Bibliotheksbuch kaputt gemacht - wie reagiere ich richtig?

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Moderator: Kathrin Buholzer

Bibliotheksbuch kaputt gemacht - wie reagiere ich richtig?

Beitragvon Hera » 03.09.2008, 21:53

Hallo! Gerade habe ich etwas entdeckt und bin nun ratlos. Ich muss etwas ausholen: Unser Vierjähriger testet momentan brutal seine Grenzen aus. Es ist wirklich ein Kampf, Tag für Tag. Vor allem die Mahlzeiten sind sehr schwierig, er benimmt sich furchtbar und will damit vor allem provozieren. Heute habe ich ihn deshalb ins Elternschlafzimmer geschickt (weil ich im Kinderzimmer unsere Tochter schlafen legen wollte). Ich habe aus dem Augenwinkel gesehen, dass er ein Buch mitnimmt, hatte aber eigentlich nichts dagegen. Hauptsache er kommt ein wenig runter und macht eine Pause. Nach einer Viertelstunde kam er runter, war lieb und fröhlich und sagte, das Buch, welches wir gestern in der Bibliothek geholt hätten, gefalle ihm sehr gut. Ich lobte ihn, weil er so schön Pause gemacht hat und nun etwas ruhiger ist.
Tja, vorhin wollte ich schlafen gehen. Auf meinem Bett liegt das Buch. Er hat den Schutzplastik "abknüblet" und abgerissen. Die einzelnen Teile davon liegen auf dem Boden. Er schläft nun natürlich schon. Morgen wird das kalter Kaffee sein. Aber ich bin so wütend auf ihn. So etwas hat er noch nie getan. Er weiss genau, wie heikel ich bei Büchern bin. Er hat noch nie auch nur eine Seite gefalzt, geschweige denn an einem Buch herum gerissen. Wie reagiere ich angemessen, v.a. weil ich ja nicht unmittelbar reagieren kann, sondern morgen mit ihm werde sprechen müssen. Die Bibliothek ist morgen nicht offen und am Freitag arbeite ich, aber am Samstag könnte ich mit ihm dort hin. Ich habe mir vorgestellt, dass er das Buch selber zurück bringen und sich entschuldigen muss. Oder überfordere ich damit einen Vierjährigen? Ich hätte auch "Lust", ihm morgen eine angemessene Sanktion zu verhängen, denn ich bin wirklich wütend auf ihn. Ich finde sein Verhalten auch so hinterlistig, das macht mich wirklich sauer.
Vielen Dank für deinen Rat!
Hera
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 03.09.2008, 22:28

Hallo! Gerade habe ich etwas entdeckt und bin nun ratlos. Ich muss etwas ausholen: Unser Vierjähriger testet momentan brutal seine Grenzen aus. Es ist wirklich ein Kampf, Tag für Tag. Vor allem die Mahlzeiten sind sehr schwierig, er benimmt sich furchtbar und will damit vor allem provozieren.

Was ist denn genau das Problem? Welche Regeln fürs Essen habt ihr denn? Was tut ihr, wenn er sich nicht daran hält?

Heute habe ich ihn deshalb ins Elternschlafzimmer geschickt (weil ich im Kinderzimmer unsere Tochter schlafen legen wollte).

Warum hast du ihn ins Schlafzimmer geschickt, was ist genau passiert?

Ich habe aus dem Augenwinkel gesehen, dass er ein Buch mitnimmt, hatte aber eigentlich nichts dagegen. Hauptsache er kommt ein wenig runter und macht eine Pause. Nach einer Viertelstunde kam er runter, war lieb und fröhlich und sagte, das Buch, welches wir gestern in der Bibliothek geholt hätten, gefalle ihm sehr gut. Ich lobte ihn, weil er so schön Pause gemacht hat und nun etwas ruhiger ist.

Denk daran, es ist wichtig, dass bei einer Auszeit, DU ihn bringst und DU ihn auch wieder holst. Er sollte nicht selber wieder runterkommen. Sag ihm das vorher immer. Du kannst dann auch gleich schauen, ob er noch etwas aufräumen oder in Ordnung bringen muss.

