von Kathrin Buholzer » 24.02.2009, 23:07
Hallo Kathrin
Ich habe mir schon gedacht, dass ich zu wenig Informationen geschrieben habe. Aber gestern Mittag war gerade so eine Situation und da musste ich einfach kurz schreiben.
Am meisten eskaliert es, wenn ich ihr etwas erklären will und sie der Meinung ist, dass sie es besser weis als ich.
Das ist in diesem Alter normal. Kinder haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und sind sehr darauf bedacht, dass sie Dinge selber wissen und erklären können. Nimm das nicht so tragisch. Auch wenn sie etwas behauptet, das nicht ganz stimmt, versuch das nicht immer richtig zu stellen. Du kannst z.B sagen: " Für das ist das jetzt grad so richtig." Oder "Du hast jetzt grad das Gefühl es sei so und so..." Wenn sie oft so reagiert, dann kann das auch daran liegen, dass sie zu selten, positive Bestätigung für ihr Handeln bekommt. Sie will dann einfach immer Recht haben, auch wenn sie vielleicht im Unrecht ist. Versuch den Fokus vermehrt aufs Positive zu legen. Lobe und ermutige sie, wenn sie etwas gut macht, dann lobe sie und sag ihr genau, WAS dir gefallen hat. Achtung nicht ins Negative fallen. "Toll, dass du heute mal grad getan hast, was ich dir gesagt habe..." Versuch dich einfach mit deinen Kommentaren etwas zurück zu halten. Auch wenn es dir zu vorderst auf der Zunge liegt. Versuch sie zu viel Selbstständigkeit zu erziehen.
Es ist sehr wichtig ist, dass wir als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder haben. Wir müssen ihnen etwas zutrauen und ihnen auch Erfahrungsräume öffnen. D.h nicht immer grad alles selber erledigen (auch wenns oft schneller geht und bequemer ist). Wenn dein Kind etwas nicht schafft, vielleicht deshalb auch wütend wird, nimm ihm nicht immer die Arbeit ab und präsentier ihm die Lösung. Versuch zusammen mit ihr eine Lösung zu finden. Frag sie, was sie tun wollte und wie sie das jetzt anpacken könnte. Gib ihr Tipps und Hilfestellungen aber erledige es nicht für sie. Wenn die Kinder noch kleiner sind brauchen sie noch etwas mehr Hilfestellungen.
Die Kinder können oft viel mehr, als wir ihnen zutrauen und oft auch mehr, als wir gedacht haben. Viele Eltern räumen ihnen Kindern jedes Steinchen aus dem Weg und möchten sie auch vor allem bewahren. Sie sind fast pausenlos beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen. Trotzdem ist das Kind oft unzufrieden und quengelig. Überleg dir einmal wie du dich fühlen würdest, wenn du ein unselbstständiger Erwachsener wärst.
Genau so muss sich auch ein unselbstständiges Kind fühlen, so nach dem Motto: "ich kann das nicht allein, ich brauche ständig einen Erwachsenen um mich herum, ohne Erwachsene bin ich hilflos, ich kann es eh nicht allein, deshalb versuche ich es erst gar nicht. Die Erwachsenen müssen immer für mich da sein, damit meine Wünsche erfüllt werden. Sie müssen sich pausenlos mit mir beschäftigen, sonst wirds mir Langweilig und ich mache Blödsinn."
Ein unselbstständiges Kind hat auch das Gefühl, dass es Dinge im Alltag gar nicht selber erledigen kann, weil sie ihm ja meistens von einem Erwachsenen abgenommen werden. Häufig unterstützen wir dieses Gefühl mit Aussagen wie: "Dafür bist du noch zu klein, warte ich helf dir, du kannst das noch nicht." Das Kind wird abhängig von den Erwachsenen und es lernt auch nicht Verantwortung zu übernehmen und auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Es wird bequem egoistisch und nützt andere aus. Ausserdem ist ihm oft Langweilig, weil es gar nie richtig gelernt hat sich selber zu beschäftigen. Ein unselbstständiges Kind hat oft wenig Selbstwertgefühl. Es ist oft unsicher, manchmal schüchtern, mutlos aber auf alle volle hat es ganz hohe Ansprüche an uns Eltern und wird zum Tyrannen. Das vor allem auch, weil es wenig Widerstand spürt und auch nicht gelernt hat mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.
