4jährig und immer noch am trotzen

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

4jährig und immer noch am trotzen

Beitragvon +jj+ » 06.10.2008, 13:16

hallo...

danke nochmals für den link. ich habe hier schon einiges durchgelesen und einige allgemeine tipps gesehen. ich versuche mal, mehr über unsere situation zu schreiben:

unser erster sohn ist vier und war schon immer ein anspruchsvolles kind. "demanding" beschreibt es wohl am besten. er ist sehr aktiv, interessiert sich für vieles und braucht sehr viel aufmerksamkeit. bekommt er die nicht und läuft nicht alles nach seinem kopf, wird er laut und je nach situation und tagesform kann es richtig eskalieren. wir hatten schon sehr früh die trotzphase, als er klein war hatte er sich auch auf dem boden gewaltz und den kopf gegen den boden gehauen. das ist aber schon lange her und ich dachte, das trotzen sei vorbei. es war ja auch eine zeitlang besser, aber seit einiger zeit ist wieder trotzen und schreien wegen kleinigkeiten angesagt.

ein paar beispiele, die in den letzten tagen zum schreien und toben geführt haben:
- er hat sein znacht nicht aufgegessen (da er am nachmittag zu viel anderes hatte) und wollte trotzdem dessert. wir einigten uns, dass wenn die hälfte aufisst, er etwas kleines darf. danach - leider hatte ich das restliche essesn bereits fortgeworfen - wollte er noch was anderes essen. als ich nur auf früchten oder gemüsse bestand, fing er an zu schreien, leerte seinen becher aus etc.
- oft reisst er etwas seinem kleinen bruder (1) aus den händen oder schubst ihn weg, wenn er zu nahe kommt. wenn ich eingreiffe, d.h. sage er darf ihm nichts wegreissen und ihn notfalls zurückhalte, esklierts manchmal.
- manchmal ist es auch was ganz kleines, z.b. wenn ich oder mein mann das licht anmachen oder die türe öffnen und er es machen wollte. dann schreit er und will, dass wir alles rückgängig machen und von vorne anfangen.

wenn es dann eskaliert, schreit er, in letzter zeit schlägt auch um sich herum. ich versuche es oft zuerst mit beruhigen, d.h. ihn auf den schoss nehmen und zwar nicht nachgeben, aber ihn beruhigen. das klappt manchmal. wenn nicht und er nur noch schreit, bringen wir ihn ins kinderzimmer. das macht er aber nicht freiwillig und schreit noch mehr. meistens beruhigt er sich aber dort nach einer weile, aber nur wenn ich bei ihm bin. manchmal wiederholt sich auch das ganze von vorne nach einer weile.

sorry für den roman. hoffe, das gab einen ersten eindruck.
wäre sehr froh um paar konkrete tipps.
liebe grüsse
jj
+jj+
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 08.10.2008, 22:19

hallo...

Hallo jj! Schön, dass du hier dabei bist. Herzlich willkommen auf dem Elternplaneten! Wenn du magst kannst du dich unter "Bewohner des Elternplaneten" kurz vorstellen.

danke nochmals für den link. ich habe hier schon einiges durchgelesen und einige allgemeine tipps gesehen. ich versuche mal, mehr über unsere situation zu schreiben:

unser erster sohn ist vier und war schon immer ein anspruchsvolles kind. "demanding" beschreibt es wohl am besten. er ist sehr aktiv, interessiert sich für vieles und braucht sehr viel aufmerksamkeit. bekommt er die nicht und läuft nicht alles nach seinem kopf, wird er laut und je nach situation und tagesform kann es richtig eskalieren. wir hatten schon sehr früh die trotzphase, als er klein war hatte er sich auch auf dem boden gewaltz und den kopf gegen den boden gehauen. das ist aber schon lange her und ich dachte, das trotzen sei vorbei. es war ja auch eine zeitlang besser, aber seit einiger zeit ist wieder trotzen und schreien wegen kleinigkeiten angesagt.