Tja, vorhin wollte ich schlafen gehen. Auf meinem Bett liegt das Buch. Er hat den Schutzplastik "abknüblet" und abgerissen. Die einzelnen Teile davon liegen auf dem Boden. Er schläft nun natürlich schon. Morgen wird das kalter Kaffee sein.

Ich verstehe, dass dich das ärgert. Du kannst das morgen mit ihm besprechen. Sag ihm, dass du dich ärgerst und frag ihn z.B auch, ob er weiss, wieso es dieses Plastik ums Buch hat. Frag ihn auch, was passiert, wenn man es abnimmt. Frag ihn auch, was ihr denn jetzt machen wollt. Vielleicht hat er selber eine Idee, wenn nicht dann gib ihm eine. Frag ihn auch, was er denn tun könnte, wenn er etwas Dummes getan hat. Sag ihm auch, dass das mal passieren kann, dass er es dir aber dann einfach sagen soll und ihr dann zusammen schaut, wie ihr das wieder in Ordnung bringen könnt.
Sag ihm, dass ihr das jetzt wieder in Ordnung bringen müsst. Sag ihm auch, dass ihr das Buch zurückbringt und dass er da mitkommen soll. Frag ihn auch, was er dann in der Bibliothek sagen könnte. Bevor ihr dann reingeht, sprich nochmal mit ihm und frag ihn, was er jetzt dann grad sagen soll. Steh ihm dann zur Seite und hilf ihm, wenn er sich nicht traut. Sei nicht zu streng mit ihm! Klar ist es ärgerlich, aber pass auf, dass du ihn nicht zu sehr einschüchterst oder zu sehr mit ihm schimpfst. Solche Dummheiten wird er dadurch nicht weniger machen, er wird dann einfach immer Angst haben, es dir zu sagen.


Aber ich bin so wütend auf ihn. So etwas hat er noch nie getan. Er weiss genau, wie heikel ich bei Büchern bin. Er hat noch nie auch nur eine Seite gefalzt, geschweige denn an einem Buch herum gerissen. Wie reagiere ich angemessen, v.a. weil ich ja nicht unmittelbar reagieren kann, sondern morgen mit ihm werde sprechen müssen. Die Bibliothek ist morgen nicht offen und am Freitag arbeite ich, aber am Samstag könnte ich mit ihm dort hin. Ich habe mir vorgestellt, dass er das Buch selber zurück bringen und sich entschuldigen muss. Oder überfordere ich damit einen Vierjährigen? Ich hätte auch "Lust", ihm morgen eine angemessene Sanktion zu verhängen, denn ich bin wirklich wütend auf ihn. Ich finde sein Verhalten auch so hinterlistig, das macht mich wirklich sauer.

Die Frage ist, ob er das wirklich hinterlistig gemacht hat. Vielleicht war irgendwo ein kleines Loch und er hat angefangen daran zu ziehen.
Besser als einfach nur zu schimpfen ist ihm zu zeigen, wie das wieder in Ordnung kommt und auch ihm Sorgfalt zu lehren.

Wenn er im Moment auf der Suche nach Aufmerksamkeit ist, dann versuch ihn zu motivieren, zu loben und zu stärken, wenn er sich gut verhält. Sag ihm dann genau, WAS dir gefallen hat.


Vielen Dank für deinen Rat!

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder. Am besten einfach mit ein paar Beispielen, dann kann ich dir etwas besser helfen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon Hera » 04.09.2008, 07:43

Vielen Dank. Zum Glück habe ich dich gestern Abend noch um Rat gefragt. Dein Text hat mich runter geholt und ich denke, ich werde nun eine gute Lösung finden.