Ein Kind zur Selbstständigkeit erziehen heisst nicht, ihm alles erlauben, alles durchgehen lassen. Es ist das Gegenteil von abhängig sein, angewiesen sein auf den anderen. Also möglichst früh, das selber zu tun, was möglich ist, ohne dass jemand hilft oder es für einen erledigt.
Was heisst das jetzt genau? Versuch immer wieder im Alltag deinem Kind die Möglichkeit zu geben, Dinge zu entdecken, selber auszuprobieren, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". Wir unterschätzen unsere Kinder ganz häufig und sind erstaunt, wie viel sie schon selber können. Es ist nicht immer ganz einfach und es ist oft auch anstrengender, mit mehr Zeit und Energie verbunden, wenn wir versuchen unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen. Das heisst auch, dass sie Dinge selber holen kann. Wenn sie z.B etwas ausleert, was ja nicht schlimm ist, schimpfe nicht mit ihr, sondern zeig ihr einfach ganz ruhig, wo der Lappen ist und sag ihr, dass sie es aufputzen soll.
Zeig ihr wo die Becher sind und wie sie selber Wasser einschenken kann. Hilf ihr nur dort, wo es nötig ist. Wenn du ihr ein Glas hinstellst und sie möchte eine Tasse, dann lass sie selber eine holen.
Wenn du allgemein Themen hast, wo du immer und immer wieder das Gleiche wiederholen musst, dann kannst du mit ihr zusammen mal ein paar Regeln aufstellen. Formuliere positiv! Was möchtest du von ihr? Schreibt die Regeln (nicht zu viele) auf ein Blatt auf, zum besseren Verständnis kannst du auch noch ein paar bilder dazu aufkleben oder etwas dazu zeichnen. Du kannst die Regeln auch auf verschiedene Blätter schreiben, wenn es um versch. Themen geht. Hängt die Regeln dann gut sichtbar irgendwo auf.
Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst. Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich es mit Namen an und sag ihm genau was es tun soll: „bitte geh jetzt deine Zähne putzen, sprich bitte in normalem Ton, versorge bitte deine Schuhe …“ (auch hier, immer sagen, was sie tun sollen, was du von ihnen möchtest). Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte es. Wenn es tut was du gesagt hast, dann lobe es.
Wenn nicht dann gib die Anweisung noch einmal. (Gilt nicht bei Problemverhalten, dann die Anweisung nur einmal geben!).
Wenn es wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Die Kinder aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihnen immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihnen immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib es ihnen dann wieder.
Beobachte dich einmal, WIE du Anweisungen gibst. Denk dran:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Leonie!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Stell eine Uhr, oder geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Ein Beispiel, sie wollte mir erklären, dass ihr kleiner Bruder der im kleinen Kindergarten ist mit den grossen Kindergartenkinder auch in's Puppentheater gehen würde, wenn er am Mittwoch auch in den Kindergarten gehen würde. Am Mittwoch morgen haben nur die 6. jährigen Kinder Kindergarten und die 5. jährigen haben frei. Bei uns druften die 5. jährigen nach den Sportferien wählen ob sie am Mittwoch auch in den Kindergarten gehen wollten oder nicht. Meine Tochter hatte dan das Gefühl, dass alle Kinder in's Puppentheater gegangen sind am Mittwochmorgen auch die 5. jährigen dabei war das gar nicht so und als ich ihr das erklären wollte fing sie an mich anzuschreien, dass sie recht habe und ich nicht.
Lass es einfach gut sein. Wahrscheinlich fühlt sie sich einmal mehr nicht ganz ernst genommen. Sie möchte wahrscheinlich einfach gerne Recht haben, auch mal etwas erklären, richtig darstellen können. Sie wird sich dann wahrscheinlich einfach nur massloss ärgern, dass du kommst und es richtig stellst. Geh gar nicht gross darauf ein, lass sie einfach, oder lenk sie mit etwas anderem ab. Du kannst ihr z.B vorschlagen, dass sie ja für den Bruder ein Puppentheater vorbereiten kann.
Und ein anderes Beispiel heute Mittag: Ich sagte ihr, dass Sie Hausaufgaben machen soll. Sie setzt sich bei uns an den grossen Esstisch und läst sich von ihrem Bruder immer wieder ablenken.
Wie läuft das normalerweise mit den Aufgaben? habt ihr diesbezüglich Regeln? Wo macht sie die Aufgaben normalerweise? Darf sie die Aufgaben manchmal am Esstisch machen? Warum schickst du nicht ihren Bruder weg, wenn er sie ablenkt, sondern sie?