Das ist eigentlich ein normales Verhalten. Kleinkinder wirken immer "willensstark", da sie noch annehmen, dass sie alleine auf der Welt leben und tun und lassen können was sie gerne möchten. Sie haben noch gar nicht gelernt, dass es äussere Umstände und andere Menschen gibt, die sie in ihrem "Tun" einschränken.
Sie müssen lernen mit Begrenzungen umzugehen und auch lernen, wie sie mit dem Frust und der Enttäuschung umgehen. Das ist ein Prozess, der für die Kinder nicht einfach und die Eltern anstrengend ist. Er ist 4 und da ist eine solche Reaktion durchaus normal. Jetzt ist nur die Frage, wie du damit umgehen sollst.


ein paar beispiele, die in den letzten tagen zum schreien und toben geführt haben:
- er hat sein znacht nicht aufgegessen (da er am nachmittag zu viel anderes hatte) und wollte trotzdem dessert. wir einigten uns, dass wenn die hälfte aufisst, er etwas kleines darf. danach - leider hatte ich das restliche essesn bereits fortgeworfen - wollte er noch was anderes essen. als ich nur auf früchten oder gemüsse bestand, fing er an zu schreien, leerte seinen becher aus etc.

Es ist immer besser, das schon vorher auszuhandeln. Sag ihm, dass er schon viel Süsses hatte und es deshalb nach dem Essen nichts mehr gebe. Oder sag ihm, dass er sein Dessert erst kriegt, wenn er diese oder jene Portion gegessen habe. Am besten lässt du ihn, wenn er fertig ist, den Teller wegräumen, damit er auch "optisch" merkt, dass das Essen nun beendet ist und ihn erst dann ein Dessert essen.

- oft reisst er etwas seinem kleinen bruder (1) aus den händen oder schubst ihn weg, wenn er zu nahe kommt. wenn ich eingreiffe, d.h. sage er darf ihm nichts wegreissen und ihn notfalls zurückhalte, esklierts manchmal.

Auch das ist normal. Sein Bruder war bis jetzt keine grosse Gefahr für ihn. Doch jetzt, wenn er älter und mobiler wird und in sein Territorium einbricht, stellt das für ihn wieder eine ganz neue Situation dar.
Versuch dort ein gewisses Verständnis zu zeigen, dass er sich auch mal über seinen kleinen Bruder ärgern darf. Dass kleine Brüder auch manchmal ganz schön anstrengend sein können.
Sprich mit ihm darüber. Frag ihn auch, was ihn vielleicht nervt, was er toll findet am kleinen Bruder.
Was er z.B alles noch lernen muss und wie er ihm dabei helfen kann.
Du kannst auch mit ihm auch ein paar ganz spezielle Regeln für den Umgang mit dem kleinen Bruder abmachen. Auch hier wieder positiv formulieren. Wie soll er mit ihr umgehen? Schreibt diese auf ein Blatt, zeichnet, klebt, bastelt und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf.
Du kannst z.B auch mit ihm auch abmachen, welche Spielsachen er auf gar keinen Fall mit dem kleinen Bruder teilen möchte. Ihr könnt ja diese in eine spez. Kiste versorgen oder einen farbigen Punkt auf diese Spielsachen kleben. Er erklärt sich dann aber auch einverstanden, dass er die anderen Sachen teilen muss.

Versuch auch einmal zu beobachten, in welchen Situationen das passiert. Was passierte vorher? Was machte der kleine Bruder vorher, was passierte nachher? Vielleicht kannst du dabei auch ein Verhaltensmuster erkennen.

