Machtkampf

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

Machtkampf

Beitragvon Andura » 30.08.2008, 18:52

Hallo Kathrin

Vielen herzlichen Dank für dieses Forum! Hätte ich früher davon gewusst, wäre ich vielleicht heute nicht so am Ende mit meinen Nerven. Ich freue mich sehr darüber und hoffe auch sehr auf Deine Hilfe. Danke im Voraus!!!

Meine Fragen:

Unsere Tochter ist 4 Jahre alt und wirklich ein Wirbelwind. Sie ist sehr weit für ihr Alter und bringt uns oft an die Grenzen mit ihren Sprüchen und Handlungen.
Seit sie auf der Welt ist, besteht zwischen mir und meiner Schwiegermutter ein Machtkampf. D.h. meine Schw.mutter hängt sehr an unserer Tochter, was ich ja auch gut finde, und unsere Tochter liebt ihr Grosi, was ja auch o.k. ist. Meine Schw.mutter kann mich ganz schön plagen, und hat mir auch immer zu Verstehen gegeben, dass ich so ziemlich alles falsch mache, was ich auch als Mutter machen kann. Sie redete mir auch ständig in die Erziehung rein und es kam oft zu Streit und ein vernünftiges Gespräch kann ich leider mit ihr nicht führen. Es sind wirklich sehr heftige Sprüche die von ihr kamen und ich habe auch psychisch sehr darunter gelitten!!! Das ging so weit, bis wir vor 2 Jahren umgezogen sind. Heute ist es so, dass sie weniger reinredet. Aber die Kommentare sind geblieben. Meine Tochter darf ab und zu beim Grosi spielen einen Tag oder am Nachmittag, vielleicht so alle 2 Wochen einmal. Dann höre ich einfach nicht mehr hin, wenn meine Schw.mutter komische Kommentare abgibt. Ich habe einfach angefangen zu verdrängen oder sage mir immer: Sie wohnt ja nicht mehr nebenan und hat jetzt auch keinen Einfluss mehr auf uns.

Jetzt mein Problem: Vor ca. 2 Wochen hat meine Tochter angefangen, dieses Spiel auszunutzen. Sie erpresst mich mit den Worten: Wenn ich das nicht bekomme, dann gehe ich eben zum Grosi. Oder das schlimmste was sie tut: Wenn sie mal beim Grosi war, weint sie danach herzzerreissend, sie wolle, dass ICH ausziehe und s Grosi hier her zieht. Es herrscht nur noch GROSI, GROSI, GROSI...! Ich weiss, dass sie beim Grosi mehr darf und auch dass meine Schw.mutter mehr Zeit für sie hat, aber ICH bin doch s Mami! Unsere Kleine sagt uns in letzter Zeit immer wieder wenn wir mal schimpfen müssen: Dann gehe ich eben fort und komme nicht wieder. Meistens will sie dann zum Grosi. Dass sie mir damit sehr weh tut, und meine Schw.mutter bei solchen Äusserungen auch immer gleich das Gefühl bekommt, unsere Tochter gefällts bei uns eben einfach nicht, das merkt sie natürlich noch nicht. Und ich weiss einfach nicht, wie ich das einer 4-Jährigen irgendwie erklären oder beibringen kann. Ich kann ihr ja schlecht sagen: Deine Grosi ist in Wirklichkeit eine böse Frau, die mich nur immer plagen will und Freude hat wenn Du so redest!!! :shock:

Sprüche von meiner Schwiegermutter, damit Du mich ein bisschen mehr verstehen kannst:
- Als unser Sohn zur Welt kam, sagte sie: Jetzt hast du ja sowieso keine Zeit mehr für die tochter, sie kann auch bei mir wohnen, wir haben genügend Zimmer.
- Als wir zügelten: Sie kniete zu meiner tochter hin und sagte ihr: Jetzt ziehst du weg von mir, ich hoffe es kommt trotzdem gut mit dir.
- Wenn ich schimpfte mit der Kleinen, dann kam sie gleich zu uns dazwischen und nahm meine Tochter und sagte: was sollst du denn jetzt schon wieder angestellt haben? Komm lieber zu mir, dein Mami schimpft ja ständig. das alles ist doch gar nicht so schlimm gewesen!!!
-Wenn wir auf dem Spielplatz waren oder im Hallenbad, dann schiimpft sie mit mir, anstatt Freude zu haben. Das sei viel zu gefährlich mit 2 Kindern und fahrlässig.

die liste könnte noch länger werden. und ich will dich da nicht volltexten. mir gehts wirklich nur darum, dass ich einen weg suche, aus diesem kampf auszubrechen. ich möchte nicht "gewinnen", sondern einfach nicht mehr jedes mal mit einer Angst dort hingehen. Denn ich habe gemerkt, jeh mehr Angst das ich zeige, desto schlimmer sind die Reaktionen von meiner Tochter und meiner Schw.mutter. Mir fehlt da echt das Selbstbewusstsein.