Wegen den Mahlzeiten: Wir haben einige Regeln, da uns die Mahlzeiten sehr wichtig sind. Ich möchte, dass er "anständig" am Tisch sitzt, also nicht die Knie an der Tischkante und so Seich. Ich möchte, dass er nicht beim Reinkommen schon eine provokative Bemerkung macht wie "was riecht denn hier so gruusig", weil er mir das Kochen völlig verleidet. Ich möchte, dass er mit der Gabel isst, nicht mit den Fingern, weil er dafür nämlich alt genug ist und es sehr gut kann. Ich möchte, dass er neue Sachen zumindest probiert. Was er dann wirklich nicht mag, kann er stehen lassen. Ich schöpfe ihm sehr wenig, weil er kein grosser Esser ist. Aber in letzter Zeit behauptet er nach zwei Gabeln, er habe genug. Auch das ist nur ein Machtkampf, da bin ich mir sicher. Und wenn ich dann sage, okay, er dürfe weg vom Tisch, aber es gebe nichts Süsses am Nachmittag, dann heult er und schreit am Tisch, weil er das dann eben auch nicht will. Nachdem das gestern wieder etwa 10 Minuten gedauert hat und ich richtig auf 180 war, weil er einfach die Mahlzeiten IMMER stört, habe ich ihn aufs Zimmer geschickt. Ich praktiziere nicht eigentliche Auszeiten, ich hole ihn auch nicht immer ab. Meistens sage ich ihm, dass er runter kommen kann, wenn er sich beruhigt hat und das und das machen will, z.B. Essen. Ich traue ihm zu, dass er den Zeitpunkt selbst einschätzen kann. Aber gestern wäre es natürlich viel besser gewesen, wenn ich hoch gegangen wäre, denn dann hätte ich das Buch gesehen.
Tja, soviel zu unserem Mahlzeiten-Stress. Übrigens: Ein grosses Problem ist unsere herzliche, grosszügige wirklich liebe Nachbarschaft mit vielen Kindern. Überall bekommt er irgendwas und ich kann das fast nicht verhindern.
So, nun werde ich mit ihm über das Buch sprechen.
Vielen Dank und viele Grüsse
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 04.09.2008, 08:41

Vielen Dank. Zum Glück habe ich dich gestern Abend noch um Rat gefragt. Dein Text hat mich runter geholt und ich denke, ich werde nun eine gute Lösung finden.

Wegen den Mahlzeiten: Wir haben einige Regeln, da uns die Mahlzeiten sehr wichtig sind.

Wichtig ist, dass ihr die Regeln besprecht und dann auch aufschreibt. Positiv formulieren. Schreibt also auf, was du von ihm erwartest, was er denn tun SOLL. Du kannst die Regeln auch ein Blatt schreiben und dann könnt ihr zum besseren Verständnis noch dazu schreiben oder Bilder aufkleben. Hängt die Regeln dann irgendwo gut sichtbar auf. Nicht zuviele Regeln. Auch hier gilt: Nicht zu hohe Erwartungen haben.

Ob er sich an Regeln halten kann, kommt ganz auf euch an. Wichtig ist natürlich auch, dass ihr euch als Eltern auch an die Regeln haltet. Also wenn ihr erwartet, dass die Kinder z.B am Tisch sitzen bleiben, dürft ihr während dem Essen auch nicht mehr aufstehen um irgendetwas zu holen:

- Positiv formulieren, was möchtes du von ihm. Was ist dir beim Essen am Wichtigsten?
- Am wirkungsvollsten ist es, wenn du etwas witziges bastelst, dass er gern hat. Z.B einen Bauernhof einen Zoo, ein Piratenschiff usw. Beim Schloss z.B kannst du auf jedes Fenster den Sticker kleben, beim Zoo auf jedes Feld, Abschnitt und beim Zoo z.B in jedes Gehege. Die Punktekarte darf ruhig phantasievoll sein, witzig aussehen und Spass machen.
-Jedes Mal wenn er es geschafft hat, z.B während dem Essen am Tisch ruhig sitzen zu bleiben, dann darf er einen Kleber aufkleben.
Bei kl. Kindern reicht oft schon der Kleber als Belohnung. Du kannst aber auch zusätzlich noch eine Belohung geben. Es muss nicht immer etwas teures, gekauftes sein. Z.B eine Extra Geschichte lesen, ins Schwimmbad gehen, einen Kuchenbacken, eine Velotour usw. lass dir was einfallen, noch besser ist, wenn du die Belohnungen zusammen mit deinem Kind vorher besprichst und abmachst.
Es ist auch möglich, eine grössere Belohnung in Aussicht zu stellen. Z.B ein Plüschtier, Malfarben muss aber nicht sein.
-Setz ein leichtes Ziel. Also nicht 10 Ziele aufs Mal. (So ein bis höchstens drei Sachen aufs Mal) Also z.B, vor dem Essen aufs WC gehen und Hände waschen und während dem Essen ruhig am Tisch sitzenbleiben. Nach dem ersten Mittagessen, bei dem es geklappt hat, ein Kleberli und eine kl. Belohnung. Nach insgesamt 3 Kleberli evt. eine grössere Belohnung und nach einer Woche dann eine grosse Belohnung.
-Mach es dann etwas schwieriger und lass mit der Zeit die Belohnungen weg und lass die Punktekarte „ausschleichen“. Achtung! Keine Kleber wegnehmen, keine schwarzen Wolken, "gränni Gesichter", keine Minuspunkte. Es werden nur die positiven Veränderungen belohnt. Nicht schimpfen wenns nicht geklappt hat, gibts keine Belohnung (Kleber), motivieren fürs nächste Mal.
So 2-3 Wochen solltest du den Plan schon durchführen.


Ich möchte, dass er "anständig" am Tisch sitzt, also nicht die Knie an der Tischkante und so Seich. Ich möchte, dass er nicht beim Reinkommen schon eine provokative Bemerkung macht wie "was riecht denn hier so gruusig", weil er mir das Kochen völlig verleidet. Ich möchte, dass er mit der Gabel isst, nicht mit den Fingern, weil er dafür nämlich alt genug ist und es sehr gut kann. Ich möchte, dass er neue Sachen zumindest probiert. Was er dann wirklich nicht mag, kann er stehen lassen. Ich schöpfe ihm sehr wenig, weil er kein grosser Esser ist. Aber in letzter Zeit behauptet er nach zwei Gabeln, er habe genug. Auch das ist nur ein Machtkampf, da bin ich mir sicher. Und wenn ich dann sage, okay, er dürfe weg vom Tisch, aber es gebe nichts Süsses am Nachmittag, dann heult er und schreit am Tisch, weil er das dann eben auch nicht will.

Am besten lässt du ihn trotzdem am Tisch bleiben. Wenn er fertig ist, dann soll er den Teller reinschieben und Messer und Gabel in den Teller legen, damit man sieht dass er fertig ist. Er soll dann warten bis eine 2. Person auch fertig ist. Er wird dann vielleicht eher noch weiteressen, wenn er nicht gleich vom Tisch springen darf. Es ist ok, wenn er nicht mehr will. Zwing ihn nicht dazu, er merkst selber wenn er genug hat.

Nachdem das gestern wieder etwa 10 Minuten gedauert hat und ich richtig auf 180 war, weil er einfach die Mahlzeiten IMMER stört, habe ich ihn aufs Zimmer geschickt.

Immer zuerst überlegen, ob es nicht eine logische Konsequenz gibt, also etwas das mit dem Verhalten in Zusammenhang steht. z.b kurz einen Moment den Teller wegnehmen, ihn dann aber auch wieder zurück geben, damit er das richtige Verhalten üben kann. Du kannst ihn auch einen Moment mit dem Stuhl vom Tisch wegschieben. Wenn du ihn in eine Auszeit schickst, dann kann ich dir ein paar grundsätzliche Tipps dazu geben:
Du nimmst ihn damit einen Moment aus der Situation raus, er kann sich beruhigen und wieder etwas zu sich selber finden.
D.h du gehst zu ihm, sagst was er falsch gemacht hast, erinnerst ihn an die Regel und sagst: „Luca, du hesch itze grad der Lea gschlage, mir hei abgmacht, dass mir fiin und lieb mitenand umgöh, drum muesch du itze für 1 oder 2 Min. id Uszyt.“ Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch ihn wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit euch zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, er wird sonst lernen, dass er erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst.
Denk daran: Die Auszeit sollte wirklich an letzter Stelle stehen und du solltest sie so wenig wie möglich brauchen. Nur in ganz schwierigen Situationen wie heftige Wutanfälle, jemandem absichtlich Schmerzen zufügen, hauen, würgen, schlagen, beissen (also jeglicher Art von Gewalt), oder falls du den stillen Stuhl brauchst, als Verstärkung, falls er nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen bleibt.
Also nicht für jede Problemsituation einfach die Auszeit verwenden. Immer zuerst nach einer log. Konsequenz suche und auch überlegen, was du schon vorbeugend dafür tun kannst, damit die Situation möglichst nicht eskaliert. Also z.B Regeln abmachen, klare ruhige Anweisungen, abklenken, Alternativen besprechen usw.