Wenn ihr immer wieder Diskussionen darüber habt, dann schaut einmal zusammen, wann der richtige Zeitpunkt für die Hausaufgaben ist. Evt. braucht sie vorher eine kurze Pause. Evt. einigt ihr euch, dass sie die Aufgaben immer in ihrem Zimmer macht, oder dass der Bruder während den Aufgaben in seinem Zimmer ist. Schreibt diese Regeln zusammen auf und hängt sie auf.
Ich habe Ihr dann gesagt, wenn sie nicht arbeitet und nur schwatzt, müsse sie in ihr Zimmer und die Aufgaben machen.
Verrsuch immer positiv zu formulieren. Also: "Schau mal, du darfst gerne hier unten bei mir bleiben und deine Aufgaben machen. Ich möchte aber, dass du jetzt arbeitest und ruhig deine Sachen erledigst. Du kannst mich fragen, wenn du etwas nicht verstehst." Drohe nicht, das erzeugt nur Wut und Ärger.
Natürlich klappte es nicht und ich sagte sie soll in's Zimmer. Sie war zuerst wütend und wollte die Aufgaben nicht mehr machen. Ich habe ihr dann Ihr Arbeitsblatt auf ihr Pult gelegt, und ihr gesagt, sie soll die Rechnungen nocheinmal anschauen, sie hätte Fehler gemacht.
Auch das ist nicht grad sehr motivierend. Sag ihr lieber zuerst, was sie gut gemacht hat. z.B dass sie schön geschrieben oder schnell gearbeitet hat. Hilf ihr bei den Fehlern, aber reite nicht darauf herum. Motiviere sie, damit sie diese rasch verbessert.
Am Schluss war ich am ganzen Schuld, dass sie die Fehler gemacht hat, wei ich ihr gesagt habe sie müsse in's Zimmer. Dabei hat sie die Fehler gemacht, weil sie sich hat ablenken lassen.
Sie hat das wahrscheinlich genau so empfunden. "Du hast dich jetzt grad geärgert, weil du rauf musstest, warst wütend und hast so viele Fehler gemacht." Wenn du ihr das so sagst, dann fühlt sie sich verstanden und hat nicht das Gefühl, dass sie gegen dich ankämpfen muss.
Vielleicht war es in ihren Augen auch etwas ungerecht, dass sie rauf gehen musst, obwohl der Bruder sie ja schliesslich abgelenkt hat. Pass auf, dass du dich nicht zu fest auf diese "kindliche" Ebene runterlässt. Versuch da etwas "darüber zu stehen" und nicht genau so zu reagieren wie sie es tut.
Was ich sagen muss, ich habe auch schon mit der Lehrerin gesprochen und die sagt, dass es in der Schule ohne Probleme läuft. Sie gehorcht und ist auch ruhig und arbeitet toll Ich finde auch, dass sie die Aufgaben eigentlich meistens ohne Probleme löst.
Ich will sie korrigieren, wenn sie Sachen macht, die Sie genau weiss, dass ich das nicht möchte.
Versuch hier schon vorher anzusetzen. Also nicht erst, wenn du das Gefühl hast, du müsstest sie korrigieren. Sag ihr vorher, was du von ihr erwartest. D.h du musst immer gut vorausplanen. Sag ihr immer, was als nächstes kommt und was du von ihr erwartest. (Laut denken) Wichtig ist, dass du positiv formulierst. Sag ihr immer was du von ihr möchtest und nicht, was sie nicht tun soll.
Wenn es um Themen geht, die immer wieder zu Diskussionen führen, dann besprecht zusammen Regeln. Was erwartest du? Was ist wichtig? Was braucht es für ein friedliches Zusammenleben? Diskutiert zusammen und schreibt es auf. Ihr könnt auch versch. Blätter dafür nehmen, wenn es um versch. Themen geht.
Sie redet mir auch viel rein, wenn ich mit Ihrem Bruder diskutiere. Manchmal habe ich das Gefühl sie wäre seine Mutter so einen Ton hat sie ihm gegenüber und manchmal ist sie auch meinem Mann und mir gegenüber so.
Ich habe eher das Gefühl, dass sie stark auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Bestätigung ist. Wenn du dich dann mit ihrem Bruder unterhälst, dann spielt da sicherlich auch Eifersucht mit. Sie ist wahrscheinlich auch recht unglücklich und das äussert sich dann eben mit einem aggressiven Verhalten oder aggressivem Ton.
