzen zufügen, hauen, würgen, schlagen, beissen (also jeglicher Art von Gewalt), oder falls du den stillen Stuhl brauchst, als Verstärkung, falls sie nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen bleibt.
Also nicht für jede Problemsituation einfach die Auszeit verwenden. Immer zuerst nach einer log. Konsequenz suche und auch überlegen, was du schon vorbeugend dafür tun kannst, damit die Situation möglichst nicht eskaliert. Also z.B Regeln abmachen, klare ruhige Anweisungen, abklenken, Alternativen besprechen usw.
Die Auszeit/Time Out in einer ruhigen Minute mit ihm vorbesprechen und erklären, wie es dann abläuft.
Wenn du ihn nicht in die Auszeit bringen kannst, weil du ihn nicht tragen kannst, dann mach du einfach eine Auszeit. Lass ihn einfach und geh selber einen Moment in den Auszeitraum, das ist auch möglich.


Und das tut er, schlägt um sich, versteift sich völlig ect. Vorgestern brauchte ich eine geschlagene halbe Stunde, bis ich ihn im Autositz hatte.

Auch hier früh genug vorausplanen. (Siehe oben). Versuch ihn in solchen Situationen gut abzulenken. Du kannst ihm z.B anbieten, dass ihr den Autositz nach vorne nehmt, dass er eine spezielle Kassette hören darf, erfindet eine Geschichte. Zeig ihm was passiert, wenn er nicht angeschnallt ist. usw.

Er hatte eigentlich einen Coiffeurtermin, aber der Salon war dann zu (er wollte jetzt einfach in dieses Haus rein). Er tickte komplett aus. Alles gute Zureden half nichts, auch nicht dass wir morgen wieder kommen. Er turnte im ganzen Auto rum, natürlich weiss er dass ich nicht die Kraft habe um ihn "gewaltsam" in den Sitz zu setzten und er nutzt das dann schamlos aus. Wie schaff ich es dass er runter fährt.

Ruhig bleiben, gut zuhören. Was ist sein Problem, oft sind es nur Kleinigkeiten, melde ich das zurück, was du gerade von ihm mitkriegst. Vielleicht könnt ihr auch zusammen einen Kompromiss aushandeln.
Wenn er sich nicht beruhigen kann, dann lass ihn einen Moment oder geh einfach einen Moment weg. Sag ihm, dass ihr erst fahren könnt, wenn er angegurtet ist. Sag ihm auch, dass ihr einen Termin habt und es dann zu spät sei und ihr dann wieder nach Hause fahren müsst.


Ich komm wirklich kaum noch zur Ruhe, die einzige freie Zeit die ich habe ist zwischen 20-und 22 Uhr (dann muss ich ins Bett da er um 6 schon wieder hellwach ist)

Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass er noch nicht sehr gut spricht, also ich verstehe oftmals nicht was er möchte, was natürlich auch zu Unstimmigkeiten führt

Unser Sohn war übrigens schon immer so, klar als Säugling nicht, aber ein Wirbel war er auch da schon, es ist also auch nicht erst seit meine Tochter da ist. Ich habe vor einem Jahr mal meinen Kia darauf angesprochen (hab ihm gesagt, dass ich in der Kinderkrippe 10 gleichaltrige super im Griff hatte, aber ihn alleine kaum bändigen kann) und er meinte dann einfach er sei halt ein extremes Energiebündel.

Wann ist denn deine Tochter auf die Welt gekommen?

Ich liebe meinen Sohn über alles (und zeige und sage ihm dass auch), aber ich hab echt bald keine Kraft mehr, jetzt da ich zwei Kinder habe sowieso. Hab ich komplett versagt in der Erziehung?

Vielen lieben Dank für Deine Antwort!

LG strubi

Nein, das hast du nicht. Es sind vielleicht ein paar Korrekturen nötig, aber das kriegst du schon hin. Ich helfe dir gerne, wenn du möchtest. Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach mit Feedback, mehr Fragen und Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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