Für die Situation selber, ist es wichtig, dass du nicht als „Polizist“ in die Situation rein gehst, sondern als „Vermittler“. Wenn sie sich streiten und du zu ihnen gehst, dann versuche nicht gleich selber die Situation zu klären. Also nicht: „ Was ist jetzt hier schon wieder los. Luca was hast du jetzt schon weider gemacht? Musst du ihm immer alles aus der Hand reissen? Gib ihm jetzt sofort die Sachen zurück!"Versuch als erstes mal zuzuhören. Was genau ist passiert, versuch nicht zu bewerten und Partei für jemanden zu ergreifen. Hör zu und mach dir ein Bild. Wenn nötig fass das Gehörte zusammen: „Also habe ich das richtig verstanden, du bist wütend geworden, weil er dein neues Auto genommen hat?"
Versuch auch hier nicht gleich selber die Lösung zu geben. Probier ihn zu einer Lösung zu bewegen. „Also Luca was könntest du jetzt machen, wenn Nico dir ein Spielzeug wegnimmt? Hast du noch eine andere Idee, als ihn zu schubsen und ihn zu hauen?" Wie könnten wir das Problem jetzt lösen?" Lass ihn einfach so viel selber zur Lösung beitragen, wie er mit seinen 4 Jahren schon kann.
Kinder haben meistens selber sehr gute Ideen Probleme zu lösen, man muss sie nur lassen. Wenn der Kleine dann etwas grösser ist, dann versuch ihnen nur soviel Hilfe wie nötig zu geben, so dass sie das Problem eigentlich selber lösen können. Wenn es dann nicht klappt, oder sie sich nicht einigen können, dann kannst du immer noch einschreiten od. eine Lösung vorschlagen. „Schaut, wenn ihr euch nicht einigen könnt, dann nehme ich das Auto jetzt einen Moment weg. Nach 10 Minute gebe ich es euch dann wieder zurück.Luget, wenn dir öich nid chöit einige, wär itze mit dem Outo spilt, de nimenis itze für ne Moment wäg. 10 Minute gibenis euch de wider und de chöit der de nomal versueche das z löse.“ Es ist nicht deine Aufgabe abzuwägen und den Schiedsrichter zu spielen, du sollst nur Hilfestellungen geben und die Kinder müssen es dann selber versuchen. Das ist für dich einfacher, denn sonst stehst du immer zwischendrin, du bist immer für irgendjemanden „die Böse“ du kannst es nicht allen recht machen. Deshalb ist es für dich auch viel entspannter, wenn deine Kinder nach Lösungen suchen. Sie werden mit der Zeit auch merken, dass sie dich auch nicht immer rufen müssen, denn du ergreifst ja „keine Partei“ mehr für jemanden.

Ich weiss, das ist sehr schwierig am Anfang, vor allem wenn man es sich gewohnt ist, immer gleich einzuschreiten und Tipps zu geben oder zu befehlen, wies jetzt läuft. Es braucht Fingerspitzengefühl um sich auch mal zurückzuhalten und den „Ball“ an die Kinder zurückzugeben. Es wird sicher auch nicht gleich beim ersten Mal klappen, aber probier es einfach immer wieder.


-manchmal ist es auch was ganz kleines, z.b. wenn ich oder mein mann das licht anmachen oder die türe öffnen und er es machen wollte. dann schreit er und will, dass wir alles rückgängig machen und von vorne anfangen.

Versuch immer wieder ihn selber machen zu lassen. Du kannst ihn auch fragen, "willst du, oder soll ich?"
Wenn er dann mal schreit, dann sag ihm entweder: "Ok, du kannst es mir anständig sagen, dann darfst du das Licht anmachen." oder du bietest ihm eine Alternative an: "Du darfst dann die haustüre öffnen, wenn wir rausgehen und dann auch noch selber die Türe schliessen."
Wenn er schreit, dann lass ihn einfach und geh gar nicht mehr darauf ein. Oft hilft es auch, wenn du einfach normal mit ihm weitersprichst, einfach ein anderes Thema anschneidest.


wenn es dann eskaliert, schreit er, in letzter zeit schlägt auch um sich herum. ich versuche es oft zuerst mit beruhigen, d.h. ihn auf den schoss nehmen und zwar nicht nachgeben, aber ihn beruhigen. das klappt manchmal. wenn nicht und er nur noch schreit, bringen wir ihn ins kinderzimmer.