Schau, dass sie viel positve Zuneigung und Anerkennung erfährt. Schau auch, dass du dir immer wieder Zeit für sie alleine nimmst. Das kann z.B nach dem Mittag sein, am Nachmittag oder auch am Abend vor dem ins Bett gehen.Lass sie auch immer wieder Sachen tun, die ältere Kinder schon tun dürfen. z.B am Abend länger aufbleiben, einmal alleine mit Mama oder Papa oder dem Götii etwas unternehmen. Dann hat sie nicht das Gefühl, sie sei immer im Nachteil. Also, lass sie etwas später ins Bett gehen, als ihr Bruder. (Vielleicht ist das auch schon der Fall)
Schau auch, dass sie genügend "Rückzugsmöglichkeiten" hat.
Sie will dann sagen wie es läuft und wenn es nicht klappt fängt sie an zu schreien und zu toben. Wenn sie sich dann beruhigt hat und man sie fragt, wie so sie so getan hat sagt sie immer sie wisse es nicht. Aber sagt auch oft, dass sie schuld war, dass es zum Streit gekommen ist.
Solche Fragen können Kinder nicht beantworten. Sie wissen ja oft selber nicht, warum sie so reagiert haben. Wahrscheinlich hat sie es einfach noch nicht gelernt. Mit Wut, Frust und Enttäuschung umzugehen, das ist sehr schwierig. Das können oft nichtmal Erwachsene. Wenn sie tobt, dann lass sie einfach, ignoriere sie. Du kannst ihr sagen, dass du gerne wieder mit ihr diskutierst, ihr hilfst, oder zu ihr kommst, wenn sie anständig fragt, wieder mit normaler Stimme spricht oder sich beruhigt hat. Wenn sie sich dann beruhigt hat, dann lobe sie und schaut, wie ihr das Problem lösen könnt.
Sie muss lernen mit solchen Situationen umzugehen. Du kannst ihr hier ein paar Hilfestellungen geben. Zeig ihr, wie sie auch noch reagieren könnte, oder was sie sonst noch tun könnte. Du kannst sie auch danach fragen: "Ich verstehe, dass dich das ärgert. Wenn du aber einfach nur rumschreist, dann weiss ich gar nicht recht was los ist. Was könntest du denn sonst noch machen, anstatt einfach nur rumzuschreien?"
Ich selbst, merke aber auch, dass ich innerlich auch schnell auf 180 bin, wenn sie nur schon ein bisschen wütend wird, weil ich dann weiss, wie es kommen kann.
Genau dieses Verhalten wird deine Tochter je länger je mehr von dir übernehmen. Du kannst auch nicht von ihr erwarten, dass sie ruhig bleibt, mit normaler Stimme spricht, wenn du es auch nicht tust...
Manchmal mag ich von meiner Tochter auch nicht so viel erleiden Sie ist ein richtiges plapermaul und fordert mich ewigs hinaus bis zum äusersten.
Vielleicht will sie damit auch sagen: "Hey Mama, ich bin hier. Nimm mich richtig wahr...
Du schreibst, sie sei ein Plappermaul, sie ist wahrscheinlich einfach sehr mitteilungsbedürftig, will dir ihre Gedanken und Ideen mitteilen. Versuch darauf einzugehen. Wenn sie Fragen stellt, dann frag zurück. "Was denkst du? Was würde denn passieren wenn es so oder so wäre? Was würdest du denn vorschlagen? Wie würde dir das denn gefallen." Nimm dir Zeit für sie, wenn sie etwas von dir möchte. Oft haben wir im Alltag einfach immer noch so viel anderes zu tun, so dass wir die Kinder immer wieder vertrösten. "Warte, ich muss noch schnell staubsaugen, ich muss noch rasch dies oder jenes erledigen." Versuch ihr mal Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, wenn sie auf dich zu kommt.
Wenn ich ihr sage, sie soll aufhören sonst muss sie in's Zimmer oder darf nicht fernsehen oder so.
Meinst du jetzt das Plappern, oder allgemein in versch. Situationen? Wenn es ums Plappern geht, dann wird sie es sicherlich wieder so empfinden, dass es dich nicht interessiert, was sie sagt. Schick sie für ein solches Verhalten auch nicht ins Zimmer. Eine Auszeit solltest du dir für wirklich heftige Situationen aufsparen. Schau auch, dass du immer log. Konsequenzen wählst. Also nicht mehr TV schauen zu dürfen, hat nix mit dem Plappern zu tun. Wenn du Konsequenzen wählst, dann schau, dass sie kurz sind und gib ihr nach der abgemachten Zeit wieder die Möglichkeit, es nochmals zu üben.
