4,5 Jähriger provoziert

Hier gibts Antworten auf die wichtigsten Erziehungsfragen

Moderator: Kathrin Buholzer

4,5 Jähriger provoziert

Beitragvon mondschrein » 14.01.2008, 18:48

Guten Tag
Ich habe den Link von einer Mitmutter bekommen und versuche hier Tipps zu bekommen. Mein 4,5 Jähriger Sohn kostet zur Zeit alle meine Nerven.

Béryl ist ein recht ruhiger, gehorsamer Junge. Oder ehrer war. Zur Zeit ist er das ganze Gegenteil er beisst seinen jüngeren Bruder (3), hört überhaupt nicht mehr, hält Regeln nicht mehr ein und provoziert wo er nur kann.

Wir haben im August unseren 3. Sohn bekommen und eigentlich ging es bis jetzt super. Die beiden Grossen haben ihn sehr gern und sind sehr lieb mit ihm. Ab Mitte November waren die Kinder alle Naselang krank. Wir konnten kaum mehr was unternehmen und auch konnten die KInder kaum draussen spielen. Anfangs Dezember habe ich nach dem MUtterschaftsurlaub wieder zu Arbeiten begonnen. Die Kinder sind in der Zeit bei einer Tagesmutter, die sie aber schon von klein auf kennen. Letzte Woche musste ich dann mit dem Kleinsten 3 Tage in den Spital. Seit dem ist es nun eine reine Katastrophe hier. Der Grosse beisst den Mittleren, ist auch grob zum Kleinen und lässt alle Frustrationen an mir aus. Hört gar nicht mehr wenn ich was sage und provoziert wo er nur kann.
Ich weiss gar nicht mehr wie ich darauf reagieren soll. Ich habe es mit Reden, einer Auszeit und sogar mit einem Klapps auf den Hintern (darauf bin ich gar nicht stolz) pobiert. Ohne Erfolg.

Ich merke, dass er eifersüchtig ist und es ihm auch langweilig ist. Er geht einen halben Tag in die Spielgruppe und ich versuche verzweifelt noch einen Sport den er auch ohne meine Begleitung machen kann. (da ich niemanden zum Hüten habe)

Für anregungen bin ich Ihnen sehr dankbar
mondschrein
 
Beiträge: 8
Registriert: 14.01.2008, 18:38

Beitragvon Kathrin Buholzer » 15.01.2008, 15:06

Guten Tag

Hallo und herzlich wilkommen da im Forum. Es freut mich, dass du hier gelandet bist!

Ich habe den Link von einer Mitmutter bekommen und versuche hier Tipps zu bekommen. Mein 4,5 Jähriger Sohn kostet zur Zeit alle meine Nerven.

Béryl ist ein recht ruhiger, gehorsamer Junge. Oder ehrer war. Zur Zeit ist er das ganze Gegenteil er beisst seinen jüngeren Bruder (3), hört überhaupt nicht mehr, hält Regeln nicht mehr ein und provoziert wo er nur kann.

Um welche Regeln geht es da?

Wir haben im August unseren 3. Sohn bekommen und eigentlich ging es bis jetzt super. Die beiden Grossen haben ihn sehr gern und sind sehr lieb mit ihm. Ab Mitte November waren die Kinder alle Naselang krank. Wir konnten kaum mehr was unternehmen und auch konnten die KInder kaum draussen spielen. Anfangs Dezember habe ich nach dem MUtterschaftsurlaub wieder zu Arbeiten begonnen. Die Kinder sind in der Zeit bei einer Tagesmutter, die sie aber schon von klein auf kennen. Letzte Woche musste ich dann mit dem Kleinsten 3 Tage in den Spital. Seit dem ist es nun eine reine Katastrophe hier. Der Grosse beisst den Mittleren, ist auch grob zum Kleinen und lässt alle Frustrationen an mir aus. Hört gar nicht mehr wenn ich was sage und provoziert wo er nur kann.
Ich weiss gar nicht mehr wie ich darauf reagieren soll. Ich habe es mit Reden, einer Auszeit und sogar mit einem Klapps auf den Hintern (darauf bin ich gar nicht stolz) pobiert. Ohne Erfolg.

