von Kathrin Buholzer » 26.09.2008, 02:48
Hallo
Ich habe gerade sehr grosse Probleme mit meiner fast 4 Jährigen.
Manchal habe ich das Gefühl sie ist hier der boss,.
Sie redet mit mir so gemein. Immer " hey sei ruhig" oder " lass mich in ruhe du nervsch" oder einfach immer " nein ".
Hallo Meli! Solche Aussagen kommen von Kindern ganz häufig, wenn wir als Eltern sie immer zu texten, mit irgendwelchen unnötigen Dingen. Wir haben so die Angewohnheit, dass wir ständig irgendetwas sagen, aus Gewohnheit oder warum auch immer, ohne dass dann auch eine Konsequenz folgt. "Pass auf dort drüben, willst du nicht lieber die anderen Schuhe anziehen, ich würde eine Jacke nehmen, geh doch nicht dort rüber, jetzt musst du dann aber wirklich langsam kommen, jetzt lass das doch mal in Ruhe." Das sind alles Anweisungen, die man auch ohne Probleme weglassen könnte. Die nerven nur, weil sie eh nichts bringen. Wenn du von deinem Kind etwas möchtest, dann sei klar und sag genau, was du von ihm möchtest. z.B "Komm hier her zu mir, nimm bitte eine Jacke mit, bleib hier, komm jetzt bitte, bitte lass das jetzt in Ruhe." Alles andere ist nur so daher geredet, das Kind schaltet irgend wann mal ab und hört gar nicht mehr zu und du bist am Abend total kaputt, weil du das Gefühl hast, du hättest den ganzen Tag nur geredet und niemand hat dir zu gehört.
Ganz wichtig ist immer, wie du etwas sagst.
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Hier ein paar grundsätzliche Tipps dazu:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Leonie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Negative Mitteilungen: Das Kind wird als Person kritisiert nicht sein Verhalten. "Bist du heute wieder ein Lama. Du bist Unmöglich, ein Laueri, eine Heulsuse..."
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihr vorher wie lange sie etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihr hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
sie schreit immer rum. Ich kann fast nicht mehr. Manchmal ( klingt vieleicht blöd ) habe ich angst ihr etwas zu sagen weil sie mich immer so angiftet und agressiev wird.
Für sie wird es genau so schwierig sein. Ein Kind braucht eine Mama oder einen Papa, der ihnen sagt wie weit sie gehen dürfen, es braucht Anweisungen, Regeln und muss auch merken, wenn eine Regel übertreten wurde, dass eine logische Konsequenz folgt. Manchmal gibt es Situationen, in denen man Regeln mit den Kindern zusammen aufstellen kann. Man kann diese zusammen erarbeiten, sie miteinander diskutieren. Manchmal gibt es aber auch Situationen in denen die Kinder sich auch einfach an gewisse Abmachungen halten müssen. Dafür müssen die Kinder aber zuerst einmal wissen, welche Abmachungen auch gelten. Kinder benehmen sich oft daneben, weil sie nicht wissen, was genau von ihnen erwartet wird. Deshalb ist es wichtig, dass du mit deiner Tochter ein paar Familienregeln besprichst. z.B Regeln für den Umgang miteinander. Schreibt auf, wie man sich verhalten muss, damit es allen wohl ist und damit das Familienleben friedlich abläuft. Schreibt das alles auf ein Blatt, zeichnet und klebt wenn nötig noch etwas dazu auf, damit sie es auch wirklich versteht. Positiv formulieren.
Wenn sie sich dann nicht an die Regeln hält, dann mach sie darauf aufmerksam und lass es dann nicht einfach passieren. Es ist wichtig, dass du dich vor solchen Konflikten nicht fürchtest. Das merkt sie und sie weiss auch, dass es der Mama unangenehm ist. Sie wird dann einfach frech und laut, weil sie gemerkt hat, dass die Mama es dann halt sein lässt. Konflikte aushalten ist ganz schwer, aber es gehört zum Elternsein dazu. Manchmal muss man ein Geschrei, ein freches Wort auch einfach nur ignorieren, gar kein grosses Theater darum machen, einfach von etwas anderem sprechen, die Kinder ablenken. Manchmal muss man aber auch log. Konsequenzen einsetzen, d.h. eine Tätigkeit unterbrechen, ein Spielzeug einen Moment wegräumen, das Kind einen Moment aus der Situation nehmen.
Versuch immer zuerst eine log. Konsequenz zu finden, also irgend etwas, das mit dem Verhalten in Zusammenhang steht. Wenn es keine Konsequenz gibt, oder das Verhalten schon etwas schlimmer ist, dann kannst du sie auch einen Moment auf den Stuhl oder auf die Treppe setzen. Sag ihr immer, warum sie auf den Stuhl muss und dass sie wieder runter darf, wenn sie 1-3 Minuten ruhig war.
Wenn sie mit Sachen schmeisst, haut, beisst oder wenn sie auf dem st. Stuhl nicht still war, (das wird zu 99% am Anfang der Fall sein) dann bring sie einen Moment in die Auszeit.
Du nimmst sie damit einen Moment aus der Situation raus, sie kann sich beruhigen und wieder etwas zu sich selber finden.
D.h du gehst zu ihr, sagst was sie falsch gemacht hast, erinnerst sie an die Regel und sagst: „Lena, du hesch itze grad der Luca gschlage, mir hei abgmacht, dass mir fiin und lieb mitenand umgöh, drum muesch du itze für 1 oder 2 Min. id Uszyt.“ Du nimmst sie ganz ruhig und bestimmt, und bringst sie in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber sie muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihr und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch sie wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihr, dass sie ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit dich zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, sie wird sonst lernen, dass sie erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst.
Denk daran: Die Auszeit sollte wirklich an letzter Stelle stehen und du solltest sie so wenig wie möglich brauchen. Nur in ganz schwierigen Situationen wie heftige Wutanfälle, jemandem absichtlich Schmerzen zufügen, hauen, würgen, schlagen, beissen (also jeglicher Art von Gewalt), oder falls du den stillen Stuhl brauchst, als Verstärkung, falls sie nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen bleibt.
Also nicht für jede Problemsituation einfach die Auszeit verwenden. Immer zuerst nach einer log. Konsequenz suche und auch überlegen, was du schon vorbeugend dafür tun kannst, damit die Situation möglichst nicht eskaliert. Also z.B Regeln abmachen, klare ruhige Anweisungen, abklenken, Alternativen besprechen usw.
Die Auszeit/Time Out in einer ruhigen Minute mit ihr vorbesprechen und erklären, wie es dann abläuft.
und noch schlimmer ist es mit meiner mutter oder mit ihrer Tante.
Bitte brauche dringend einen Rat.
bisher habe ich sie immer wenn sie extrem fech war kurz in ihr zimmer getan und das hat einigermasen geholfen. nur jetzt sind wir wegen Wohnungssanierung für 2 Monate in einer Ersatzwohnung ( 2 zimmer Wonung ) und da geht das nicht weill öffters ihr kleiner Bruder im Schlafzimmer schläft.
ich hoffe Sie können mir einen rat geben wie ich mich am besten verhalte wenn sie so respektlos mit mir redet.
Am besten schreibst du mir noch ein paar Beispiele auf, dann kann ich dir noch etwas konkretere Tipps geben, ok?
liebe Grüsse
Kathrin