Ich praktiziere nicht eigentliche Auszeiten, ich hole ihn auch nicht immer ab. Meistens sage ich ihm, dass er runter kommen kann, wenn er sich beruhigt hat und das und das machen will, z.B. Essen.

Eigentlich ist es besser, wenn DU ihn hinbringst und DU ihn auch wieder abholst. Es ist häufig der Fall, dass man den Kindern sagt: "Wenn du dich wieder beruhigt hast, dann kannst du wieder raus kommen." Die Kinder dann schon nach 10 Sekunden sagen: "Ich bin jetzt wieder lieb."

Ich traue ihm zu, dass er den Zeitpunkt selbst einschätzen kann. Aber gestern wäre es natürlich viel besser gewesen, wenn ich hoch gegangen wäre, denn dann hätte ich das Buch gesehen.
Tja, soviel zu unserem Mahlzeiten-Stress. Übrigens: Ein grosses Problem ist unsere herzliche, grosszügige wirklich liebe Nachbarschaft mit vielen Kindern. Überall bekommt er irgendwas und ich kann das fast nicht verhindern.
So, nun werde ich mit ihm über das Buch sprechen.
Vielen Dank und viele Grüsse

Sehr gern geschehen! Melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
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Beitragvon Hera » 04.09.2008, 09:24

In einem Punkt bin ich eben nicht einverstanden mit dem, was du schreibst: "Lass ihn, er merkt selber, wann er genug hat." Er hat bestimmt nicht nach zwei Gabeln genug. Das sagt er inzwischen nur noch, um eine Reaktion von uns zu provozieren. Wenn ich ihn einfach aufhören lasse, wann immer er will, dann geht er mit leerem Bauch vom Tisch, geht zu den Nachbarn und bekommt dort Glace und Schoggi. Und das wiederholt sich ja ständig. Er weiss, dass er sein Hungergefühl am Tisch nicht stillen muss, denn es gibt ja nachher etwas, das er lieber mag. Man könnte sagen, ich müsste mich halt mit den Nachbarn absprechen. Aber erstens sind es sehr viele, zweitens will ich ihnen ja nicht vorschreiben, dass sie ihm gar nie mehr etwas geben dürfen, drittens ist das Verhältnis nicht zu allen optimal und viertens würden sich nicht alle daran halten. Darum ist es mir wichtig, dass er die wirklich sehr kleine Portion, die ich ihm schöpfe, isst. Ist das denn so falsch?
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Beitragvon Hera » 04.09.2008, 09:25

Ach, was ich noch vergessen habe: Wir haben auch schon versucht, dass er sich selber so viel schöpfen darf, wie er mag, das dann aber essen soll. Auch das funktioniert nicht, er macht genau dasselbe.
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 04.09.2008, 11:08

In einem Punkt bin ich eben nicht einverstanden mit dem, was du schreibst: "Lass ihn, er merkt selber, wann er genug hat." Er hat bestimmt nicht nach zwei Gabeln genug. Das sagt er inzwischen nur noch, um eine Reaktion von uns zu provozieren. Wenn ich ihn einfach aufhören lasse, wann immer er will, dann geht er mit leerem Bauch vom Tisch, geht zu den Nachbarn und bekommt dort Glace und Schoggi.

