von Kathrin Buholzer » 20.09.2008, 00:48
Hallo Kathrin!
Vielen Dank für Deine Antwort! Also gestern lief es so ab:
Er schaute erst fern, dann wurde er ausgemacht und danach wollte er mit den legos was bauen. Auf die frage, wann er denn die hausis macht, meinte er nur, weiß ich noch nicht.
Versuch hier mehr das Zepter in die Hand zu nehmen. Du musst ihn nicht Fragen, wann er denn die Aufgaben macht, sondern ihn anleiten. Am besten macht ihr (wie im letzten Posting beschrieben) feste Zeiten ab, damit es immer gleich läuft.
Ich versuchte mit ihm zu reden, aber wirklich zu ihm durchgedrungen bin ich denke ich nicht. Auch habe ich versucht, ihm zu erklären, daß ich ihn nicht "nerven" möchte und wie er es sich genau vorstellt seine hausaufgaben zu machen.
Versuch das vorher mit ihm zu besprechen. Also nicht in dem Moment, wo er sie ja dann schon machen müsste. Besprich das in einer ruhigen Minute mit ihm und macht dann klare Regeln ab.
Also, er möchte sie an seinem schreibtisch machen, denn wir haben ja extra einen neuen stuhl dafür gekauft. Dann hört er gerne hörspiel nebenbei, weil es sonst so "ruhig" ist (ob das auch störend ist - keine ahnung).
Auch das würde ich mit ihm besprechen. Während den Aufgaben kein TV und keine Hörspiele.
Er möchte, daß ich dabei sitze, aber ruhig bin. Hat mich gestern öfters angemeckert, daß ich nix sagen soll. Wenn er dann aber irgendwas hat, dann meckert er auch, nach dem motto, du hilfst mir gar nicht, so als ob ich es ahnen könnte, was er denn nun will, denn sagen tut er es mir ja nicht. Auch meint er dann oft, ich starrre ihn an, oder es heißt "warum guckst du so" oder "hör auf damit" (womit auch immer - auf die frage kommt keine antwort).
Besprecht zum Beispiel auch, wie ihr in die Aufgaben einsteigen wollt. Soll er die zuerst erklären was du machen musst? Besprecht ihr am Anfang die Aufgabe und dann lässt du ihn machen. Welchen Umgangston wollt ihr? Wie müsst ihr miteinander umgehen, damit sich alle wohl fühlen? Besprich mit ihm auch, was passiert, wenn er sich nicht an die Regeln hält. Schreibt diese Regeln auf und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf.
Er meint auch oft bereits mir mitgeteilt zu haben, was er möchte, obwohl er nix sagt was und wie genau er es möchte. Das ist dann sehr anstrengend für mich, denn ich kann ja nicht in seinen kopf schauen und ich denke, er sollte sich mir mit seinen 7 jahren auch mitteilen können.
Die aufgaben zu machen dauerte dann schon lange, mit unterbrechnungen gut ne halbe stunde. Außerdem wenn ich ihm was erklären möchte, ohne daß ich ihm nun die lösung gebe, also wenn ich nur von ihm hören will, wie er nun die aufgabe lösen will oder was man da machen muß, dann reagiert er gleich gereizt, ich soll ruhig sein und darf ihm nicht helfen (denke es wurde in der schule so gesagt ???).
Auf gespräche, daß wir regeln dafür ausmachen läßt er sich nicht richtig ein, er sagt mir nix und wenn ich dann doch mal was sage, z.b. daß er sich auf den stuhl setzen soll (er legt sich gern hin, liegt förmlich auf dem tisch, turnt, krabbelt, mach faxen), dann reagiert er bockig, nach dem motto, ich mach jetzt gar nix mehr.
Mach ihm klar, dass er nicht auswählen kann, ob er die Aufgaben machen will, sondern nur wie und wann. Zeig ihm, dass er bei einem Gespräch selber mitbestimmen darf, wenn er sich nicht äussert, du dann halt selber bestimmst. Wenn er sich nicht an die Regeln hält, dann lass ihn einfach einen Moment allein.