Damit würde ich etwas aufpassen. Wenn er schreit und schlägt würde ich ihm lieber einen Moment die Aufmerksamkeit entziehen. Du kannst ihn dann wieder auf den Schoss nehmen, wenn er sich beruhigt hat. Lass ihn einfach einen Moment, wenn er dann schlägt, beisst, Sachen schmeisst, dann bring ihn einen Moment in die Auszeit.

das macht er aber nicht freiwillig und schreit noch mehr. meistens beruhigt er sich aber dort nach einer weile, aber nur wenn ich bei ihm bin. manchmal wiederholt sich auch das ganze von vorne nach einer weile.
Das macht am Anfang kein Kind freiwillig! Das schreien, treten ist normal.
Besprich das vorher mit ihm ihn Ruhe. Sag ihm, wann und für welches Verhalten er in die Auszeit muss. Der Raum sollte uninteressant sein. Das Kinderzimmer ist also nicht unbedingt der richtige Raum. Das Kinderzimmer sollte auch nicht der Ort sein, wo man ein Time Out machen muss. Also besser wäre z.B das Schlafzimmer, ein Gästezimmer oder auch mal ein Badezimmer.


sorry für den roman. hoffe, das gab einen ersten eindruck.
wäre sehr froh um paar konkrete tipps.
liebe grüsse
jj

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder mit Fragen, noch mehr Beispielen und Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon +jj+ » 09.10.2008, 10:02

hallo kathrin

vielen dank für deine ausführlichen antworten!

ich hätte noch mehr fragen zu der "auszeit" resp. deskalation, denn das ist für uns irgendwie schwierig handzuhaben. das hauptproblem ist, dass wenn es mal eskaliert und j. nur noch schreit, will er auf keinen fall alleine sein. d.h. er klammert sich an unsere beine, springt auf uns, reisst mich an der hand wenn ich weglaufe etc. früher war das kein problem und er beruhigte sich sehr gut in seinem zimmer (deshalb wir auch das für die auszeit nahmen). jetzt schreit er "ich will nicht alleine sein" und wehrt sich dagegen. die regeln sind eigentlich auch klar formuliert und wenn wir merken, dass er aufgedreht ist und es in die falsche richtung läuft, sagen wir oft auch zuerst klar: jetzt hörst du auf, auf den tisch zu hauen, sonst gehst du nach oben. oder ich zähle bis drei, wenn du bis dann nicht aufhörst.... oder wenn du mich noch einmal haust etc.

ich habe einfach mühe, mich "richtig" zu verhalten - und weiss oft auch gar nicht genau, was es in dem moment wäre - wenn er wie den verstand ausschaltet und es nur noch darauf anlegt, mit uns streit zu haben. leider reagiere ich dann manchmal auch zu heftig, werde zu laut oder packe ihn zu fest an der hand oder so (oft aus reflex, wenn er mir weh tut).

nochmals vielen dank und liebe grüsse
jj
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 09.10.2008, 14:35

hallo kathrin

vielen dank für deine ausführlichen antworten!

Bitte, sehr gern geschehen!

ich hätte noch mehr fragen zu der "auszeit" resp. deskalation, denn das ist für uns irgendwie schwierig handzuhaben. das hauptproblem ist, dass wenn es mal eskaliert und j. nur noch schreit, will er auf keinen fall alleine sein. d.h. er klammert sich an unsere beine, springt auf uns, reisst mich an der hand wenn ich weglaufe etc.

Das ist gut möglich, trotzdem ist es wichtig, dass er in gewissen Situationen, also wenn er z.B haut, beisst, Sachen schmeisst, anderen weh tut, einen Moment für sich sein muss. Somit kann er und du dich auch wieder beruhigen. Wichtig ist, dass du das vorher mit ihm gut absprichst. Ihm erklärst wie das abläuft und ihn dann auch ruhig aber bestimmt in die Auszeit bringst. Ich würde nicht das Kinderzimmer wählen. Der Auszeitraum sollte uninteressant sein (z.B das Elternschlafzimmer) und das Kinderzimmer sollte auch nicht der Ort sein, wo man sich von einem Wutanfall erholen sollte.

früher war das kein problem und er beruhigte sich sehr gut in seinem zimmer (deshalb wir auch das für die auszeit nahmen). jetzt schreit er "ich will nicht alleine sein" und wehrt sich dagegen. die regeln sind eigentlich auch klar formuliert

Schaut, dass ihr die Regeln zusammen mit ihm aufstellt. Sie positiv formuliert und sie aufschreit (dazu zeichnet oder Bilder einklebt) unda dann auch irgendwo aufhängt.

und wenn wir merken, dass er aufgedreht ist und es in die falsche richtung läuft, sagen wir oft auch zuerst klar: jetzt hörst du auf, auf den tisch zu hauen, sonst gehst du nach oben. oder ich zähle bis drei, wenn du bis dann nicht aufhörst.... oder wenn du mich noch einmal haust etc.