Und deshalb würde ich ihn auch nicht vom Tisch gehen lassen. Wenn er nicht mehr essen will, dann soll er einfach am Tisch, vor seinem Teller sitzen bleiben. Lass ihn dann einfach. Du sagst, er will eine Reaktion provozieren. Wenn du ihn dann einfach lässt, dann provozierst du nämlich keine.

Und das wiederholt sich ja ständig. Er weiss, dass er sein Hungergefühl am Tisch nicht stillen muss, denn es gibt ja nachher etwas, das er lieber mag. Man könnte sagen, ich müsste mich halt mit den Nachbarn absprechen. Aber erstens sind es sehr viele, zweitens will ich ihnen ja nicht vorschreiben, dass sie ihm gar nie mehr etwas geben dürfen, drittens ist das Verhältnis nicht zu allen optimal und viertens würden sich nicht alle daran halten. Darum ist es mir wichtig, dass er die wirklich sehr kleine Portion, die ich ihm schöpfe, isst. Ist das denn so falsch?

Was würdest du denn z.B machen, wenn er die kleine Portion trotzdem einfach nicht aufisst? Am Tisch sitzen lassen? Wie lange? Irgendwann würdest du wohl nachgeben? Was würdest du tun, wenn ihr nach dem Essen mal einen Termin habt. Das Essen abbrechen und es ihm dann später wieder geben?
Wie sieht das bei euch eigentlich am Morgen aus? Wann esst ihr zMorge? Trinkt er Milch, evt. noch einen Schoppen? Wieviel Zeit vergeht vom zMorge bis zum zMittag?
Weisst du nicht, bei welchen Nachbarn er am Nachmittaga ist. Er wird dir ja sicherlich sagen, wo er sich aufhält, oder? Dann musst du halt jetzt am Anfang schnell mit denen Kontakt aufnehmen und ihnen sagen, dass er erst zum z Vieri wieder etwas bekommt.
Pass auf, dass das Essen nicht zum "Krampf" wird. Achte dich auch einmal auf deine Anweisungen. Nicht zu viele, nicht ständig ermahnen. Besprich mit ihm die Regeln, schreibt sie auf und dann mach mit ihm ein Zeichen ab, was er tun soll, wenn er fertig ist. Ich würde ihn dann einfach am Tisch sitzen lassen und gar nicht mehr gross darauf eingehen. Das ist aber ein Tipp, eine Anregung. Du musst selber entscheiden, was dir wichtig ist. Hier noch der Link zum Büchershop, dort findet du unter dem Thema "Ernährung" vielleicht auch noch ein paar Anregungen: http://www.elternplanet.ch/9.html
Oder hier noch ein paar Tipps "Erziehung mit Fantasie" (Thema Gemüse): http://www.elternplanet.ch/46.html

Schau mal, ob du etwas damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
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Beitragvon Hera » 04.09.2008, 13:18

Danke für deine Antwort. Ich versuche mal kurz, deine Fragen zu beantworten. Ja, ich lasse ihn am Tisch sitzen, bis er die sehr kleine (!) Portion gegessen hat, sofern ich weiss, dass da nichts dabei ist, was er wirklich nicht mag (z.B. Tomaten oder Pilze, das würgt ihn). Da erkläre ich ihm, dass er erst nach draussen auf den Spielplatz darf, wenn er etwas gegessen hat, weil er mit leerem Magen sonst zuwenig Energie hat um bis vier Uhr zu spielen. Wenn ich nach dem Mittag einen Termin habe, versuche ich von vornherein solche Diskussionen zu vermeiden, z.B. indem ich ihm halt noch weniger schöpfe. Natürlich weiss ich jeweils wo er sich aufhält, aber wir wohnen in einem grossen Quartier, mit vielen kinderreichen Familien und einem grossen Spielplatz. Sehr oft nehmen die Mütter ganze Packungen Microc oder Farmer-Stengel etc. mit raus und verteilen dann grosszügig. Daher ist die Kontrolle oftmals schwer.
Heute mittag verlief es übrigens recht gut bei uns am Tisch :) .
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