Auch droht er mir gerne mit worten wie "du willst doch das ich xy mache, also sei jetzt ruhig" oder "wenn du nicht aufhörst mich so anzugucken, dann mach ich nix mehr".
Lass dich nicht bedrohen. Sag ihm das auch. Sag ihm, dass du ihm gerne hilfst wenn er das möchte. Versuch ihn zu motivieren. "Wenn du jetzt vorwärts machst, dann können wir nachher noch zusammen etwas spielen, oder dann darfst du nachher noch rausgehen."
Achte dich auch grundsätzlich darauf, dass du selber nicht ständig drohst.
Für mich ist das alles zuviel, weil ich da grad keine linie rein bekomme. Hab das gefühl, alles was und wie ich es mache, stört ihn. Dabei denke ich nicht, daß er die aufgaben vom kopf er nicht kann, aber die ausführung klappt einfach nicht wirklich, dabei könnte er so schnell damit fertig sein, wenn er sich nur drauf konzentrieren würde und sich nicht mit anderen dingen ablenken ließe.
Ich glaube auch, dass es ein Grundsätzliches Problem ist. Du scheinst mir recht unsicher im Umgang mit ihm zu sein. Du musst ihm die Richtung vorgeben. Gib ihm eine Struktur, sei klar in deinen Anweisungen und setze logische Konsequenzen ein, wenn er sich nicht an die Abmachungen hält.
Was z.b mache oder sage ich, wenn er bei den aufgaben sitzt und dann mit autos anfängt zu spielen, obwohl er noch nicht fertig ist?
Das müsst ihr schon vorher besprechen. Während den Aufgaben wird ruhig und ohne Ablenkung gearbeitet. Das gehört zu den abgemachten Regeln. Erinner ihn dann vor den Aufgaben nochmals daran.
Sag ihm, dass er nach den Aufgaben mit den Autos spielen darf und motiviere ihn zum vorwärts machen.
Er meint auch, wenn ich nun sage, daß ich jetzt rausgehe und er mich rufen kann, wenn er fertig ist oder meine hilfe braucht, daß er dann gar nicht weiter macht, was er dann auch so macht, er klettert dann auf dem bett herum oder spielt irgendwas.
Mit dem fern schauen vorher dachte ich eher als ablenkung zum runterkommen nach der schule, weil er da gut abschalten kann, aber andererseits löst er sich auch ungern davon.
wenn ich nun zur bedingung mache, daß erst geschaut werden darf wenn die aufgaben erledigt sind, dann habe ich das gefühl, daß ich vllt. zuviel druck auf die aufgaben mache. Letztlich wäre es für mich ne gute lösung, weil dann einfach alles erledigt ist.
Es ist einfach eine Abmachung, ganz nach dem altmodischen Motto "Zuerst die Arbeit dann das Vergnügen..."
Auch gestern hat er dann noch ne andere aufgabe angefangen, die wohl freiwillig war, aber nicht zu ende gemacht. Abends nachdem wir dann vom spielplatz gekommen waren, sollte er weiterarbeiten, hat es auch ein wenig und der fernseher blieb dann auch aus.
Noch etwas: seit zwei tagen, also seit dieser streit war, ist er extrem auf mich fixiert. Er wachte auch abends auf und weinte, hatte angst, daß ich weg gehe und er schlief dann auch bei mir im bett weiter. Ich habe das gefühl, daß er grad große verlustängste hat, weil er sagt, daß er immer da sein möchte wo ich bin. Kann das mit der verarbeitung zusammenhängen? Hat er durch die bekanntschaft mit der freundin meines nochmannes realisiert, daß wir nun wirklich alleine sind? Geweint hat er deswegen noch nie, zumindest nicht daß ich es mitbekommen hätte. Auch haben mein nochman und ich uns nie gestritten. Für mich kam seine entscheidung uns zu verlassen aus heiterem himmel, der alltag zuvor war wie immer, dann kam nach einer woche trennung (er wohnte noch bei uns), daß er nun auch eine neue partnerin hat und zu ihr ziehen wird, was er dann auch nach einer weiteren woche machte. Seitdem hat er die kinder 2 x gesehen, einmal 14 tage nach der trennung, das zweite mal letzten samstag bei der einschulung.
Für ihn ist das eine ganz schwierige Situation, ein Schock. Biete ihm hier immer wieder die Möglichkeit an, dass er mit dir über seine Sorgen und Ängste sprechen kann. Vielleicht kannst du dich auch mal mit jemandem austauschen, der etwas Ähnliches erlebt hat.
Die lehrerin meinte heute morgen, daß er gestern besser mitgemacht hätte, aber daß er oft abblockt, sich verweigert gewisse aufgaben zu erledigen. Siehst du hier handlungszwang?
Ich denke, er braucht jetzt hier auch eine gewisse Eingewöhnungszeit. Einmischen kannst du dich hier nicht wirklich, das ist Sache der Lehrerin. Du kannst auch hier gut beobachten, mit ihm über seinen Schulalltag sprechen, nachfragen, Hilfe anbieten und mit ihm nach Lösungen suchen. Was kann er tun, wenn er eine Aufgaben machen muss, aber nicht so Lust hat.
Sollte ich mich bemühen, daß er bzw. wir von außen hilfe bekommen? Grad durch erziehungshilfe oder ne art gruppe, in der er seinen geregelten ablauf hat und lernt, daß man es auch versuchen muß, auch wenn man denkt, man kann es nicht?
Wenn du das Gefühl hast, dass du hilflos bist, dass du jemanden brauchst, der dich aus der Nähe etwas beobachtet und coacht und mit dir auch die Fortschritte anschaut, dann erkundige dich doch mal in deinem Wohnort nach Familienbegleitung oder auch nach Erziehungskursen.
Vielleicht kommst du auch mit diesen Tipps ein paar Schritte weiter, vielleicht braucht es aber auch noch mehr. Das kannst du selber besser beurteilen.
Ich möchte diese Situation nicht schlimmer machen als sie ist. Es ist nur so, daß mein sohn ja vorher auch schon eine recht niedrige frustrationstoleranz hatte, zwar is es besser geworden, aber wenn er jetzt sich verweigert und dann vllt. nix richtig mitbekommt, dann fehlt ihm was und dann denke ich, verweigert er sich richtig und ich möchte doch, daß ihm das lernen spaß macht.
Dann versucht auch zusammen Spass zu haben. Lobe und ermutige ihn immer wieder, setz deine Fantasie und Kreativität ein. Viele schwierige Situationen lassen sich mit ablenken, Rollenspielen und mit Humor lösen.
Auch hätte ich nix dagegen mal zu üben mit ihm zu hause, aber wie verpacken? Spielerisch einfach "schule" spielen? Hast du da ideen? Einfach um ihm zu zeigen, daß es gar nicht so schwer ist oder schlimm ist, wenn man mal nicht gleich die lösung weiß oder es nicht beim ersten mal klappt. Vor allem hat er probleme mit dem ausmalen, da er mehr kritzelt und über die linie malt. Ich lobe ihn immer, wenn er es gut gemacht hat, lege bei ihm auch andere maßstäbe als bei anderen kindern an, denn an sich hat er erst mit 5 angefangen überhaupt zu "malen", weil er sich davor verweigert hatte, weshalb ich ja auch die ergo wollte. Damals hieß es dann, er brauchte auch mehr Regeln zu hause, weil er auch sozial auffiel (ihm ton, nicht hören, keinen respekt vor erwachsenen zeigen).
Lies dir doch nochmals meine alten Postings durch. Betr. Anweisungen und Regeln.
Klar könnt ihr mal zusammen Schule spielen. Macht das aber eher im lustigen Sinn, spielerisch. Mal bist du die Lehrerin, mal darf er der Lehrer sein. Einfach nur so lange wie es Spass macht. Ohne Druck und Drill.
Ich denke, du bist auf einem guten Weg. Hast noch ein grosses Stück Arbeit vor dir, aber ich finde, du hast das alles ganz toll angepackt. Es ist anstrengend, dabei zu bleiben, sich selber immer wieder zu reflektieren, zu beobachten und an sich selber zu arbeiten. Aber es lohnt sich!
Meld dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin
So, nun aber genug!
LG Claudia