von Kathrin Buholzer » 02.06.2008, 13:11
Hallo
Schön, dass ich mich hier austauschen kann.... ich bin neu und komme aus aktuellem Grund bzw. Thema ins Forum, um mich umzuhören, auszutauschen, andere Meinungen einzuholen.
Hallo Birgid! Herzlich Willkommen und schön, dass du hier dabei bist! Ich kann dir gerne mal ein paar grundsätzliche Tipps geben.
Meine Situation ist folgende: ich war 10 Jahre lang alleinerziehende Mutter meines Sohnes, hatte schon mal hier und da auch längere Beziehung mit Männern, auch zusammen gewohnt.
Mein Sohn sieht seinen (biologischen) Vater jedes 2. Wochenende. Letzten Herbst ging eine 2-jährige Wochenend-Beziehung auseinander - ich habe mich dann aber Anfang diesem Jahr auch schon wieder liiert. Der "aktuelle Mann" wohnt seit kurzem nun auch bei und mit uns.
Nun zur eigentlichen Situation: Mein Sohn sollte vor dem Schlafengehen duschen, was er sowas von nicht gerne tut. Natürlich musste er trotzdem duschen, und ist dann auch ab ins Bett gehuscht, was mich schon gewundert hat, dass es so schnell ging (hab nachher gemerkt, dass er seine Zähne nicht geputzt hat). Ich sagte ihm dann vorm Einschlafen noch, ich fänds nicht gut, dass er so ein Aufstand macht und zickt, obwohl wir ja abgemacht haben, dass er nun täglich bzw. alle 2 Tage duschen soll. Ich fragte ihn auch, wieso er wegen ein paar Minuten Dusche so einen Elefanten draus macht.....
Ich würde mal mit ihm zusammen sitzen und ihm dein Anliegen nochmals genau erklären. "Mir ist es wichtig, dass du dich jeden 2. Tag duschst." (kannst auch noch eine Erklärung dazu tun, warum). "Es verleidet mir aber, wenn ich dich ständig ermahnen muss. Hast du eine Idee, wie wir das regeln wollen." Hör mal zu was er zu sagen hat. Vielleicht hat er selber eine Lösung parat. Evt. kann er am morgen duschen, vielleicht ist es besser, wenn er es vor dem Nachtessen macht? Sucht nach Lösungen, ihr könnt eine Art "Brainstorming" machen. Entscheidet euch für eine Lösung und schreibt dann zusammen einen "Verhaltensvertrag". Macht genau ab wie das mit dem Duschen in Zukunft laufen soll. (Wahrscheinlich müssen beide Seiten einen Kompromiss eingehen).
Vielleicht reicht das schon, damit er sich besser daran halten kann. Wenn nicht kannst du zusätzlich folgendes versuchen:
Oft ist es nötig, die Kinder für ein bestimmtes Verhalten zu motivieren. Diskutier mit ihm mögliche Belohnungen, welche mit der Einhaltung der Regel verknüpft werden. Also wenn er sich an die Abmachung hält, dann.... Versuch mit ihm Privilegien auszuhandeln. Das können Dinge sein, die er bis jetzt einfach so machen durfte, erhalten hat, ohne etwas dafür zu tun. Das kann aber auch eine zusätzliche Belohnung sein. (Muss nicht unbedingt ein teures Geschenk sein. Besser: ein Ausflug, einen Film schauen, zusammen etwas unternehmen usw). Schreibt diese Privilegien, Belohnungen ebenfalls auf. Also wann erhält er welche Belohnung? Ihr könnt auch abmachen, dass er Punkte erhält und diese dann gegen irgendwas abgemachtes eintauschen kann.
Schreibt alles in den Verhaltensvertrag, unterschreibt ihn beide und hängt ihn irgendwo gut sichtbar auf.
Nach einer gewissen Zeit, kannst du die Belohnungen dann weglassen und den Verhaltensvertrag "ausschleichen" lassen.
dann ist seine Reaktion (immer öfter in letzter Zeit): ich bin so blöd, ein "Tubel", ein A***loch, ich möchte ich wäre gar nicht hier (auf der Welt)..... er versinkt metertief in Selbstmitleid - und das stimmt mich sekundenschnell um von wütend auf traurig! Er macht das dann richtig mantra-mässig, wiederholt es bis er einschläft!!
Ich denke, dass er dir damit etwas sagen möchte. Lass das nicht einfach so über dich ergehen. Frage nach, sag ihm auch, dass dich das traurig macht. Versuch gut zuzuhören und nimm diese Gefühle ernst. "Du bist richtig wütend auf mich, stimmst? Du ärgerst dich grad über mich? Ich habe das Gefühl, dass dich etwas ärgert, traurig macht. Möchtest du darüber sprechen?" Vielleicht ist er eifersüchtig, kommt mit der Situation nicht so gut zurecht? Wenn du mit ihm sprichst, versuch seine Gefühle nicht wegzudrücken. "Das ist doch nicht so schlimm, jetzt benimm dich doch nicht so blöd..." Zeig ihm, dass du seinen Kummer ernst nimmst, moralisiere, predige, belehre, kritisiere, beruhige, berate, ermahne ihn NICHT und gib ihm auch keine Lösungen vor. Höre einfach gut zu und gib das was du gehört hast in deinen eigenen Worten wieder. "Habe ich dich richtig verstanden, du möchtest..."
Versuch dich auch einmal darauf zu achten WIE du Anweisungen gibst:
Nicht zuviele! Oftmals texten wir unsere Kinder von morgens bis abends mit Anweisungen zu. Je mehr Anweisungen wir geben, umso mehr Möglichkeiten haben die Kinder nicht zu gehorchen. Oftmals geben wir auch einfach nur Anweisungen aus lauter Gewohnheit. "Pass auf dort drüber, diese Pflanzen solltest du nicht anfassen, jetzt musst du dann mal den Schlafanzug anziehen." Hier wäre es besser entweder gar nichts zu sagen oder dann: "Komm her zu mir, Lass die Pflanzen in Ruhe, geh jetzt bitte deinen Schlafanzug anziehen." Überleg dir jeweils, BEVOR du eine Anweisung gibst: Ist diese jetzt wichtig? Denk auch daran, dass du dann auch eine Konsequenz parat haben musst, wenn er sie nicht befolgt.
Frageform! Immer wieder geben wir Anweisungen als Frage. "Könntest du bitte deine Füsse vom Tisch nehmen? Kommst du bitte? Gehst du jetzt die Hände waschen?" Wenn wir eine Anweisung als Frage formulieren, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Kind "Nein" sagt. Also sag immer, WAS genau du von deinem Kind erwartest. Positiv Formulieren!
Zu Ungenau! "Leon!" oder "Hör auf mit dem Blödsinn!" "Jetzt reichts aber! "Jetzt benimm dich!" Diese vagen Andeutungen sagen dem Kind weder mit was es aufhören, noch was es stattdessen tun soll.
Von weit her! Immer zum Kind hingehen. Nicht von der Küche ins Kinderzimmer schreien!
Zur falschen Zeit! Vorher ankündigen. Nicht einfach den Fernseher ausmachen, oder zum essen rufen. Sag ihm vorher wie lange er etwas tun darf. Geh ca. 5 Min. vorher zu ihm hin und sage: "In 5 Minuten können wir essen, wenn ich das nächste Mal komme, dann möchte ich, dass du gleich mitkommst und dir die Hände wäschst."
Es gibt noch weitere "Erziehungsfallen":
Umgang mit Strafen:
Strafe wird angedroht, aber nicht ausgeführt. Das Kind lernt mit der Zeit, dass die Eltern die Strafen nur androhen, aber trotzdem nix passiert.
Strafe als letzte Möglichkeit:
Die Eltern warten zu lange, bevor sie auf das Problemverhalten reagieren. Strafen fallen dann häufig zu hart aus.
Inkonsequente Bestrafung:
Die Eltern sind sich nicht einig, ob und wie sie Konsequenzen anwenden. Für das Kind ist es schwierig zu merken, welche Linie jetzt gilt.
Nun meine eigentliche Frage: WIE REAGIEREN auf sowas?? Ich weiss nicht, womit ich am Meisten erreiche: ignorieren? Das Gegenteil behaupten? Ihn trösten? Das als Tabu erklären? ....... Hilffeeeee, ich habe das Gefühl, ich kann da mit falscher Reaktion so viel kaputt machen!
Danke für Erfahrungsberichte oder Tipps!
Liebe Grüsse
Brigid
Ihn ernst nehmen, Schwierigkeiten zusammen besprechen. Lass ihn selber auch nach Lösungen suchen. Nicht immer selber grad eine Lösung präsentieren, belehren, kommandieren, predigen, urteilen. Je älter die Kinder werden, umso mehr nervt sie das und bringt meistens nur Stress und Ärger.
Regeln besprechen und diese dann zusammen schriftlich festhalten und dann auch irgendwo gut sichtbar aufhängen. Logische Konsequenzen folgen lassen, wenn es nicht klappt. Oder wie oben beschrieben, als Motivation einen "Verhaltensvertrag" mit ihm aushandeln.
Versuch auch immer wieder den Fokus aufs Positive zu setzeh. Tut dein Sohn etwas, dass dir gefällt dann lobe und ermutige ihn und sag ihm GENAU, was dir gefallen hat.
Achtung nicht ins Negative fallen: "Schön, dass du heute endlich Mal geduscht hast und ich nicht wie sonst immer etwas sagen musste.."
Schau Mal, ob du mit diesen Anregungen etwas anfangen kannst. Melde dich einfach wieder für Feedback oder Fragen und wenn du willst, kannst du auch noch mehr Beispiele aufschreiben, dann kann ich dir noch etwas konkretere Tipps geben.
liebe Grüsse
Kathrin