Danke fürs Zuhören.
Andura
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 31.08.2008, 19:05

Hallo Kathrin

Vielen herzlichen Dank für dieses Forum! Hätte ich früher davon gewusst, wäre ich vielleicht heute nicht so am Ende mit meinen Nerven. Ich freue mich sehr darüber und hoffe auch sehr auf Deine Hilfe. Danke im Voraus!!!

Hallo Andura! Es freut mich, dass du hier dabei bist! Herzlich willkommen auf dem Elternplaneten!

Meine Fragen:

Unsere Tochter ist 4 Jahre alt und wirklich ein Wirbelwind. Sie ist sehr weit für ihr Alter und bringt uns oft an die Grenzen mit ihren Sprüchen und Handlungen.
Seit sie auf der Welt ist, besteht zwischen mir und meiner Schwiegermutter ein Machtkampf. D.h. meine Schw.mutter hängt sehr an unserer Tochter, was ich ja auch gut finde, und unsere Tochter liebt ihr Grosi, was ja auch o.k. ist. Meine Schw.mutter kann mich ganz schön plagen, und hat mir auch immer zu Verstehen gegeben, dass ich so ziemlich alles falsch mache, was ich auch als Mutter machen kann. Sie redete mir auch ständig in die Erziehung rein und es kam oft zu Streit und ein vernünftiges Gespräch kann ich leider mit ihr nicht führen. Es sind wirklich sehr heftige Sprüche die von ihr kamen und ich habe auch psychisch sehr darunter gelitten!!! Das ging so weit, bis wir vor 2 Jahren umgezogen sind. Heute ist es so, dass sie weniger reinredet. Aber die Kommentare sind geblieben. Meine Tochter darf ab und zu beim Grosi spielen einen Tag oder am Nachmittag, vielleicht so alle 2 Wochen einmal. Dann höre ich einfach nicht mehr hin, wenn meine Schw.mutter komische Kommentare abgibt. Ich habe einfach angefangen zu verdrängen oder sage mir immer: Sie wohnt ja nicht mehr nebenan und hat jetzt auch keinen Einfluss mehr auf uns.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine schwierige Situation ist. Pass auf, dass du diesen Konflikt nicht deiner Tochter in "die Schuhe" schiebst. Mach ihr auch kein schlechtes Gewissen, wenn sie vom Grosi erzählt oder sagt, dass sie gerne dort hin geht. Auch wenns dir schwer fällt, versuch darüber zu stehen. Nimm Anteil, frage nach was sie erlebt hat, sprich mit ihr über die Zeit, die sie dort verbracht hat. Je unkomplizierter und unverkrampfter du damit umgehst umso mehr wird sie dir auch davon erzählen, ganz normal, so wie das eben auch sein sollte.

Jetzt mein Problem: Vor ca. 2 Wochen hat meine Tochter angefangen, dieses Spiel auszunutzen. Sie erpresst mich mit den Worten: Wenn ich das nicht bekomme, dann gehe ich eben zum Grosi.

Versuch immer gut vorauszuplanen. Sag ihr immer genau, was als nächstes passiert und was du von ihr erwartest. Am besten ist, wenn du den Tag in kleine Häppchen einteilst und ihr dann immer früh genug ankündest, was jetzt dann kommt. Dann überraschst du sie auch nicht mit deinen Plänen und sie weiss, was auf sie zu kommt. "Du kannst jetzt noch dein Puzzle fertig machen. Ich komme dann zu dir rauf und dann helf ich dir beim aufräumen und dann gehen wir Hände waschen und essen."
Lass dich nicht auf Erpressungen ein. Am besten ist, wenn du diese Erpressungen ignorierst. Geh einfach nicht darauf ein. Am besten funktioniert eigentlich hier immer ablenken. zB. "Ein Güetzi gibst jetzt vor dem Essen nicht mehr, du darfst es dir aber neben deinen Teller legen und nach dem Essen nehmen." Du kannst ihr auch eine Alternative anbieten. (Also es steht nicht zur Diskussion, dass sie etwas tun muss, sondern du kannst ihr anbieten, dass sie entscheiden kann wie.) z.B "Du musst jetzt reinkommen. Willst du mir die Hand geben, oder selber laufen?"
Wenn sie dich häufig erpresst, dann kann das auch damit zusammenhängen, dass du es vielleicht auch häufig machst. Pass also auf mit Drohungen, die solltest du vermeiden! Ich kann dir hier mal ein paar grundsätzliche Tipps zu Anweisungen geben:

WIE du die Anweisungen gibst ist wichtig. Ich kann dir hier ein paar Tipps dazu geben:

Wichtig ist auch, dass du nicht alles x-mal sagst.
Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann probier mal diesen Schritten zu folgen:
Geh zu ihr hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen
sprich sie mit Namen an und sag ihr genau was sie tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze, due bitte normal rede, …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun soll, was du von ihr möchtest).
Achtung: KEINE Frageform. "Würdest du jetzt bitte aufhören? Kommst du bitte? Lässt du das jetzt bitte sein?" Du gibst ihr eine ANWEISUNG und keine Frage. Sie kann nicht auswählen, ober sie es tun will oder nicht.
Versuch nicht zu drohen! Also nicht: "Wenn du jetzt nicht aufhörst, dann..." oder "Ich sage es jetzt nicht nochmal." oder "Ich zähle jetzt auf 3..." Die Kinder lernen so, dass sie erst gehorchen müssen, wenn du laut wirst oder drohst. (Wenn du das häufig machst, wird deine Tochter das bei dir auch versuchen anzuwenden).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihr Zeit zu gehorchen. Bleib in der Nähe und beobachte sie.
Wenn sie macht, was du gesagt hast, dann lobe sie.
Wenn nicht dann gib ihr die Anweisung noch einmal. (Bei Problemverhalten, also wenn sie mit etwas aufhören soll, dann gib die Anweisung nur 1 Mal und lasse dann gleich eine Konsequenz folgen).
Wenn sie wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Sie aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihr immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihr immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihr dann wieder.

Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:

Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.

Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!

Zu Ungenau! "Sarah!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.

Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!

Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."

Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":

Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.

Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.

Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.


Oder das schlimmste was sie tut: Wenn sie mal beim Grosi war, weint sie danach herzzerreissend, sie wolle, dass ICH ausziehe und s Grosi hier her zieht. Es herrscht nur noch GROSI, GROSI, GROSI...!

Lass dich davon nicht beirren! Sie wird niemals jemanden so sehr lieben wie dich! Auch wenn sie das nicht immer so zeigt. Es ist ja toll, dass sie so ein gutes Verhältnis hat und gerne dort hin geht. Versuch das auch ein wenig mit Humor zu nehmen. In einer solchen Situation kannst du z.B mit einer weinerlichen Stimme sagen: "Ojeojeoje. Hast du gehört Bär. Die Léonie möchte, dass ich ausziehe. Und wo soll ich denn hin? Wem soll ich denn in Zukunft das Gutenachtlied singen? Wem soll ich denn eine Geschichte erzählen? Wer kuschelt denn mit mir? Wer singt mir denn schöne Lieder vor...?" Du könntest z.B auch sagen: "Gell, beim Grosi ist es halt schon toll. Dort darf man halt Sachen, die man bei Mama und Papa nicht darf. Das war bei mir, als ich ein kleines Mädchen war auch so. Beim Grosi durfte ich auch immer viel mehr als zu Hause. Was findest du denn alles toll beim Grosi?" Versuch ihr eine Antwort zu geben, die sie nicht erwartet, du nimmst ihr damit den "Wind aus den Segeln". Sie wird dann merken, dass sie dir damit nichts Böses anhaben kann, sondern, dass du dich dafür interessierst und es dich auch nicht stört, wenn sie vom Grosi schwärmt.

Ich weiss, dass sie beim Grosi mehr darf und auch dass meine Schw.mutter mehr Zeit für sie hat, aber ICH bin doch s Mami!

Wenn du mit ihr dann so darüber sprichst, kannst du ihr das ja z.B auch sagen. "Gell beim Grosi ist es toll, das hat immer so viel Zeit? Wäre das etwas, das du dir von der Mama auch wünschen würdest?" Evt. hat sie ja auch Recht. Im Alltag vergessen wir die "wertvolle Zeit" immer etwas. Wir vertrösten unsere Kinder immer wieder auf später. "Ja, ich muss noch schnell staubsaugen. Ich komme dann gleich, warte ich muss noch dies oder jenes zuerst machen." Versuch mal, wenn deine Tochter etwas von dir möchte, dich etwas fragen oder dir etwas zeigen will, das was du gerade tust zu unterbrechen und schenk ihr kurz deine Aufmerksamkeit. Das muss nur ein paar Sekunden bis ein paar Minuten wertvolle Zeit sein. Meistens geht das ja gut.

Unsere Kleine sagt uns in letzter Zeit immer wieder wenn wir mal schimpfen müssen: Dann gehe ich eben fort und komme nicht wieder.

Versuch im allgemeinen den Fokus vermehrt aufs Positive zu setzen. Tut sie etwas, dass du magst, dass dir gefällt, dann lobe und ermutige sie und sag ihr genau, WAS dir gefallen hat. "Toll, dass du grad gekommen bist." Pass auf, dass du nicht ins Negative fällst. "Endlich, hast du mal nicht so blöd getan."
Wenn sie das sagt, dann kannst du sagen: "Ich verstehe, dass du dich jetzt grad ärgerst." oder "Du ärgerst dich jetzt grad, gell?" Kommentiere das aber sonst nicht, wenn sie sagt, dass sie fortgehen will.


Meistens will sie dann zum Grosi. Dass sie mir damit sehr weh tut, und meine Schw.mutter bei solchen Äusserungen auch immer gleich das Gefühl bekommt, unsere Tochter gefällts bei uns eben einfach nicht, das merkt sie natürlich noch nicht.

Wenn sie solche Äusserungen macht, dann macht sie das nicht, weil sie dir damit weh tun will. Kleine Kinder reagieren ganz spontan, sie sind kleine Egoisten. Trage dem Rechnung und nimm das nicht tragisch.

Und ich weiss einfach nicht, wie ich das einer 4-Jährigen irgendwie erklären oder beibringen kann. Ich kann ihr ja schlecht sagen: Deine Grosi ist in Wirklichkeit eine böse Frau, die mich nur immer plagen will und Freude hat wenn Du so redest!!!

Indem du das einfach ignorierst und es nicht so wichtig machst. Trage diesen Konflikt nicht auf dem Rücken deiner Tochter aus.

Sprüche von meiner Schwiegermutter, damit Du mich ein bisschen mehr verstehen kannst:
- Als unser Sohn zur Welt kam, sagte sie: Jetzt hast du ja sowieso keine Zeit mehr für die tochter, sie kann auch bei mir wohnen, wir haben genügend Zimmer.

Hier hättest du sagen können: "Ja du hast Recht, das wird am Anfang sicherlich schwierig beiden gerecht zu werden. Das haben mir auch schon andere Frauen bestätigt. Wie hast du das damals denn gemacht?"

- Als wir zügelten: Sie kniete zu meiner tochter hin und sagte ihr: Jetzt ziehst du weg von mir, ich hoffe es kommt trotzdem gut mit dir.

Das würde ich einfach ignorieren. Ist vielleicht nicht grad sehr glücklich ausgedrückt, aber wahrscheinlich hat sie das einfach etwas ironisch gemeint.

- Wenn ich schimpfte mit der Kleinen, dann kam sie gleich zu uns dazwischen und nahm meine Tochter und sagte: was sollst du denn jetzt schon wieder angestellt haben? Komm lieber zu mir, dein Mami schimpft ja ständig. das alles ist doch gar nicht so schlimm gewesen!!!

"Nein, schlimm war es nicht. Es ist mir wichtig, dass sie auf mich hört, wenn ich ihr etwas sage."

-Wenn wir auf dem Spielplatz waren oder im Hallenbad, dann schiimpft sie mit mir, anstatt Freude zu haben. Das sei viel zu gefährlich mit 2 Kindern und fahrlässig.

"Ich weiss das zu schätzen, dass du dich um die Kinder sorgst. Wenn ich mal Hilfe brauche, dann melde ich mich." Auch wenns schwierig ist im Moment, lass dich hier nicht verunsichern. ;-) Versuch das Ganze etwas mit Humor zu nehmen...

die liste könnte noch länger werden. und ich will dich da nicht volltexten. mir gehts wirklich nur darum, dass ich einen weg suche, aus diesem kampf auszubrechen. ich möchte nicht "gewinnen", sondern einfach nicht mehr jedes mal mit einer Angst dort hingehen. Denn ich habe gemerkt, jeh mehr Angst das ich zeige, desto schlimmer sind die Reaktionen von meiner Tochter und meiner Schw.mutter. Mir fehlt da echt das Selbstbewusstsein.

Je ruhiger, harmonischer und intensiver die Beziehung zwischen deiner Tochter und dir ist, umso gelassener wirst du solche Situationen und auch solche Kommentare nehmen können. Versuch immer wieder schöne und liebevolle Momente zu schaffen. Achte dich auf die Anweisungen, bleib ruhig und konsequent und lobe und ermutige deine Tochter immer wieder.

Danke fürs Zuhören.
Andura

Bitte, sehr gern geschen! Versuch mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, mit Fragen und Feedback, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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Beitragvon Andura » 01.09.2008, 20:47

Hallo Kathrin

ich möchte mich ganz ganz herzlich für Deine Antwort bedanken. Ich habe es zusammen mit meinem Mann durchgelesen und studiert. Wir hatten ein langes Gespräch deswegen und haben auch gemerkt, dass wir wohl so in jede "Erziehungsfalle" getappt sind in letzter Zeit. Es ist bei uns wohl so ziemlich aus der Bahn geraten.
Bei unserem kleinen Sohn (er ist 2 Jahre alt) und ein ganz anderes Kind (viel ruhiger und überlegter, zurückhaltender) haben wir noch nie viel anders "erzogen" als Du beschrieben hast. Es funktioniert immer und er, genau wie wir, kennen nichts anderes. Bei unserer Tochter ist es einfach viel schwieriger.

Heute war aber ein super toller Tag. Und deshalb schreibe ich Dir hier ein Feedback. Es war wirklich nicht immer einfach die "Ruhe" zu bewahren, aber ich habe es geschafft.... bin aber selber auch geschafft :roll:
Ich denke mal, dass auch ICH mich momentan total ändern muss und die Kleine auch spürt, dass ein andere Wind weht. Es war aber wirklich sehr schön. Ich habe versucht, sie direkt anzusprechen. Die Frageformen wegzulassen. Auch wurde heute mal NICHT geschrien, sondern geredet. Es herrschte einfach schneller wieder eine friedlliche Athmosphäre. Es war wunderbar. Ich habe schon gemerkt, dass ich viel "drohe" und ich glaube jetzt auch, dass die Drohungen von ihr auch von daher kommen. Wie Du geschrieben hast: Kinder lernen von uns. Und wir drohen ziemlich viel, also droht sie auch mir, dass sie jetzt zum Grosi zieht. Mit was soll sie denn sonst drohen???
Ich werde bestimmt dran bleiben und freue mich jetzt schon auf den morgigen Tag mit ihr. Wird sicher wieder spannend. Für uns Beide.

Danke für Deine Tips

Eine kleine Frage habe ich aber noch: Es gibt ja schon Momente, da ist man selber vielleicht nicht so Nervenstark. Und es gab eine Situation, die ich nicht so richtig mit "klaren Anweisungen" richten konnte. Sie plagt oft ihren kleinen Bruder. D.h. sie schupst ihn einfach so beim vorbeilaufen oder sie nimmt ihm die Spielsachen weg. Wenn ich dann mit ihr reden will, hört sie nicht auf. Sie sagt ganz klar: Das darf er nicht haben. Sie selber spielt aber mit seinen Sachen, und wird wütend wenn sie es nicht darf.
Dann gibt es auch Situationen, wo sie richtig überdreht. Dann kann man sie kaum stoppen oder sie beruhigen. Einfach so Aussetzer. Ich habe es heute so gemacht, dass ich nichts sagte, weil es in dieser Situation meistens nichts bringt, sondern ich habe sie am Arm genommen, habe sie ins Zimmer gezogen (also sie folgte mir ohne Kommentar) und habe die Tür geschlossen damit ich in Ruhe mit ihr reden konnte. Es hat zwar die Situation schnell beruhigt und sie hat auch verstanden um was es ging, aber kaum war sie draussen, gings gleich weiter. Sie ist einfach sehr schnell sehr überdreht und dann nützt reden oder beruhigen gar nichts. Das tobt und schreit nur noch. Das bringt mich manchmal selber zum Explodieren!!!
:shock:

Wie kann man denn da noch Ruhe bewahren???

Gruss Andura
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 02.09.2008, 11:44

Hallo Kathrin

ich möchte mich ganz ganz herzlich für Deine Antwort bedanken. Ich habe es zusammen mit meinem Mann durchgelesen und studiert. Wir hatten ein langes Gespräch deswegen und haben auch gemerkt, dass wir wohl so in jede "Erziehungsfalle" getappt sind in letzter Zeit. Es ist bei uns wohl so ziemlich aus der Bahn geraten.
Bei unserem kleinen Sohn (er ist 2 Jahre alt) und ein ganz anderes Kind (viel ruhiger und überlegter, zurückhaltender) haben wir noch nie viel anders "erzogen" als Du beschrieben hast. Es funktioniert immer und er, genau wie wir, kennen nichts anderes. Bei unserer Tochter ist es einfach viel schwieriger.

Heute war aber ein super toller Tag. Und deshalb schreibe ich Dir hier ein Feedback. Es war wirklich nicht immer einfach die "Ruhe" zu bewahren, aber ich habe es geschafft.... bin aber selber auch geschafft
Ich denke mal, dass auch ICH mich momentan total ändern muss und die Kleine auch spürt, dass ein andere Wind weht. Es war aber wirklich sehr schön. Ich habe versucht, sie direkt anzusprechen. Die Frageformen wegzulassen. Auch wurde heute mal NICHT geschrien, sondern geredet. Es herrschte einfach schneller wieder eine friedlliche Athmosphäre. Es war wunderbar. Ich habe schon gemerkt, dass ich viel "drohe" und ich glaube jetzt auch, dass die Drohungen von ihr auch von daher kommen. Wie Du geschrieben hast: Kinder lernen von uns. Und wir drohen ziemlich viel, also droht sie auch mir, dass sie jetzt zum Grosi zieht. Mit was soll sie denn sonst drohen???
Ich werde bestimmt dran bleiben und freue mich jetzt schon auf den morgigen Tag mit ihr. Wird sicher wieder spannend. Für uns Beide.

Es freut mich, dass du die Tipps grad so schnell anwenden konntest und ich muss dir ein grosses "Kränzlein winden." Zu merken, dass etwas nicht ganz so läuft wie es sollte, sich Hilfe zu holen, Tipps und Anregungen anzuhören und zu zulassen und diese dann auch umsetzen, ist ganz schwierig und braucht viel Mut und Energie. Ich finds ganz toll, wie du das so unkompliziert angepackt hast und auch bereit bist an dir zu arbeiten. Etwas zu verändern ist oft mit viel Aufwand und Energie verbunden. Auch wenn es ab und zu Rückschläge gibt, versuch wirklich am Thema dranzubleiben. Wenn mal was schief läuft, dann steck nicht gleich den Kopf in den Sand sondern überleg dir, was genau passiert ist, was gut und was nicht so gut lief und was du das nächste Mal besser machen könntest.

Danke für Deine Tips

Eine kleine Frage habe ich aber noch: Es gibt ja schon Momente, da ist man selber vielleicht nicht so Nervenstark. Und es gab eine Situation, die ich nicht so richtig mit "klaren Anweisungen" richten konnte. Sie plagt oft ihren kleinen Bruder. D.h. sie schupst ihn einfach so beim vorbeilaufen oder sie nimmt ihm die Spielsachen weg. Wenn ich dann mit ihr reden will, hört sie nicht auf. Sie sagt ganz klar: Das darf er nicht haben. Sie selber spielt aber mit seinen Sachen, und wird wütend wenn sie es nicht darf.

Wenn das häufig vorkommt, dann mach mit ihr eine Kiste mit den Spielsachen, die sich nicht teilen möchte. Du kannst dann auch eine Kiste machen mit Spielsachen, welche beide Kinder brauchen dürfen. In der Situation würd ich jetzt sagen: "Schau mal Léonie, wenn du deinem Bruder einfach so die Spielsachen wegnimmst, weiss er dann was du eigentlich genau möchtest? Was könntest du denn tun?" Evt. kommt sie selber drauf, dass sie ihn ja fragen oder ihm dann auch ein anderes Spielzeug bringen könnte. Wenn du das immer wieder mit ihr übst, dann wird sie plötzlich merken, dass es auch noch andere Wege gibt, als die Spielsachen aus der Hand zu reissen.
Wenn sie ihn wirklich extra, fest schubst, haut, beisst ... Dann würde ich sie darauf aufmerksam machen und sie dann auch einen Moment in die Auszeit schicken.


Dann gibt es auch Situationen, wo sie richtig überdreht. Dann kann man sie kaum stoppen oder sie beruhigen. Einfach so Aussetzer. Ich habe es heute so gemacht, dass ich nichts sagte, weil es in dieser Situation meistens nichts bringt, sondern ich habe sie am Arm genommen, habe sie ins Zimmer gezogen (also sie folgte mir ohne Kommentar) und habe die Tür geschlossen damit ich in Ruhe mit ihr reden konnte. Es hat zwar die Situation schnell beruhigt und sie hat auch verstanden um was es ging, aber kaum war sie draussen, gings gleich weiter. Sie ist einfach sehr schnell sehr überdreht und dann nützt reden oder beruhigen gar nichts. Das tobt und schreit nur noch. Das bringt mich manchmal selber zum Explodieren!!!

Ignorieren ist sicherlich hilfreich, oder sie ablenken. Ihr eine Beschäftigung vorschlagen. Oft nützt schon ein Ortswechsel. Also etwas in der Küche helfen, schnell rausgehen usw. Du kannst ihr auch vorschlagen etwas ruhiges in ihrem Zimmer zu machen. "Ich habe das Gefühl, dass du grad etwas sturm bist. Ich würde dir vorschlagen, dass du etwas in deinem Zimmer machst. Komm wir schauen mal, hast du grad eine Idee?" Lass sie etwas zeichnen, malen, Kassettli hören, Büechli schauen, ein Spiel machen...
Bevor es soweit kommt, kannst du auch wieder vorbeugen, in dem du gut vorausplanst und ihr vorher sagst, was auf sie zu kommt und was du von ihr möchtest.

Schau mal, was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin





Wie kann man denn da noch Ruhe bewahren???

Gruss Andura
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Beitragvon Andura » 04.09.2008, 09:57

Hallo Kathrin

Ich hatte heuten Morgen einen Rückschlag und bin echt verzweifelt. Unsere Tochter hat wiedereinmal dem kleinen Bruder das Spielzeug weggenommen. Bis jetzt hat das immer super geklappt. Ich musste nur sagen: Laura, wie haben wir das gelernt? Und sie hat folgendermassen reagiert die letzten 3 Tage. Sie hat es ihm wieder gegeben und dann gesagt: Andi, darf ich das Spielzeug haben? Dafür hole ich dir etwas anderes. Und so bekam sie es auch und er bekam etwas anderes. Wirklich sehr friedlich und ruhig.
Heute klappte das aber nicht. Als ich ihr sagte, sie soll ihn doch damit spielen lassen, weil wir ja gerade an etwas anderem sind, und nachher können sie doch gemeinsam damit spielen, wollte sie nicht darauf hören. Sie hörte mir einfach nicht zu und der Kleine schrie in vollster Lautstärke. Ich versuchte wirklich 3 Mal auf sie einzureden bis mir einfach der Kragen platzte. Ich riss sie davon weg und sie bekam einen Klaps aufs Füdli.
Mir tats weh.... ihr tats weh. Und nun sitze ich hier und weine. Weil ich nicht so sein will. Ich schlage meine Kinder nicht. Ich bin selber erschrocken. Ich möchte nicht so sein. Klar, habe ich sie nachher in den Arm genommen und für sie ist jetzt auch wieder alles in Ordnung. Aber für mich nicht. Ich weiss auch, dass solche Szenen im Gedächtnis bleiben, weil ich es als Kind selber genug erlebt habe. Und noch heute weiss ich fast jede Situation. Ich möchte nicht so sein wie meine Mutter. Doch manchmal bin ich gleich und komme fast nicht aus dieser Situation raus.
Was tu ich, wenn meine Grenze überschritten ist? Wenn sie mir einfach nicht mehr zuhören? Und nur noch schreien und toben??? Oder wenn ich selber einfach nicht mehr einen Weg da rausfinde? Keine passende und gute Lösung habe?

Gruss Andura
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 04.09.2008, 11:26

Hallo Kathrin

Ich hatte heuten Morgen einen Rückschlag und bin echt verzweifelt. Unsere Tochter hat wiedereinmal dem kleinen Bruder das Spielzeug weggenommen. Bis jetzt hat das immer super geklappt. Ich musste nur sagen: Laura, wie haben wir das gelernt? Und sie hat folgendermassen reagiert die letzten 3 Tage. Sie hat es ihm wieder gegeben und dann gesagt: Andi, darf ich das Spielzeug haben? Dafür hole ich dir etwas anderes. Und so bekam sie es auch und er bekam etwas anderes. Wirklich sehr friedlich und ruhig.

Das ist ganz toll und nicht selbstverständlich nach einer so kurzen Zeit. Lobe und ermutige sie immer wieder.

Heute klappte das aber nicht.

Hey, das ist doch ganz normal! Erst seid 3 (!) Tagen seid ihr nun das am Üben... Das ist etwas ganz schwieriges, das Kinder erst lernen müssen. Das braucht viel Training, viel Anleitung von deiner Seite. Du kannst es ein wenig mit dem Sport vergleichen. Auch ein Tennisspieler oder ein Schütteler muss immer wieder seinen Aufschlag oder den Schuss aufs Tor trainieren. Der kann das auch nicht gleich nach dem 3. Versuch :-) Immer und immer wieder üben, mal geht etwas daneben, dann analysiert man an was es gelegen haben könnte, schaut was man das nächste Mal besser machen muss. Genauso geht es uns Eltern mit den Kindern. Lass dich nicht ermutigen, wenn es nicht grad 100 Prozentig klappt. Es ist auch für deine Tochter eine Umstellung. Bis jetzt lief es immer anders. Also: Nur die Ruhe, das kommt schon!

Als ich ihr sagte, sie soll ihn doch damit spielen lassen, weil wir ja gerade an etwas anderem sind, und nachher können sie doch gemeinsam damit spielen, wollte sie nicht darauf hören. Sie hörte mir einfach nicht zu und der Kleine schrie in vollster Lautstärke. Ich versuchte wirklich 3 Mal auf sie einzureden bis mir einfach der Kragen platzte. Ich riss sie davon weg und sie bekam einen Klaps aufs Füdli.

Wenn sie sich so in etwas verstrickt hat, dann versuchst du sie am besten abzulenken. "Komm mal, ich zeig dir etwas tolles." oder "Wollen wir zusammen ein Buch anschauen." Du kannst ihr auch einfach etwas anderes zum spielen anbieten. Ein paar Tipps findest du auch hier: http://www.elternplanet.ch/50.html

Klaps aufs Füdli ist nie gut, das weisst du ja selber. Wenn es trotzdem einmal passiert. Entschuldige dich bei ihr und sag ihr, dass es nicht ok war. Sag ihr auch, was dich so wütend gemacht hat und dass es dir leid tut.


Mir tats weh.... ihr tats weh. Und nun sitze ich hier und weine. Weil ich nicht so sein will. Ich schlage meine Kinder nicht. Ich bin selber erschrocken. Ich möchte nicht so sein. Klar, habe ich sie nachher in den Arm genommen und für sie ist jetzt auch wieder alles in Ordnung. Aber für mich nicht. Ich weiss auch, dass solche Szenen im Gedächtnis bleiben, weil ich es als Kind selber genug erlebt habe. Und noch heute weiss ich fast jede Situation. Ich möchte nicht so sein wie meine Mutter. Doch manchmal bin ich gleich und komme fast nicht aus dieser Situation raus.

Ich verstehe, dass dich das traurig macht und du erschrocken bist. Versuch aber viel mehr deine Energie dafür einzusetzen, nach einer solchen Situation schnell zu überlegen: Was lief jetzt hier grad falsch? Was kann ich das nächste Mal besser machen? Besser vorausplanen? Klare Anweisungen geben? Ablenken? Ihr eine bessere Hilfestellung geben? usw. Auch wenn die Situation nicht toll war, kannst du trotzdem daraus, für ein nächstes Mal etwas lernen und es dann besser machen. (Die nächste solche Situation kommt bestimmt :-))

Was tu ich, wenn meine Grenze überschritten ist? Wenn sie mir einfach nicht mehr zuhören? Und nur noch schreien und toben???

Ignoriere sie dann am besten einfach. Sag ihr, dass sie sich beruhigen soll, damit ihr das Problem lösen könnt. Wenn das nicht geht, lass sie einfach einen Moment stehen. Wenn sie mit Sachen schmeisst, haut, beisst, dann bring sie einen Moment in die Auszeit.
Du nimmst sie damit einen Moment aus der Situation raus, sie kann sich beruhigen und wieder etwas zu sich selber finden.
D.h du gehst zu ihr, sagst was sie falsch gemacht hast, erinnerst sie an die Regel und sagst: „Lena, du hesch itze grad der Luca gschlage, mir hei abgmacht, dass mir fiin und lieb mitenand umgöh, drum muesch du itze für 1 oder 2 Min. id Uszyt.“ Du nimmst sie ganz ruhig und bestimmt, und bringst sie in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn sie die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber sie muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihr und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“ Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch sie wieder in eine Aktivität zu verwickeln. Die Auszeit zeigt ihr, dass sie ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihm aber auch dir die Möglichkeit dich zu beruhigen. Drohe nicht mit der Auszeit, sie wird sonst lernen, dass sie erst hören muss, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden. Dein Kind lernt nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du ihn wieder von der Auszeit zurückholst.
Denk daran: Die Auszeit sollte wirklich an letzter Stelle stehen und du solltest sie so wenig wie möglich brauchen. Nur in ganz schwierigen Situationen wie heftige Wutanfälle, jemandem absichtlich Schmerzen zufügen, hauen, würgen, schlagen, beissen (also jeglicher Art von Gewalt), oder falls du den stillen Stuhl brauchst, als Verstärkung, falls sie nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen bleibt.
Also nicht für jede Problemsituation einfach die Auszeit verwenden. Immer zuerst nach einer log. Konsequenz suche und auch überlegen, was du schon vorbeugend dafür tun kannst, damit die Situation möglichst nicht eskaliert. Also z.B Regeln abmachen, klare ruhige Anweisungen, abklenken, Alternativen besprechen usw.
Die Auszeit/Time Out in einer ruhigen Minute mit ihr vorbesprechen und erklären, wie es dann abläuft.

Oder wenn ich selber einfach nicht mehr einen Weg da rausfinde? Keine passende und gute Lösung habe?

Wenn du merkst, dass du so wütend wirst, dann geh am besten schnell aus dem Zimmer oder nimm dir selber schnell eine Auszeit. Erinner dich dann auch immer wieder, was deine Tochter denn alles schon gut kann, was dir an ihr gefällt. Du kannst dir vorstellen sie sässe dir gegenüber und du müsstest ihr sagen, was sie alles gut macht und was du an ihr liebst. Das beruhigt einem dann auch schnell wieder, wenn man sich wieder in Erinnerung ruft, was denn eigentlich alles toll ist an seinem Kind.
Also, lass den Kopf nicht hängen, versuch es das nächste Mal einfach besser zu machen und übe und trainiere einfach weiter, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
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