Ich merke, dass er eifersüchtig ist und es ihm auch langweilig ist. Er geht einen halben Tag in die Spielgruppe und ich versuche verzweifelt noch einen Sport den er auch ohne meine Begleitung machen kann. (da ich niemanden zum Hüten habe)

Viele Veränderungen für einen so kleinen Knopf. Ein neues Geschwisterchen, die Familienkonstellation ändert sich, Mama hat nicht mehr so viel Zeit wie vorher, Tagesmutter, Krank, Spital...
Wichtig ist es, dass du versuchst den Fokus aufs positive zu richten. Also immer wenn er etwas tut, dass dir gefällt und dass du mehr von ihm sehen möchtest, lobe ihn und sage ihm genau WAS dir gefallen hat. "Toll, dass du so schön mit deinem Bruder gespielt hast." Pass auf dass du nicht ins neg. fällst: "Endlich mal hast du nicht mit deinem Bruder gezankt."

Es ist ganz wichtig, dass du mit deinen Kindern zusammen ein paar Familienregeln aufstellst. Besprecht miteinander, welchen Umgang ihr untereinander möchtet. Sie können selber versuchen aufzuzählen, wie man sich verhalten soll, damit es untereinander keinen Streit gibt. Schreib es so auf, dass sie wissen WAS GENAU du von ihnen erwartest, was sie tun sollen. Also nicht: „I wott nid, dass du duesch bisse“, sondern „I wott, dass du fiin, lieb, aständig bisch. Du kannst das Fehlverhalten schon aufzählen, aber schau darauf, dass du ihm genau erklärst was du von ihm möchtest.
Schreibt, zeichnet, klebt diese Regeln (3-4 sollten am Anfang reichen) auf ein Blatt. Gestalte sie so, dass sie alle verstehen und hängt sie irgendwo gut sichtbar auf. Frag sie auch, was passiert, wenn man jemanden beisst oder schlägt, wie sie sich fühlen würde, wenn ihr jemanden weh tut. Versuch auch evt. Alternativen mit ihr zu besprechen, „ i verstah, dass du mängisch wüetig bisch, was chönnt me denn mache?“.Hesch e Idee? We öpper nid das macht, wo du möchschts, was wär denn e gueti Idee, was chönntsch mache?“ Gib ihr erst Vorschläge, wenn sie selber keine weiss.

Bei Regeln musst du auch mit ihnen abmachen, was passiert, wenn sie sich nicht daran halten. Bei beissen, kratzen, schlagen usw. würde ich dir vorschlagen, den Stillen Stuhl oder die Auszeit anzuwenden.
Bei uns müssen die Kinder bei diesem Verhalten sofort in die Auszeit.
D.h du gehst zu ihm, sagst was sie falsch gemacht hast, erinnerst sie an die Regel und sagst:„Béryl, du hesch itze grad der Nico bisse, mir hei abgmacht, dass mir fiin und lieb mitenand umgöh, drum muesch du itze für 1 oder 2 Min. id Uszyt.“ Du nimmst ihn ganz ruhig und bestimmt, und bringst ihn in den Auszeitraum. Dieser sollte uninteressant sein, also nicht das Kinderzimmer, sondern das Schlafzimmer, Badezimmer…. Wenn er die festgesetzte Zeit ruhig war (es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber er muss sich einigermassen still verhalten), dann gehst du zu ihm und sagst: „du bisch itze schön still gsi, itze darfsch wieder usecho.“
Versuch nicht mehr über den Vorgang zu sprechen, sondern versuch sie wieder in eine Aktivität zu verwickeln.
Die Auszeit zeigt ihm, dass er ganz klar eine Abmachung eine Regel übertreten hat, es gibt ihr aber auch dir die Möglichkeit euch beide zu beruhigen.
Drohe nicht mit der Auszeit, deine Kinder werden sonst lernen, dass sie erst hören müssen, wenn du drohst. Das gilt allgemein bei den Drohungen. Also das berühmte „wed itze nid folgisch, denn… oder itze zelle ig no uf drü“ solltest du vermeiden.
Dein Kind lernen nämlich dabei: Ich muss erst dann hören, wenn die Mama laut wird, wenn sie schimpft, droht oder auf 3 zählt. Versuch anstatt zu drohen, das Kind zu motivieren. „Hey, wenn di itze schnäll aziehsch, denn hei mer när no gnue Zyt fürs Büechli.“ Oder „Due di itze alege und wed agleit bisch denn chasch cho ässe.“ (Nicht: wed di itze nid aleisch, de chasch nid cho ässe).

Die Auszeit vorher (also wenn es kein Problemverhalten gibt) mit dem Kind vorbesprechen und genau sagen, was passiert, wieso und wie lange man in die Auszeit muss und wann du sie wieder von der Auszeit zurückholst. Wenn du willst, kann ich dir dann dazu noch ein paar Blätter mailen.