Nicht drohen! Sagt ihm nicht, was er nicht tun soll, sondern was ihr von ihm erwartest. "Bitte sei ruhig, bitte nimm Messer und Gabel zum Essen, sprich leise..." Du musst die Konsequenzen nicht androhen, sonst wartet dein Sohn immer erst auf die Anzeichen: Laut werden, drohen, auf 3 zählen. Er wird merken, dass er erst hören muss, wenn ihr droht oder auf 3 zählt.

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten:

Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „Ich möchte, dass du jetzt deine Kleider anziehst und dann zum Essen kommst, …“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihr möchtest). warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte ihn. Wenn er tut, was du gesagt hast, dann lobe ihn.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!). Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Das Kind aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.)
Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.
Ich Botschaften sind in solchen Situationen auch immer sehr hilfreich. "Wenn du alle deine Sachen hier rumliegen lässt, dann macht mich das wütend, weil ich vorher grad alles schön ordentlich aufgeräumt habe." Oder: "Wenn du so rumtrödelst, dann ärgere ich mich, weil ich gerne mit dir Frühstücken möchte."
Lass ihn verstehen, warum du etwas von ihm möchtest und was es bei dir bewirkt, wenn er es nicht tut.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen.
Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren! (Nicht immer nur "Nein" sagen)

Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Negative, emotionale Botschaften. Das Kind als Person schlecht machen/kritisieren und nicht sein Verhalten. "Bist du heute wieder unmöglich, du bist ein Träumer, ein Frecher, ein Schweinchen, ein Frechdachs, ein Tollpatsch..."

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.

Pass auf mit Drohungen. Obwohl es meistens nützt, lernen die Kinder dabei, dass sie erst hören müssen, wenn du laut wirst, schreist oder auf 3 zählst.
Anstatt: "Wenn du jetzt nicht kommst, dann gibt es keine Geschichte", könntest du sagen: "Wenn du jetzt schnell bist, dann haben wir noch genügend Zeit, das Buch zu schauen."

Wichtig ist auch immer dass du gut vorausplanst. Dass du deinen Sohn nicht mit deinen Plänen überrumpelst. Versuch den Tag in kleine "Häppchen" von 2-3 Std. einzuteilen. Sag ihm immer vorher, was jetzt dann passiert und was du von ihm erwartest. z.B "Ich räume jetzt die Küche auf und du kannst hier noch etwas spielen. Wenn ich fertig bin, dann gehen wir zusammen ins Bad. Ich möchte dass du dann grad ruhig mit mir mitkommst, damit wir die Zähne putzen können." Wenn du ihm das schon vorher ankündest, dann weiss er schon, was auf ihn zukommt und wird dann nicht einfach überrumpelt und ins Bad abkommandiert.


ich habe einfach mühe, mich "richtig" zu verhalten - und weiss oft auch gar nicht genau, was es in dem moment wäre - wenn er wie den verstand ausschaltet und es nur noch darauf anlegt, mit uns streit zu haben. leider reagiere ich dann manchmal auch zu heftig, werde zu laut oder packe ihn zu fest an der hand oder so (oft aus reflex, wenn er mir weh tut).

Dass es weniger ausartet, gut vorausplanen, sagen was du erwartest, Anweisungen richtig geben, keine Drohungen. Wenn es ausartet, ruhig bleiben, ihn in die Auszeit schicken und sagen warum, den Wutanfall ignorieren und nicht darauf eingehen, schimpfen. Wenn es noch nicht so schlimm ist, ablenken, von etwas anderem sprechen, ihm etwas anderes zu tun geben, seine Neugier wecken, mit Fantasie ihn aus der Situation rausholen.

nochmals vielen dank und liebe grüsse
jj

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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Beitragvon +jj+ » 13.10.2008, 10:54

vielen dank!
+jj+
 
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