Sag ihr nicht einfach nur "Nein", oder sie solle aufhören, sondern sag ihr, WAS genau du denn von ihr möchtest. "Du hast mir jetzt schon so viel erzählt. Ich finde es toll, was du alles im Kopf hast, was du alles zu erzählen hast. Jetzt muss ich aber auch noch etwas vür mich machen. Du kannst mir jetzt noch diese Geschichte zu Ende erzählen und dann muss ich auch noch etwas tun. Wir können dann z.B nach dem Nachtessen nochmals kurz zusammensitzen und etwas plaudern."
Fordert sie es immer so lange heraus bis die Situation eintrifft und dann sind immer wir schuld sie nie.
Was mir stark auffällt in deinem Posting ist, dass du oft schreibst, wer denn jetzt Schuld hat, wer angefangen hat, oder wer Recht hat. Kinder denken oft in einem solchen Schema, du als Mutter solltest es wenn möglich vermeiden. Auch wenn sie das Gefühl hat, dass ihr Schuld seid, dann ist es für sie im Moment wohl auch so, du könntest z.B sagen: "Du bist jetzt grad wütend auf uns, weil du reinkommen musstest. Das kann ich gut verstehen. Du hast dich aber nicht an unsere Abmachungen gehalten. Wir können es dann morgen wieder versuchen."
Ich kann dir nicht genau sagen, wie nahe ich an meiner Tochter bin. Ab und zu sind wir uns sehr nahe und da gibt es Tage da kann ich fast nichts mit ihr anfangen. Da regt sie mich nur auf. Es gibt mir selber zu denken, dass ich solche Gefühle habe.
Genau so verzweifelt wird sie sich auch fühlen. Sie kann es nicht nachvollziehen, warum du nicht immer gleich reagierst, sie manchmal aus so zurückweist. Es sind sehr verwirrende Signale, die du sendest und deine Tochter kann sehr schwer damit umgehen. Genau so äussert sie das dann auch, weil sie es nicht anders kann, es nicht einordnen kann.
Unsere Regeln sind eigentlich klar. Wir schlagen nicht und sind nett zu einander. Wir sitzen am Tisch bis alle fertig sind mit essen und ein wichtiges Thema wir reden dem anderen nicht rein, wenn er etwas erählt und das kann Saskia nicht. Sie muss immer rein reden und hat immer das letzte Wort. Manchmal sagt sie einfach etwas, dass sie auch etwas gesagt hat.
Vielleicht einfach, weil ihr zu wenig zu hört. Schau, dass ihr die Regeln zusammen besprecht, aufschreibt (positv formulieren) und verziert sie auch noch etwas mit Bilder oder Zeichnungen.
An meiner Tochter finde ich eigentlich gut, dass sie sich durchsetzen kann wenn sie etwas möchte aber einfach nicht so auf diese Art, wie sie es im moment tut. Das einfach nur ihre Meinung gilt und sonst keine.
Zeig ihr, wie sie es besser machen kann. Deine Tochter ist erst 7 Jahre alt und kann es einfach noch nicht besser. Ich denke, dass du recht hohe Erwartungen an deine Tochter hast. Das ist oft das Problem, wenn die "Grösseren" dann ein Geschwisterchen bekommen. Dann werden sie einfach plötzlich zu den "Grossen", obwohl sie ja eigentlich auch noch recht klein sind.
Ich hoffe mit diesen Angaben ein wenig geholfen zu haben. Falls du noch mehr Fragen hast oder ich etwas vergessen habe zu beantworten was du gefragt hast, werde ich dir die Antworten natürlich noch geben. Aber ich denke, ich habe jetzt genug geschrieben.
Schau mal was du damit anfangen kannst. Es sind sehr viele Anregungen ich weiss. Vielleicht druckst du dir auch alles einmal aus und liest es in Ruhe durch. Damit du wieder eine positive Beziehung zu deiner Tochter aufbauen kannst, braucht es viel Zeit, Geduld und Energie. Du, als Mutter musst damit anfangen.
Kinder können sich angewöhnen, sich schlecht zu benehmen, weil wir sie nicht genügend beachten, wenn sie sich gut verhalten. Du musst hier das "Zepter" übernehmen.
Melde dich einfach wieder, mit Fragen, Feedback oder mehr Beispielen, ok?
liebe Grüsse
Kathrin