Wichtig ist, dass du nicht alles x-mal sagst.
Wenn du möchtest, dass dein Kind etwas tut, dann folge diesen Schritten: Geh zu ihm hin (also nicht aus einem anderen Zimmer, von draussen nach drinnen…) rufen, sprich ihn mit Namen an und sag ihm genau was er tun soll: „bitte häb dini Füess abe, gang bitte ga Zähnputze…“ (auch hier, immer sagen, was er tun soll, was du von ihm möchtest).
Warte ca. 5 Sekunden und gib ihm Zeit zu gehorchen.
Bleib in der Nähe und beobachte ihn.
Wenn er macht, was du gesagt hast, dann lobe ihn.
Wenn nicht dann gib ihm die Anweisung noch einmal.
Wenn er wieder nicht gehorcht, dann musst du eine logische Konsequenz folgen lassen. ( also irgendetwas, welches mit seinem Verhalten in Zusammenhang steht. Ihn aus der Situation entfernen, das Spielzeug, den Teller einen Moment wegnehmen, keine Geschichte vorlesen usw.). Sag ihm immer wieso du es tust, drohe nicht, sondern tu es einfach. Wichtig ist, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibst es wieder zu üben. Entferne das Spielzeug nur für ca. 5-30 minuten und gib sie ihm dann wieder. Wenn es keine Konsequenz gibt, oder das Problemverhalten schon etwas schlimmer ist, dann setze ihn für eine bis 2 Minuten auf den stillen Stuhl. Er muss dann kurz auf einen Stuhl, Treppe, Boden sitzen, sich beruhigen, kurz nachdenken und du holst ihn dann wieder. (Wie bei der Auszeit). Wenn er nicht still ist, dann bring ihn in die Auszeit. Sag ihm warum: „du bisch nid still gsi, drum muesch itze e moment id uszyt/timeout ids zimmer.

Versuch wenn immer möglich wertvolle Zeit mit deinen Kinder zu verbringen. Wenn sie dich z.B nach etwas fragen, sie dir etwas zeigen wollen oder möchten, dass du schnell zu ihnen kommst, dann lege deine Sachen (wenns grad passt) schnell zur Seite und widme dich ihnen ein paar Sekunden. Im Alltag vergisst man das leider immer wieder: "I muess no schnäll d Wösch ufhänke, muess no hurtig telefoniere usw..."
Probiere auch mit dem grösseren immer wieder Momente zu finden, in denen du mit ihm allein etwas machen kannst. (ein Spiel, etwas zeichnen, Geschichte erzählen). Evt. darf er am Abend ja eine Viertelstd. länger aufbleiben und dann hast du dort ein paar Minuten Zeit für ihn allein. Evt. kannst du auch mal an einem Samstag Nachmittag mit ihm allein etwas unternehmen, oder dein Mann und du, ihr macht mit dem grösseren Mal wieder etwas alleine.
Ich weiss, dass es schwierig ist mit drei Kindern allen gerecht zu werden, deshalb versuch auch immer wieder ihn in deine Arbeiten mit einzubeziehen. Wenn du z.B am putzen bist, gib ihm einen nassen Lappen und er kann z.B die Türen abwischen. Lass ihn in der Küche helfen, beim Tisch decken usw.
Versuche auch ihm ein paar Spielmöglichkeiten parat zu haben, mit denen er selber hantieren und seiner Fantasie freien lauf lassen kann. z.B eine Krimskramskiste mit wertlosem Material (Schnur, farbige Bändeli, Korkzapfen, Papier, Verpackungsmaterial usw.) Oder eine Verkleiderlikiste mit Hüten, Stoffen, Schuhen, Kleidern, leere Kartonschachteln mit denen er ein Haus, ein Schiff, eine Höhle basteln kann. Du musst ihm nicht immer ein Programm bieten, sondern ihm nur aufzeigen, was es für Möglicheiten gibt und er kann dann selber entscheiden, was er damit anfangen will.


Für anregungen bin ich Ihnen sehr dankbar

Am besten druckst du dir das, was ich geschrieben habe aus und liest es dir in Ruhe durch. Melde dich einfach wieder bei Fragen, wenn du etwas nicht verstanden hast. Am besten schreibst du mir immer grad Beispiele von Situationen auf, dann kann ich dir am besten Tipps geben. Gib mir mal ein Feedback, wies geklappt hat, ok?

Liebe Grüsse
Kathrin
Kathrin Buholzer
Site Admin
 
Beiträge: 2022
Registriert: 04.06.2007, 00:33
Wohnort: Münsingen


Zurück zu Kinder 0-6 Jahre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste