Mein Sohn wehrt sich nicht

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Moderator: Kathrin Buholzer

Mein Sohn wehrt sich nicht

Beitragvon anbothe » 06.08.2008, 21:49

Hallo!
Mein Sohn (gerade 6) weiß sich gegenüber aggressiveren Kindern nur wenig zu helfen. Er versucht es verbal (lass das, geh weg, hier war ich zuerst), aber wenn Kinder drauf nicht reagieren, holt er stest Erwachsene zu Hilfe oder weint oder wendet sich wütend ab. Ihm fehlen da Handlungsmöglichkeiten, er sagt auch selbst: Ich kann mir nicht selbst helfen, weil er echt keine Idee hat. Und mir fällt auch nicht wirklich viel ein. Wie kann ich ihn wehrfähiger machen?
anbothe
 
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Beitragvon Kathrin Buholzer » 06.08.2008, 22:30

Hallo!

Hallo, schön bist du wieder hier!

Mein Sohn (gerade 6) weiß sich gegenüber aggressiveren Kindern nur wenig zu helfen. Er versucht es verbal (lass das, geh weg, hier war ich zuerst), aber wenn Kinder drauf nicht reagieren, holt er stest Erwachsene zu Hilfe oder weint oder wendet sich wütend ab. Ihm fehlen da Handlungsmöglichkeiten, er sagt auch selbst: Ich kann mir nicht selbst helfen, weil er echt keine Idee hat. Und mir fällt auch nicht wirklich viel ein. Wie kann ich ihn wehrfähiger machen?

Versuch immer wieder in Situationen in denen er etwas gut hinbekommen hat, etwas toll gemacht hat ihn zu loben und genau zu sagen, WAS dir gefallen hat. Achtung: Nicht ins Negative fallen: "Schön, dass du heute endlich mal grad reingekommen bist, als ich dich gerufen habe!".
Im Alltag hast du immer wieder die Möglichkeit ihn und seinen Fähigkeiten Aufmerksamkeit zu schenken. Du stärkst damit sein Selbstbewusstsein

Schon früh müssen Kinder ein "nein" lernen und begreifen. Wichtig ist, dass wir nicht einfach nur "Nein" sagen, sondern mit den Kindern auch anschauen warum. Sie auch mal fragen, was denkst du würde passieren, wenn du es jetzt so oder so machen würdest?
Kinder sollen auch merken, dass es ok ist auch selber einmal "Nein" oder "Stopp" zu sagen. Sei das bei einem Kuss fürs Grosi oder in einer Diskussion mit der Kindergartenfreundin. Wie du beschreibst, macht das dein Sohn auch schon sehr gut. Dazu gibt es auch ein gutes Buch. "Das kleine und das grosse Nein". Schau mal hier:
http://www.elternplanet.ch/15.html

Du kannst das Selbstvertrauen deines Sohnes immer wieder im Alltag üben in dem du ihn nicht übermässig behütest und einengst und ihm auch (seinem Alter enstprechend) Freiräume gewährst.
Versuch auch, ihm nicht immer alles ab zu nehmen. Ganz besonders in schwierigen, problematischen Situationen ist das wichtig. Also wenn er z.B zu dir kommt und dir ein Problem schildert, z.B dass er etwas nicht schafft, einen Streit mit jemandem hat usw. Nicht immer grad die Lösung vorgeben, erklären, predigen, moralisieren, helfen, Anweisungen geben und ihm sagen was sie tun soll.
Hör ihm gut zu. Unterbrich ihn auch nicht ständig, frage nach wenn du etwas nicht verstanden hast. Oft reicht den Kindern schon nur, wenn wir zu hören, sie erwarten gar nicht immer von uns eine Lösung.
Versucht dann einmal zusammen mögliche Lösungen zu suchen. "Was könntest du jetzt tun? Hast du eine Idee, was du jetzt machen könntest, Was erwartest du von mir? Kann ich dir irgendwie helfen." Lass ihn einmal selber aufzählen, welche Möglichkeiten er hat. Unterstütze und hilf ihm nur so viel wie nötig. Versucht die Vor- und Nachteile aufzuzählen und einigt euch auf eine Lösung.
Oft hilft es den Kindern, wenn man diese Lösung einmal zusammen durchspielt. (Das kann eine Art Rollenspiel sein. Einmal bist du das Kindergartengspänli, dann einmal er). Spielt das einmal durch, evt. mit versch. Varianten, Lösungsmöglichkeiten. Ihr werdet schnell merken, wo noch Schwierigkeiten sind und dann zusammen anschauen, wie ihr diese lösen könnt.
Das gibt ihm eine Sicherheit und er kann dann in der realen Situation besser damit umgehen, wenn er es schon einmal "geübt" hat. Lobe und ermutige ihn, so dass er sich gestärkt fühlt.

Gebt nicht zu schnell auf, wenn es beim ersten Mal noch nicht so gut klappt. Sprecht darüber, wie er sich gefühlt hat, was passiert ist und was er das nächste Mal noch besser machen könnte.
Trau ihm das auch zu. Wenn du selber schon eine gewisse Unsicherheit ausstrahlst und Angst hast, dass es schief gehen könnte, überträgt sich das auch auf ihn.
Ihr könnt ja zusammen auch einen "Mutmach- Handschlag" oder Gruss erfinden, zusammen mit einem Sprüchli.

Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. So wie ich oben schon geschreiben habe: nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist).
Gib ihm Tipps und Hilfestellungen nur wenn nötig und erledige nicht alles für ihn.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Das ist zwar lobenswert, nützt aber dem Kind für seinen Alltag nicht sehr viel.

Schau mal, ob dir diese Anregungen schon reichen. Probiert es einmal aus und melde dich wieder mit Feedback oder mehr Fragen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
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